Sammelband 7 Krimis: Tuch und Tod und sechs andere Thriller auf 1000 Seiten. Alfred Bekker
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СКАЧАТЬ mich brauche ich nichts!“

      „Nein – nur für die kranken Seelen, die sich in dem komischen Gotteskinder-Verein sammeln, die du dir als Ersatzfamilie gesucht hast.“

      „Nun tu mal nicht so scheinheilig, du Künstler - oder was immer du auch sein magst!

      Wenn Mutter dich nicht immer heimlich großzügig unterstützt hätte, würdest du nicht so große Töne spucken, sondern müsstest dir deinen Lebensunterhalt mit richtiger Arbeit verdienen!“

      „Immer gelassen bleiben, Schwesterherz – und nur kein Neid.“ Tills Blick galt wieder dem Gemälde, bei dem er sich wohl noch nicht so recht schlüssig darüber war, ob er es schon als abgeschlossen betrachten sollte oder nicht. „Weißt du, wie ich dieses Bild nenne?“

      „Keine Ahnung.“

      „ Familienbande – Familienschande. Passt doch, findest du nicht?“

      „Ein bisschen einfarbig.“

      „Ich bin in meiner roten Phase, Maja. Rot wie die Liebe, rot wie Blut ...“

      „Rot wie Marmelade.“

      Till verzog das Gesicht. „Sehr witzig. Ich weiß außerdem gar nicht, was du hast. Dich hat Papa doch immer unterstützt. Zumindest bis du dieser seltsamen Vereinigung beigetreten bist und von BWL und anderen weltlichen Dingen nichts mehr wissen wolltest.“

      „Hör auf. Mach dich über diese Dinge nicht lustig.“

      „Gilt in eurem Verein eigentlich auch das Zölibat, oder gehört ihr mehr zu der anderen Sektenfraktion, die ihre Spiritualität in hemmungslosen Orgien auslebt, wie früher dieser Bhagwan?“

      Sie rieb etwas an dem Fleck auf ihrer Hose herum und verschränkte dann die Arme vor der Brust. Wegen der warmen Steppjacke, die sie noch nicht ausgezogen hatte, begann sie zu schwitzen. Aber sie erspähte nirgends ein sauberes Plätzchen, wo sie das Kleidungsstück ohne Bedenken hätte ablegen können; überall lauerten Gefahren durch Farbreste. Wie konnte man so eine Rumpelkammer nur Atelier nennen, dachte Maja. Aber wahrscheinlich war das immer eine Frage des Standpunkts. Der eine nannte es Schrottplatz, für den anderen war es ein Skulpturenpark.

      „Ich soll dich übrigens schön von Mutter grüßen“, sagte Till.

      „Weißt du, wo sie hingezogen ist?“

      „Ja. Sie hat sich gleich bei mir gemeldet, als sie dort unterkam. Sie wohnt im Haus Oberkassel.“

      „Das Hotel?“

      „Ja.“

      „Das ist mal wieder typisch. Bei mir meldet sie sich nicht.“

      „Na, da liegt der Grund doch wohl auf der Hand.“

      „Wieso?“

      „Weil kein Mensch Bock darauf hat, sich erst mal von einem deiner sogenannten Glaubensbrüder die Welt erklären zu lassen, den man am Telefon hat, wenn man eigentlich nur mal kurz mit dir sprechen möchte. Du könntest dir ja auch ein Handy anschaffen, aber wahrscheinlich ist das genauso Sünde wie all die anderen Dinge, die Spaß machen und praktisch sind.“

      „Ich dachte, mit dir könnte man sich ernsthaft unterhalten. Aber das war wohl ein Irrtum.“ Ihr Gesicht war dunkelrot vor Ärger. „Werde ich eben doch mit Andreas reden müssen. Vielleicht ist der ja zugänglicher.“

      „Hörte sich eben aber noch so an, als würdest du auf den pfeifen.“ Till kicherte. „Pass auf, dass du dir von ihm nicht 'ne Versicherung andrehen lässt.“

