Название: Schwerter gegen Bestien: Fantasy Sammelband 1026 Seiten Sword & Sorcery
Автор: Robert E. Howard
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Историческая фантастика
isbn: 9783745204797
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Er war an Händen und Füßen gefesselt und lag auf feuchtem Erdboden. Er befand sich in einem riesigen Keller, in dem sich Kisten und Fässer und schwarze Tonnen hoch auftürmten. Die Decke des Kellers bestand aus Brettern, die durch schwere Eichenpfosten abgestützt wurden. An einem dieser Pfosten hing eine Laterne, von der das Licht ausging, das ihm in den Augen schmerzte. Der Schein der Laterne erleuchtete den Keller, erfüllte jedoch die Winkel mit flackernden Schatten.
An einem Ende führte eine breite steinerne Stiege in den Keller herab, während am anderen Ende ein Gang begann, der hinausführte.
Im Raum befanden sich viele Männer. Jack erkannte das dunkle, höhnische Gesicht Banways, die aufgeschwämmten Züge des Verräters Sam und zwei oder drei der Raufbolde, die ihre Zeit abwechselnd in Sir Georges Haus und dem Dorfwirtshaus verbrachten. Die restlichen zehn bis zwölf Männer kannte er nicht. Es handelte sich zweifellos um Seeleute, denn sie hatten langes Haar, Ringe in den Ohren oder den Nasen und teerbefleckte Beinkleider. Einige hatten farbenprächtige Stirnbänder um den Kopf gebunden, und alle waren bis zu den Zähnen bewaffnet. Sie trugen schwere Säbel mit großen Schalen aus Messing, edelsteinbesetzte Dolche und mit Silber eingelegte Pistolen. Die Männer würfelten, tranken und fluchten wild, und ihre Augen glitzerten im Licht der Laterne.
Piraten! Das waren keine ehrlichen Seeleute. Der Kontrast zwischen den Kostbarkeiten und ihrem Gehabe war zu groß. Zu den teerbefleckten Hosen und Seemannshemden trugen sie seidene Schärpen um die Hüften; an den Beinen hatten sie keine Strümpfe, doch waren viele in Schuhe mit Silberschnallen gekleidet und trugen schwere Goldringe an den Fingern. An mehr als einem goldenen Ohrring baumelten große Edelsteine.
Statt Seemannsmessern besaßen sie wertvolle spanische und italienische Dolche. Der Prunk, die verwegenen Gesichter und ihr wildes und gotteslästerliches Benehmen verrieten ihr blutiges Handwerk.
Jack dachte an das Schiff, das er vor Sonnenuntergang gesehen und dessen Ankerkette er im Nebel gehört hatte. Plötzlich fiel ihm auch der seltsame Fremde, Kane, ein und dessen Worte. Hatte er gewußt, daß es sich um ein Piratenschiff handelte? Was für eine Beziehung hatte er zu diesen Verbrechern? War sein puritanisches Gehabe nur eine Maske, hinter der er unheilvolle Absichten verbarg?
Ein Mann, der mit Sir George würfelte, wandte sich plötzlich dem Gefangenen zu. Er war groß und breitschultrig, und Jacks Herz schlug rascher. Dann beruhigte er sich wieder. Im ersten Augenblick hatte er den Mann für Kane gehalten, doch jetzt sah er, daß der Pirat, obgleich er dem Puritaner von der Statur her glich, in jedem anderen Hinblick sein Gegenteil darstellte. Er trug wenige, aber prächtige Kleidungsstücke und war mit einer Seidenschärpe, Silberschnallen und goldenen Troddeln geschmückt. Sein breiter Gürtel war mit Dolchen und Pistolen vollgepfropft, die mit Juwelen verziert waren. Ein mit Goldeinlagen und Edelsteinen überladenes, langes Rapier hing an einem verzierten Wehrgehänge. Von beiden goldenen Ohrringen hingen rotleuchtende Rubine herab, die zu dem braunen Gesicht eigenartig kontrastierten. Das Gesicht war schmal und grausam, auf der hohen Stirn saß ein dreieckiger Hut, und zwischen ihm und den schwarzen Brauen war ein buntes Kopftuch sichtbar. Im Schatten des Hutes glitzerten graue Augen, über dem schmalen Mund krümmte sich eine messerscharfe Nase, und die Oberlippe zierte ein Schnurrbart, der zu beiden Seiten lang herabhing.
»Ho, George, unser Gast ist erwacht!«, rief er dann. »Bei Zeus, Sam! Ich glaubte schon, du hättest ihm zu viel verpaßt. Aber er scheint einen dickeren Schädel zu besitzen, als ich erwartete.«
Die Piraten hielten mit ihren Spielen inne und betrachteten Jack neugierig oder höhnisch. Sir Georges Antlitz verdunkelte sich, und er wies auf seinen linken Arm, wo unter dem geschlitzten Seidenärmel ein Verband zu erkennen war.
