Rot ist die Rache. Stefan Huhn
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Название: Rot ist die Rache

Автор: Stefan Huhn

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783942672733

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СКАЧАТЬ ein reges Treiben offenbarten, vorbei an der Berliner Republik und zahlreichen weiteren prall gefüllten Restaurants und Bars. Auch die draußen aufgebauten Tische an der Spree waren gut besucht. Menschen mit reichlich Geld aßen, tranken und lachten. Dabei drang ein Kauderwelsch aus Deutsch, Englisch und Sprachen, die Frederick nicht zuordnen konnte, an seine Ohren.

      Sorgfältig gab er darauf acht, einen Abstand von circa zwanzig Metern einzuhalten. So, bald weiß ich, wo du wohnst und dann gibt’s eine Meldung bei der Polizei. Die würde spektakulär zugreifen, die Killerin dingfest machen, und er, er wäre der Held von Berlin. Auf allen Titelseiten.

      Die Frau bog nun ab auf den Bertolt-Brecht-Platz, ließ das stattliche Gebäude des Berliner Ensembles links liegen, um danach rechts hinter einer Litfaßsäule zu entschwinden.

      Frederick zögerte. Der Straßenabschnitt war nur schwach ausgeleuchtet und er kannte sich hier kein bisschen aus. Nicht seine Hood, wo die gehobene Mittelschicht ins Theater oder schick Essen ging. Die Täterin weiß doch gar nicht, dass jemand hinter ihr her ist, machte sich Frederick Mut. Vorne am Wasser sind etliche Leute am Start, hier kann dir nichts passieren.

      Aber da irrte Frederick. Nachdem er die Verfolgung wieder aufgenommen hatte und ebenfalls um die Ecke hinter der Litfaßsäule bog, drückte ihm jemand ein feuchtes Taschentuch auf Nase und Mund. Ein süßlicher Geruch verbreitete sich in seinen Atemwegen. Frederick wehrte sich mit Händen und Füßen. Vergeblich. Die Angreiferin hatte ihn mit dem freien Arm in den Schwitzkasten genommen und machte jede Gegenwehr unmöglich. Sekunden später sackte der Jugendliche bewusstlos in sich zusammen.

      Fünf

      „O oder Null, das ist hier die Frage!“, witzelte Stella und zeigte auf die nackte Brust der Leiche. Timo, der erneut etwas später als die eifrige Gerichtsmedizinerin am Tatort eingetroffen war, zog die Augenbrauen zusammen.

      „Zumindest haben wir jetzt ein Problem“, antwortete er, eilte die gut zwanzig Meter zum Absperrband und blaffte ungewohnt gereizt die beiden Streifenbeamten an. „Sagt den Gaffern mal, dass sie verschwinden sollen. Und kein Wort zur Presse. Die Boulevard-Aasgeier sind sicher schon wieder auf dem Weg.“ Timo ärgerte sich weniger über irgendwelche Schaulustigen oder die Medienvertreter, als vielmehr darüber, dass ihre Hauptverdächtige nicht mehr als Täterin infrage kam. Schließlich saß Carolin Reiters momentan in Untersuchungshaft. Jetzt gibt es Druck, dachte Timo. Ein Serienmörder – diese Bezeichnung verdiente sich der Gesuchte nun allemal –, der nach nur fünf Tagen erneut zuschlug, würde auch für ihn und seine Kollegen die Schlinge enger ziehen. Erst recht, wo die bisherigen Ermittlungen trotz vielversprechender Indizien in Richtung Sackgasse tendierten.

      Zurück am Tatort streifte sich Timo seine Handschuhe über und durchsuchte fachmännisch die Kleidung des Toten. Der Mörder hatte ihn mit brutal durchtrennter Kehle in Sitzposition an der Eingangstür zurückgelassen. Schaurig, dachte der Kommissar, wie eine blutbesudelte Horrorpuppe. In der rechten Hosentasche fand er die Geldbörse des Opfers. Der darin befindliche Personalausweis identifizierte den jungen Mann als Robert Kiesling.

      Jetzt erst sah Timo den schwarzen VW Golf um die Ecke biegen. Carlos stieg aus, zeigte den Beamten, die den Tatort bewachten, seine Dienstmarke und kam auf ihn zu. Timo lächelte und fuhr seinen Stresspegel für einen Moment herunter, als ihm sein Kollege in einer abgewetzten Lederjacke die rechte Hand entgegenstreckte.

      „Hola, Señor Enrique Iglesias“, ließ der Hauptkommissar verlauten.

