Название: Arztroman Sammelband 8 Romane Februar 2020
Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Короткие любовные романы
isbn: 9783745211849
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Ingemar und Patrick Kress waren nicht nur Vater und Sohn, sondern auch Geschäftspartner, Vertraute und Freunde, die keine Geheimnisse voreinander hatten, und so blieb es auch nicht aus, dass Patrick (nachdem er dreimal mit Katja aus gewesen war) seinem Vater im großen, mahagonigetäfelten Salon eröffnete: „Ich habe mich verliebt, Papa.“
„In dieses Mädchen von der Begleitagentur?“, fragte Ingemar Kress. Sein Sohn hatte ihm gleich nach dem ersten Abend, den er mit Katja Arndt verbracht hatte, enthusiastisch von ihr erzählt.
Patrick nickte. „In Katja, ja. Ich bin noch nie mit einer schöneren, gebildeteren und unterhaltsameren Frau zusammen gewesen.“
Ingemar Kress lächelte. „Deine beiden Ehefrauen waren auch nicht gerade hässlich, dumm und langweilig.“
„Katja stellt sie mit Leichtigkeit in den Schatten. Wenn ich mit ihr zusammen bin, fühle ich mich wie im siebten Himmel.“
Ingemar Kress wiegte mit bedenklicher Miene den Kopf. „Junge, dich scheint es ja wirklich schlimm erwischt zu haben.“
Patrick lachte. „Schlimmer geht’s nicht mehr.“
Sein Vater zog die buschigen weißen Augenbrauen zusammen. „Das macht mir Angst.“
„Wieso?“
„Du investierst zu viel Gefühl in diese Sache“, befand Ingemar Kress. „Für Katja Arndt ist das nur ein Job.“
„Das glaube ich nicht.“ Patrick schüttelte energisch den Kopf. „Es ist bestimmt viel mehr für sie.“
Der alte Mann legte seinem Sohn den Arm um die Schultern. „Sie ist verheiratet und liebt ihren Mann. Das hast du mir selbst erzählt. Widrige Umstände zwingen sie zu diesem Job, den sie niemals ausüben würde, wenn sie nicht müsste. Willst du dich in eine intakte Ehe drängen?“ Er sah Patrick ernst an. „Du weißt, dass du das nicht darfst, dass du dazu kein Recht hast. Wer von purem Egoismus getrieben eine Ehe zerstört, die heil und in Ordnung ist und ein Leben lang halten könnte, hat einen miserablen Charakter, und ich glaube nicht, dass du den hast. Du bist wie ich, aufrecht, geradlinig und ehrlich. Männern wie uns widerstrebt es, Unrecht zu tun. Aber nehmen wir an, es würde dir gelingen, Katja so sehr zu verwirren, dass sie ihren Mann verlässt. Du würdest mit ihr nicht glücklich werden, mein Junge. Diese Sünde würde immer zwischen euch stehen und ein Verschmelzen eurer Herzen niemals zulassen.“
Patrick schwieg. Er wusste, dass sein Vater recht hatte.
„Darf ich dir einen sowohl väterlichen als auch freundschaftlichen Rat geben, mein Junge?“, fragte der weißhaarige Mann.
Patrick sah ihn abwartend an.
„Lass Katja in Ruhe“, sagte Ingemar Kress. „Amüsiere dich mit einem anderen Flamingo-Mädchen.“
Patrick schlug die Augen nieder, schüttelte langsam den Kopf und sagte leise: „Tut mir leid, Vater, das kann ich nicht mehr, seit mir Katja begegnet ist.“
37
Ende der Vormittagssprechstunde. Die letzte Patientin war gegangen. Schwester Annegret sortierte die Karteikarten, die auf Dr. Härtlings Schreibtisch lagen und fragte beiläufig: „Sind Sie an Klatsch und Tratsch interessiert, Chef?“
Der Klinikchef schüttelte den Kopf. „Eigentlich nicht.“
„Gut, dann behalte ich die neuesten Neuigkeiten für mich“, sagte die alte Pflegerin. Es war ihr anzusehen, dass ihr das nicht gerade leichtfiel. „Wann haben denn nun Ihre Frau und Ihre Schwester ihren großen Laufsteg-Auftritt?“, erkundigte sie sich.
