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      Ralf Peters

      IN GEDANKEN: SINGEN

      Ralf Peters

      IN GEDANKEN: SINGEN

      Überlegungen zur

      menschlichen Stimme

      stimmfeld

      Ralf Peters: In Gedanken: singen

      © Ralf Peters 2020

      1. Auflage

      Umschlaggestaltung: Karin Leyk, Köln

      Typografie und Satz: Angelika Kudella, Köln

      Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Autors ist es nicht gestattet, das Buch oder Teile daraus zu vervielfältigen oder auf Datenträger aufzuzeichnen.

      Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

      978-3-347-16483-3 (Paperback)

      978-3-347-16484-0 (Hardcover)

      978-3-347-16485-7 (e-Book)

      INHALT

      Vorwort

      Eine Stimme meiner Kindheit

      Die Suche nach einer Philosophie des

      Singens (oder: dem singenden Philosophen)

      Das Fade

      Zwischenruf: Über die immanente Kraft

      des Imperfekten in der Stimmkunst

      Ein Trainingsprogramm für die befreite Stimme

      »als Hören der Stimme des Freundes«

      Was ist eine Stimmperformance?

      Die freie Stimme

      Literatur

      VORWORT

      Als Anfang der 1990er Jahre die Stimme begann, sich ins Zentrum meines Lebens zu bewegen, traf sie dort auf die Philosophie, die seit einigen Jahren in diesem Zentrum relativ unangefochten residierte. Die ersten Kontakte zwischen den beiden Bereichen waren nicht nur freundlich. In der aktiven Beschäftigung mit meiner eigenen Stimme hatte ich etwas gefunden, das mir offenbar im Philosophieren fehlte und das ich in den Jahren zuvor mehr oder weniger orientierungslos gesucht hatte. Das Singen erlaubte mir eine umfassendere und stärkere Verbindung zu meinem Körper und meiner inneren Situation als ich sie im Nachdenken über das Leben, die Welt und mich selbst je wahrgenommen hätte. Die Entdeckung meiner Stimme behob einen Mangel, den ich vorher vage gespürt hatte, ohne ihn in Worte fassen zu können. In der ersten Phase der Erkundung meiner Stimme schien es mir, als ob ich mich zwischen Philosophie und Stimme entscheiden müsste. Beide behaupteten in meinem inneren Konflikt einen Alleinvertretungsanspruch und eine friedliche Koexistenz war nicht in Sicht.

      Doch es dauerte nicht sehr lange, bis ich begriff, dass Denken und Singen keine miteinander konkurrierenden Tätigkeiten sein müssen. Und ich begann, mich intensiver mit dem Ansatz der Stimmentwicklung zu beschäftigen, der mich letztlich zur Stimme als Lebensthema gebracht hat. Verbunden ist dieser Ansatz der freien Stimme mit den Namen Alfred Wolfsohn und Roy Hart. Bald wurde deutlich, wie sehr die gedanklichen Konzepte mitbestimmen, was meine Stimme von sich zeigen kann. Viele Beschränkungen des Stimmfeldes haben ihren Ursprung in einer Vorstellung davon, was meine Stimme kann und was nicht. Die Befreiung der Stimme von Beschränkungen geht immer damit einher, die eigenen Konzepte neu zu fassen.

      Es gab also gute Gründe, Stimme und Denken miteinander zu verschränken und die Stimme zum Thema meines Philosophierens zu machen. Auf der aktiven Seite führte die Verschränkung der stimmlichen Forschungsreise mit dem Nachdenken über die konzeptionellen Grundlagen und der Frage nach neuen Möglichkeiten, Stimme zu denken, in eine verstärkte Hinwendung zur Kunst. Sie wurde zum dritten Moment, das in der imaginären Wohngemeinschaft im Zentrum meines Lebens ein Zimmer bezog. Wie das in Wohngemeinschaften so ist, konnten größere Auseinandersetzungen nicht ausbleiben. Alle drei Bereiche neigen dazu, viel Platz zu beanspruchen. Doch überraschenderweise hält die WG bis heute.

