Sammelband 6 Krimis für Strand und Ferien - Club der Mörder und andere Krimis. A. F. Morland
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      Bount lächelte dünn.

      "Dann seien Sie bitte so freundlich und schauen Sie nach!"

      Sie verließen den Raum mit den Schließfächern. Und dann sah Bount es eine Minute später schwarz auf weiß: Der Inhalt des Fachs war abgeholt worden. Und zwar von Karen Tierney, der Witwe des Ermordeten.

      "Nach den Unterlagen hatten wir keinen Grund, ihr den Zugang zu verwehren!", meinte die Mandeläugige. "Sie war ja schließlich seine Witwe!"

      "Hatte sie einen Schlüssel?"

      "Den brauchte sie nicht unbedingt. Es kommt immer mal wieder vor, dass Hinterbliebene nicht wissen, wo der Verstorbene den Schlüssel aufbewahrt hat. In solchen Fällen verlangen wir Schadensersatz, weil wir ein neues Schloss einsetzen müssen..."

      "Und Mrs. Tierney hat bezahlt?"

      "So ist es."

      5

      Karen Tierney hatte feuerrotes Haar und dunkle Augen, die im Augenblick sehr traurig wirkten. Sie war eine hübsche, zierlich gebaute Frau, die sich aber im Augenblick etwas vernachlässigt zu haben schien.

      Jedenfalls begrüßte sie Bount im Morgenmantel, als er vor ihrer Wohnungstür auftauchte. Die Tierneys wohnten zur Miete im Parterre eines mehrstöckigen Reihenhauses.

      "Ich kaufe nichts und ich lasse mich auch zu nichts bekehren", murmelte sie müde und wollte Bount schon die Tür vor der Nase zuschlagen.

      "Warten Sie einen Moment, Mrs. Tierney. Ich muss unbedingt mit Ihnen sprechen..."

      Sie strich sich die rote Mähne zurück und machte: "Ach, ja? Machen Sie' es kurz. Es geht mir nicht besonders gut!"

      "Mein Name ist Bount Reiniger, ich bin Privatdetektiv."

      "Was wollen Sie?"

      "Es geht um Ihren ermordeten Mann! Darf ich hereinkommen?"

      Sie war noch immer misstrauisch und so zeigte Bount ihr seine Lizenz.

      "Was soll ich mit dem Wisch?"

      "Wenn nach meinem Besuch das Familiensilber fehlt, wissen Sie jedenfalls, wer es hat." Er sah sie offen an. Vor ihm stand eine gebrochene Frau, die wirkte, als wäre sie ziemlich aus der Bahn geworfen worden. Und Bounts Bemerkung heiterte sie auch nicht im Geringsten auf. Sie reagierte nur mit einem Schulterzucken, das nicht weniger auszusagen schien, als dass ihr im Moment ohnehin alles ziemlich egal war.

      "Wer schickt Sie?", fragte sie.

      "Ihr Mann hatte einen Notar beauftragt, mich im Falle seines Todes zu engagieren, um seinen Mörder zu finden!"

      Sie sah Bount erstaunt an. "Davon wusste ich nichts", meinte sie.

      "Die Polizei war sicher schon bei Ihnen, nehme ich an..."

      "Ja", nickte sie. "Ein gewisser Lieutenant Browne."

      "Ein langer Kerl mit lockigen Haaren, nicht wahr?"

      "Kennen Sie ihn?"

      "Er arbeitet in der Mordkommission von Captain Rogers und das ist ein alter Freund von mir!"

      Sie musterte Bount eingehend von oben bis unten und auf einmal schien ihr aufzufallen, dass ihr eigenes Outfit an diesem Tag nicht dem letzten Schrei entsprach. Eine leichte Röte überzog ihr Gesicht. Es war ihr peinlich. Dafür schien das Misstrauen nicht mehr ganz so stark zu sein.

      "Kommen Sie", murmelte sie. Bount wurde in ein Wohnzimmer geführt und bekam einen Platz in einem klobig wirkenden Ledersessel.

      Sie setzte sich ebenfalls.

      "Ich sehe heute nicht besonders gut aus", meinte sie. "Aber wissen Sie, Steves Tod war ein schwerer Schlag für mich. Ich stehe jetzt vor dem Nichts. Und ich wüsste übrigens auch nicht, wie ich Sie bezahlen sollte!"

      "Das hat Ihr Mann schon erledigt!"

      "Was?"

      "Ja, ein Scheck. Hier ist die Quittung der Bank. Ich habe ihn vor einer halben Stunde eingelöst." Bount holte die Quittung aus seiner Brieftasche und zeigte sie ihr.

      Sie runzelte die Stirn. "Ich wusste gar nicht, dass Steve bei dieser Bank auch ein Konto besitzt", murmelte sie. "Und dann die Summe!" Sie gab Bount die Quittung zurück. "Ich kann für Sie nur hoffen, dass der Scheck gedeckt war, Mister Reiniger!"

      "Hat Ihr Mann mit Ihnen über seine Arbeit gesprochen?"

      "Nein, nie. Er wollte seinen Ermittler-Job und das Privatleben strikt auseinanderhalten. Deshalb liegt sein Büro auch am anderen Ende der Stadt." Sie zuckte die Achseln "Er hatte sicher dafür seine Gründe, denn die Sachen, die er gemacht hat, waren wohl nicht immer ganz ungefährlich. Er wollte uns - mich und unseren kleinen Michael - nicht in diese Dinge hineinziehen."

      "Dann wissen Sie auch nicht zufällig, woran er in letzter Zeit gearbeitet hat?"

      "Nein. Keine Ahnung."

      "Wurde er vielleicht von irgendjemandem bedroht?"

      "Nicht, dass ich wüsste, Mister Reiniger." Sie zuckte die Achseln und rieb die Handflächen aneinander. "Ich fürchte, ich bin Ihnen keine große Hilfe, was?"

      Bount studierte eingehend ihr Gesicht. Die Augen wirkten unruhig und sie rutschte auf ihrem Platz hin und her. Der Privatdetektiv hatte das Gefühl, dass sie ihm nicht hundertprozentig die Wahrheit sagte oder zumindest etwas verschwieg. Zum Beispiel die Sache mit dem Bankschließfach, aber Bount wollte erst noch abwarten, bevor er damit herauskam.

      Plötzlich sagte Sie: "Ich sehe keinen großen Sinn darin, wenn Sie auch noch in dieser Sache herumrühren, Mister Reiniger."

      Bount hob die Augenbrauen. "Es wundert mich, dass Sie das sagen!"

      "Was könnten Sie schon herausfinden, was die Polizei nicht auch früher oder später herausbekommt?", erwiderte Karen Tierney.

      "Nun, Ihr Mann hat das offenbar anders beurteilt."

      "Lassen Sie es gut sein und überlassen Sie die Sache der Polizei!"

      "Merkwürdig, dass Sie so denken, Mrs. Tierney."

      "Warum?"

      "Weil es meiner Erfahrung nach so ist, dass СКАЧАТЬ