Название: Schwerter gegen Bestien: Fantasy Sammelband 1026 Seiten Sword & Sorcery
Автор: Robert E. Howard
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Историческая фантастика
isbn: 9783745204797
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Bran kleidete sich an, bestieg den schwarzen Hengst und ritt im Abendrot über das Marschland. Den Schwarzen Stein hatte er in den Umhang gehüllt. Er ritt nicht auf seine Hütte zu, sondern westwärts in Richtung des Turmes und des Dagon-Ringes. Als er einige Meilen zurückgelegt hatte, kamen die roten Sterne zum Vorschein. Die Mitternacht zog vorbei, und weiter ritt Bran in der mondlosen Nacht. Sein Herz brannte bei dem Gedanken, Titus Sulla zu treffen. Atla konnte es kaum erwarten, den Römer unter Martern sich winden zu sehen, aber der Pikte hegte keinerlei solche Absichten. Der Legat sollte sich mit der Waffe in der Hand verteidigen können. Mit Brans eigenem Schwert würde er dem Dolch des Piktenkönigs gegenüberstehen und entsprechend seiner Tapferkeit leben oder sterben. Aber obwohl Sulla in der Provinz als guter Schwertkämpfer bekannt war, zweifelte Bran nicht am Ausgang des Kampfes.
Der Dagon-Ring lag in einiger Entfernung von Trajans Turm. Er bestand aus einem Kreis hoher, aufrechter Steine mit einem grob behauenen Steinaltar in der Mitte. Die Römer betrachteten diese Menhire mit Abneigung. Sie nahmen an, die Druiden hätten sie errichtet, die Kelten ihrerseits vermuteten dasselbe von Brans Volk, den Pikten. Bran jedoch wußte sehr genau, wessen Hände vor langen Zeitaltern jene grimmen Monolithe aufgestellt hatten. Ihren Zweck vermochte er kaum zu erraten.
Der König ritt nicht geradewegs zum Ring. Ihn plagte die Neugier, auch welche Weise seine grausigen Verbündeten ihr Versprechen einlösen würden. Daß Sie imstande waren, Titus Sulla aus der Mitte seiner Männer zu entführen, dessen glaubte er sicher zu sein, und er glaubte auch zu wissen, wie Sie ans Werk gehen würden. Ihn beunruhigte die nagende Vorahnung, sich mit Mächten unbekannter Stärke eingelassen und Kräfte entfesselt zu haben, die er nicht kontrollieren konnte. Jedesmal, wenn er sich an das reptilartige Gezischel, an die schrägliegenden Augen erinnerte, überlief ihn ein kalter Schauer. Sie waren erschreckend genug anzusehen gewesen, als sein Volk Sie vor langer Zeit in die Höhlen unter den Hügeln getrieben hatte. Was mochten lange Jahrhunderte der Entartung aus Ihnen gemacht haben? Hatten Sie während ihres unterirdischen Lebens überhaupt irgendwelche menschliche Eigenschaften bewahrt?
Etwas drängte ihn, zum Turm zu reiten. Er wußte, daß er sich bereits in der Nähe befand. Trotz der dichten Dunkelheit müßte er ihn eigentlich bereits sehen. Eine undeutliche Vorahnung befiel ihn, und er spornte den Hengst zu einer schnelleren Gangart.
Plötzlich taumelte Bran im Sattel wie unter einem Schlag, so überraschend war der Anblick, der sich ihm bot. Der uneinnehmbare Turm des Trajan stand nicht länger! Brans erstaunter Blick ruhte auf einem gigantischen Ruinenhaufen, auf zerschmetterten Steinen und Granittrümmern, zwischen denen die zersplitterten Enden zerbrochener Balken hervorragten.
Bran stieg ab und ging verwirrt zu Fuß weiter. Der Graben war teilweise mit Steinen und Mauerwerk gefüllt. Er überquerte ihn und gelangte zwischen die Ruinen. Wo nur wenige Stunden zuvor die Steinplatten unter dem kriegerischen Schritt eisenbeschuhter Füße gedröhnt und die Mauern vom Klang der Schilde und der Trompeten widergehallt hatten, herrschte nun schreckliche Stille.
Vor Bran krümmte sich eine zerschmetterte Gestalt und stöhnte. Der König beugte sich zu dem Legionär hinab, der in seinem Blut lag. Mit einem Blick erkannte der Pikte, daß der Mann starb.
Bran hob den Kopf hoch und setzte dem Mann seinen Wasserbeutel an die Lippen. Der Römer trank tief, die Flüssigkeit durch zersplitterte Zähne einsaugend. Im schwachen Licht der Sterne sah Bran, wie er die Augen öffnete.
