Название: Dr. Norden Bestseller 344 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Norden Bestseller
isbn: 9783740967055
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Wenn sie Beatrice sieht, wird sie ganz aus den Fugen geraten, dachte Marga, und zum erstenmal war sie ganz ehrlich zu sich selbst, weil sie sich eingestand, daß Beatrice diejenige war, der ihre Freundin Babette ein erfolgreiches und glanzvolles Leben vorhersagte.
Die Vorhersage hatte Babette gemacht, als Beatrice noch gar nicht geboren war.
»Du wirst eine Tochter haben, die eine große Karriere machen wird, und sie wird auch einen sehr angesehenen Mann heiraten«, hatte sie ihr verkündet. Und natürlich hatte sie alles auf ihre Irene bezogen und sie verhätschelt nach Strich und Faden, während das Pummelchen hintenan gestellt wurde.
Eberhard hatte sich darum nicht viel gekümmert. Er war mit seinem Amt verheiratet, dachte nur an seine Beförderungen, und wenn er sich mit den Kindern befaßte, dann meist nur, wenn es Zeugnisse gab, und da hatte er schon manches Mal gesagt, daß in Beatrice wohl doch mehr Ehrgeiz stecken würde als in Irene, aber Margas Argument war denn gewesen, daß Irene eben hübscher und lieber sei und ganz sicher mal eine blendende Partie machen würde.
Ja, sie hatte es erlebt, daß ihr Mann hin und wieder anzügliche oder gar mißbilligende Bemerkungen über Irene machte, und sie hatte dann wie ein begossener Pudel dagestanden und nicht gewußt, was sie sagen sollte. Widersprechen konnte sie ihm ja nicht.
»Warum redest du eigentlich gar nichts mehr, Mama?« fragte Irene. »Außerdem habe ich Hunger. Wollen wir nicht essen gehen?«
»Ich habe keine Lust. Es sind noch grüne Bohnen von gestern da.«
»Dieses Proletenessen. Ihr habt überhaupt keinen Stil. Wie soll man da zu einem Mann kommen, der Wert auf Repräsentanz legt.«
»Dein Boutiquenbesitzer denn etwa?« brach es jetzt aus Marga hervor. »Oder hat er dir auch wieder den Laufpaß gegeben?«
Irene sprang auf. »Was erlaubst du dir? Das ist eine Unverschämtheit.«
»So wie du mit mir redest aber auch.«
»Ich merke schon, Beatrice hat dich aufgehetzt. So habe ich es mir auch gedacht, wenn sie kommt.«
»Du bist gewaltig im Irrtum. Sie will nichts von uns. Sie ist Ärztin und macht Karriere. Nein, sie braucht niemanden. Sie geht ihren Weg.«
»Aber einen Mann hat sie auch noch nicht an Land gezogen«, sagte Irene gehässig.
»Ich glaube nicht, daß sie darauf bedacht ist. Und was hat es dir genutzt, daß du ihr damals Jürgen abspenstig gemacht hast? Gar nichts. Das war auch bloß ein Strohfeuer.«
Ein paar Minuten herrschte Schweigen. Dann sagte Irene: »Du hast verdammt schlechte Laune, Mama, ich gehe lieber noch aus. Ich habe keine Lust, mir dein Gewäsch anzuhören.«
Da packte Marga der Zorn. »Jedenfalls scheinst du auch nicht gerade in den besten Kreisen zu verkehren, was deine Ausdrucksweise anbetrifft«, sagte sie gereizt. »Und jetzt möchte ich meine Ruhe haben.«
So was erlebte Irene allerdings auch zum erstenmal, und ihre Wut richtete sich auf Beatrice, deren Erscheinen anscheinend heftige Reaktionen bei ihrer Mutter ausgelöst hatte.
Ihre negativsten Gefühle regten sich wieder, weil ihre Schwester ihr immer ein Dorn im Auge war, aber vor allem, seit die Großmutter sie zur Alleinerbin eingesetzt hatte.
