Название: Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane
Автор: Frank Callahan
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745213171
isbn:
Die Tage gingen mit harter Arbeit dahin, von den Viehdieben zeigte sich zunächst keiner mehr.
Doch dann fand Leary eines Tages den Kadaver eines neuen Zuchtstiers auf der Weide. Man hatte ihn erschossen.
Als McLeish davon erfuhr, tobte er wie ein Wahnsinniger, aber im Augenblick gab es niemanden, gegen den er seine Wut gerechterweise richten konnte.
„Für Viehdiebe ist das nicht gerade typisch!“, meinte Connally an Leary gewandt, während sie zusammen an einem Corral standen, in dem frische Mustangs untergebracht waren.
Leary zuckte mit den Schultern.
„Du bist noch nicht lange genug hier, um das wissen zu können, Connally, aber es ist nicht das erste Mal, dass diese Kerle so etwas machen.“
„Merkwürdig … Also, wenn ich ein Viehdieb wäre, würde ich ein solches Tier verkaufen, aber nicht umbringen… Das Ganze sieht irgendwie ziemlich stark nach ausgeklügelter Bosheit aus, oder etwa nicht?“
Leary nickte.
„Ja, genauso sieht es aus! Und es würde mich kaum wundern, wenn es sich bei dieser Bande nicht nur um gewöhnliche Viehdiebe handeln würde …“
„Sondern?“
„Um Leute, die sich an Dan McLeish aus dem einen oder andern Grund rächen wollen!“
Connally zog die Augenbrauen zusammen. Das klang nicht gut. Gegen gewöhnliche Viehdiebe vorzugehen war eine Sache, sich in persönliche Fehden mit hineinziehen zu lassen eine ganz andere.
„Hat McLeish sich denn irgendwelche Feinde gemacht?“, erkundigte Connally sich weiter.
Leary lachte laut auf.
„Man kann die Leute kaum zählen, mit denen er sich angelegt hat! Jeden Siedler und jeden Schafzüchter, die sich auf diesem Land niederlassen wollten, hat er unsanft vertrieben.“ Dann schluckte Leary auf einmal. Er sprach mit belegter Stimme weiter. „Böse Sachen sind da manchmal vorgekommen, Connally. Dinge, die Anlass geben könnten, mehr als nur den Stier abzuschießen…“
42
Es war bereits spät am Abend. Die Dämmerung hatte sich über das Land gelegt, und in New Kildare gingen die ersten Lichter an. Die Kühle der Nacht kündigte sich bereits deutlich an, aber der einsame Reiter, der sein Pferd durch die Straßen der Stadt führte, hatte wohl kaum aus diesem Grund den Kragen seiner Baumwolljacke hochgeschlagen, so dass nur die obere Hälfte der Nase und die Augen zu sehen waren.
Es machte ganz den Anschein, als würde er sich gut in der Stadt auskennen und nicht zum ersten Mal durch die staubigen Straßen reiten.
Er traf kaum jemanden.
Die meisten Leute befanden sich in ihren Häusern oder im Saloon. Eine Gruppe johlender und angetrunkener Cowboys ritt an ihm vorbei, ohne ihn weiter zur Kenntnis zu nehmen.
Der Reiter lenkte sein Pferd in Richtung des Sheriffbüros, stieg aus dem Sattel und machte es fest.
Drinnen brannte noch Licht.
Der Reiter ging zum Fenster und warf einen Blick nach innen. Henry Duggan, der Sheriff von New Kildare, saß hinter seinem Schreibtisch auf einem groben Holzstuhl. Er hatte die Füße hochgelegt und war gerade im Begriff, sich eine dicke Zigarre anzuzünden.
Der Reiter ging zur Tür, öffnete sie, ohne vorher anzuklopfen, und trat ein.
Die Rechte befand sich in der Nähe des Colts, den er im Holster stecken hatte.
„Hey …“
Duggan nahm die Füße vom Schreibtisch und drehte sich zu dem Mann um. Er runzelte die Stirn und erhob sich dann.
„Was gibt es, Mister …?“
„Ich habe mit Ihnen zu reden, Sheriff Duggan!“
Duggan spürte die unterschwellige Feindseligkeit, die in der Stimme des anderen mitschwang. Seine Hand glitt zur Hüfte, obgleich er wusste, dass er seinen Revolvergurt an einem Haken an der Wand aufgehängt hatte.
Der Mann schlug den Kragen seiner Jacke herunter, und Duggan öffnete zunächst fassungslos den Mund.
„Nelson!“, entfuhr es ihm dann einige Sekunden später.
„Verdammt, was machen Sie hier in New Kildare?“
Nelsons Gesicht blieb völlig regungslos, nur in seinen Augen blitzte es gefährlich.
„Eine seltsame Frage, Sheriff, finden Sie nicht auch?“, meinte Nelson. „Habe ich etwa kein Recht, hier in New Kildare zu sein?“ Er schüttelte den Kopf. „Eine merkwürdige Auffassung von Recht und Gesetz wäre das, meinen Sie nicht auch?“
Duggan war diese Begegnung ganz offensichtlich unangenehm. Im Augenblick schien er sich in seiner Haut ganz und gar nicht wohl zu fühlen.
„Was wollen Sie von mir?“, fragte er, aber seine Stimme klang schwach.
Oh, verdammt!, durchzuckte es den Gesetzeshüter.
Warum muss dieser Mann auch wieder hier auftauchen? Das gibt nur Ärger!
Nelson ignorierte zunächst die Frage seines Gegenübers und ging zu dem ans Office angeschlossenen Zellentrakt.
Aber die zwei Zellen, die Duggan zur Verfügung standen, waren leer.
Nelson lachte heiser und freudlos. Er kam zurück und sah, dass Duggan sich unterdessen seinen Revolver umgeschnallt hatte.
„Habe ich es mir doch gedacht!“, stieß Nelson wütend hervor.
„Wovon sprechen Sie?“
„Weshalb haben Sie Dan McLeish nicht hier in Ihrer Zelle?“
„Waas?“
„Sie wollen doch wohl nicht behaupten, dass er schon gehenkt wurde, oder?“
„Hören Sie, Mr. Nelson …“
„Nein, verdammt noch mal, Sie hören jetzt mir zu …“
Er machte eine kleine Pause, bevor er fortfuhr: „Sheriff Duggan!“ Nelson sagte das mit tiefer Verachtung, und Duggans Gesicht lief puterrot an. „Dieser McLeish hat meine Farm abgebrannt, mein Kind ist in den Flammen umgekommen, meine Frau wurde erschossen, die Schafe massakriert! Ich selbst bin nur mit knapper Not dem Tod entronnen! Sie werden doch davon gehört haben, oder?“
„Ja, ich habe von ein paar Cowboys im Saloon etwas gehört. Da war irgendetwas los, aber genau weiß ich nicht, ob …“
„Haben Sie sich den Tatort angeschaut, Duggan?“
„Ich СКАЧАТЬ