Название: Sechs Krimis: Ferienkiller
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Ужасы и Мистика
isbn: 9783745200416
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„Hier wird seit Wochen nicht mehr gearbeitet“, wandte Hoffmann ein.
„Je nachdem, ob vielleicht gerader ein heftiger Wind durch den Rohbau pfeift, können sich solche Staubspuren durchaus über mehrere Wochen hinweg erhalten“, erwiderte Willy. „Aber es gibt noch eine wichtigere Spur, die sie sich am besten selbst ansehen.“
Willy führte uns über einen Korridor in einen großen, kahlen Raum.
Eine etwa einen Meter breite Bahn aus Folie führte zur Fensterfront, von der aus man den Fun Park überblicken konnte.
„Bleiben Sie bitte auf der Folie“, wies uns Willy an. „Wir haben zwar den gesamten Boden fotografiert und gründlich abgesucht, aber es ist ja nicht ausgeschlossen, dass wir im nachhinein doch noch etwas finden, was von Interesse ist.“
Ich war der Erste, der den Folienpfad beschritt. Etwa einen halben Meter von der Fensterfront entfernt war ein Kreuz auf dem Boden zu sehen.
Es bestand aus sechs Patronenhülsen.
„Ich glaube, da will uns jemand etwas klar machen, Harry“, raunte mir Rudi von der Seite her zu.
Es fragte sich nur, ob wir schon in der Lage waren, diese Botschaft richtig zu deuten.
„Entweder der Kerl ist gläubig oder sehr zynisch“, murmelte Hoffmann.
5
Zwei Stunden später waren wir zu Jimmy Talabanis letzter Adresse in Berlin unterwegs. Ich steuerte den Dienstwagen.
Jimmy Talabani hatte ein Penthouse in guter Lager bewohnt.
Das Haus, in dem die Wohnung lag, verfügte über eine eigene Tiefgarage, sodass uns die in Berlin ansonsten meistens ziemlich aufreibende Parkplatzsuche erspart blieb.
Mit dem Aufzug fuhren wir hinauf, nachdem wir uns zunächst mit dem privaten Security Service in Verbindung gesetzt hatten, der im Haus für Sicherheit zu sorgen hatte.
In dem Korridor, der zu Talabanis Wohnung führte, erwarteten uns zwei schwarz gekleidete Security Guards.
Wir zeigten unsere Ausweise.
Die beiden Guards trugen Namensschilder, wonach sie Gonzalez und Dachner hießen. An der Seite trugen sie Revolver vom Typ Schmitt & Wesson Kaliber .38 Special.
Altertümlich.
Aber im Sicherheitsgewerbe ist nicht nur die Bezahlung miserabel.
Die Ausrüstung mitunter auch.
Das haben die privaten Kollegen inzwischen mit den verbeamteten Kräften des mittleren Dienstes gemeinsam.
„Wir haben leider keine Möglichkeit, das elektronische Schloss zu decodieren“, erklärte Dachner, der größere der beiden Security Guards.
„Ich dachte, das ist aus Feuerschutzgründen Vorschrift!“, meinte Rudi.
Dachner zuckte die Schultern.
„Dies ist eine ziemlich exquisite Adresse und da rangieren Mieterwünsche vor irgendwelchen Vorschriften. Tut mir leid, wir werden die Tür aufbrechen müssen, was angesichts der ziemlich aufwendigen Sicherheitstechnik, die hier installiert wurde, nicht so ganz einfach werden dürfte.“
„Immerhin wissen wir, was installiert wurde!“, ergänzte sein Partner Gonzales.
Glücklicherweise hatten wir die Magnetkarte des Opfers bei uns. Die Kollegen der Spurensicherung hatten sie aus Jimmy Talabanis Jackettinnentasche geborgen und gründlich nach Fingerabdrücken untersucht.
Ich nahm die Karte hervor und steckte sie in den dafür vorgesehenen Schlitz.
Die Tür öffnete sich.
Wir traten ein.
Schritten durch einen Korridor in das weiträumige Wohnzimmer, dessen Fensterfronten einem einen phantastischen Panoramablick über Berlin Mitte lieferten.
Ein Geräusch ließ uns zusammenzucken und zur Waffe greifen. Innerhalb eines Augenaufschlags hatte ich die SIG in der Faust.
Die Tür zum Nebenraum – wahrscheinlich dem Schlafzimmer – stand halb offen.
Kein Laut war jetzt zu hören.
Ich bedeutete den Security Guards, die ebenso wie wir ihre Waffe gezogen hatten, ein Stück zurück zu bleiben.
Rudi und ich pirschten uns an die halboffene Tür heran.
Wir wechselten einen kurzen Blick. In solchen Situationen verstehen wir uns ohne Worte. Dann weiß jeder, was der andere denkt. Eine besondere Art von Telepathie, wie sie wohl nur bei langjährigen Partnern im Dienst vorkommt.
Rudi nickte mir zu.
Ich trat die Tür zur Seite und stürmte mit der Pistole in der Hand in Raum. Innerhalb von Sekundenbruchteilen sondierte ich die Lage. Ein großes Wasserbett, ein ultramoderner Kleiderschrank in Metalloptik, ein Airbrush-Gemälde, das eine nackte Frau zeigte, die auf einem Drachen ritt und das in leicht abgewandelter Form auf den Tanks von ungezählten Harley-Bikern zu finden war.
Auf dem Wasserbett befand sich eine Reisetasche.
Eine weitere Tür führte zum Bad.
Ich schnellte vor, hatte die Badezimmertür im nächsten Moment erreicht und traf dort eine junge Frau mit langen blonden Haaren an.
Ich senkte die Waffe und zog stattdessen meine ID-Card.
„Kommissar Harry Kubinke, BKA!“, stellte ich mich vor. „Wer sind Sie?“
Sie schluckte und brauchte wohl erst ein paar Sekunden, um sich vor dem Schrecken zu erholen. Der Beschreibung nach war sie jene Frau, die sich in Talabanis Begleitung befunden hatte, als auf den Captain in der Organisation von Abdullah Al-Khalili geschossen worden war. Sie trug Jeans, T-Shirt und darüber einen Blouson, der eindeutig für den Outdoor-Bereich gedacht war. Zusammen mit der Reisetasche auf dem Bett legte das den Schluss nahe, dass sie ihre Sachen gepackt hatte und nun gehen wollte. Latexhandschuhe, wie sie in Erste-Hilfe-Sets üblich waren, bedeckten ihre feingliedrigen Hände.
Ich bemerkte einen Eimer mit schaumigem Wasser, auf dessen Oberkante hing ein Lappen.
Offenbar hatte die junge Frau noch einmal alles gründlich saubermachen wollen, bevor sie dieses Penthouse auf Nimmerwiedersehen verließ.
„Mein Name ist Jacqueline Berentzen“, sagte sie. „Und was tun Sie hier?“, fragte sie. Ihre Haltung entspannte sich etwas. Sie stemmte eine ihrer Hände in die Hüften.
„Jimmy Talabani, der Eigentümer dieser Wohnung ist vor wenigen Stunden erschossen worden“ erklärte ich. „Aber ich glaube, das wissen Sie schon.“
„Jimmy?“, fragte sie. „Er ist tot?“ Ihre Stimme klang belegt. Sie schluckte. Aber ich hatte allenfalls das Gefühl, СКАЧАТЬ