Название: Schwerter gegen Bestien: Fantasy Sammelband 1026 Seiten Sword & Sorcery
Автор: Robert E. Howard
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Историческая фантастика
isbn: 9783745204797
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„Vor langer Zeit“, wandte Bran düster ein, „hast du mir erzählt, daß sich nichts im Universum vom Strom des Lebens zu trennen vermag. Die Wahrheit dieser Worte habe ich oft bestätigt gefunden. Jede Rasse, jede Lebensform ist auf irgendeine besondere Weise eng mit dem übrigen Leben und der Welt verbunden. Irgendwo muß es eine Verbindung geben zwischen unserer Welt und jenen, die ich suche. Irgendwo gibt es eine Tür. Und irgendwo in den öden Sümpfen des Westens werde ich sie finden.“
Entsetzen trat in Gonars Augen, und er rief: „Weh, weh! Weh der Piktenheit! Weh dem ungeborenen Königreich! Weh den Söhnen der Menschen!“
Bran erwachte in dem schattenerfüllten Raum. Das Licht der Sterne lag auf dem Fenstergitter, und der Mond war hinter den Häusern verschwunden, obwohl sein Schein noch über den Dächern lag. Ein Schauder überlief ihn bei der Erinnerung an seinen Traum, und er fluchte leise.
Er erhob sich, legte Umhang und Mantel ab, bekleidete sich mit einem leichten, schwarzen Kettenhemd und gürtete sich mit Schwert und Dolch. Der eisenbeschlagenen Kiste entnahm er mehrere Beutel und leerte deren klingenden Inhalt in die Ledertasche an seinem Gürtel. Dann schlang er den weiten Umhang um sich und verließ leise das Haus. Es gab keine Diener, die ihn hätten beobachten können. Unwirsch hatte er alle Sklaven abgelehnt, mit der Rom die barbarischen Gesandten zu versehen pflegte. Der mißgestalte Grom hatte nach Brans wenigen Bedürfnissen gesehen.
Im Hof befanden sich die Türen zu den Ställen. Bran tastete einen Augenblick lang im Dunkeln umher und legte dann dem kräftigen Hengst die Hand über die Nüstern, um das Wiehern des Erkennens zu unterdrücken. Ohne ein Licht zu entzünden, zäumte und sattelte er rasch das mächtige Tier und führte es durch den Hof in eine dunkle Seitengasse. Der Mond war im Untergehen begriffen, und die Westmauer warf einen breiten Schatten. Stille lag über den Marmorpalästen und Erdhütten von Eboracum, und darüber glitzerten kalt die Sterne.
Bran griff an den Gürtel mit der Ledertasche, die mit Goldmünzen gefüllt war. Er war als Gesandter der Pikten nach Eboracum gekommen, um zu spionieren. Doch Barbar, der er war, vermochte er seine Rolle nicht mit der passenden Würde zu spielen. Er hatte undeutliche Erinnerungen an wilde Gelage, wo der Wein in Strömen floß, an vollbusige römische Frauen, die, der kultivierten Liebhaber überdrüssig, dem männlichen Barbaren mehr als nur ihre Zuneigung geschenkt hatten. Er erinnerte sich an Gladiatorenspiele und an andere Spiele, bei denen die Würfel klapperten und hohe Stapel von Goldmünzen den Besitzer wechselten. Nach Barbarenart hatte er viel getrunken und verwegen gewettet und erstaunliches Glück gehabt, was wahrscheinlich darauf zurückzuführen war, daß er mit derselben Gleichmut gewann wie verlor. Für den Pikten bedeutete Gold nicht mehr als Staub, der durch die Finger rinnt. In seinem Land hatte er keine Verwendung dafür, wußte jedoch seine Macht innerhalb der Grenzen der Zivilisation zu schätzen.
Fast gänzlich im Schatten der Nordwestmauer erhob sich vor ihm der hohe Wachturm, der mit der Außenmauer in Verbindung stand. Die Ecke, die am weitesten von der Mauer entfernt war, diente als Gefängnis. Bran ließ sein Pferd in einer dunklen Seitengasse und schlich in die Schatten der Festung.
Der junge Valerius erwachte aus einem leichten, unruhigen Schlummer durch ein Geräusch am vergitterten Fenster. Er richtete sich auf und fluchte leise, als der Schatten des Gitters auf dem nackten Steinboden ihn an seine Schmach erinnerte. Nun, in ein paar Tagen würde er wohl wieder in Freiheit sein. Sulla konnte einem Mann mit seinen Verbindungen gegenüber nicht zu streng sein. Und dann wollte er den Mann oder die Frau sehen, der ihn zu verspotten wagte! Der Pikte möge verdammt sein! Doch dann erinnerte er sich plötzlich wieder des Geräusches, das ihn geweckt hatte.
„Pssst!“ erklang es vom Fenster her.
