Название: Frauenmorde
Автор: Remo Kroll
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783959587914
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Aber nun, nach der Auseinandersetzung mit »Henne« und der drohenden Anzeige, schien es ihm angebracht, sein Vorhaben umgehend auszuführen.
Um 5.30 Uhr klingelte der Wecker, und Switalla, beseelt von seinem Projekt, das er nun verwirklichen wollte, stand sofort auf. Er dachte schnell und unkontrolliert, aber war ganz ruhig. Heute schaffe ich es, sagte er zu sich selbst, heute kommt die Vollendung, ich koste den Gedanken aus, bis ich da bin und weiß, dass nichts mehr angefangen werden kann. Alles geht seinem Ende entgegen.
Er fuhr mit der S-Bahn nach Karlshorst, wo er ungefähr nach einer Stunde ankam. Dann lief er in die Brehmstraße. Hier wohnte seine Frau in einem Mehrfamilienhaus zusammen mit ihrem geschiedenen Ehemann Wolfgang Kirchhoff, deren drei Töchtern und dem gemeinsam mit Switalla gezeugten Sohn. Es war noch früh am Tag, doch Switalla mutmaßte, dass Wolfgang Kirchhoff bereits auf seiner Arbeitsstelle verweilte.
Er war sich aber nicht ganz sicher. Die Haustür war verschlossen. Es war noch dunkel, und seine Beobachtungen der unbeleuchteten Fenster brachten ihm keine neuen Erkenntnisse.
So entschloss er sich, noch einige Zeit verstreichen zu lassen, und spazierte im Wohngebiet umher, auch zum nahe gelegenen Friedhof. Hinter den Bahnschienen lag der Tierpark, und er nahm Raubtiergerüche vom Alfred-Brehm-Haus wahr. Oder bildete es sich ein.
Als er zurückkehrte, stand die Haustür offen, und Switalla begab sich zur Wohnung ins Hochparterre. Auf mehrfaches Klopfen reagierte niemand. Er ging nochmals im Wohngebiet spazieren. Nach seiner nunmehrigen Wiederkehr klopfte er energisch an die Wohnungstür. Nichts. Er nahm Anlauf und rannte gegen die Tür, die daraufhin aufsprang. Er ging in den Flur hinein.
Rosemarie Switalla, die noch im Bett gelegen hatte, kam auf den Flur gestürzt und fragte scharf, warum er auf diese Weise in die Wohnung eingedrungen sei. Er antwortete, dass er seinen Sohn sehen wolle und das Stammbuch holen müsse. Er sah sich in der Wohnung um. Neben seinem fünfmonatigen Sohn hielten sich auch seine drei Stieftöchter zu Hause auf.
Seine Frau war ihm gegenüber zuerst kühl und abweisend, wurde aber nach und nach zutraulicher, so dass es zum Austausch von Zärtlichkeiten kam. In dieser Phase befielen ihn Zorn und Verzweiflung, und er weinte fast ununterbrochen. Daraufhin erklärte sie sich bereit, die Anzeige, die diesen ganzen Streit ja ausgelöst hatte, gegen ihn zurückzuziehen. Er meinte, dass es dafür zu spät wäre, denn er hätte bereits entsetzliche Dinge getan. Als sie nachfragte, was passiert sei, gestand er, zwei Menschen getötet zu haben. Nach dieser Offenbarung wirkte sie sehr verzweifelt und wollte wissen, wie sie ihm helfen könne. Er antwortete, dass er mit dem Vorsatz erschienen sei, auch sie zu töten. Dabei zeigte er ihr das Brotmesser mit dem Hinweis, dass es für sie bestimmt wäre. Er holte auch die Packung mit den vierzig »Kalypnon«-Tabletten aus der Tasche und wies darauf hin, dass er nach ihrer Ermordung seinem Leben ein Ende setzen wolle. Gegenüber seiner Frau äußerte Switalla den Wunsch, dass sie vorher noch einmal mit ihm schlafen solle, da er sie sehr liebe.
Rosemarie Switalla versuchte, ihren Mann vom Tötungsvorhaben abzubringen. Nach zwei Stunden, gegen 13.30 Uhr, war sie unter der Voraussetzung, dass er sein Messer und die Tabletten auf den Wohnzimmertisch lege, bereit, sich mit ihm zum Geschlechtsverkehr auf die Couch zu begeben. Switalla hatte von seiner Frau erfahren, dass sie am Nachmittag Besuch erwarte. Die Zeit drängte, und er ließ sich auf ihre Forderung ein und legte das Messer und die Tabletten auf den Wohnzimmertisch. Sie nahm beides an sich und ging in die Küche. Dort legte sie die Sachen in den Küchenschrank, den sie verschloss. Danach bat sie ihre Tochter, zu einer Nachbarin zu gehen. Das Mädchen sollte der Nachbarin sagen, dass Hilmar ihre Mutti schlagen würde, die Nachbarin solle dringendst die Volkspolizei rufen. Rosemarie Switalla sprach sehr leise, so dass ihr Mann das Gespräch nicht hörte. Um keinen Verdacht zu erregen, rief sie der Tochter hinterher, dass sie draußen spielen gehen solle.
