Название: Auf Entdeckungslaufreise
Автор: Hannes Kerfack
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Книги о Путешествиях
Серия: Auf Entdeckungsreise
isbn: 9783347085480
isbn:
Kurzkommentar
V. 1 greift wahrscheinlich den Unmut des Volkes Israel auf, nachdem Mose nicht vom Berg Sinai zurückkommt (Ex 24). Es liegen ja auch einige Kapitel dazwischen und es vergeht eine Menge Zeit, bis Jahwe (hebräisch für HERR) Mose die Gesetze auf dem Berg erläutert hat (Ex 24-31, Priester, Salböl, Opferkult, Tempelbau usw.). Dieser Unmut des Volkes führt dazu, dass die Israeliten sich Gott nicht vorstellen können, solange sie nichts Handfestes haben. Oder Warten kann unerträglich sein. Das Fehlende wird auf etwas anderes übertragen: Die Schaffung eines goldenen Kalbes aus goldenen Ringen aus Ägypten (V. 2-3). Gerade Aaron tut es, ein Weggefährte Mose, quasi als Gegenentwurf und -gestalt, als Rivale. V. 5 greift dann das auf: Das goldene Kalb ersetzt Jahwe nur im Sinne Mose, aber nicht im Sinne des Volkes Israel, das das goldene Kalb mit dem Gottes Namen gleichsetzt, obwohl es im Sinne Mose widergöttlich ist. (V. 7f.). Dass dann in V. 6 Opferformen für das goldene Kalb angewendet werden, zeigt einerseits, dass das Volk Israel, die in den vorherigen Kapitel aufgeführten Gesetze kennt, aber sie sie andererseits widergöttlich auf das goldene Kalb anwenden. Interessant ist in objektliebender Sicht, die Betonung des Vergnügens und der Reigentänze (V. 19). Hier wird ein großes Festspiel der Lust gezeichnet und gefeiert, dass der Mensch fähig ist, zu allem ein tiefes Gefühl der „Liebe“ aufzubauen. Wie das nun genau aussieht, ist wohl auch Sache der Intimität, was nicht genau beschrieben wird. Die Bibel lässt oft offene Räume der Interpretation. Ich stelle es mir so vor, wie, als Faust auf dem Hexentanzplatz ist. Gut ist das Lustspiel in den Augen Jahwes nicht, denn sein Zorn entbrennt über das Volk Israel (V. 10). Mose stellt eine „Totschlag-Frage“: Warum dieser Zorn Gottes, obwohl Jahwe das Volk Israel aus dem Land Ägypten befreit hat? (V. 13) Diese Frage führt zur Reue des Herrn im folgenden Vers. Aber gleichzeitig zeichnet sich ein Kompromiss ab. Obwohl Jahwe nicht zornig ist, kann er es nicht zulassen, dass das Volk Israel ihn durch ein goldenes Kalb ersetzt. So schickt er ihnen durch die Hand Mose doch etwas Fassbares, die 10 Gebote, womit sie sich nicht nur selbst lieben können, sondern ihre religiösen Gefühle zu Gott auch dem Nächsten und Gott weitergeben können. „Du sollst deinen Herrn ehren und keine anderen Götter haben neben dir.“ (1. Gebot). Diese Gebotstafeln sind ausdrücklich Gotteswerk und Schrift und kein Menschenwerk wie das goldene Kalb (V. 16). Aber wieder die Frage: Wie viel Gottes Werk steckt im goldenen Kalb? Hier erst mal gar nicht, was zum Tod führt, wenn goldenes Wasser getrunken wird (V. 20). Das Objekt der Gefühle führt zum Tod. Vielleicht darf man sich etwas einbilden, wenn die Gebote gehalten werden? An dieser Stelle führt es aber zur Strafe durch die Sünde Israels, gegen das erste Gebot gehandelt zu haben, wo ich aber zur Verteidigung sagen muss, dass diese Gebote in der Narration jedenfalls noch nicht handfest waren. Und dann bleibt eher das Risiko dafür, sich etwas einzubilden und das etwas ausbleibt. Menschen sind nach dem Sündenfall anders geworden und entwicklungsbedürftig, auch durch Schuld und Strafe.
