Weißes Rauschen oder Die sieben Tage von Bardorf. Uli Wittstock
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Название: Weißes Rauschen oder Die sieben Tage von Bardorf

Автор: Uli Wittstock

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783954627929

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СКАЧАТЬ Er hasste es, dort sitzen zu müssen.

      „Hat er dir die Eichel tätowiert oder warum hat das so lange gedauert?“

      Holger Wirtz schob die Couverts in eine Tasche unter dem Sitz. Er sprach wie immer leise.

      „Wie oft soll ich dir das noch sagen. Wir sind ein Service-Unternehmen. Und da gehört die Kommunikation mit dem Kunden dazu. Warum fahren wir eigentlich nicht los?“

      „Ich will sehen, wer da bei der Thai-Mieze war.“

      „Der Tätowierer sagt, das ist ein Geheimbulle. Kommt jeden Montag. Blümchensex, legt für Streicheln noch einen Zehner drauf. Das ist der Vorteil bei richtigem Service: Die Leute reden mit mir, auch ohne dass ich ihnen die Arme breche.“

      Von der Bahnhofstraße fuhren sie jetzt hinüber zum Hanseplatz, hielten kurz vor dem Vierundzwanzig-Stunden-Markt, wo Holger Wirtz eine Cola kaufte, dann ging es weiter zum Netzpoint. Der Inhaber war möglicherweise ein Araber, vielleicht aber auch ein Asiat oder Europäer, so richtig wusste das niemand im Viertel. Hingegen wussten alle, dass die gebrauchten Handys in der Auslage nicht der wirkliche Geschäftszweck des Ladens sein konnten, denn die Modelle wirkten so altertümlich, dass es fraglich schien, ob die klobigen Akkus überhaupt noch ein paar Millivolt Strom bei sich halten würden. Womit der schweigsame Mann hinter der verstaubten Auslage stattdessen seinen Lebensunterhalt bestritt, war also Anlass für zahlreiche Spekulationen und Gerüchte. Der Chef schien jedenfalls einigen Respekt zu haben, denn er hatte das Team angewiesen, einen betont höflichen Umgangston mit dem Inhaber zu pflegen, was auch deswegen eine Herausforderung war, weil der Mann noch nie etwas gesagt hatte.

      „Entschuldigung. Wir sind leider etwas aufgehalten worden.“

      Holger Wirtz brauchte nur fünf Schritte von der Ladentür zur Verkaufstheke. Der Mann saß wie immer auf einer Art Barhocker hinter einem alten Bildschirm, auf dem für gewöhnlich Programmzeilen flackerten. Das Couvert lag schon auf dem Tisch. Holger Wirtz griff danach.

      „Dann wünsche ich noch einen schönen Feierabend.“

      „Ich habe gestern Abend einen braunen Transporter gesehen.“

      Holger Wirtz drehte sich überrascht um. Der Mann hatte eine fast kindliche Stimme und sah ihn mit einem leichten Lächeln an. „Danke für die Hinweis“, sagte Holger Wirtz und verließ den Laden.

      „Wir müssen noch mal in die Drei Goldenen Kugeln“, sagte er, als er zu den beiden anderen in das Auto stieg.

      „Und kein Wort zum Chef.“

      Inzwischen war es so dunkel geworden, dass auch der geizigste Wirt sein Neon eingeschaltet hatte. Die drei goldenen Kugeln leuchteten über einem Eingang, der links und rechts von zwei Recken aus Gips und Plastik gesäumt war. Die echten Aufpasser warteten jedoch hinter der Tür, bullige junge Männer, aus deren zu kurzen Anzugjacken die Tattoos herauswucherten.

      „Wir nehmen den Kundenparkplatz“, sagte Wirtz und der dicke Erik Karipke lenkte den Transporter in eine dunkle Einfahrt. Der Kundenparkplatz war noch nicht sehr voll.

      „Umdrehen und warten“, sagte Holger Wirtz zu Karipke, tippte Dudeck dann auf die Schulter und sie gingen zum Hintereingang, vorbei an den Gemüsekisten, bei denen es immer nach Urin stank, weiter an den Boxen für Frischfisch und Pasta, die drei Stufen hinauf bis zur Tür, die in die Küche führte, grußlos vorbei an den Herden und Fritteusen, dann rechts an der Spüle entlang bis zu einer Tür mit der Aufschrift „Geschäftsführung“, die Holger Wirtz ohne anzuklopfen öffnete.

      „Was wollt ihr denn schon wieder hier?“

      Alex Striese hatte seine Brille in die Stirn geschoben und eine Hand auf einem Stapel Rechnungen, während er mit der anderen auf einem Taschenrechner tippte.

      „Wie immer kommt ihr ungelegen.“

      Die Drei Goldenen Kugeln gehörten direkt in die Firmengruppe des Chefs, sodass alle hier im Raum auf Augenhöhe miteinander redeten.

      „Hast du irgendetwas gehört wegen gestern Abend?“, fragte Holger Wirtz. Alex Striese ließ sich mit der Antwort Zeit. Er blätterte in seinen Unterlagen und tippte weitere Zahlen. Dann sagte er: „Ich weiß ja nicht, was euer Auftrag war, das Geld hat der Typ aber heute nicht vorbeigebracht. Das ist sicher.“

      Holger Wirtz sah ihn überrascht an.

      „Hast du heute noch keine Nachrichten gehört? Der Typ ist tot. Das läuft auf allen Kanälen.“

      Alex Striese grinste.

      „Da habt ihr jetzt aber ein Problem oder? Ihr und euer brauner Transporter.“

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