„Das wird ein Fest für meines Vaters Sohn", grölt einer.
„Ruhe!", bellt Dale. „Bresler, sag ihr jetzt, dass sie tanzen und singen soll!"
„Ich denke nicht daran!", faucht der Keeper.
Bill kommt nicht umhin, diesen Mann zu bewundern. Aber irgendwie wird er das Gefühl nicht los, dass dem ganz bestimmte Befehle von Big John Hassel zugrunde liegen müssen.
„Er will nicht!", schnauft Pete. „Verdammt, er will nicht!"
Dale hat plötzlich den Colt in der Hand und fuchtelt damit über dem Schanktisch herum.
„Schieß doch", sagt Bresler. „Jeder in der Stadt wird dann wissen, dass es Mord war! Der Sheriff wird dich ..."
„Der Sheriff!", schnaubt Dale verächtlich. „Als ob der etwas in der Stadt meines Vaters zu sagen hätte! Mein Vater wird mich vielleicht prügeln dafür. Das ist alles. Aber davon wirst du nicht wieder lebendig. Das solltest du dir schnell überlegen!"
Bill hat aus den wenigen, hastig hervorgestoßenen Worten sehr viel entnommen. Dale scheint der einzige Sohn seines Vaters zu sein. Und wahrscheinlich hängt Big John mit einer wahren Affenliebe an ihm. Er weiß, wie sehr ihn das selbst betrifft, wenn Dale sein Mann ist. Dabei ist er jetzt fest davon überzeugt, dort den letzten Eisenbahnräuber zu sehen.
„Ich werde tanzen", sagt das Mädchen belegt. „Es ist ja weiter nichts, James!"
„James!", kichert Pete und stößt seinem Nachbar zwischen die Rippen. „Mein lieber guter James, hörst du das, Partner? Verdammt, hat er das Girl nun zu unserer Unterhaltung kommen lassen, oder für sich selbst?"
„Das frage ich mich schon ein paar Wochen", knurrt Dale. „Na los, Mädel! Wir wollen schließlich nicht bis morgen hierbleiben \"
Bill sieht Kate Solar auf eine kleine Bühne im Hintergrund zugehen. Pete setzt das Orchestrion an der linken Wandseite in Betrieb. Kate beginnt auf der Bühne steif und bleich zu tanzen und singt mit schriller und ängstlicher Stimme.
Dale bricht in grölendes Gelächter aus.
Kate bricht ab.
Bresler hat auf einmal eine Schrotflinte in der Hand, von der Läufe und Kolben kurz abgesägt sind.
„Raus!", donnert er. „Verschwindet, ihr Höllenhunde!"
Dale weicht ein Stück zurück. Die anderen schieben sich weit auseinander.
„Unglaublich", sagt Dale. Auch er ist nun bleich geworden. „Das ist unglaublich, Bresler. Du bist der erste der Stadtfräcke, der auf einen Hassel anlegt."
„Es wird wohl .höchste Zeit!", gibt der Keeper knarrig zurück. „Und wenn ihr nicht schnell macht, drücke ich ab!"
„Hölle, der macht es wirklich!" knurrt einer.
Da geht neben Bill die Schwingtür auf. Der Cowboy, der die Pferde wegbrachte, tritt ein. Er bleibt stehen, mustert Bill zwei Sekunden und blickt zu den anderen. Er scheint sofort zu begreifen und grinst. Kate steht verloren auf der Bühne. Und das Hämmern des Orchestrions erfüllt den Saloon.
Bill wundert sich, dass der Sheriff nicht kommt. Will er sich nicht einmischen, wenn es gegen Hassels wilden, ungeratenen Sohn geht?
„Lange warte ich nicht mehr!", schreit der Keeper. Sein Gesicht ist noch dunkler und straffer geworden. Aber die Waffe in seinen Händen schwankt infolge der Erregung.
Da schwirrt von links etwas durch die Luft.
Kate stößt einen Schrei aus und hält sich die Hand vor den Mund.
Bresler wird von der fliegenden Flasche an den Kopf getroffen und kracht gegen die Theke. Hart schlägt das Gewehr an. Im gleichen Moment gehen die beiden Schrotladungen mit einem ohrenbetäubenden. Knall los und fahren in die Decke.
Dale, der zusammengezuckt ist, richtet sich wieder auf.
Bill sieht durch die Gasse der Männer den Flaschenwerfer, der eben grinsend seinen Colt zieht und auf den Keeper, der halb bewusstlos über dem Schanktisch hängt, anlegt.
Da spürt Jackson seinen Frontiercolt zwischen den Fingern. Er schießt von der Hüfte aus in die Gasse hinein.
Dem trockenen Bellen der Waffe folgt ein Schrei. Der Colt des wilden Cowboys wird durch den Saloon gewirbelt und fällt unter einen Tisch. Die Männer fahren herum.
Bill zieht den Hammer mit dem Daumen wieder zurück. Er sieht Dales dunkle, sprühende Augen auf sich gerichtet.
„Ihr Vater wäre sicher noch weniger begeistert von Ihrer Arbeit, wenn ein fast bewusstloser Mann ermordet wird."
Der Cowboy, dessen Hand getroffen wurde, schreit noch immer.
„Kent, halt das Maul!", sagt Dale, ohne sich umzusehen. Und dann zu Bill gewandt: „Stecken Sie den Colt weg, Fremder! Ich kann das nicht leiden."
„Wenn mich eine Flasche trifft, werde ich wahrscheinlich nicht in die Decke schießen, Hassel", erwidert Bill ernst. „Aber ich werde vor Schreck den Hammer loslassen, den ich jetzt mit dem Daumen halte. Das sollten Sie bedenken."
Dale leckt sich über die schmalen Lippen und schließt den Mund wieder. Seine Augen blitzen wie blauer, geschliffener Stahl.
„Wer sind Sie?"
„Bill Jackson."
„Was wollen Sie hier?"
„Das werden Sie schon noch erfahren, wenn es Sie etwas angeht, Hassel. Ich stelle Ihnen auch keine Fragen. Gehen Sie jetzt mit Ihrer Horde!"
„Ich glaube nicht, dass Sie hier etwas zu sagen haben, Jackson", schnaubt Dale Hassel. „Wenn von uns einer geht, werden Sie das sein. Ich bin ..."
„Ich habe einen Colt in der Hand", unterbricht Bill ihn. „Und in dem Colt steckt eine Kugel, der es egal ist, wer vor dem Lauf steht. So weit sollte Ihr Verstand noch reichen."
Bill sieht aus den Augenwinkeln, wie einer der Kerle langsam nach dem Colt greift und. ihn hebt. Als er das kreisrunde Loch im Lauf sehen kann, schwingt er seine Waffe blitzartig herum und schießt.
Mit einem verzerrten Schrei krümmt sich der Cowboy zusammen und lässt den Colt aus der Hand fallen. Dann schlägt er auf den mit Sägespänen bestreuten Boden. Bill hat den rauchenden Colt schon wieder auf Dale gerichtet, ehe der etwas unternehmen konnte. Der Hammer ist wieder gespannt.
„Tot", sagt Pete in die eintretende Stille, als das Orchestrion abgelaufen ist. „Verdammt, dieser Killer fährt zur Hölle!"
„Es war Notwehr", erwidert Bill gleichgültig. „Vielleicht denkt ihr erst nach, ehe ihr auch zieht. Auch wenn ihr sieben gegen mich seid, von СКАЧАТЬ