Название: Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745205053
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„Und meinen Namen haben Sie sich gleich gemerkt, was?“
„Ja.“
„Weil ich tatverdächtig bin?“
Berringer schüttelte den Kopf. „In meinem Job hat man ein gutes Namensgedächtnis.
Andernfalls sollte man sein Geld besser anderweitig verdienen.“
„Verstehe ...“
„Ich will Ihnen nichts ans Zeug flicken, Herr Penckenhorst. Keine Sorge.“ Berringers Lächeln wirkte entwaffnend. Er hoffte zumindest, dass es dies tat. „Ich will nur ein paar Antworten. Also entspannen Sie sich.“
„Drei unserer Pferde sind erschossen worden. Wie soll ich mich da entspannen? Wer weiß, was dieser Irre als nächstes tut?“ Penckenhorst atmete tief durch. Er trat an eine andere Boxen. Ein Rappe steckte seinen Kopf hervor. Penckenhorst tätschelte den Hals des Tieres, aber das Pferd spürte wohl, wie nervös der Mann war. Es schnaubte und wich zurück.
Tiere kann man nicht betrügen, dachte Berringer.
„Fragen Sie schon!“, forderte Penckenhorst.
„Sie kennen Herrn Gerath sicher persönlich. Schließlich kommt er einmal die Woche zum Reiten her.“
„Ja. Und er besitzt - besaß - bis vor kurzem insgesamt vier Pferde. Dabei hat er zuletzt immer nur Laura geritten, weil die am ruhigsten war. Ich denke, das lag an seiner Bandscheibe.“
Berringer hob die Augenbrauen. „Sie kannten ihn also ganz gut.“
„Ich war öfter hier im Stall, wenn er sich um seine Tiere gekümmert hat. Ich weiß nicht, was er sonst für ein Mann ist, aber für Tiere hat er ein Gespür, das muss man ihm lassen.“
„Was waren das für Pferde? Besonders wertvoll oder ...“
„Der Mann hat genug Geld und schmeißt auch gern damit um sich. Das sihet man schon am Sattelzeug und an seiner Ausrüstung. Und die Tiere waren auch vom Feinsten. Er hat mir mal was von seiner Firma und all dem Stress erzählt und dass er hier jedes Mal so richtig auftanken könnte ... Na ja, so blabla halt.“
„Wieso blabla?“
In Penckenhorsts Augen blitzte es. „Wenn ich nur einen Bruchteil von dessen Schotter hätte, ich würde mich nicht auf einem Reiterhof in der Nähe der ach so idyllischen Industrieruine Krefeld erholen, sondern was richtig Geiles machen. Ab nach Rio oder so was.“
„Hat Herr Gerath mal geäußert, dass er sich bedroht fühlt?“ Max Penckenhorst wirkte auf einmal nachdenklicher. Er kratzte sich erst am Kinn, dann im Nacken und anschließend noch mal am Kinn. „Ehrlich gesagt, ich hab immer gedacht, dass er ein bisschen paranoid ist.“
„Wieso?“
„Es braucht nur ein Wagen auf den Hof fahren, dann will er von mir immer gleich wissen, wer das ist, selber aber nicht an die Stalltür gehen. Außerdem erkundigt er sich ständig, ob jemand nach ihm gefragt oder sich an seinen Pferden vergangen hat.“ Max Penckenhorst zuckte mit den Schultern. „Ich meine, wir haben hier auch Familien mit Kindern, die auf dem Rahmeier-Hof Urlaub machen. Da bleibt es nicht aus, dass die Kids mal die Pferde streicheln, oder? Vor allem Mädchen sind ganz wild auf die Vierbeiner. Die meisten kann man sogar zum Ausmisteten und Striegeln anstellen. Das machen die richtig gut. Nur an Geraths Pferde durfte ich ausdrücklich niemanden ranlassen. Nur geschultes Fachpersonal, wie er sich immer auszudrücken pflegt.“ Er lachte heiser. „Wenn der wüsste, dass ich vor ein paar Monaten von Pferden nur wusste, dass sie vier Beine haben und man einen Sattel draufsetzen kann.“
„Ich gehe davon aus, dass der Täter, der die Pferde getötet hat, identisch ist mit der Person, die vor knapp zwei Wochen schon einmal auf Herrn Gerath schoss und dabei sein Pferd Laura tötete.“
Max Penckenhorst nickte. „Das klingt für mich absolut logisch“, meinte er. Berringer hat das Gefühl, dass sein Gegenüber inzwischen etwas Vertrauen gefasst hatte und offener geworden war.
