Aus der Demut zur Freiheit und Liebe (Gottes). Hannes Kerfack
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СКАЧАТЬ Aktivität vorherrscht und die Menschen selbst Pfarrer und Anleiter werden. Das unterstützt den eigenen, pastoralen Arbeitsalltag und macht eine lebendige Gemeinde aus. Die Chance, dass uns Gott in der Welt leiten kann, liegt vielleicht darin, die Ehrenamtlichen zu schätzen, die es ihrem Charisma nach tun, um charismatisch aufzutreten und Geist weiterzugeben. Davon können wir uns tragen lassen. Vielleicht lassen wir das einmal stehen: Zwar werden gewisse Kompetenzen in der Welt und zur Welt gefordert, das hat Luther auch schon gesagt, aber sie sollten zum Wohl der Anderen und zum Geistwecken der Anderen genutzt werden. So kann die Kirche als Ganzes auch wieder Gott zugewendet sein. Weiterhin sind geistliche Kompetenzen, menschliche Stärken und Schwächen, unabgeschlossen, um einen Ausgleich zu finden und alle Kontexte zu bedenken.

      27 Diese Begriffe sind in der Aufnahmeverordnung zum Vikariat in der Nordkirche aufgeführt.

      28 Ich habe mich aufgrund der (doch mehr negativen) Erfahrungen mit der Kirche gegen ein Vikariat entschieden und sah das Theologiestudium zumindest in diesem Sinn als einen Irrweg an und entschied mich danach für ein anderes Studium, in eine andere Richtung, die des Lehramtes oder der Bibliotheken, u.a. weil ich kein Leuchtturm mit einer stringenten Vorstellung von Glauben sein wollte, dann nur bestimmte christliche Vorstellungen vertreten muss und das nicht will, weil sie in der säkularen und pluralen Gesellschaft keinen Platz mehr haben, z.B. in der Frage der Einheit der Eschatologie, des alleinigen Glaubens an die Auferstehung Jesu Christi oder des einen Heils durch ihn, was ich entschieden ablehne.

      29 Das ist eine Grundformel der Theologie beziehungsweise Religionspädagogik, zwischen Tradition und heutiger Lebenswelt zu vermitteln. In der Systematischen Theologie wird nach der Rechtfertigung und Aktualisierung der christlichen Tradition angesichts einer sich verändernden Lebenswelt gefragt. Lebenswelt ist ein sehr weiter und umfassender Begriff, der von Hobbies, Sozialisationen, Gewohnheiten, Ritualen usw. reicht, und kaum definiert werden kann.

      30 Theologie und Wissenschaft sind daher, wie hier, immer auf einen Ausgleich bedacht, dass man beide Seiten und mehrere Kontexte beachtet, ohne barbarisch eine Meinung allein zu vertreten.

       Zeit und ohne Zeit

      Einführung: Ein Brainstorming: Was ist Zeit?

       begrenzt, abschließend, kostbar, schnell, beängstigend, unbegrenzt

      Ich erinnere (an dieser Stelle fällt mir die Seminarstunde zu Christoph Ransmayr ein, wo ein "Ich erinnere mich" die Struktur zwischen Außen und Innen, also das was ich auf meiner Entdeckungsreise sehe, in meiner Erinnerung wiederspiegele und sich dadurch Sinn erschließt: Ich verstehe das nun besser, was ich sehe!) mich an folgende Begebenheit, indem ich einem Professor erzählte, dass die Studienzeit irgendwann an ihr Ende kommt und es nach dem Examen quasi "keine Rückfahrkarte" mehr gibt. Für mehr reichen die staatlichen Mittel nicht. Ein Student kostet ein Vermögen. Das ist aber auch eine Möglichkeit, Anderen eine Chance zu geben, an ihrer Bildung zu arbeiten und nicht nur an sich selbst zu denken. "Lass es gut sein" (Friedrich Schorlemmer) betont auch das Ende von Lebensabschnitten, nicht nur vom Leben überhaupt, finde ich. Der Körper erneuert sich wenigen Jahren einmal komplett. Wir sterben ständig und leben wieder.31

      Ein zweites Abitur ist nicht möglich, es sei denn, Sie möchten einmal Dr. Johann Pfeiffer spielen, der im Film "Die Feuerzangbowle" von 1944, wieder die Schulbank drücken möchte, weil er als Kind von einem Privatlehrer unterrichtet wurde und den witzigen Schulalltag oder Lehrerschelten nicht kennen lernte. Ich finde diese Idee, Vergangenheit in die Zukunft oder Gegenwart zu holen, höchst interessant und die Zeitrechnung dadurch ausgetrickst wird. Zeit ist relativ. Ich kann mich erinnern und wiederholen so viel, wie ich will, solange es rechtlichen Maßstäben entspricht und niemanden damit geschadet wird. Z.B. sind kirchengeschichtliche Quellen, die man in der heutigen Zeit durch Editionen wieder ins "Leben ruft", ja quasi auch ein Import aus der Vergangenheit, um sie besser zu verstehen. Grenzen gibt es natürlich bei extremen Beispielen (wie der Nationalsozialismus), solange sie nicht missbraucht, sondern für Bildungs- und Aufklärungszwecke genutzt werden. Das heißt: Wir können auch aus der Geschichte lernen, um vielleicht etwas für die Gegenwart zu gewinnen und Fehler zu beheben. Der zweite Weltkrieg löste eine Friedensdebatte aus und die Gründung der UNO als dauerhafte Sicherung des Weltfriedens und der Menschenrechte aus. An manchen Stellen ist das auch schief gegangen. Der 1. Weltkrieg galt als "Urkatastrophe des 20. Jh.", weil die Sicherung des Friedens durch den Versailler Vertrag (Gebietsabtretungen führten zur Bildung von Minderheiten, die gegen ihren Willen in die neuen Länder eingegliedert wurden) nicht funktionierte. Die Reparationszahlungen verstärkten den Unmut noch oder die alleinige Schuld der Deutschen an der Kriegsschuld als Vorwurf. Manche Unglückfälle, wie der unverfügbare Betriebsunfall "Hitlers", was aber kritisch gesehen muss (er kam in eine Zeit hinein, die den notwendigen Nährboden für die Demagogie bot), entstanden dadurch. Wahrscheinlich wäre jemand anders gekommen, wäre Hitler für den Hochverrat nach dem ersten Putschversuch 1923 länger im Gefängnis gewesen. Also Zeitrechnung ist in diesem Sinne gut und schlecht, weil vergangene Zeit sinnvoll gedeutet werden kann, aber sie kann auch verheerend sein, wenn nicht gut genug darüber nachgedacht wird, was mit den Entscheidungen der Gegenwart für die Zukunft erreicht werden soll.

