Die List der Schildkröte. Elisabetta Fortunato
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die List der Schildkröte - Elisabetta Fortunato страница 7

Название: Die List der Schildkröte

Автор: Elisabetta Fortunato

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783946435860

isbn:

СКАЧАТЬ was denke ich denn?«

      »Tommà, wir haben nur geredet, ehrlich.«

      »Worüber denn, über die Gästeliste?«

      »Was meinst du mit Gästeliste?«

      »In Deutschland ist Polygamie noch immer verboten.«

      »Bist du verrückt geworden?«

      Ihr Chef lachte vor sich hin.

      »Ist etwas mit dem Ring?«, fragte Giovanna.

      Tommasos Lachen nahm zu.

      Draußen schneite es noch stärker als am Morgen, ein ärgerlicher Wind wirbelte die Flocken hoch und blies sie wie spitze Steinchen in ihre Gesichter. Vorsichtig stiefelten sie auf die Straße zu. Die Einfahrt war voller Schnee, Tommasos Fußspuren schon fast unsichtbar.

      Sie erreichten das Einfahrtstor und drehten nach rechts, darauf bedacht, nicht die überhängenden, mit Schnee bedeckten Äste aus dem Garten zu streifen. Direkt an der Hausmauer stießen sie mit zwei Männern zusammen, die ihnen eilig entgegenkamen. Der eine war lang und krumm, der andere klein und bullig. Beide trugen altmodische Lederjacken mit Bündchen und Wollmützen auf dem Kopf. Die Männer wichen ihnen aus und wechselten wortlos die Straßenseite, einen mürrischen Gesichtsausdruck auf den südländischen Gesichtern.

      Giovanna war ausgerutscht und nur dank Tommaso nicht hingefallen. Jetzt tat ihr das Knie weh.

      »Hast du das gesehen? Nicht mal eine Entschuldigung. Was sind das nur für Leute?«

      »Zigeuner und Diebe, habe ich dir doch gesagt.«

      »Hör auf, du machst mir Angst.« Sie schaute zurück. Die Männer waren im Schneetreiben nicht mehr zu sehen.

      »Also gut, dann sag mir, wo ihr leben werdet.«

      »Was?«

      »Natürlich bestehe ich drauf, dein Trauzeuge zu sein.«

      Giovanna blieb abrupt stehen und löste sich von seinem Arm. »Warum machst du dich über mich lustig? Du weißt doch, dass ich das nicht mag.«

      Auch Tommaso war stehen geblieben. Ungläubig starrte er sie an. »Du weißt tatsächlich nicht, was er bedeutet.«

      Dann begann er so laut zu lachen, dass sich einige Passanten nach ihm umdrehten. Das Lachen nahm geradezu hysterische Züge an und es fehlte wenig, dass sie ihn vor den schmutzigen Kastenwagen geschubst hätte, der langsam an ihnen vorbeifuhr. Sie musste die Stimme erheben, um gegen sein Lachen anzukommen.

      »Sag mir endlich, was der Ring bedeutet!«

      Tommasos Anfall ebbte nur langsam ab. Er fuhr sich mit den Handschuhen über die tränennassen Augen, zog die Nase hoch und räusperte sich mehrmals. Dann sah er Giovanna fest in die Augen und gratulierte ihr mit feierlicher Stimme zur erfolgten Verlobung.

K5

      »Das ist nicht wahr, oder?« Giovanna hob den Kopf von dem Brief, der wie eine schleimige Kröte zwischen ihnen drei auf dem Besprechungstisch lag und schaute Tommaso und Joschka ungläubig an.

      Konzentriert unterzog Joschka die Zimmerdecke des Verlags einer vertiefenden Inspektion, während Tommaso die Härchen auf seinen Händen zu zählen schien. Sie griff nach seinem Arm. »Wie konntest du den Brief nur verschlampen, Tommà?«

      »Mäßige deine Worte, Giovanna! Ich habe ihn lediglich ungeöffnet zu den Bankauszügen gelegt.«

      »Aber …«

      »Nichts aber. Ich habe einfach nicht gedacht, dass er wichtig sein könnte.«

      »Du bist doch vor ein paar Monaten mit unserem Bankberater essen gegangen. Wenn ihr nicht über seine Verrentung gesprochen habt, vorüber dann?«, fragte ihn Joschka.