»Du hast die Wahrheit gesprochen, Hollinster, als du sagtest, bei unserem nächsten Treffen würde kein Richter anwesend sein. Nur deucht es mir, daß deine räudige Haut darunter leiden wird.«
»Jack!«
Tiefer noch als Banways Hohn schnitt die verzweifelte Stimme ihm in die Seele. Jack rollte sich verzweifelt herum, und als er den Kopf verdrehte, bot sich ihm ein Anblick, der fast sein Herz zum Stillstand brachte. An einen schweren Ring an einem der Eichenpfosten war ein Mädchen gebunden – ein Mädchen, das auf der feuchten Erde kniete und ihn mit weißem Gesicht und erschreckt aufgerissenen Augen anstarrte.
»Mary – oh mein Gott!« drang es über Jacks Lippen.
Ein Chor brutalen Gelächters war die Antwort auf seinen gepeinigten Aufschrei.
»Trinkt auf das Wohl des Liebespaars!« brüllte der riesige Piratenkapitän und hob seinen schäumenden Lederbecher. »Trinkt auf die beiden, Leute! Mir deucht, er beklagt unsere Gesellschaft. Möchtest wohl gern mit dem Mädchen allein sein, was Junge?«
»Ihr Schweine!« brüllte Jack und richtete sich mit übermenschlicher Anstrengung auf die Knie auf. »Ihr Feiglinge, ihr Memmen, ihr erbärmlichen Wichte! Bei allen Göttern der Hölle ... hätte ich nur meine Arme frei! Laßt mich los, wenn ihr nur einen richtigen Tropfen Männerbluts in den Adern habt! Schneidet mich los, und ich fahre euch mit bloßen Händen an eure verdammten Hälse!
»Donnerwetter!« sagte einer der Piraten bewundernd.
»Der Junge hat auf jeden Fall Mut, das muß man ihm lassen! Und welche Sprache ... Verdammt, Kapitän, aber ...«
»Schweig!« unterbrach ihn Sir George heftig. »Hollinster, du verschwendest nur deinen Atem. Diesmal stehe ich dir nicht mit bloßem Stahl gegenüber. Du hattest deine Chance und nütztest sie nicht. Diesmal kämpfe ich mit Waffen, die deinem Rang und Namen besser angepaßt sind. Niemand weiß, wohin du gegangen bist, und warum. Und niemand wird es jemals wissen. Die See hat schon bessere Männer als dich verborgen.
Und was dich betrifft ...«, er wandte sich an das entsetzte Mädchen, »... so wirst du mir in meinem Haus eine Weile Gesellschaft leisten. Und wenn ich deiner überdrüssig geworden bin ...«
»Sieh dazu, daß du ihrer bei meiner Rückkehr in zwei Monaten überdrüssig geworden bist«, unterbrach ihn der Piratenkapitän. »Wenn ich diesmal einen Leichnam mitnehme – und der Satan weiß, daß dies eine unheilvolle Fracht ist –, so will ich das nächste Mal einen erfreulicheren Passagier an Bord haben.«
Sir George grinste säuerlich. »Na schön. In zwei Monaten soll sie dir gehören – außer sie stirbt zuvor. Knapp vor Sonnenaufgang segelst du mit den Überresten Hollinsters in einem Leinensack los und wirfst ihn so weit vom Ufer entfernt über Bord, daß er niemals an Land gespült wird. Wenn du das tust, kannst du dir in zwei Monaten das Mädchen holen.«
Als Jack dieses Gespräch mithörte, sank ihm das Herz im Leibe.
»Mary, meine Geliebte«, sagte er schwach, »wie kommst du hierher?«
»Ein Mann brachte mir eine Botschaft«, flüsterte sie erschöpft und voll Furcht. »Die Schrift ähnelte deiner, und sie war mit deinem Namen unterzeichnet. Darin stand, du wärest verletzt, und ich sollte zu dir zum Felsen kommen. Ich kam, diese Männer ergriffen mich und brachten mich durch einen langen Tunnel hierher.«
»Habe ich es Euch nicht gesagt, Meister?« rief Sam voll höhnischer Freude. »Überlaßt es nur dem alten Sam, ihn zu überlisten! Er folgte mir wie ein Lamm! Was für ein Trick – und was für ein Narr!«
»Haltet ein«, erhob ein hagerer, finsterer Pirat, offenbar der Erste Steuermann, seine Stimme. »Es ist gefährlich genug, so nahe СКАЧАТЬ