Keine Panik, ist nur Technik. Kenza Ait Si Abbou
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Название: Keine Panik, ist nur Technik

Автор: Kenza Ait Si Abbou

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Программы

Серия:

isbn: 9783833876349

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СКАЧАТЬ »ja«, »nein«, »vielleicht«. Die Fuzzylogik wird zwar nicht wie in der Karikatur verwendet, aber sie erlaubt es, komplexe und unpräzise Phänomene so zu modellieren, dass die unscharfen Eigenschaften bestehen bleiben. Diese Logik wird heute in vielen Steuerungssystemen verwendet. Die Japaner waren auf diesem Gebiet die Pioniere und setzte sie bereits in den Achtzigerjahren für die Zugsteuerung der vollautomatischen U-Bahn Sendai ein.

      Solch eine Komplexität einzuprogrammieren ist natürlich nicht einfach, und wenn statistische Werte fehlen, wie im Beispiel mit dem »sehr warmen Wasser«, dann wird die Herausforderung, das Ganze abzubilden, für das Programmierteam sehr groß.

      Seit dem Tag, an dem ich meine Begeisterung für künstliche neuronale Netze und Fuzzylogik entdeckt habe, hat sich die Technologie enorm weiterentwickelt. Sie ist noch viel näher an die menschliche Denkweise herangerückt, als das anfangs vorstellbar war.

      Viele Menschen halten Technik aber immer noch für ein elitäres Gebiet, das nur für Nerds zugänglich und überhaupt verständlich ist. Und dieser Eindruck bestätigt sich, wenn man mal ein paar Informatiker oder Ingenieurinnen sich unterhalten hört. Oder noch schlimmer, wenn man wissenschaftliche Artikel oder Veröffentlichungen liest. Dabei ist es mit Ärztinnen, Anwälten, Finanzbeamtinnen oder Handwerkern nicht anders – man darf sich vom Fachjargon einfach nicht einschüchtern lassen. Genauso wie es keinen Grund gibt, wegen Technik in Panik zu geraten!

      KI, mein ständiger Begleiter

      Machen wir uns nichts vor: Wir sind faul. Das ist aber nicht nur negativ, unsere Faulheit hat auch viele positive Aspekte. Die besten Innovationen sind entstanden, weil wir zu faul waren, irgendwelche lästigen Aufgaben zu erledigen. Zum Beispiel der Wischmopp: Bevor der Wischmopp entdeckt wurde, mussten die Hausfrauen sich hinknien, um die Böden zu putzen. Im 15. Jahrhundert hatten die Engländer die Idee, Kammgarnstoff an einer Stange zu befestigen. Sie taten das nicht, um den Hausfrauen die Arbeit zu erleichtern, sondern um die Decks der Boote zu reinigen, auf denen sie die Welt eroberten. Die Hausfrauen mussten allerdings bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts auf Knien weiterschrubben. Bis ein Spanier namens Manuel Jalón Corominas die Variante des Wischmopps inklusive Eimer und Auswringer, die wir heute kennen, patentieren ließ und kommerzialisierte.

      Diese Geschichte haben mir meine Mitbewohner in Valencia sehr stolz erzählt. Sie kamen nämlich aus der Region La Rioja, aus der auch Señor Corominas stammte. Natürlich ist der Wischmopp keine extravagante technische Erfindung, aber er macht uns das Leben einfacher, und ich freue mich darüber, dass Manuel ihn sich ausgedacht hat.

      Heute bauen wir Maschinen, die deutlich fortgeschrittener und raffinierter sind als ein Wischmopp, um uns lästige Aufgaben abzunehmen. Bereits seit Jahren können unsere Handys zum Beispiel Sprache erkennen. Wer diese Funktion seines Telefons nutzt, muss nicht mehr tippen, sei es nun aus Faulheit oder weil man am Lenker sitzt und keine Hand fürs Handy frei hat. Die weiter entwickelte Variante dieser Technik sind die digitalen Assistenten. Mit Siri, Alexa oder Cortana können wir unserem Handy nicht nur sagen, es soll »Mama anrufen«, wir lassen sie uns auch den Wetterbericht vorlesen, die beste Verbindung ins Büro suchen, einen Tisch im Restaurant reservieren oder einen Friseurtermin vereinbaren. Warum tun wir das? Weil es bequem ist. Bequem ist die kleine Schwester von faul, und diese Bequemlichkeit hat zur Folge, dass wir überall von Technik umgeben sind. In den meisten Fällen nehmen wir die Technik gar nicht mehr wahr. Wir merken zwar, wenn was schiefläuft, aber wenn uns etwas erleichtert wird, dann denken wir spätestens beim zweiten Mal nicht weiter darüber nach.

      Als ich anfing, über unseren Umgang mit Technik nachzudenken, war ich überrascht, wie stark mein Alltag von Technik beeinflusst wird. Und so nahm ich mir vor, einen Tag lang besonders darauf zu achten, wie weit mich die Technik begleitet. Ich stellte wie jeden Abend meinen Handywecker und ging ins Bett.

