Название: Norderende
Автор: Tim Herden
Издательство: Автор
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783954623686
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Rieder stellte Damp und sich vor. Damp war hinter Rieder in den engen Vorführraum getreten. Eigentlich war für ihn gar kein Platz mehr. Die Abluft der immer noch heißen Projektoren nahm ihm den Atem und trieb ihm den Schweiß auf die Stirn. Außerdem bekam er Platzangst. Er quälte sich wieder zurück zur Tür. „Ich warte einfach draußen. Außerdem muss die Aussage von Frau Ekkehard noch aufgenommen werden.“ Damp drehte sich um und marschierte hinaus.
Rieder wandte sich den beiden Zeugen zu. „Sie haben also den Toten entdeckt?“
Birte und Markus berichteten, wie sie auf den Pfad abgebogen waren, sich auf den Kahn gesetzt hatten und Birte mit dem Fuß an den Toten gestoßen war. Danach waren sie zum Zeltkino gerannt. Dort hatten sie Dora Ekkehard von ihrem Fund erzählt. Die Kinofrau hatte dann gleich versucht, den Inselarzt zu erreichen.
„Als der Arzt da war, sollten wir hier warten. Und sie ist mit ihm zu dem ... Toten“, erzählte Birte. „Sie kam noch einmal zurück, um uns Bescheid zu sagen, dass sie die Polizei holen müsste. Seitdem sitzen wir hier.“
„Ist Ihnen sonst noch etwas aufgefallen? Vor oder nach der Vorstellung?“
Beide sahen sich an und schüttelten dann den Kopf. „Wir wollen einfach nur nach Hause“, bat Birte ängstlich. „Das war so schrecklich. Wie er da lag.“ Die Frau war den Tränen nah.
„Ich kann Sie verstehen. Aber ich habe leider noch ein paar Fragen. Gab es einen Grund für Ihren Ausflug ins Strandwäldchen? Der Weg endet doch da einfach.“
Birte und Markus erröteten leicht und schauten betroffen auf den Fußboden. Markus fand zuerst die Sprache wieder. „Wir wollten noch ein bisschen allein sein.“ Er machte eine kurze Pause. „Nach dem Film!“
„Aber da hätten Sie doch auch an den Strand gehen können?“
„Ich meinte, völlig allein.“
„Mensch! Sind Sie so schwer von Verstand!“, platzte es aus Birte wütend heraus. „Warum will man allein sein? Im Dünenwald? Mondlicht. Sternenhimmel. Mein Gott!“
Rieder musste grinsen, ein wenig auch über seine eigene Begriffsstutzigkeit. „Schon klar. Und auf dem Weg dorthin? Ist Ihnen da jemand begegnet?“
Beide schüttelten den Kopf.
„Waren Sie davor schon mal dort?“
„Ja, ich“, antwortete Birte. „Im vergangenen Jahr habe ich dort ein paar Fotos von dem Boot gemacht. Es sah so schön aus, wie es von dem Efeu so langsam überwuchert wurde. Zwei Zweige rankten sich über den Kiel ...“
„Haben Sie die Fotos noch?“
„Klar.“
„Hier?“
„Ich müsste nur auf meinem Computer nachschauen. Den habe ich im Häuschen.“
„Ach, Sie wohnen hier auf der Insel?“
„Nein, wir sind im Urlaub bei Freunden, deren Familie hier auf der Insel ein kleines Ferienhäuschen besitzt. In der Dünenheide.“
„Das wäre nett. Bliebe noch die Frage: Kannten Sie den Toten?“
Markus schüttelte den Kopf. „Nein! Wir kennen hier auf der Insel niemanden außer unseren Freunden.“
„Und in der Dunkelheit haben wir doch auch gar nichts richtig gesehen“, ergänzte Birte.
„Woher wussten Sie denn, dass er tot ist?“
„Das wussten wir doch nicht! Wir sind einfach losgerannt. Hierher, um Hilfe zu holen. Das haben wir Ihnen doch schon gesagt“, erklärte Markus, der langsam ungeduldig wurde. „Könnten wir endlich nach Hause? Unsere Freunde werden sich schon Sorgen machen.“
„Klar. Wir bringen Sie hin. Dann weiß ich auch gleich, wo ich Sie finde, damit Sie die Aussage unterschreiben können und falls es noch ein paar Fragen gibt.“ Rieder notierte die Telefonnummern. Die beiden würden noch bis Ende der Woche auf der Insel bleiben.
Damp hatte inzwischen die Aussage von Dora Ekkehard aufgenommen. Die Polizisten verglichen kurz ihre Notizen. Sie stimmten überein.
Auch die Kinofrau drängte zum Aufbruch. „Ich würde dann auch gern die Bude zumachen. Wenn es nichts weiter gibt ...“
„Momentan nicht.“ Rieder und Damp verabschiedeten sich von ihr. Sie ließen Birte und Markus in den Polizeiwagen einsteigen und fuhren davon.
„Was nun?“, fragte Damp. Sie hatten das Pärchen bis zum Häuschen ihrer Freunde gebracht. Es lag versteckt hinter ein paar Bäumen am Beginn der Dünenheide, ziemlich nah am Strand. In dem Holzhäuschen hinter den schmalen Birkenbäumen hatte noch Licht gebrannt. Rieder wäre am liebsten mit reingegangen, um sich die Fotos von dem Boot anzusehen und sie irgendwie zu kopieren. Sie wären ein guter Abgleich für Behm, wenn er morgen den Tatort besichtigen würde. Doch dann hatte er die geplagten Gesichter von Birte und Markus im Rückspiegel gesehen.
Damp trommelte aufs Lenkrad und sah auf die Uhr: „Gleich eins.“
„Was ist mit der Frau von Herrn Stein?“
Damp seufzte. „Muss das noch sein? Hat das nicht Zeit bis morgen?“
„Nein! Das muss sein. Wo wohnen die Steins?“
Statt einer Antwort wendete Damp den Wagen. Seine Wut ließ er beim Rangieren am Gaspedal und an der Bremse aus. Rieder wurde kräftig durchgeschüttelt. Die Hinfahrt über den Sandweg zum Haus der Freunde von Birte Seige und Markus Kasan war im Vergleich zur Rückfahrt eine Spazierfahrt gewesen. Jetzt gab Damp alles. Er bretterte durch die Kuhlen. Rieder hielt sich krampfhaft am Griff am Wagendach fest und streckte die Füße gegen den Boden. „Geht es auch etwas langsamer?“
Damp reagierte nicht. Über den Deichweg ging es in hohem Tempo bis zum Wiesenweg. Dort bogen sie links ab und fuhren durch das nächtliche Vitte, am Hafen und am Rathaus vorbei nach Kloster. Kein Mensch war mehr unterwegs. Alle Fenster waren dunkel. Die Insel wirkte wie ausgestorben.
Am Platz vor dem Inselmuseum in Kloster bremste Damp scharf. „Da wären wir.“
Rieder konnte nichts erkennen. Da war nur das Inselmuseum. Da würde Stein wohl nicht wohnen. Der alte Anker. Rechts der kleine Kiosk. „Was soll das?“, fragte Rieder irritiert.
Damp zeigte nach vorn: „Da ist es.“
Rieder schaute genauer hin. Und wirklich, da war ein Gartentor. СКАЧАТЬ