Schwerter gegen Bestien: Fantasy Sammelband 1026 Seiten Sword & Sorcery. Robert E. Howard
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Читать онлайн книгу Schwerter gegen Bestien: Fantasy Sammelband 1026 Seiten Sword & Sorcery - Robert E. Howard страница 38

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      Hast du jemals den Schwachen verschont oder Mitleid mit Hilflosigkeit gehabt? Fürchtest du dich vor deinem Schicksal, du erbärmlicher Feigling?«

      Mit ungeheurer Anstrengung riß sich der Pirat zusammen.

      »Nein, ich fürchte mich nicht, aber der Feigling bist du.«

      Zorn verdunkelte einen Augenblick lang die kalten Augen. Kane schien sich noch mehr in sich zurückzuziehen, noch mehr von menschlichem Kontakt zurückzuweichen. Wie eine unmenschliche Gestalt stand er oben auf der Treppe – wie ein riesiger, schwarzer Kondor, der sich aufs Töten vorbereitet.

      »Du bist ein Feigling«, fuhr der Pirat hastig fort, denn er war kein Narr und hatte die schwache Stelle in Kanes Panzer entdeckt: Eitelkeit. Obgleich er nie prahlte, war Kane äußerst stolz darauf, daß, was immer man auch von ihm sagte, nicht einmal seine Feinde ihn je Feigling genannt hatten.

      »Vielleicht verdiene ich es, kaltblütig getötet zu werden«, fuhr der Fischadler fort und beobachtete ihn genau, »aber wenn du mir keine Gelegenheit gibst, mich zu verteidigen, wird man dich eine feige Memme nennen.«

      »Eitelkeit ist die Tugend und die Schande des Menschen«, sagte Kane düster. »Und alle wissen, ob ich ein Feigling bin oder nicht.«

      »Aber ich nicht!« rief Hardraker triumphierend. »Wenn du mich niederschießt, so werde ich im Jenseits wissen, daß du feige bist, mögen die Leute denken oder sagen, was sie wollen!«

      Trotz all seines Fanatismus war Kane letzten Endes dennoch menschlich. Er versuchte sich einzureden, daß er sich nicht um das kümmerte, was der elende Schuft dachte oder sagte; aber in seinem Herzen wußte er, daß sein Stolz und seine Tapferkeit innerlich so groß war, daß er es für den Rest seines Lebens nicht zu vergessen vermochte, wenn der Pirat mit einem höhnischen Lächeln sterben würde. Er nickte grimmig.

      »Es sei. Du sollst deine Chance haben, obgleich der Herr weiß, daß du sie nicht verdienst. Wähle die Waffen.«

      Die Augen des Fischadlers verengten sich. Kanes Geschick mit dem Degen war ein geflügeltes Wort unter den Gesetzlosen und Räubern, die die Welt durchstreiften. Mit Pistolen hätte er, Hardraker, keine Gelegenheit für eine Hinterlist und vermochte auch nicht seine unerhörte Kraft einzusetzen.

      »Messer!« stieß er zwischen den Zähnen hervor.

      Kane betrachtete ihn einen Augenblick lang nachdenklich, dann breitete sich ein grimmiges Lächeln über seine Gesichtszüge aus.

      »Ich bin einverstanden. Zwar ist das Messer nicht die geeignete Waffe für einen Gentleman, aber damit kann man einen Tod bringen, der weder rasch noch schmerzlos ist.«

      Er wandte sich an die Piraten: »Werft eure Waffen weg!« Sie gehorchten widerwillig.

      »Und jetzt macht das Mädchen und den Jungen los!«

      Auch diesem Befehl kamen sie nach. Jack streckte seine betäubten Gliedmaßen, befühlte die Wunde auf dem Kopf, die von getrocknetem Blut bedeckt war, und nahm die wimmernde Mary in die Arme.

      »Laßt das Mädchen gehen«, flüsterte er, doch Solomon schüttelte den Kopf.

      »Sie käme niemals an den Wachen vor dem Haus vorbei.«

      Kane bedeutete Jack, sich auf die Treppe zu stellen, mit Mary hinter ihm. Er reichte Hollinster die Pistolen, nahm den Gürtel ab, zog sich den Rock aus und legte beides vor sich auf die Stiegen. Hardraker legte seine Waffen ab und zog sich bis auf die Hosen aus.

      »Halte sie alle gut unter Aufsicht«, murmelte Kane.

