Название: Profit First
Автор: Mike Michalowicz
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Экономика
isbn: 9783847415909
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Hier ist, was ich meine: Ein paar Jahre bevor ich den Klopapier-Unternehmer schrieb, saß ich im Büro meines Buchhalters und beobachtete ihn, wie er ein paar Notizen auf einem Collegeblock machte. Er radierte etwas aus, dann schrieb er noch etwas auf. Dann schaute er auf seinen Computer, drückte ein paar Tasten und der Nadeldrucker spuckte einen Bericht aus.
„Jap, genau wie ich dachte, Mike“, sagte Keith und schaute mich über seine John-Lennon-Brille hinweg an.
„Was?“, fragte ich.
„Du hast dieses Jahr 15.000 US-Dollar Gewinn. Glückwunsch. Das ist gar nicht schlecht.“
Eine Sekunde lang war ich stolz. Schau an, da ist ein Gewinn. Ich klopfte mir selbst auf die Schulter. Dann hatte ich ein merkwürdiges [45] Gefühl. Wo war das Geld? Da war nicht ein Cent in der Unternehmensschatulle oder gar in meiner Tasche.
Dann fragte ich und es war mir peinlich, weil ich es nicht wusste: „Hey, Keith, wo ist dieser Gewinn?“
Er deutete auf den Bericht, den der Drucker gerade ausgespuckt hatte. Er markierte eine Zahl auf dem Papier mit seinem superschicken Nummer-2-Bleistift.
„Ja, Keith, auf dem Papier kann ich den Gewinn sehen. Aber wo ist das Geld? Ich möchte es abheben und ein bisschen feiern. Ich möchte diesen Gewinn selbst haben.“
Es gab einen Moment unangenehmer Stille. Keith tat sein Bestes, um mich meine Dummheit nicht spüren zu lassen. Er starrte mich an. Dann sagte er: „Dies ist ein buchhalterischer Gewinn. Du hast dieses Geld bereits auf die eine oder andere Art ausgegeben. Es bedeutet nicht, dass jetzt tatsächlich irgendwo Geld ist. Um ehrlich zu sein: In diesem Fall ist es bereits weg. Es ist bloß die buchhalterische Dokumentation dessen, was bereits passiert ist.“
„Du sagst also, dass ich Gewinn gemacht habe. Aber dass nichts auf dem Konto ist, das ich im Augenblick als Gewinn abheben könnte?“
„Genau“, sagte das John-Lennon-Double.
„Verdammt! Das ist Mist!“
„Vielleicht nächstes Jahr“, sagte Keith.
Nächstes Jahr? Warum nächstes Jahr? Warum nicht ab morgen? Dachte ich.
Buchhalter definieren Gewinn anders als Unternehmer. Sie deuten auf eine fiktive Zahl am Ende eines Berichts. Unsere Definition von Gewinn ist schlicht: Geld auf dem Konto. Einfach. Hartes. Geld. Für uns.
Am Ende eines Tages und am Anfang des neuen Tages und in jeder Sekunde dazwischen zählt nur Deine Barschaft: Cash. Es ist das Lebenselixir Deines Unternehmens. Hast Duʼs oder nicht? Wenn nicht, hast Du ein Problem. Wenn doch, dann ist alles gut.
Die Buchhaltung ist nicht eingeführt worden, um bloß Liquidität zu verwalten. Es ist ein System, das alle Elemente Deines Unternehmens verständlich machen soll, und besteht aus drei Schlüsselberichten: der Gewinn- und Verlustrechnung, der Liquiditätsanalyse und der Bilanz. Fraglos musst Du diese Dokumente verstehen (oder mit einem Buchhalter und Steuerberater zusammenarbeiten, die das tun), [46] denn sie ermöglichen Dir einen umfassenden Blick auf Dein Unternehmen. Sie sind machtvolle und nützliche Instrumente. Doch das Wesentliche daran (Umsatz – Kosten = Gewinn) ist furchtbar verdreht. Diese Formel erschafft Monster. Das ist die Frankenstein-Formel.
Um ein rentables Unternehmen erfolgreich zu führen, brauchen wir ein ganz einfaches System, um unsere Barmittel zu managen. Eines, das wir ohne Hilfe von Buchhaltern verstehen können, eines, das für Menschen gemacht ist, nicht für Mr. Spock.
Ein System ist nötig, das uns sofort Auskunft über die gesundheitliche Situation unserer Firma geben kann. Eines, bei dem wir auf den ersten Blick sehen, was wir tun müssen, um gesund zu werden und zu bleiben. Ein System, das uns sagt, wie viel wir wirklich ausgeben dürfen und was wir in Reserve behalten müssen. Ein System, das nicht von uns verlangt, dass wir uns ändern, sondern das im Einklang mit unserer Natur automatisch funktioniert.
Dieses System ist Profit First.