      »Selbstverständlich über die Arbeit des Verlags, die er sehr schätzte. Er hat uns immer unterstützt … und vertraut.«

      »Wieso …?«

      »Das ist ein guter Anfang, Giovanna! Wieso hat nicht er sich an die Ablauffrist erinnert, wo er doch unseren letzten Kreditvertrag unterschrieben hat? Eh?«

      »Spinnst du? Das war vor fünf Jahren!«, protestierte Joschka.

      »Als Teilhaber von InternazionARTE Verlag ist es auch deine Pflicht …«

      »So kommen wir nicht weiter!«, rief Giovanna in die Runde. »Seid still, ich will den Brief noch einmal lesen.«

      Sie atmete tief ein und zog das unselige Schreiben zu sich.

      Es gäbe qualche problemino mit der Bank, hatte ihr Freund zwischen zwei pikanten Fragen über Sonny gesagt, sie bräuchten ihre Hilfe. Allein diese Formulierung ›ein paar kleine Problemchen‹ hätte sie hellhörig werden lassen müssen. Statt ins Liebieghaus zum Professor war sie mit Tommaso direkt in den Verlag gefahren, wo Joschka schon wartete. Dass sie nicht lachte! Eine Katastrophe war das und ihre Freunde waren offenen Auges hineingelaufen.

      Leider änderte auch das zweite, und danach ein drittes Lesen, nichts am Inhalt des Schreibens. Die Kreditlinie des Verlags lief in einem Monat aus und ein Folgekredit konnte, wegen der neuen europäischen Vergaberichtlinien, nicht mehr unter den bisherigen Bedingungen genehmigt werden. Die Bank benötigte zahlreiche Unterlagen, damit die Bewertungs- und Vergabefristen gewahrt werden konnten. Ansonsten würden bei Vertragsablauf die auf der folgenden Seite zusammengerechneten Verbindlichkeiten fällig.

      Giovanna schauderte, als stünde sie ohne Mantel mitten in einem Schneegestöber. Dass die finanzielle Situation des Verlags schlecht war, hatte sie die ganzen Jahre an den mageren Einkünften erkannt. Doch dass die Schulden im hohen, sechsstelligen Bereich lagen, hatte sie nicht einmal geahnt. Was sie genau wusste war, dass Tommaso und Joschka das Geld nicht hatten, falls sie den Kredit zurückzahlen mussten.

      Ohne ihre wachsende Verärgerung zu verstecken, stand sie auf, lief ans Fenster, dann wieder zurück. Nicht ohne einige herumliegende leere Kartons mit ein paar Fußtritten aus dem Weg zu räumen. Dieser Schlamassel hätte verhindert werden können, wären ihre zwei Chefs nur ein wenig ordentlicher und organisierter. Einen Brief von der Bank nicht lesen! Was würde aus ihnen, wenn sie InternazionARTE verließ? Die beiden saßen noch am Tisch, hatten sich aber voneinander abgewendet. Jeder schaute in eine andere Ecke. Ihr schien, als seien sie in der letzten halben Stunde geschrumpft, so, als hätte die Hiobsbotschaft sie niedergedrückt. Tommaso und Joschka hatten ihr ganzes Geld und all ihre Kräfte in ihren kleinen Verlag gesteckt, aus der Überzeugung heraus, dass politische, gesellschaftliche und finanzielle Ungerechtigkeiten beim Namen genannt und öffentlich gemacht werden mussten. Der Verlag durfte unter keinen Umständen geschlossen werden!

      Giovanna verglich noch einmal die Daten und rechnete nach. Ihren Freunden blieb genau eine Woche, um die geforderten Unterlagen – die es alle nicht gab! – zu erstellen und diese dem Steuerberater zum Prüfen und Ergänzen zu geben. Gleichzeitig musste ein Termin mit der neuen Beraterin vereinbart werden, um sie von der Kreditwürdigkeit von InternazionARTE zu überzeugen. Kurz kam ihr das eigene Konzept in den Sinn, das sie noch für das Vorstellungsgespräch vom nächsten Tag vorzubereiten hatte. Die Zeit wurde СКАЧАТЬ