Daß sie nichts, aber auch gar nichts für die Großmutter übrig hatte, nie etwas für sie tat, darüber dachte sie nicht nach. Sie war ein Mensch, der nur nehmen und wieder nehmen wollte, ohne etwas zu geben.
Man hörte es, daß sie ging. Die Haustür knallte buchstäblich ins Schloß. Marga zuckte zusammen. Ihre Augen begannen zu brennen, und sie starrte auf ihre gefalteten Hände.
Was soll nur werden, dachte sie, was soll werden, wenn Eberhard nicht mehr da ist, da es jetzt schon schlimm ist.
Sie war keine starke Frau. Sie vergoß Tränen und bemitleidete sich selbst, und sie wußte, daß sie sich auf Irene nicht verlassen konnte.
*
Von dem Ehepaar Bertram war Beatrice freudig empfangen worden, und nun saßen sie beim Abendessen in der gemütliche Bauernstube, die sich Klaus und Inge in ihrem Reihenhaus eingerichtet hatten. Kinder hatten sie noch nicht. Sie waren erst seit zwei Jahren verheiratet und beide berufstätig. Erst müsse in den Finanzen Ordnung herrschen, bevor sie sich Kinder anschaffen würden, hatte Inge energisch erklärt.
Beatrice war Trauzeugin bei ihnen gewesen. Sie hatte Inge in Göttingen während der Studienzeit kennengelernt, und als Klaus mal auf der Durchreise kam, um Beatrice zu besuchen, hatte er Inge kennengelernt. Das waren die Tatsachen. Zwischen Klaus und Beatrice hatte nie etwas anderes als Freundschaft bestanden, und wenn Irene behauptete, er hätte ihr den Laufpaß gegeben, so war das eine Verleumdung, die keinen Hintergrund hatte.
Klaus und Beatrice wußten genau, daß sie für ein gemeinsames Leben nicht geschaffen waren, dazu waren sie beide viel zu eigenwillig.
»Nun erzähl mal, Bea«, sagte Inge nach dem Essen, das sie in Blitzesgeschwindigkeit gezaubert und allen geschmeckt hatte. »Ist dein Vater ernsthaft krank?«
»Es besteht keine Hoffnung«, erwiderte Beatrice. »Ich konnte mit ihm sprechen, aber er ist sehr schwach. Ihm mag noch manches durch den Kopf gehen, was ihm zu schaffen machte, aber was soll’s. Mir tut er nur leid. Er kann seine Pension nicht genießen, und er wollte doch so weit wie nur möglich oben sein, um recht viel zu bekommen.«
Inge und Klaus tauschten einen Blick. Sie wußten ziemlich gut, was in Beatrices Kopf vor sich ging.
»Du brauchst dir bestimmt keine Vorwürfe zu machen, Bea«, sagte Klaus.
»Ich mache mir auch keine. Ich habe Mutter getroffen. Sie ist ein Häufchen Elend.«
»Und Irene?« fragte Inge.
»Sie hat angeblich eine Stellung in einer Boutique. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie mal ernsthaft arbeitet, aber auch das ist mir egal. Ich bin so weit weg, und wahrscheinlich werde ich das Angebot von Professor Lorring annehmen, um noch weiter weg zu sein.«
»Wir würden das bedauern. Nach Klagenfurt kommen wir öfter mal«, sagte Klaus, »aber nach England?«
»In Klagenfurt habe ich bereits gekündigt, aber das bleibt unter uns. Ich will bei Gott nicht, daß Mutter sich einbildet, ich würde mich in München niederlassen. Sie hat ziemlich konsterniert reagiert, als ich sagte, daß ich bei euch wohne.«
»Weiß der Himmel, was Irene verzapft hat«, sagte Klaus, »sie hat doch eine perverse Phantasie. Aber du weißt hoffentlich, daß du bei uns willkommen bist, solange du auch hierbleiben wirst.«
»Es ist lieb von euch, aber ich will euch wirklich nicht auf den Wecker fallen.«
»Das tust du doch nicht. Wir СКАЧАТЬ