Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015 - A. F. Morland страница 14

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      Dr. Mann sah den Toten nachdenklich an. Dann sagte er verwirrt: „Das ist ja schrecklich, Mr. Calder.“ Er sah sich um. Die Sexvorführungen gingen weiter. „Was werden Sie jetzt tun?“

      „Was schlagen Sie vor?“, fragte ich zurück.

      „Wenn Sie den Leuten sagen, was passiert ist, bricht eine Panik aus.“

      „Man kann aber unmöglich die Sexvorführungen weiterrollen lassen. Das wäre pietätlos. Der Flug muss abgebrochen werden. Die Polizei muss unverzüglich eingeschaltet werden. Einer der Passagiere oder jemand vom Personal hat Kelly vergiftet - das steht fest. Einer ist der Mörder.“

      Dr. Mann sah bestürzt in die Runde.

      Die Fluggäste gafften begeistert auf eine strippende Mulattin. Ihr Körper war jung und kräftig. Sie hatte breite Hüften, eine schmale Taille und straffe Brüste.

      „Würden Sie mir einen Gefallen tun, Doc?“, fragte ich.

      Dr. Manns Kopf flog in meine Richtung. Er war etwa fünfzig, hatte einen schwarzen Schnurrbart, dunkelbraune Augen, ein fliehendes Kinn und einen weit zurückgetretenen Haaransatz. Sein Blick war besorgt auf mein Gesicht gerichtet.

      „Was soll ich tun?“, fragte er hilfsbereit.

      „Holen Sie das Mädchen her, das den Drink gebracht hat.“

      „Natürlich“, nickte Mann und setzte sich ab.

      Während seiner Abwesenheit durchsuchte ich systematisch Kellys Taschen. Mir fiel ein Briefumschlag in die Hände. Aufgegeben in Boston. Gestern.

      Ich holte das Blatt Papier aus dem Umschlag und entfaltete es. Im selben Moment sprangen mir die Augen aus dem Kopf. Ich las:

      Zahl oder stirb! Fünfzigtausend Dollar bereithalten. Keine Polizei. Keine Detektive. Nächste Nachricht abwarten.

      Die ganze Geschichte war aus einem Stempelsetzkasten zusammengefügt und auf dieses Blatt Papier gestempelt worden.

      Nun sah ich mit einem Mal klar. Jetzt wusste ich, was Akim Kelly bedrückt hatte. Er hatte sich trotz des ausdrücklichen Wunsches des Erpressers mit einem Detektiv in Verbindung gesetzt. Das hatte ihn das Leben gekostet.

      Ich sah mich um. Wer von diesen scheinheiligen Figuren war der Mann, der das getan hatte? Oder war es eine Frau gewesen?

      Ich schob den Erpresserbrief in die Innentasche meines Jacketts.

      Dr. Mann kam mit dem Oben-ohne-Mädchen, das Grace hieß, wie ich später erfuhr.

      Grace war so blass wie kaltes Hammelfett. Sie wusste Bescheid, das sah man auf den ersten Blick. Dr. Mann hatte ihr bereits erzählt, worum es ging. Grace starrte unentwegt auf den Toten. Sie zitterte am ganzen schönen Körper. Sie hatte in ihrem jungen Leben noch nie einen toten Menschen gesehen, deshalb überwältigte sie der Anblick Kellys so sehr.

      „Wir haben bereits den Captain verständigt, Mr. Calder“, teilte mir der Arzt mit.

      „Und?“

      „Er setzt sich soeben mit der Bodenstation in Verbindung.“

      „Was hat er dazu gesagt?“, fragte ich.

      „Er ist der Meinung, wir sollen Kellys Tod noch kurze Zeit geheimhalten, wenn wir eine Panik vermeiden wollen“, sagte Dr. Mann.

      „Okay. Und was weiter?“, erkundigte ich mich.

      Was weiter geschehen sollte, erfuhr ich vom Captain persönlich in derselben Sekunde. Es knackte im Bordlautsprecher. Dann vernahmen wir die vertraute Stimme des Piloten.