      Mein digitales Schweizer Taschenmesser

      Mein nächster Tag beginnt – wenig überraschend – damit, dass mein Handy mich weckt. Dieses kleine Gerät ist längst kein bloßes Telefon mehr, sondern ein kleiner Alleskönner, der mich rund um die Uhr begleitet. Es weckt mich nicht nur morgens, es erinnert mich auch sofort daran, dass heute mein Freund Carlos Geburtstag hat, und zeigt mir, dass es aktuell nur 5 Grad draußen sind. Bevor ich vom Alltag abgelenkt werde, schreibe ich Carlos schnell eine WhatsApp-Nachricht. Ich drücke auf die grüne Sprechblase mit dem altmodischen weißen Telefonhörer und suche Carlos im Chat-Verlauf, wobei die Tastatur auf Spanisch eingestellt wird. Denn ich kenne Carlos noch aus Valencia, wir kommunizieren auf Spanisch, und das hat sich mein Handy sehr gut gemerkt. Ich fange also an zu tippen: »Hola tete (so spricht man gute Freunde in Valencia an), feliz …« Weitertippen brauche ich gar nicht, denn die Vorschläge, die mir mein Handy macht, passen genau. Es kommt zuerst »cumpleaños«, also Geburtstag auf Spanisch, dann ein paar passende Emojis. Perfekt! Nachricht schnell erledigt, heute Abend kann ich ihm noch ein kleines Video schicken, wo wir alle »Happy Birthday« singen.

      Die Autovervollständigung beim Schreiben einer Nachricht ist eine meiner Lieblingsanwendungen. Und da steckt viel künstliche Intelligenz drin. Das System wurde erst einmal trainiert, um sinnvolle Wortzusammenhänge vorzuschlagen, wie beim »Herzlichen Glückwunsch … zum Geburtstag«, oder um häufige Abkürzungen zu vervollständigen, wie »mit freundlichen Grüßen«, wenn ich nur »mfg« eintippe. Aber auch das passt sich an den jeweiligen Nutzer an. Nach einer Weile schlägt mir die Software andere Wörter vor als meinem Mann zum Beispiel, weil sie gelernt hat, wie ich schreibe und welche Ausdrücke ich am meisten oder liebsten nutze. Diese Entwicklung braucht aber seine Zeit. Für mich das beste Beispiel dafür ist mein Vorname: Kenza. Wenn ich meinen Namen eintippte, dann wurde das früher immer automatisch in »Kenya« umgewandelt. Als ich im Jahr 1999 mein erstes Handy hatte, musste ich regelmäßig »Kenya« zurück in »Kenza« korrigieren. Die Zeit, in der ich das Wort manuell umwandeln musste, verkürzte sich mit jeder Handy-Generation. Daran konnte ich sehr gut verfolgen, wie die Handys intelligenter wurden. Mein iPhone 8 hatte nach wenigen Korrekturen schon verstanden: »Okay, sie will doch Kenza schreiben.«

      Öffentlicher (Daten-)Verkehr

      Heute ist es mir zu kalt fürs Fahrrad, ich beschließe, die U-Bahn zu nehmen. Ich werfe einen schnellen Blick in meinen digitalen Kalender und stelle fest, dass ich einen Tag voller Meetings habe. Die U-Bahn passt also perfekt, dann kann ich auf dem Weg ins Büro die ersten E-Mails lesen. Der nächste Blick geht in die ÖPNV-App. Mist! Heute »unregelmäßige Taktung aufgrund eines Arzteinsatzes am Gleis«. Ausgerechnet heute, wo mein Mann auf Dienstreise ist und ich einen vollen Tag im Büro habe. Oje! Dann muss ich schnell das Kind fertig machen, zur Kita bringen und schauen, dass ich früher als sonst rauskomme, damit ich nicht zu spät zum ersten Meeting bin. Mein Sohn spürt irgendwie meine erhöhte Herzfrequenz und entscheidet in dem Moment, dass er eine andere Hose anziehen will. Aber natürlich nicht alleine, nein, nein, ich soll ihm dabei helfen! Wer selbst Kinder hat, kennt die Situation bestimmt, da hilft nur eins: tief einatmen, tief ausatmen und das mindestens zehn Stunden lang. Während ich mich auf meine Atmung konzentriere, um nicht auszuflippen, vibriert meine iWatch. Eine Nachricht von Maria: »Kommt Ihr heute Abend zum Essen? Ich muss dir unbedingt von meinem Tinder-Date gestern erzählen.« Und ich: tief einatmen, tief ausatmen.

      Endlich gelingt es mir, meinen Sohn, jetzt in Dinosaurier-Hosen, in der Kita abzugeben und noch mal einen Blick in Jelbi, die neue Mobilitätsapp der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), zu werfen. Da es in Berlin fast immer mehrere Möglichkeiten gibt, sich von A nach B zu bewegen, ist die Berechnung des besten Weges keine simple Aufgabe. Gerade wenn man aktuelle Verspätungen und Ausfälle mitberücksichtigt, kann das nicht mit vorprogrammierten Systemen funktionieren, das heißt, die Fahrtauskunft muss dynamisch laufen. Auch hier steckt künstliche Intelligenz drin, denn die Berechnung der schnellsten Route ist eine der häufigsten KI-Anwendungen.

      In Jelbi sind die unterschiedlichsten СКАЧАТЬ