Profit First ist für Menschen gemacht
Wie oft starrt Mr. Spock Captain Kirk in die Augen und sagt: „Das ist vollkommen unlogisch“? Naja, genau wie Du war Captain Kirk ein Mensch, und Menschen verhalten sich nicht logisch. Wir sind emotionale Wesen mit Affenhirnen. Wir lieben Glitzersachen, wir mästen uns, wenn es kostenlose Pizza gibt, und wir kaufen 12 Pfund Katzenfutter, weil es gerade im Angebot ist, auch wenn wir keine Katze haben. (Ok, vielleicht mache nur ich das.) Aber wir wissen auch, dass wir auf unseren Bauch vertrauen, unseren Instinkten folgen, Abkürzungen nehmen und ad hoc erfinderisch sein können, um weiterzukommen, um noch mehr Dinge erledigt zu kriegen.
Wenn Du Mr. Spock wärst, der gnadenlos logische Vulkanier aus Raumschiff Enterprise, dann hättest Du zusätzlich zu Deinen spitzen Ohren und der unangenehm engen Uniform kein Problem damit, all den Buchhaltungsvorschriften zu folgen, die nötig wären, um Deine Zahlen zu extrahieren. Du würdest wöchentlich Deine Gewinn- und Verlustrechnung analysieren, sie mit Deiner Bilanz abgleichen und selbstverständlich Deine Liquiditätsplanung aktualisieren. Als nächstes würdest Du die kritischen Quotienten ermitteln, wie die [47] OCR (Operating Cash Ratio) und all dies in Dein Budget und Deine weiteren Projektionen integrieren. Dann würdest Du die entsprechenden KPIs betrachten (Key Performance Indicators, Deine Kennzahlen). Das alles würdest Du machen und Du wüsstest jederzeit genau, wie es um Deinen Gewinn bestellt ist. Aber das machst Du nicht, oder doch? Nicht einmal annähernd. Ich mache das nicht. Genau gesagt kann ich diese Berichte nach wie vor nicht gut lesen. (Deshalb habe ich ein paar Spocks engagiert – einen Buchhalter und einen Steuerberater.) Ich bin ein Mensch. Und Du auch. Und ich vermute stark, dass Du eher ein Captain Kirk bist. Und das ist gut so, denn Du bist der perfekte Mensch, der Dein Raumschiff mit Warp-Geschwindigkeit zu Gewinnen führt.
Als Mensch verfügst Du vermutlich über bestimmte Eigenheiten. So ist es recht wahrscheinlich, dass Du Dich alle paar Tage bei Deiner Bank einloggst oder vielleicht mehrmals täglich, um Deinen Kontostand zu checken. Wahrscheinlich triffst Du auf der Grundlage der Kontenstände Bauch-Entscheidungen. Viele Eingänge und Du fühlst Dich gut. Das Unternehmen brummt! Lass uns mit unseren Klienten ausgehen und Margeritas trinken ohne Ende! Lass uns den Tischkicker fürs Büro kaufen! Kein Geld und die Panik beginnt. Wir müssen säumige Zahler anrufen! Lass uns den Tischkicker verkaufen! Lass uns den Cola-Automaten verkaufen! Lass uns alle Stühle verkaufen! Sitzen ist sowieso ungesund! Und all dies, während Du betest, jemand möge Dir Margeritas ohne Ende ausgeben. Diese und andere normale menschliche Verhaltensweisen bringen Unternehmen unbeabsichtigt in ein dauerhaftes Auf und Ab.
Doch habe ich gute Nachrichten für Euch, Leute. Ich habe Profit First so angelegt, dass Du Dich überhaupt nicht zu verändern brauchst. Das ist der entscheidende Punkt. Du hattest immer die Chance, Dich zu verändern und Deine Finanzunterlagen zu studieren, Deine Forderungen und Verbindlichkeiten miteinander abzustimmen, sicherzustellen, dass Du innerhalb des Budgets liegst und darauf zu achten, dass alle Finanzquotienten passen. Wenn Du all dies gemacht hättest, dann wüsstest Du jederzeit, wo Du mit Blick auf Deinen Gewinn stehst. Doch nur Spock und Buchhalter (und von denen tatsächlich nicht sonderlich viele) beherrschen und tun dies. Die meisten Unternehmer verlassen sich jedoch darauf, ihre Kontenstände zu prüfen und ihrem Bauchgefühl zu folgen. Warum?
[48] Wie Charles Duhigg es in „Die Macht der Gewohnheit“ erläutert, liegt es in der menschlichen Natur, in stressigen Zeiten auf alte Verhaltensmuster zurückzugreifen. Und, was glaubst Du? Die Definition von Unternehmertum bedeutet Dauerstress. Also suchen wir nach Abkürzungen und schnellen Antworten, besonders im Bereich unserer Finanzen. Die gute Nachricht ist, СКАЧАТЬ