Название: The Trial and Death of Socrates
Автор: Plato
Издательство: Ingram
Жанр: Философия
isbn: 9780486111346
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»Das tut mir leid; hätte ich auch nur entfernt ahnen können, daß dieses liebliche Wesen an dem Ungeheuer den leisesten Anteil nimmt, nie würde ein Wort über meine Zunge gekommen sein.«
Die Indianerin sah ihn kopfschüttelnd an. Sie trat einige Schritte zurück und sprach forschend: »Würde mein Bruder es gerne sehen, wenn der Häuptling der Salzsee die weiße Rosa in sein Wigwam führte?«
»Gott bewahre!« rief der junge Mann. »Dieses wüste Ungeheuer das engelreine Wesen.« Er sprach die Worte mit Heftigkeit, mit Abscheu.
Das Mädchen fuhr freudig auf, seine Hand ergreifend. »Mein Bruder hat wohl gesprochen. Mein Bruder hat etwas in das Ohr der weißen Rosa geflüstert. Hat er keine Lüge gesagt?« »Lüge?« entgegnete er rasch. »Nein, liebes Mädchen, kein Gentleman sagt eine Lüge.«
»Und der Häuptling der Salzsee ist ein Dieb, ein Räuber?« fragte sie. Sie blickte ihn an und nickte. »Er ist ein Panther der Salzsee, der rote Hund, die Mokassinschlange?« Ihre Augen blitzten vor Wut und Verachtung.
»Er ist wirklich ein Dieb, mit allen den Seinigen, der Auswurf des Menschengeschlechtes, der raubt, stiehlt, mordet. Er ist vogelfrei, und wenn wir ihn heute erwischen, so hängt er morgen in Ketten«, sprach der junge Mann.
»Und mein Bruder ist kein Yankee?« fragte sie.
»Nein«, sprach er, sich stolz in die Brust werfend. »Gott sei Dank, ich habe die Ehre, ein Engländer zu sein; von der Nation, die den Ozean beherrscht und alle Könige und Kaiser in ihrem Felde hält und tausend Schiffe auf allen Meeren hat.«
Der Ausdruck des jungen Mannes, der Indianerin gegenüber, hatte jene hier ziemlich alberne Prahlerei angenommen, der sich jedoch auch der sonst vernünftige Brite so gerne und nie mehr als dann überläßt, wenn es sein Vorteil zu erheischen scheint, Fremden eine recht große Idee von seinem Lande und so gelegentlich von sich selbst beizubringen.
Diesmal schien die Indianerin nicht ohne Vergnügen die Lobpreisungen seines Landes anzuhören.
»Mein Bruder«, sagte sie, »ist kein Späher, dies ist nicht die Zunge eines Spähers. Nein, mein Bruder ist ein junger Krieger. Und will er dem Miko sagen, daß der Häuptling der Salzsee ein Dieb ist?«
»Und der Miko weiß dies nicht?« fragte er.
Die Indianerin verneinte es. »Wenn der Miko es mir erlaubt, dann will ich ihm bald Beweise liefern. Der Seeräuber wird es nicht lange mehr treiben. Sein letzter Streich hat das Maß gefüllt. Wahrscheinlich ist er bereits eingefangen.«
»Mein Bruder«, erwiderte sie, »wird den Miko sehen, der Miko wird die Palme seiner Hand öffnen, und ihm ein Wigwam geben und Rosa zur Squaw schenken. Er wird meinen Bruder lehren, die Wasserschlange töten und den schlafenden Bären und den schnell springenden Panther schießen. Mein Bruder wird ein großer Krieger werden. Und Rosa«, flüsterte sie ihm zu, »wird einst sein Wildbret kochen und sein Jagdhemde nähen, und der Dieb soll sie nicht haben.« Mit diesen Worten eilte sie von dannen.
»Verfluchte Robinsonade!« schrie der Brite, als die Indianerin den Rücken gekehrt hatte, und ein lautes Hohngelächter entfuhr ihm. »Glaubt sie mich zum Ersatze für den abscheulichen französischen Hund zu nehmen? Wahrlich, James, du müßtest dich trefflich in den Mokassins und Wampums, rot bemalt, ausnehmen. Ins Wigwam ziehen! Wildbret kochen! Nein, es ist zum Tollwerden!«
Und wahrlich für einen jungen, kaum zwanzigjährigen Midshipman, der die Liebe höchstens aus Romanen kannte, mußte der Vorschlag, sein Leben in einem indianischen Wigwam zwischen Wilden zuzubringen, eben nicht sehr erfreulich klingen.