Weshalb die Heimlichtuerei? Es konnte sich kaum um einen Feind handeln – und doch: Warum sollte es ein Freund sein? Valerius erhob sich, durchquerte die Zelle und trat ans Fenster. Im Ungewissen Licht der Sterne vermochte er nur eine schattenhafte Gestalt dicht am Fenster auszunehmen.
„Wer bist du?“ Er lehnte sich ans Gitter und versuchte mit den Augen die Dunkelheit zu durchdringen.
Die Antwort war ein wölfisches Auflachen, das Aufblitzen einer Klinge im Sternenlicht. Valerius taumelte vom Fenster zurück, griff sich an die Kehle und stürzte zu Boden. Blut rann zwischen seinen Fingern und bildete um seinen Körper eine Lache, die das schwache Licht der Sterne trübe-rötlich widerspiegelte.
Draußen glitt Bran wie ein Schatten davon, ohne einen Blick in die Zelle zu werfen. In wenigen Augenblicken würde die Wache auf ihrem Rundgang um die Ecke kommen. Er vernahm bereits den Gleichschritt ihrer eisenbeschuhten Füße. Noch ehe sie in Sicht kamen, war er verschwunden, und die Soldaten schritten am Zellenfenster vorüber, ohne etwas von der Leiche zu ahnen, die drinnen auf dem Boden lag.
Bran ritt auf das kleine Tor in der Westmauer zu, ohne von der schläfrigen Wache angehalten zu werden. In Eboracum brauchte man keinen feindlichen Überfall zu befürchten, und außerdem sorgten gutorganisierte Diebe und Mädchenhändler dafür, daß es sich für die Wache bezahlt machte, ihre Pflicht nicht allzu genau zu nehmen. Der einzelne Soldat am Westtor – seine Kameraden lagen betrunken in einem nahegelegenen Freudenhaus – hob jedoch seinen Speer und rief Bran zu, anzuhalten und sich erkennen zu geben. Schweigend ritt der Pikte näher. Eingehüllt in seinen dunklen Umhang, erschien er dem Soldaten nur undeutlich. Da streckte Bran seinen Arm vor, und der Soldat sah den Glanz von Gold im Licht der Sterne, während er in der anderen Hand des Reiters eine Klinge blitzen sah. Der Römer verstand und zögerte nicht in seiner Wahl zwischen der goldenen Bestechung und einem Kampf auf Leben und Tod mit dem unbekannten Reiter, bei dem es sich offenbar um einen Barbaren handelte. Brummend senkte er den Speer und öffnete das Tor. Bran ritt hindurch und warf dem Soldaten eine Handvoll Münzen zu. In einem goldenen Strom fielen sie zu Boden und klirrten auf den Steinplatten. Der Römer bückte sich gierig danach, und Bran Mak Morn jagte westwärts in die Nacht.
*
IN DIE DÜSTEREN SÜMPFE des Westens kam Bran Mak Morn. Ein kalter Wind blies über die Einöde, und über den grauen Himmel flogen einige Reiher. Das hohe Schilf und das Sumpfgras bog sich wellenförmig im Wind, und einige stille Weiher spiegelten das trübe Licht des Himmels wider. Da und dort erhoben sich sonderbar regelmäßige Hügel aus der Landschaft, und am Horizont erkannte Bran eine Linie von Monolithen. Wer mochte die Menhire einst errichtet haben?
Eine schmale, blaue Linie im Westen stellte die Hügel dar, die jenseits des Horizonts zu den zerklüfteten Bergen von Wales anwuchsen, in denen immer noch wilde keltische Stämme hausten, grimmige, blauäugige Männer, die nicht unter dem Joch Roms stöhnten. Eine Linie von gut besetzten Wachtürmen hielt sie hinter ihren Grenzen. Jenseits der Moore gewahrte Bran die uneinnehmbare Festung, die Trajans Turm genannt wurde.
Doch selbst diese trostlose Einöde entbehrte nicht ganz menschlichen Lebens. Bran begegnete den wortkargen Männern der Sümpfe. Sie hatten dunkle Augen und dunkles Haar und sprachen eine Mischsprache, aus deren Elementen man kaum die ursprünglichen Quellen zu erahnen vermochte. Bran bemerkte in ihnen eine gewisse Verwandtschaft mit sich selbst, blickte jedoch mit der Verachtung des Patriziers dem Mischling gegenüber auf sie herab.
Zwar waren auch die gewöhnlichen Einwohner von Kaledonien keineswegs reinblütig; ihre gedrungenen Körper und kräftigen Gliedmaßen hatten sie von einer primitiven germanischen Rasse erhalten, die schon vor der endgültigen Eroberung Britanniens durch die Kelten in den nördlichsten Teil der Insel eingewandert und von den Pikten absorbiert worden СКАЧАТЬ