„Die Mauern fielen“, murmelte der Sterbende. „Sie krachten herab wie der Himmel am Tage des Weltuntergangs. Bei Jupiter! Es regnete Granitsplitter und Hagel von Marmor!“
„Ich habe kein Erdbeben verspürt“, sagte Bran verwundert.
„Es war kein Erdbeben“, keuchte der Römer. „Es begann vor dem letzten Morgengrauen – ein schwaches, undeutliches Kratzen und Schaben tief in der Erde. Wir von der Wache vernahmen es. Es klang, als grüben Ratten oder als höhlten Würmer die Erde aus. Titus lachte uns aus, aber wir hörten es den ganzen Tag. Um Mitternacht zitterte der Turm und schien sich zu senken, als würde man die Fundamente abgraben ...“
Ein Schauder überlief Bran Mak Morn. Die Würmer der Erde! Tausende des Gewürms gruben wie Maulwürfe tief unter der Festung, nagten an den Fundamenten. – Bei den Göttern! Dieses Land mußte von Tunneln und Höhlen förmlich durchsetzt sein. Diese Geschöpfe waren noch weniger menschlich, als er gedacht hatte! Welche grausigen Gestalten der Finsternis hatte er zu seiner Hilfe gerufen?
„Was geschah mit Titus Sulla?“ fragte er und ließ den Legionär nochmals trinken. In diesem Augenblick erschien ihm der sterbende Römer fast wie ein Bruder.
„Als der Turm bebte, vernahmen wir aus dem Gemach des Legaten einen fürchterlichen Schrei“, antwortete der Soldat. „Wir stürzten hin, und während wir die Tür aufbrachen, horten wir seine Schreie. Und sie schienen in die Tiefen der Erde zu entschwinden! Wir stürzten hinein – das Gemach war leer. Sein blutbeflecktes Schwert lag auf dem Boden, und in den Steinplatten gähnte ein schwarzes Loch. Dann schwankten die ... Türme, das Dach stürzte herab ... ich ... kroch ... durch ...“
Ein Krampf schüttelte die zerschmetterte Gestalt.
„Leg mich hin“, flüsterte der Römer. „Ich sterbe.“
Er hatte aufgehört, noch ehe ihm Bran seinen Wunsch erfüllen konnte. Der Pikte erhob sich und eilte vondannen. Und als er über die dunklen Moore galoppierte, erschien ihm das Gewicht des verfluchten Schwarzen Steines unter dem Mantel wie das Gewicht des Alpdrucks auf der Brust eines Sterblichen.
Als er sich dem Ring näherte, sah er, wie er von innen her geisterhaft glühte, so daß die schlanken Steine wie ein Gerippe wirkten, in dem ein Hexenfeuer brennt. Der Hengst schnaubte und stieg, als Bran ihn an einen der Menhire band. Mit dem Stein im Mantel betrat er den unheimlichen Ring und sah Atla neben dem Altar stehen. Sie hatte die Hände in die Hüften gestützt, und ihr geschmeidiger Körper pendelte wie der einer Schlange. Der gesamte Altar glühte in gespenstischem Licht, und Bran wußte, daß ihn jemand – wahrscheinlich Atla – mit Phosphor beschmiert hatte.
Er trat vor, riß den Umhang vom Stein und schleuderte das verfluchte Ding auf den Altar.
„Ich habe meinen Teil des Abkommens eingehalten“, knurrte er.
„Und Sie den ihren“, gab sie zurück. „Sieh! Sie kommen!“
Er wirbelte herum, und seine Hand griff gewohnheitsgemäß nach dem Knauf des Schwertes. Außerhalb des Ringes schrie der mächtige Hengst entsetzt und riß an den Zügeln. Der Nachtwind winselte durch das wogende Gras. Leises Zischen wurde vernehmbar. Eine Flut schwarzer Schatten ergoß sich zwischen die Menhire. Der Ring füllte sich mit glitzernden Augen, die jenseits des schwachen Lichtkreises vom phosphoreszierenden Altar her schwebten. Irgendwo in der Dunkelheit kicherte und stammelte eine menschliche Stimme. Bran erstarrte von Schrecken erfüllt.
Er strengte die Augen an und versuchte die Gestalten derjenigen auszumachen, die ihn umringten. Aber er vermochte nur wogende Schattenmassen auszumachen, die sich wie eine zähe Flüssigkeit hoben und senkten, sich wanden und krümmten.
„Sie sollen ihr Versprechen einlösen!“ rief er zornig.
„Dann sieh, o König!“ rief Atla mit durchdringendem Spott in der Stimme.
In den sich windenden Schatten entstand eine Störung, eine Unruhe, und aus der Dunkelheit kroch СКАЧАТЬ