Seine Lage war wirklich nicht beneidenswert. Sie war, wenn gleich nicht so ganz unerhört unter seinen abenteuerlichen Landsleuten, doch von allem, was er gesehen oder gehört, so gänzlich verschieden, die Geschöpfe, mit denen er umringt, so sonderbar, daß er immer mit sichtbarer Angst seinen Mund auftat, aus Furcht, mißverstanden zu werden. Er hatte sich gewissermaßen einen ganz neuen Ideenkreis zu bilden, um sich mit ihnen verständigen zu können, aber in dieser Bemühung das Ziel schrecklich verfehlt. Je tiefer er sich mit ihnen eingelassen, desto mehr hatte er sich verwickelt, und alle seine Mühe, den Faden aus diesem Labyrinthe herauszufinden, war gescheitert. Was er zudem während der letzten Tage gesehen und gehört, war wahrlich nicht berechnet, seine Lage besonders erfreulich zu machen. Die Wildheit der Weiber bei ihrem Tanze, das höhnend Giftige der Jungen, die mißtrauisch durchbohrenden Blicke der alten Squaws, mit dem furchtbaren Erbeben Rosas bei dem bloßen Namen des Miko, waren eben keine guten Vorbedeutungszeichen für den guten Empfang des Häuptlings. Es war allmählich, daß diese Umstände und Bilder sich seinem Gedächtnisse und seiner Phantasie vordrängten und eine Verwirrung in seinem Kopfe anrichteten, die ihn die ganze Nacht wie wahnsinnig im Dörfchen umhertrieb. Erst gegen Morgen wurde er ruhiger; seine Verstandeskräfte traten allmählich in ihre Verrichtungen, und, die wilden Phantasiestücke absondernd, gelangte er, wenn nicht zu einem klaren, doch ruhigen Anschauen seiner Lage. Erst als dieses Geschäft in seiner Seele so weit gediehen, entschlief er.
Die kurze Ruhe hatte ihm zu einiger Besonnenheit verholfen; der junge Mann schritt am Morgen festern Schrittes der Hütte der Mädchen zu. Seine Miene schien anzukündigen, daß er einen Entschluß gefaßt habe.
Neuntes Kapitel
Die beiden Mädchen kamen ihm auf der Türschwelle entgegen. Die Indianerin war ungemein heiter, in Rosa war keine Veränderung vorgefallen. In ihrem Gesichte spielte ein milder, kindlicher Ernst mit ruhiger Ergebung und sanfter Würde. Sie blickte den jungen Mann freundlich an.
»Mein Bruder«, lachte ihm die Indianerin entgegen, »ist ernst wie Wineachi, wenn er sich die siebente Pfeife vollgestopft hat, und bleich. Hat mein Bruder einen bösen Traum gehabt?«
»Viele, meine Schwester«, erwiderte er.
»Die weiße Rosa wird sie deuten«, sprach die Indianerin mit einem vielsagenden Lächeln, indem sie zugleich die Türe öffnete und beide in die Stube schob, die sie verschloß. Und dann trippelte sie schnell ins Gebüsch fort.
»Unsere Schwester scheint sehr gut aufgelegt zu sein«, sprach der junge Mann, der in ziemlicher Verlegenheit dem Manöver der Indianerin zugesehen hatte.
»Sie weiß es,« erwiderte das Mädchen, »daß Rosa es liebt, ihren Bruder zu sehen.«
Der junge Mann blickte sie an, als wäre er aus den Wolken gefallen. Es hatte sich jedoch kein Zug in ihrem Wesen verändert. – Derselbe unschuldig klare Blick, eine Art natürliche Hoheit, die unverhohlen die leisesten Regungen des Herzens gestand. Sie hatte ihn durch den Vorhang ihrem Stübchen zugeführt, und sein flüchtiger Blick fiel nun auf die Einrichtung. Das Ganze war so freundlich, so niedlich und bei der kunstlosesten Einfachheit so geschmackvoll und reinlich, daß seine Verwunderung mit jedem Augenblicke stieg. Wie in der äußern Stube, so befanden sich auch hier zwei an den Wänden hinlaufende Sitze oder vielmehr Ruhelager, auf deren einem sie sich mit unendlicher Grazie niederließ, ihn bittend, dasselbe auf dem entgegengesetzten zu tun. An den Wänden hingen die Kleider der Mädchen, unter denen einige sehr elegante und selbst kostbare Anzüge. Ein Arbeitskästchen stand am Fenster. Beinahe glaubte er sich in eine Devonshire-Cottage Altenglands versetzt.
»Aber ums Himmels willen, Miß,« sprach er, »wo haben Sie, ich bitte tausendmal um Vergebung, СКАЧАТЬ