„Ich habe den genauen Termin nicht im Kopf“, gestand Sören Härtling, „aber allzu fern ist er nicht mehr. Jana und Trixi üben jeden Tag mehrere Stunden wie besessen. Sie nehmen sich gegenseitig mit einer Videokamera auf, spielen sich die Bänder nachher vor und suchen mit selbstkritischem Eifer nach Fehlern, die es auszumerzen gilt.“
„Sie werden perfekt sein“, sagte Schwester Annegret überzeugt.
„Aber wir haben darunter zu leiden“, sagte Dr. Härtling. „Jana und Trixi sind kaum noch ansprechbar. Und wenn sie mal reden, gibt es für sie nur ein Thema.“
Annegret lächelte. „Sie nehmen die Sache eben ernst.“
„Man kann es auch übertreiben.“ Sören Härtling seufzte. „Wenn ich geahnt hätte, wozu das führt, hätte ich mich nicht dafür ausgesprochen, dass meine Frau bei dieser Benefiz-Veranstaltung mitmacht.“
Klatsch und Tratsch standen noch im Raum und ließen die Luft knistern. Das, was Schwester Annegret gerne losgeworden wäre, schien ihr bereits Löcher in die Zunge zu brennen, deshalb forderte der Klinikchef sie schmunzelnd auf, es nun doch herauszulassen.
„Es geht um Frau Dr. Arndt“, sagte die alte Krankenschwester. „Einer der Pfleger will sie in einem Nachtklub gesehen haben.“
„Warum sollte sie nicht mal in einen Nachtklub gehen?“, meinte Dr. Härtling gleichgültig.
„Sie war in Begleitung eines Herrn.“
Sören Härtling lächelte. „Allein wird Frau Dr. Arndt wohl kaum einen Nachtklub aufsuchen. Natürlich war sie in Begleitung eines Herrn. Sie ist schließlich verheiratet.“
„Sie war nicht mit ihrem Ehemann da.“
„Sondern mit wem?“
„Mit dem reichen Sektfabrikanten Patrick Kress“, ließ Schwester Annegret die Katze aus dem Sack. Kress war bekannt wie ein bunter Hund. Seine Eskapaden und Affären hatten früher die Gazetten gefüllt. In letzter Zeit war es ruhig geworden um den begehrten, gutaussehenden jungen Mann.
Dr. Härtling betrachtete die alte Pflegerin mit einem prüfenden Blick. „Und was schließen Sie daraus, Annchen?“, fragte er. „Dass es in Frau Dr. Arndts Ehe kriselt? Das glaube ich nicht, aber selbst wenn es so wäre – wenn sie ihren Dienst zu jedermanns Zufriedenheit versieht, ist alles andere ihre Privatangelegenheit und hat uns nicht zu interessieren.“
Er sah Katja Arndt eine halbe Stunde später auf der internen Station. Sie lächelte ihn an, er lächelte zurück. Sie wirkte ausgeglichen und zufrieden.
So sieht keine Frau aus, die Eheprobleme hat und ihren Mann betrügt, ging es Dr. Härtling durch den Sinn. Er erkundigte sich nach dem Befinden ihrer Mutter.
„Sie geht schon recht gut ohne Stock“, berichtete die Internistin. „Und ihre Hand kann sie auch wieder gebrauchen. Nur mit dem Sprechen hapert es noch ein wenig. Ihr fallen manche Wörter nicht ein, und einige davon spricht sie noch undeutlich aus, aber die Kollegen, die sie betreuen, sind zuversichtlich, dass sie wieder ganz gesund werden wird.“
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Als Dr. Katja Arndt am Abend dieses Tages müde СКАЧАТЬ