      Es gibt natürlich Grenzen bei der Komik. Ich habe diese Grenzerfahrung, fast schon Kasualerfahrung, also ein ritueller Abgang aus der Schulzeit mit Anlass zur Feier und gleichzeitigem Übertritt in die Studien-, Ausbildungs-, oder Berufszeit, immer eher kritisch gesehen. Klar ist, dass die Schulzeit nicht in ihrer ursprünglichen Form wieder kommt. Diese Erfahrung ist mir daher nicht neu. Zeit ist unumkehrbar? Ja und Nein. Natürlich werde ich nicht jünger und kleiner. Das werden wir alle nicht, jedenfalls aus körperlicher Perspektive, wobei das auch kritisch gesehen muss. Viele Menschen werden im Alter wieder zu Kindern. Die Zeit, die Vergangenheit, holt sie wieder ein. Und das ist eine Erfahrung, die man nicht nur als älterer Mensch macht, sondern auch, wenn einem Menschen aus der Vergangenheit begegnen, die einen lange begleitet haben. Zeit ist nicht unbedingt begrenzt. Physikalisch gesehen dagegen schon: Zeit ist unumkehrbar und ein vorwärts gerichteter Prozess. Die Materie, die Wolken am Himmel, wird und werden niemals wieder genau dieselben sein. Alles fließt dahin, auch die Wolken, wie das Leben. Keine Lebenssekunde gleicht der anderen. Oder zumindest nähern sich unterschiedliche Lebenssekunden aneinander an. Im Gefängnis sind die Tagesabläufe ziemlich ähnlich (Zellenaufenthalt, Ausgang, Zellenaufenthalt, Essen, Gemeinschaft, manchmal ein Gefängnispfarrer oder ein Besuch). Routinen machen Lebenssekunden ähnlich, aber doch niemals gleich, wenn man die äußere Umwelt dazu nimmt (wie die Wolken). Routinen schaffen nicht nur Sinn (Resozialisierung im Gefängnis), sondern vielleicht auch Langeweile. Deshalb: Aus dem Kleinen das Beste machen. Und aus dem, was man mehr hat, also die Möglichkeiten, die jeder hat, das Beste und noch mehr machen. Denn: Zeit ist begrenzt. Wir wissen nicht, was nach unserer Lebenszeit kommen wird. Wir hoffen darauf, dass Gott uns an die Hand nimmt, im Schatten des Kreuzes ins Licht der ewigen Zeit. Irdische Lebenszeit, das Geschenk Gottes für mich, ist daher so kostbar. Auch wenn ich einmal in einem Seminar sagte, dass unser Leben etwas Verborgenes und Unverfügbares umgibt. Wir entscheiden nicht darüber, warum wir gerade an diesem oder jenem Tag (xx.xx.xxxx) geboren werden. Vielleicht nicht mal unsere Eltern, die uns zu einem bestimmten Zeitpunkt in die Welt setzen wollen, zufällig oder gewollt. Auch die neun Monate, die vergehen müssen, bis wir das Licht der Welt erblicken, sind eine physikalische Größe. Zeitrechnung ist relativ. Es gab und gibt viele Formen von Zeitrechnung und Kalendern in der Menschheitsgeschichte. Z.B. wurde im alten Rom der Tag in 12 Stunden eingeteilt und bis zur julianischen Reform durch Caesar die Zeitrechnung über die Bahn des Mondes gerechnet. Da der Mond knapp 28 Tage braucht, um die Erde zu umrunden, gehen nach heutiger Zeitrechnung mehrere Tage verloren. Auch muss immer im Rückblick die Zeit neu berechnet werden. Also in welchem Jahr nach römischer Zeitrechnung (ab urbe condita) war der Tod Caesars und in welchem nach heutiger Zeit (44 v. Chr.)? Zeitrechnung ist in diesem Punkt ein Spannungsfeld. Aber klar: Der Mond und die Erde drehen sich immer weiter, egal wie die Zeitrechnungen diese Drehzeit messen. Die Jahreszeiten kommen durch die Erdneigung ja auch immer wieder. Also: Geht das Leben immer weiter und das bleibt immer gleich, СКАЧАТЬ