      »Ich kümmere mich um den Fischadler. Wenn ein anderer nach einer Waffe greift, schieß rasch und genau. Falle ich, so flieh mit dem Mädchen die Treppe hinauf. Aber mein Geist ist mit der blauen Flamme der Rache erfüllt, und ich werde nicht fallen!«

      Die beiden Männer gingen aufeinander zu – Kane barhäuptig mit Hemd und Hosen, während Hardraker sein Kopftuch trug, ansonsten aber bis zu den Hüften nackt war. Der Pirat war mit einem langen, türkischen Dolch bewaffnet, den er mit der Spitze nach oben hielt. Kane hielt einen Dolch vor sich wie ein Rapier. Beide waren erfahrene Kämpfer, und daher richtete keiner die Spitze der Waffe nach unten. Das ist unpraktisch und nur in ganz besonderen Fällen von Vorteil.

      Die flackernde Laterne an der Wand beleuchtete eine alptraumhafte Szene: Auf der Treppe stand der bleiche Jüngling mit dem Mädchen hinter sich und den Pistolen in den Händen, die Augen der bärtigen Piraten glitzerten, die mattblauen Klingen schimmerten gespenstisch, als die beiden Gestalten in der Mitte des Raumes einander umkreisten.

      »Komm und kämpfe, Puritaner«, höhnte der Pirat, wich aber gleichzeitig vor Kanes unerbittlichem Vormarsch zurück. »Denk an das Mädchen, Breitkrempe!«

      »Das tue ich auch, du Abschaum des Fegefeuers«, erwiderte Kane ernst. »Es gibt viele Feuer, du Niederträchtiger, und einige sind heißer als andere. Aber mit Ausnahme der Feuer der Hölle können alle Feuer mit Blut gelöscht werden!«

      Und Kane stieß zu wie ein Wolf. Hardraker parierte den geraden Stoß, sprang vorwärts und führte einen Streich nach oben. Kane lenkte die Waffe mit der Spitze der seinen ab, und der Pirat sprang mit einem mächtigen Satz wieder außer Reichweite. Kane drang erbarmungslos nach – stets war er der Angreifer in jedem Kampf. Wie der Blitz stieß er nach dem Gesicht und dem Körper, und für einige Augenblicke war der Pirat zu sehr damit beschäftigt, die Stöße abzuwehren, um an einen eigenen Angriff zu denken. So konnte es nicht lange weitergehen, denn ein Messerkampf ist meist kurz und tödlich. Die Natur der Waffen läßt ein langes Schauspiel der Fechtkunst nicht zu.

      Da erkannte Hardraker eine Gelegenheit und packte plötzlich Kanes Handgelenk mit eisernem Griff, während er gleichzeitig einen wilden Streich nach dem Leib seines Feindes führte. Kane fing die emporzuckende Hand auf, was ihm einen bösen Schnitt eintrug, und stoppte die Messerspitze einen Fingerbreit vor seinem Körper. Einen Augenblick lang standen die beiden wie Statuen da, starrten einander in die Augen und setzten all ihre Kräfte ein.

      Kane mochte diese Art des Kampfes nicht. Er zog den anderen Stil vor, der rascher zu einer Entscheidung führte, den offenen Stil, bei dem man vor- und zurücksprang, stieß und parierte, wo man sich auf die Flinkheit von Hand, Fuß und Auge verlassen mußte, wo man zu offenen Stößen einlud und solche austeilte. Aber sollte es auf ein Kräftemessen ankommen, so war es ihm auch recht!

      Hardraker bekam bereits Zweifel. Noch nie war er einem Mann begegnet, der ihm ebenbürtig war, was rohe Kraft anbelangte. Nun mußte er jedoch feststellen, daß der Puritaner unbeweglich wie Eisen war. Er sammelte all seine Kraft in seinen Gelenken und den mächtigen Beinen.

      Kane hatte den Griff gewechselt und sich der veränderten Lage angepaßt. Beim Zusammenprall hatte Hardraker Kanes Hand mit dem Messer hochgedrückt. Nun hielt Solomon seine Waffe mit der Spitze abwärts über der Brust des Piraten. Sein Bestreben ging darauf hinaus, die Hand, die sein Gelenk umspannte, hinunterzudrücken, so daß er Hardraker den Dolch in die Brust stoßen konnte.

      Der Fischadler hielt sein Messer tief und mit der Klinge nach oben und versuchte, gegen den Widerstand von Kanes linker Hand und linkem Arm dem Puritaner den Bauch aufzuschlitzen. So kämpften sie reglos gegeneinander, bis ihnen die Muskeln wie Knoten überall hervortraten und Schweiß über ihre Stirnen strömte.

      Eine Zeitlang wogte der Kampf unentschieden. Dann begann Kane den Piraten zurückzudrängen. СКАЧАТЬ