      „Ladies and Gentlemen, hier spricht der Captain. Ich habe Ihnen leider eine betrübliche Mitteilung zu machen. Wir müssen diesen Flug aus technischen Gründen abbrechen. Es besteht jedoch kein Grund zur Besorgnis. Es handelt sich lediglich um eine Kleinigkeit. Da uns die Sicherheit unserer Passagiere aber über alles geht, lassen wir selbstverständlich die kleinste Kleinigkeit nicht außer Acht. Selbstverständlich können Sie diesen Rundflug gratis zu einem anderen Zeitpunkt, den Sie bestimmen, wiederholen. Die Fluggesellschaft lässt Ihnen durch mich den Dank für Ihr Verständnis aussprechen.“ Wieder knackte es. Der Captain war nicht mehr da.

      Obwohl der Captain kein einziges beunruhigendes Wort fallenlassen hatte, wurden die Passagiere mit einem Mal nervös und merklich schweigsam. Die Sexvorstellungen wurden abgebrochen. Man spielte nur noch harmlose Musik, und ich fragte mich, warum es ausgerechnet Jazzmusik sein musste, die man über die Lautsprecher auf die nervösen Köpfe rieseln ließ.

      Ich bat Dr. Wendell Mann, meinen Platz an der Seite des Toten einzunehmen. Selbstverständlich machte ich ihm damit keine große Freude. Trotzdem tat er mir diesen Gefallen, und nun ließ ich mir von Grace jene Hexenküche zeigen, in der sie die Drinks zubereitete.

      Wir hatten schon fast den Vorhang erreicht, hinter dem sich die Räumlichkeiten für das Bedienungspersonal befanden, da streckte einer der betrunkenen Passagiere sein Bein, quer über den Durchgang und hinderte Grace am Weitergehen.

      „Halt mal an, schönes Kind“, sagte der Mann knurrend.

      Er hatte eine rote Nase, rote Augen und ein rotes Gesicht. Er hätte gut in die erste Reihe der Roten Armee gepasst.

      „Sag die Wahrheit, Mädchen! Was ist los? Was ist passiert?“, fragte der Betrunkene mit schnarrender Stimme.

      Grace sagte erregt: „Es — es ist nur eine Kleinigkeit.“

      „Das kaufe ich dir nicht ab, mein Täubchen“, lachte der Mann ärgerlich. „Denkst du, ich fliege zum ersten Mal? Glaubst du, ich habe nicht gemerkt, dass ein Triebwerk ausgefallen ist?“

      Ich fasste Grace an den weichen Hüften und schob sie zur Seite.

      „Mann, machen Sie doch die anderen Leute nicht verrückt“, zischte ich den Betrunkenen ärgerlich an.

      Er maß mich von Kopf bis Fuß und wieder zurück. Dann verzog er geringschätzig das Gesicht und plärrte mich an: „Wer sind denn Sie? Mit Ihnen hat niemand geredet!“

      „Ich bin der Rausschmeißer in diesem Lokal“, knurrte ich den Trunkenbold an. „Wenn Sie nicht sofort die Notbremse ziehen, lernen Sie fliegen.“

      Während die meisten Menschen rot anlaufen, wenn der Zorn sie packt, wurde dieser Knabe kalkweiß. Bei ihm schienen sämtliche Drähte verkehrt angeschlossen zu sein.

      „Sie wissen anscheinend nicht, wen Sie vor sich haben!“, brüllte er.

      Alle Augenpaare waren auf uns gerichtet. Ich grinste breit.

      „Doch. Ich habe einen jämmerlichen Waschlappen vor mir, der so besoffen ist, dass es eine Schande ist, und der die Hosen so voll hat, dass man es im ganzen Clipper riechen kann.“

      „Ich bin Rechtsanwalt Laurence Jasny“, schrie der Betrunkene.

      „Zum Papst hat’s wohl nicht gereicht, wie?“

      „Ich sage, wir stürzen ab!“, СКАЧАТЬ