Religionsgeschichtliche Einordnung und Argumentation
Das goldene Kalb greift die Ambivalenz der Objekt-Theologie als Objekt-Antitheologie genau auf. Hier wird etwas verehrt und von etwas gesprochen, was zu dem Widergöttlichen gehört. Gleichzeitig ist dem Menschen die Fähigkeit zum Einbilden und zur Phantasie gegeben, um die Sehnsucht nach etwas Schönem zu erfüllen, was Sinn stiftet, was einfach „da“ ist, was man sich vorstellen kann. Gleichzeitig tritt diese Phantasie, sich etwas neben Gott zu erschaffen, auf ein Spannungsfeld, wie in dieser Bibelgeschichte entfaltet wird. Im jüdischen, monotheistischen (oder monolatrischen) Glauben, die theologische Entwicklung Israels ist evident, kann es nur einen Gott geben und man darf sich kein Bild von ihm machen. Schuld und Strafe ist ein Thema im Alten Testament, besonders im deuteronomischen Geschichtswerk. Die Grundfrage: Warum bröckelt die Gottesbeziehung Israels und wie fügt sie sich wieder zusammen? Das goldene Kalb und die Anti-Kalb-Gebote sind wohl ein Grund und eine dynamische Wechselbeziehung dafür. Die Entwicklung läuft dabei auf einen strengen Monotheismus und einen verborgenen Gott zu, der sich nur noch in Engelsgestalten zeigt oder das Deuteengel auftreten (im Daniel-Buch, die Offenbarung der kommenden Reiche), die im Sein das Sein und Werden Gottes und der Geschichte apokalyptisch und Endzeit bezogen neu deuten. Grunderfahrung ist
wahrscheinlich die Angst vor der Strafe Gottes. Bestimmte geschichtliche Ereignisse (wie die Zerstörung Jerusalems, 587 v. Chr.) werden so begründet, dass Israel Gott vergessen hat, andere Götter anbetet oder sich zu wenig dem Nächsten zuwendet (Kult- und Sozialkritik der Propheten). Aus dieser Erfahrung heraus, wird der Gott Israels als sich entfernender Gott gedeutet, der aber trotzdem immer noch da ist. Folgerichtig geht es im alten Israel auch um die Auseinandersetzung mit dem Fremden (Israel und Kanaan), dem metaphorischen „Kalb“. Woher kommen wir, wohin gehen wir, woher nehmen wir etwas mit, was geben uns andere? Dabei handelt es sich wahrscheinlich nicht um zwei verschiedene Völker, die während der Landnahme im Stammessystem aufeinandertrafen (Josua-Buch), sondern um eine synthetische Kultur, ein Religionshybrid.8 Palästina ist ein Durchgangsland. Die Voraussetzungen stehen also gut, dass sich Religionen miteinander vermischen, also auch Jahwe und Baal.9 Dass Göttervorstellungen also vermischt worden sind, ist evident. Vielleicht zeigt sich dies jetzt auch bei der Geschichte mit dem goldenen Kalb, das die anderen Gottheiten, mit denen sich Israel auseinanderzusetzen hat, repräsentiert. Das sind Kategorien, die erst später entstanden sind: Monotheismus, Polytheismus und co. Und sie sind „neuzeitliche Kunstwörter“10. Baal und Jahwe waren zu bestimmten Zeiten ein und derselbe Gott.11 Generell kann gesagt werden, dass sich die Gottes-Begriffe mit der Zeit wandeln, also wie auch Völkernamen und die Völkerstrukturen.12 Auch wurden die Kulte beeinflusst, durch äußere Mächte, wie Ägypten und ihre Kulte (denken wir an den Sonnenhymnus des Pharaos Echnaton). Der Sonnenhymnus ist ein Produkt aus dem 11. Jh. v. Chr. und zeigt Parallelen zum Psalm 107. Echnaton war der erste Monotheist, der versuchte, die polytheistischen Gottheiten Ägyptens zu vereinen und ist selbst Repräsentant Atons auf Erden. Aton und Jahwe werden beiderseits als Schöpfer der Welt bezeichnet. Religionshybride sind auch im Alten Testament etwas entscheidendes und prozesshaftes, wie auch eine ägyptische Grabkammer, die dem Gott Anubis geweiht ist. СКАЧАТЬ