      Carlos sah ihn entgeistert an. „Alter, spinnst du? Wenn, dann ist die Jacke ein Axl Rose- oder Lemmy-Gedächtnis-Look. Sag mir lieber, was hier für eine Kacke am Dampfen ist.“

      „Ganz große. Wieder eine Leiche. Nach gleichem Muster wie bei Tobias Mürle.“ Was Stellas Frage betraf, war sich Timo sicher. Die makabre Verzierung auf dem Oberkörper stellte die Zahl Null dar.

      „Ergibt bis jetzt eine Zwanzig. Rätselraten für Wahnsinnige. Immerhin eine Spur“, bestätigte Carlos Timos Überlegungen.

      „Das schon, aber jetzt, wo Frau Reiters aus der Schusslinie ist, haben wir kein Ass im Ärmel. Lediglich, dass Tobias kein Heiliger war und eventuell noch weitere weibliche Feinde hatte, könnte eine Spur sein.“

      „Dann lass uns im Präsidium mal die Personalien durch den Computer jagen. Vielleicht gibt es eine Verbindung zwischen den beiden Opfern“, schlug Carlos vor und traf erneut exakt die Gedankengänge seines Kollegen.

      „Kriminalhauptkommissar Scherder?“, fragte eine dünne männliche Stimme. Timo drehte sich um und blickte in das Gesicht eines echten Grünschnabels der Berliner Streifenpolizei. Der schmächtige Kerl wirkte neben dem gut trainierten Kommissar ziemlich verloren.

      „Jo, der bin ich, wie kann ich helfen?“, erwiderte Timo freundlich. Seine Verärgerung über die ungünstige Kursänderung des aktuellen Falls hatte sich fürs Erste gelegt.

      „Äh … der Augenzeuge, also der Herr, der das Opfer gefunden hat, wartet immer noch darauf, vernommen zu werden. Er steht dort hinten beim Einsatzwagen. Ich glaube, er hat was Wichtiges zu sagen.“

      „Sehr gut, danke.“ Timo und Carlos schritten an der Leiche vorbei, über der immer noch die hartgesottene Stella kniete, um die unappetitliche Halswunde auszumessen, und stellten sich dem Zeugen mit Dienstgrad und Namen vor. Der Mann hieß Hermann Rütgers. Ein Rentner mit markanten Gesichtszügen und einem karierten Schlapphut auf dem Kopf. Timo ergriff das Wort. „Wann haben Sie den Toten gefunden?“

      „Das muss gegen einundzwanzig Uhr gewesen sein. Als ich die Polizei angerufen habe, war es jedenfalls viertel nach neun. Ich wohne ein Haus weiter, war spazieren, um frische Luft zu schnappen. Ich sehe also den jungen Kerl, blutüberströmt und … da hockte eine Gestalt bei ihm.“

      „Wie bitte? Da war jemand bei der Leiche?“ Carlos konnte es kaum fassen.

      „Ja doch. Ich stand dort drüben auf der anderen Straßenseite und hatte freie Sicht. Als mich die Frau entdeckte, packte sie schnell ihren Rucksack und rannte weg. Ich habe noch hinterhergerufen, aber es ging alles zu schnell, als dass ich noch hätte eingreifen können.“

      „Eine Frausagen Sie? Wie sah sie aus?“ Jetzt konnte Timo vor Neugier kaum an sich halten.

      „Nun ja. Weil es schon langsam dunkel wurde, habe ich nicht viel erkannt. Außerdem hatte sie eine Kapuze über den Kopf gezogen. Darunter meine ich lange Haare gesehen zu haben. Vor allem den Bewegungen nach eindeutig eine weibliche Person.“

      „Größe und Statur?“, fragte Carlos.

      „Beides normal würde ich sagen. Ungefähr ein Meter siebzig und die Figur weder besonders dick oder dünn.“

      „Das kann uns viel weiterhelfen. Ich gebe Ihnen gleich einen Termin für die Phantomzeichnung auf dem Revier.“ Also wieder eine Frau im Visier, dachte Timo. Daran bestanden keine Zweifel mehr.

      „Das war noch nicht alles. Als die Täterin weggerannt ist, ist ihr eine Person gefolgt. Aus dem Haus da“, sagte der Zeuge und zeigte mit dem Finger auf das Gebäude auf der anderen Straßenseite.

      „Wirklich? Und wie sah der Verfolger aus?“ Timo spitzte die Ohren.

      „Ganz klar eine männliche Person. Also ein Jugendlicher. Er hatte diese weiten Hosen an, die manche von den Jungs heutzutage tragen. Und so eine Baseballmütze, ziemlich albern verkehrt herum aufgesetzt.“

      „Hi Ira, ich weiß, es ist noch nicht so lange her und СКАЧАТЬ