Switalla hatte eine Waschmaschine, die sich im Korridor befand, hinter die Wohnungstür gestellt, damit niemand mehr diesen Ort betreten konnte. Und seine Frau ihm nicht davonliefe. Denn die Wohnungstür ließ sich nicht mehr verschließen; das Schließblech war durch sein gewaltsames Eindringen beschädigt. Mehr Absicherung schien in diesem Moment nicht möglich.
Dann begab er sich ins Wohnzimmer und zog sich bis auf die Unterhose aus, und auch seine Frau kam wieder in das Zimmer, ohne zu fragen, warum er die Wohnungseingangstür so versperrt hatte. Er verschloss die Stubentür, und beide legten sich auf die Klappcouch. Sie war noch voll bekleidet; Switalla begann, sie langsam zu enthüllen. Doch plötzlich klopfte es an der Wohnungstür. Beide sprangen auf. Der Besuch kommt wohl zu früh, dachte sie und zog sich schnell ihre Hose über. Und er wusste: Es war nicht der Besuch, sondern die Polizei!
Er geriet jetzt in Panik, eilte, nur mit seiner Unterhose bekleidet, auf seine Frau zu, legte ihr beide Hände um den Hals und begann, sie zu würgen. Sie wehrte sich verzweifelt und mit ganzer Kraft. An der Wohnungstür wurde wiederholt geklopft, und Hilmar Switalla glaubte, zu hören, dass die Tür aufgedrückt und die Waschmaschine verschoben wurde. Er zweifelte daran, dass es ihm gelingen würde, seine Frau zu töten, bevor die in die Wohnung eindringenden Personen einträfen. Deshalb drückte er beim Würgen immer stärker zu. Die Gegenwehr seiner Frau war sehr stark, und beide durchquerten im Todeskampf das gesamte Zimmer, bis es ihm gelang, sie auf die Couch zu werfen. Er würgte sie weiter – bis beide auf den Teppich fielen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Personen bereits an der Stubentür, klopften und riefen: »Machen Sie sofort die Tür auf!« Hilmar Switalla war polizeierfahren genug, um an der Art des Klopfens und Rufens zu erkennen, dass die Ordnungsmacht vor der Tür stand.
Seine Frau lag inzwischen bewegungslos auf dem Boden. Jetzt musste alles schnell gehen. Switalla konnte sich aufgrund der Situation nicht davon überzeugen, dass sie auch wirklich tot war. Er sprang auf und nahm aus seiner Manteltasche das Taschenmesser, das er gewöhnlich bei sich trug. Er klappte das Messer auf, stürzte wie besessen zu seiner Frau zurück und öffnete damit ihre linke Halsschlagader. Das Blut strömte in wenigen Sekunden aus ihrem Hals heraus und bildete eine Blutlache.
Das Klopfen an der Wohnzimmertür wurde immer heftiger, und Switalla versetzte seiner Frau noch einige Stiche in die Herzregion. Unter der »Vision des Sezierens« wollte er seiner Frau den Kopf vom Rumpf trennen. Er begann, die Weichteile des Halses durchzuschneiden, was ihm bis auf einen kleinen Rest im Nacken gelang. Anschließend wollte Hilmar Switalla wie im Blutrausch die Zwischenwirbel der Halswirbelsäule durchtrennen, die jedoch mit einigen Bändern verbunden blieben. Um noch etwas mitzunehmen, trank er Blut von seiner Frau. Er hatte einmal gelesen, dass die Bluteiweiße im Körper angelagert werden. Somit würde er immer etwas von Rosemarie in sich haben.
Während der gesamten Zeit hatte Hilmar Switalla ein beseelendes Glücksgefühl erfasst. Er wurde ganz ruhig, so wie er es nach dem Mord an seiner Frau sein wollte, zog sich seine Sachen an, rauchte am Fuße seiner toten Frau eine Zigarette, zündete sich anschließend eine zweite an. Man begehrte immer noch Einlass, und nun endlich schloss er, da alles getan war, die Wohnzimmertür auf.
Beim Eintreten der Polizisten stand Switalla rauchend in der Stube und war gerade dabei, sein blutverschmiertes Hemd in die Hose zu stecken. Er drückte seine Zigarette vor dem Ofen aus und sagte mit ruhiger Stimme: »Da liegt sie, mausetot. Ich habe sie seziert. Schlechte Arbeit geleistet, kein richtiges Werkzeug gehabt. Ich bin Sektionsgehilfe.«
Während er diese Worte sprach, grinste er die Leiche an. Hilmar Switalla gab gegenüber den Schutzpolizisten an, noch zwei weitere Frauen »seziert« zu haben. Dies hier sei Pfuscharbeit gewesen. Es sei kein richtiger Tisch mit Blutablauf vorhanden gewesen, und die nötigen Instrumente habe er auch nicht zur Verfügung gehabt. Auf Befragen durch СКАЧАТЬ