Название: Alfred Bekker Krimi Trio #1
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745212495
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Flanagan ließ durch nichts erkennen, dass er den Gast bemerkt hatte.
Mit fast zeitlupenhaften Bewegungen knipste er überzählige Triebe mit der Rosenschere ab.
Schließlich blickte er in One-Eyes Richtung.
"Kommen Sie näher!", forderte er.
One-Eye gehorchte, ging bis auf zwei Meter an den hageren Mann heran.
"Der Kerl, den Sie zu mir geschickt haben, um mich abzuholen, hat die Sache ziemlich dringend gemacht!", stellte One-Eye fest.
"Das ist sie auch." Flanagan atmete tief durch. Der Blick seiner grauen Augen musterte den Einäugigen von oben bis unten. "Ich will auf den Punkt kommen. Ihre Leute haben dieser Susan Dexter zwei CD-Roms abgenommen..."
"Das ist richtig", bestätigte One-Eye. Er musste unwillkürlich schlucken.
"Auf einer der beiden Scheiben war nichts drauf. Ich brauche aber den gesamten Datensatz!"
"Was?"
Dem Einäugigen fiel die Kinnlade herunter.
Sein Gesicht wurde noch blasser, als es ohnehin schon war.
Flanagan hob die Augenbrauen. "Haben Sie dafür irgendeine Erklärung?"
"Nein, Sir, ich..." One-Eye begann zu stammeln. Schließlich verstummte er.
"Sie wissen, was von dieser Sache abhängt!"
"Sicher."
"Sollte ich herausfinden, dass Sie mich hintergangen haben, dann werden Sie den Tag Ihrer Geburt irgendwann verfluchen. Ich werde Sie nämlich so fertig machen, wie nicht einmal ein Sadist wie Sie sich das vorzustellen vermag."
Ein Muskel zuckte unruhig unterhalb von One-Eyes Auge. Der Kahlköpfige wirkte nervös. "Vielleicht war diese Susan Dexter nicht die einzige Person, der etwas zur Aufbewahrung gegeben wurde."
"Sie glauben, Ron hat die Daten auf mehrere Verstecke verteilt?"
"Warum nicht? Würden Sie das nicht auch so machen, Mister Flanagan?"
Flanagan lachte zynisch. "Ich glaube, Sie überschätzen Ron Dexter. Dessen Hirn arbeitete doch nur noch einwandfrei, wenn es darum ging, den nächsten Kokain-Dealer ausfindig zu machen oder..." Er machte eine kurze Pause. "...jemanden zu töten", vollendete Flanagan dann.
Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen.
Flanagan wandte sich wieder dem Beschnitt der Rosen zu. "Vielleicht haben Sie einfach die falschen Leute mit der Sache betraut..."
"Mittlerweile scheint mir das auch so", knurrte One-Eye düster.
Flanagan schnipste mit den Fingern. "Regeln Sie das. Und zwar schleunigst."
"Ja, Sir."
13
Milo und ich fuhren am nächsten Tag nach Paterson, New Jersey. Dort hatte sich Dr. George McCullen zur Ruhe gesetzt. McCullen war einige Jahre Arzt und Psychiater in den Diensten des Marine Corps gewesen, bevor er eine eigene Praxis eröffnet hatte.
Ron Dexter war mehrere Jahre sein Patient gewesen.
Beide waren etwa zur gleichen Zeit aus den Diensten des Marine-Corps ausgeschieden.
Wir erhofften uns von McCullen einfach noch zusätzliche Informationen zu Ron Dexters Persönlichkeit. Eventuell ergaben sich auch weitere Anknüpfungspunkte für Ermittlungen.
In dieser Hinsicht sah es bislang nämlich ziemlich finster aus.
Unsere Kollegen Jay Kronburg und Leslie Morell versuchten zur gleichen Zeit, einige jener Männer ausfindig zu machen, mit denen Dexter zusammen Mitglied in verschiedenen Rockerbanden gewesen war. Weitere Kollegen klapperten die Clubs und Diskotheken rund um den Big Apple ab, um Informationen aus jener Zeit zu erlangen, als Dexter noch Teil der Türsteher-Szene gewesen war.
Der erste Bruch in Ron Dexters Leben waren zweifellos die traumatischen Erlebnisse in Somalia und das damit verbundene Ausscheiden aus dem Marine Corps gewesen. Aber dieser Einsatz lag Jahre zurück. Danach hatte es offenbar noch einen zweiten Bruch in seiner Biographie gegeben, der geradewegs zur Macy's-Katastrophe geführt hatte.
Und da sowohl Susan als auch Ron offenbar von einem Profi-Killer umgebracht worden waren, lag der Verdacht nahe, dass hier Zusammenhänge mit dem organisierten Verbrechen bestanden.
"Wenn die Lebenserinnerungen eines Marine wirklich der Grund für einen Auftragsmord darstellen, dann sollten wir uns vielleicht mal die alten Kameraden aus dem Marine Corps vorknöpfen", meinte Milo, während wir die Liberty Lane in Paterson erreichten.
"Wenn wir doppelt so viele Leute hätten wäre das kein Problem", erwiderte ich. Seit dem Anschlag auf das World Trade Center hatte die Terrorismusbekämpfung in allen sicherheitsrelevanten Behörden absolute Priorität. Das war auch beim FBI nicht anders. Im Windschatten dieser Verfahrensweise versuchte so mancher gewöhnliche Kriminelle zu segeln.
Dr. McCullen wohnte in Haus Nummer 576. Eine schmucke Villa. Wir parkten am Straßenrand, gingen zum gusseisernen Einfahrtstor. Milo betätigte die Sprechanlage.
"Hier McCullen", meldete sich eine heisere Stimme.
"Special Agent Milo Tucker vom FBI Field Office New York. Wir möchten Ihnen ein paar Fragen zu einem Ihrer Patienten stellen."
"Ich bin an die gesetzliche Schweigepflicht gebunden. Es hat wenig Sinn, sich mit mir über ehemalige Patienten unterhalten zu wollen."
"Wir haben hier einen richterlichen Beschluss, der Sie von der Schweigepflicht entbindet. Es geht um Ron Dexter..."
"Wir können Sie natürlich auch offiziell vorladen lassen, Mister McCullen", mischte ich mich ein.
Ein Kameraauge bewegte sich surrend. Es war oben auf der etwa zwei Meter hohen Mauer angebracht. Ich hielt meine ID-Card hoch.
Einige Augenblicke lang geschah gar nichts.
Schließlich meldete sich McCullens Stimme wieder. "Okay, kommen Sie herein und stellen Sie Ihre Fragen."
Das gusseiserne Tor öffnete sich selbsttätig.
Wir betraten das von einem parkähnlichen Garten umgebene Anwesen.
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