      Stimme, Philosophie und Kunst. Singen, denken, gestalten. So gut wie alles, was ich in den vergangenen Jahrzehnten in die Welt gebracht habe – auf Papier, auf verschiedensten Bühnen und in Probe- und Seminarräumen – verdankt sich dem kooperativen Potenzial dieser Trias.

      Die hier versammelten Texte gehören naturgemäß zu dem Teil meiner Arbeit, bei dem das Denken die Leitung übernimmt. Inhaltlich kommen alle drei Bereiche zur Sprache:

      – das prinzipielle Nachdenken über die menschliche Stimme bzw. die stimmliche Aktion und ihre anthropologische Bedeutung,

      – die große Frage, wie Stimmentwicklungsprozesse begleitet werden können und

      – das Thema einer Stimmkunst, die die befreite Stimme mit all ihren Möglichkeiten zur Grundlage hat.

      Die Bandbreite des thematischen Spektrums hat auch stilistische Unterschiede in den Texten hervorgebracht. Es gibt sehr philosophisch gefärbte Aufsätze und andere mit eher leichter Hand geschrieben. Es gibt lange Untersuchungen und kleinere Zwischenrufe, allgemeine Betrachtungen und sehr konkrete Überlegungen. Dementsprechend lade ich Sie als Leser*in ein, die Reihenfolge der Lektüre nach eigenen Vorlieben zu gestalten. Obwohl die Ordnung der Texte nicht ganz zufällig ist, gibt es keine Notwendigkeit, mit dem ersten zu beginnen und sich von vorne bis zum Ende durchzuarbeiten. Der innere Zusammenhang der verschiedenen Überlegungen sollte sich auch in einer freien Lektüre zeigen.

      Einige dieser Texte wurden bereits an anderer Stelle veröffentlicht, andere waren ursprünglich Vortragsmanuskripte, und das ein oder andere ist auf einem meiner Blogs in früheren Fassungen erschienen.

      Trotz meiner Anbindung an die Traditionslinie der Stimmbefreiung nach Wolfsohn /Hart glaube und hoffe ich, dass meine Überlegungen auch für Menschen anregend sind, die auf welchen Wegen auch immer dazu gekommen sind, sich mit der Stimme zu beschäftigen. Ich nehme nicht für mich in Anspruch, für die gesamte sich auf den Ansatz berufende, vielfältige Szene zu sprechen. Vielmehr bin ich mit diesem Buch bei etwas angelangt, was man einen eigenen Ansatz nennen könnte. Weiterhin stehe ich auf dem Fundament der Ideen von Alfred Wolfsohn und Roy Hart – bzw. der Version meiner Lehrer*innen aus diesem Kontext. Doch die spezielle Konstellation, in der sich bei mir Stimme, Kunst und Denken zeigen, hat zu praktischen und theoretischen Konsequenzen geführt, die sich nicht notwendigerweise aus der Roy-Hart-Arbeit ergeben. Für mich geht mit diesem Buch eine Etappe der Forschungsreise zu Ende. Zwar sind Weiterentwicklungen meines Denkens wahrscheinlich, aber ich habe das Gefühl, dass ich nicht mehr hinter diesen eigenen Ansatz zurückfallen werde.

      Viele der hier präsentierten Gedanken sind im Gespräch und in der praktischen Arbeit mit Menschen entstanden und geklärt worden, denen ich auf meinem Stimmweg bislang begegnen durfte. Dazu gehören die Mitglieder des Ensembles KörperSchafftKlang und des stimmfeld-Vereins, also den beiden Formationen, in denen sich die Stimmarbeit in meinem Lebensumfeld hauptsächlich manifestiert. Dafür habe ich zu danken! Auch in meinen Seminaren und Unterrichtsangeboten gab und gibt es zum Glück immer wieder einen lebendigen Austausch von Erfahrungen und Ideen, der meine theoretische Arbeit in hohem Maße mitbestimmt.

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