      „Versteh ich nicht.“

      „Na, das macht er doch, seit Papa ihn rausgeschmissen hat und er seine Kokainsucht in den Griff bekam: Versicherungen verkaufen. Wusstest du das nicht? Irgendwie muss ja jeder überleben, und wenn man sonst keine Begabung hat, außer Zahlen zu addieren und Leute zu bescheißen – da bietet sich so 'n Job doch direkt an, würd ich mal sagen.“ Till machte ein paar Schritte auf Maja zu. „Du hast das wirklich nicht gewusst?“

      „Als wir uns das letzte Mal sahen, hat er mir was von einer Anstellung als Einkäufer irgendeines Kaufhauses erzählt.“

      Till schüttelte grinsend den Kopf. „Wer würde diesem Wrack denn einen Posten mit derart viel Verantwortung geben? Du etwa? Wenn er den Job überhaupt je hatte, dann ist er ihn ganz schnell wieder losgeworden. Übrigens habe ich den Typ mal ein bisschen genauer unter die Lupe genommen, den Papa angeheuert hat, um den Mörder seiner ach so geliebten Pferde zu entlarven.“ Till ging zurück zum Tisch, griff wieder zur Flasche, nahm einen Schluck und behielt sie nun in der Hand.

      Maja war plötzlich wieder sehr viel interessierter, nachdem sie zunächst schon gehen wollte. Eigentlich hatte sie nämlich keine Lust mehr, sich das überhebliche, von gnadenloser Eitelkeit und Selbstüberschätzung geprägte Geschwätz ihres Bruders anzuhören. „Was hast du rausgefunden?“

      „Er heißt Berringer ...“

      „Mir gegenüber hat er sich mit diesen Namen vorgestellt“, sagte sie schnippisch.

      „Diese Mühe hättest du dir also sparen können.“

      „Und er wohnt auf einem Hausboot hier im Hafen. Ich hab mir das gestern Nacht auf dem Rückweg von dem Event mal angesehen. Ist sogar herausgekommen aus seinem Loch, der Herr Privatschnüffler. Ich weiß auch nicht, plötzlich war er da ... Ich glaub, das ist ein Trottel.“

      „Du weißt, was geschieht, wenn Papa stirbt?“, fragte Maja.

      „Ja, das weiß ich. Und ehrlich gesagt, kann ich es kaum abwarten, dass es soweit ist.

      Aber bis dahin gibt es noch in paar andere Anlässe, sich zu freuen.“ Er prostete Maja mit der Flasche in der Hand zu, nahm einen Schluck und griff mit der anderen Hand zum Pinsel im Eimer. „Wenn das geschieht, wovon du gesprochen hast, werde ich meine Phase ändern.“

      „Von Rot in Blau?“

      „Blau hab ich schon hinter mir. Nein, ich werd dann nie wieder malen, sondern nur noch Aktionskunst machen. Mir schwebt da ein Park vor mit Hunderten von schusssicheren Westen, alle hergestellt von Avlar Tex. Die Besucher des Parks bekommen dann Maschinenpistolen und dürfen die Westen mal auf ihre Materialkonstanz testen.“ Er lachte gackernd.

      „Du bist ein Spinner!“, sagte Maja. „Wenn ich auch sonst nicht oft Papas Meinung bin – das, was er so über dich gesagt hat, stimmt hundertprozentig.“ Tills gute Laune war von einem Augenblick zum anderen weg. Er rammte den Pinsel zurück in den Eimer. „So, was hat er den immer gesagt? Ich bin ja schließlich schon eine Weile von zu Hause weg, und wie du weißt, bin ich direkten Begegnungen mit unserem Vater immer ganz gerne ausgewichen!“

      „Aus gutem Grund.“

      „Also, nun mal raus mit der Sprache!“

      „Er meinte, schwul zu sein sei der einzige Fehler, den du vermutlich nicht hättest.

      Aber auch da ist er sich nicht ganz sicher.“

      Tills irres Kichern ging СКАЧАТЬ