Название: Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga
Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745213249
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Am Morgen des folgenden Tages kam Victorio mit vierunddreißig Kriegern nach Fort Wingate, wo sie sich entwaffnen ließen. Die Krieger misstrauten den Weißen. Zu oft waren schon Verträge gebrochen und Versprechungen nicht eingehalten worden.
»Der Große Geist war nicht mit uns«, sagte Victorio, nachdem sie ihre Waffen abgegeben hatten. »Er hat uns einen strengen Winter geschickt und uns dadurch gezwungen, aufzugeben. Der Große Geist muss weiß sein. Anders ist es nicht zu erklären, dass er es zulässt, dass dem roten Mann soviel Unrecht widerfährt.«
Sie bekamen Decken und man wies ihnen Prärieschoner als Unterkünfte zu. Die Apachen froren erbärmlich. Niemand hatte Mitleid mit ihnen. Die Offiziere beruhigten ihr Gewissen damit, dass es den Indianern in den Bergen noch dreckiger gegangen war. Hier wurden sie zumindest regelmäßig mit warmem Essen versorgt.
*
»Wir haben diesen Untersuchungsausschuss einberufen, Lieutenant Whitlock, um eine Feststellung zu treffen, ob gegen Sie Anklage vor dem Militärgericht erhoben wird oder nicht. Colonel McIntosh hat diese Untersuchung beantragt. Nicht jeder Offizier, dem Insubordination zur Last gelegt wird und den man für den Tod von mehr als zwei Dutzend Soldaten verantwortlich macht, erhält eine derartige Chance.«
General Fred Bronson fixierte Tyler Whitlock scharf. Zwei Wachsoldaten flankierten diesen. Der General hatte weiße Haare und einen weißen Backenbart. Er war von Santa Fe angereist, um dem Ausschuss vorzusitzen, der darüber entscheiden sollte, ob Whitlocks Handeln vorwerfbar war und der Fall vor das Militärgericht gebracht werden musste.
»Ich weiß Colonel McIntosh' Einsatz für mich zu schätzen, General«, sagte Whitlock. Er saß auf einem Stuhl vor dem Tisch, an dem General Bronson und die anderen Mitglieder des Ausschusses Platz genommen hatten. Es waren insgesamt sieben Männer. Alle gehörten dem Offiziersstand an. In ihren Händen lag das Schicksal des Lieutenants.
»Was sagen Sie zu den Vorwürfen?«
»Es ist richtig. Ich habe die Patrouille verlassen, um auf eigene Faust die Männer zu jagen, die eine Gruppe von Apachen ermordet und skalpiert hatten.«
»Was hat Sie geleitet? Rachsucht? Wollten Sie das Gesetz selbst in die Hand nehmen?«
»Nein, Sir. Ich wollte die Mörder dem Gesetz überantworten. Allerdings kam es zu einem Kampf, bei dem vier der Killer starben. Die anderen drei entkamen.«
»Es starben auch Soldaten.«
»Parker McAllister wurde bei dem Kampf getötet«, räumte Whitlock ein. »Jesse Cameron und Price Mahoney töteten die Skalpjäger aus dem Hinterhalt. Um zu verhindern, dass sie weiter den Hass und die Unruhe bei den Apachen schüren, sind Corporal Patty und ich den Mördern nach El Paso gefolgt. Das Kommando über die Patrouille übergab ich Sergeant Tom Billinger. Er war ein erfahrener, in vielen Kämpfen mit den Apachen erprobter Mann.«
»Sie stellten diesen Wilburn und seine Komplizen in El Paso?«, fragte einer der Offiziere.
»Ja. Und wieder gab es einen Kampf. Einer der Banditen starb, ein anderer wurde verwundet. Scott Wilburn nahmen wir fest und gaben ihn sowie den verwundeten Banditen in die Obhut des Kommandanten von Fort Bliss, der mir zusicherte, die beiden Banditen nach New Mexiko auszuliefern.«
»Hielten Sie es für derart wichtig, die Skalpjäger zu stellen und der Bestrafung zuzuführen, dass Sie, um ihrem Willen Geltung zu verschaffen, die Patrouille sich selbst überließen?«, kam es von einem der anderen Offiziere, einem Captain, dessen narbiges Gesicht von vielen Kämpfen zeugte.