Dem Detektiv kam die langjährige Erfahrung zugute, die er bei Befragungen in seinen Polizeijahren hatte sammeln können.
„Der Täter muss genau gewusst haben, welche Pferde Gerath gehören“, sagte er. „Er muss sich hier bestens ausgekannt haben.“
„Also jemand wie ich“, erwiderte Max Penckenhorst, dessen Lächeln dabei gefror.
„Wollen Sie mir also doch was anhängen. Sie sind genau so ein mieser Bulle wie ...“ Er verstummte.
„So ein mieser Bulle wie wer?“
Penckenhorst zögerte.
„Reden Sie, Herr Penckenhorst“, forderte Berringer. „Ich kriegs ja so oder so heraus.“ Penckenhorst nickte widerwillig. „Vor ... vor drei Jahren ... da war ich mal in so eine Sache verwickelt. Tut hier nichts weiter zur Sache. Ich war kurzzeitig Türsteher einer Diskothek. Es gab da eine kleinere Rangelei, bei der jemand zwei Zähne verloren hat.
Die Sache wurde mir angehängt, dabei war es nur Selbstverteidigung.“
„War das in Krefeld?“
„In Düsseldorf. Kennen Sie das Baby Love in der Kurzen Straße?“
„Klingt vom Namen her ein bisschen so, als wäre das nicht ganz meine Altersklasse.“
„Da würde ich nicht sagen. Es ist immer gerammelt voll dort, aber ich glaube, die meisten kommen nicht wegen der grottigen House-Musik, sondern weil Campino von den Toten Hosen da ab und zu hinkommt und das Tanzbein schwingt.“ Er zuckte mit den Schultern. „Sagt man zumindest. Bevor ich das mal miterleben konnte, hatten die mich schon gefeuert.“
Berringer seufzte innerlich. Ein paar Jahre nicht mehr im Polizeidienst und an keiner Razzia mehr beteiligt – und schon war ihm der Überblick über das Düsseldorfer Nachtleben offenbar total abhanden gekommen.
Laut sagte er: „Was soll’s, Herr Penckenhorst. Geradlinige Erwerbsbiographien sind ohnehin selten geworden, da sind Sie keine Ausnahme.“ Er war sich nicht sicher, ob sein Gegenüber diese Bemerkung tatsächlich als witzig empfand, deshalb war es wohl das Beste, gleich die nächste Frage anzuschließen. So kam Max Penckenhorst gar nicht erst auf den dummen Gedanken, dass Berringer ihn vielleicht blöd anmachen wollte.
Die zwei Zähne, die bei der so genannten kleinen Rangelei vor dem „Baby Love“ Penckenhorsts angeblicher Selbstverteidigung zum Opfer gefallen waren, fasste Berringer als Warnung auf. Der Kerl verstand möglicherweise keinen Spaß.
„Hat sich in letzter Zeit irgendwer verdächtig intensiv für Gerath oder seine Pferde interessiert?“, fragte er.
Penckenhorst nickte. „Da war vor zwei Monaten so 'n Typ hier, der wollte die Laura kaufen. Laura war ja ein Island-Pferd, und genau so eins wollte er haben. Frau Rahmeier hat ihm die Adresse von Herrn Gerath gegeben, aber ihm gleich gesagt, dass es sinnlos ist, beim Besitzer anzufragen.“
„Wissen Sie noch den Namen?“
„Nee. СКАЧАТЬ