»Einen Apachen zu töten, ohne ihm eine Chance zu lassen, ist nach dem Buchstaben des Gesetzes Mord, Sir«, antwortete Whitlock. »Es waren über ein Dutzend Apachen, die diese Männer aus dem Hinterhalt ermordeten. Von Fort Wingate aus wird das Apachenland überwacht. Die Besatzung des Forts hat für Ruhe und Frieden in der Apacheria zu sorgen. Ich gehöre zur Besatzung. Sollte ich zulassen, dass Wilburn und seine Killer weitermorden? Gewalt zieht immer neue Gewalt nach sich. Ich fühlte mich verpflichtet, den Banditen das blutige Handwerk zu legen. Was ich getan habe, kann ich vor Gott und vor meinem Gewissen verantworten. Ich hätte keinen Schlaf mehr gefunden, wenn ich zugelassen hätte, dass weiterhin ein Rudel zweibeiniger Wölfe mordend durchs Land zieht.«
»Sie handelten also in der hehren Absicht, den Frieden im Land zu wahren?«
»Das war mein Sinnen und Trachten, Sir. Ich fühlte mich weder als Richter noch als Henker. Doch es gab niemand außer mir und den Männern, die mit mir ritten, die den gesetzeswidrigen, blutigen Machenschaften der Banditen in den Weg getreten wären.«
»Ihre Vorgesetzten haben Sie immer vorzüglich beurteilt, Lieutenant«, meinte ein Major. »Auch Colonel McIntosh hat Sie uns als einen integeren, herausragenden Mann dargestellt.«
»Ich habe immer mein Bestes gegeben, Sir.«
»Sie sind seit dreizehn Jahren bei der Armee.«
»Ja, seit meinem zweiundzwanzigsten Lebensjahr. Die Armee ist meine Heimat, Sir.«
Der Major lächelte.
Auch der General schmunzelte.
»Haben Sie Ihr Handeln auch nur für einen Augenblick in Zweifel gezogen, Lieutenant?«, fragte wieder der Major.
»Ich machte mir Sorgen wegen meiner Leute. Doch ich war mir auch sicher, dass sie bei Sergeant Billinger in den besten Händen waren. Außerdem wies ich den Sergeanten an, die Apachen auf keinen Fall herauszufordern. Bei Feindkontakt sollte sich die Patrouille zurückziehen.«
»Dies zu bestimmen lag nicht in der Macht des Sergeanten«, wandte der General ein. »Aus den Protokollen, die aufgrund Ihrer Einvernahmen gefertigt wurden, ist zu entnehmen, dass er sich dem feindlichen Zugriff nicht entziehen konnte. Die Patrouille war gezwungen, sich zu verteidigen. Ein Rückzug war nach Ihren eigenen Erkenntnissen nicht möglich, Lieutenant.«
»Ich habe nur wiedergegeben, was ich den Spuren entnehmen konnte, Sir. Man hat die Patrouille in einen Hinterhalt gelockt. Die Männer hatten keine Chance. Es war vermessen, mit nur zwei Dutzend Männern in die Mimbres Mountains zu reiten und zu glauben, Victorio zur Aufgabe überreden oder zwingen zu können.«
»Sie stellen die ganze Aktion in Frage, Lieutenant?«, blaffte ein Lieutenant Colonel.
»Jawohl, Sir. Die Mission war von vorneherein zum Scheitern verurteilt.» Whitlock schien kurz nachzudenken und seine weiteren Worte im Kopf zu formulieren. Dann erhob er wieder das Wort: »Es war blinder Aktionismus, der dazu führte, dass zwei Dutzend Soldaten in die Mimbres Mountains geschickt wurden, eine Alibiaktion, um zum einen der Öffentlichkeit vor Augen zu führen, dass sich die Armee von einer Hand voll Apachen nicht auf der Nase herumtanzen lässt, und zum anderen dem Vorwurf der Tatenlosigkeit zu entgehen.« Wieder machte der Lieutenant eine Pause. »Man hat die Männer verheizt. Ihr Tod war sinnlos und schürte im Lande nur den Hass auf die Apachen. Nicht die Aktionen der Armee haben Victorio bewogen, aufzugeben. Es war der strenge Winter, der ihn veranlasste, die Kapitulation anzubieten. Er war sogar noch in der Lage, Bedingungen geltend zu machen.«
»Sie sind sehr mutig, Lieutenant«, sagte der General versonnen. »Wissen Sie, dass Sie damit einige Leute ziemlich vor den Kopf stoßen?«
»Ich СКАЧАТЬ