Wer weiß, was wa(h)r. Barbara Schinko
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Название: Wer weiß, was wa(h)r

Автор: Barbara Schinko

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783959592758

isbn:

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      Inhaltsverzeichnis

       Die 1. Nacht

       Der Tag

       Die 2. Nacht

       Hinweis der Autorin

       Über die Buchreihe

      

      Wer weiß, was wa(h)r

      Barbara Schinko

      Buch 28 der Katzenreihe

Ebookcat2

      ©Barbara Schinko 2020

      Machandel Verlag Haselünne

      Charlotte Erpenbeck

      Cover yurchak_alevtina/shutterstock.com

      Katzensilhouetten:shutterstock.com

      1. Auflage 2020

      ISBN 978-3-95959-275-8

      Die 1. Nacht

      Ich bin die Nacht. Ich sehe alles. Meine Augen leuchten im Dunkeln wie Bernstein mit winzigen Kohlestücken darin oder vielleicht wie Smaragde, ich weiß es nicht. Vor mir bleibt weder Käfer noch tief hängender Zweig verborgen, ich kann jeden Grashalm klar erkennen. Das ist das wahre Leben: die schützende, geheimnisvolle, alles bedeckende Nacht; das ungebundene Herumstreifen im finsteren Garten. Der Holzschuppen, ein Schemen in der Dunkelheit, erscheint mir größer als sonst – und verlockend. Ob es zwischen den rostigen Geräten Mäuse gibt? Ich pirsche mich heran.

      Der Schuppen ist versperrt! Das hatte ich nicht bedacht. Aber kaum wende ich mich um, fällt mein Blick auf den Apfelbaum und die Enttäuschung verfliegt. Eins-zwei-drei schlagen sich scharfe Krallen in den Stamm. Mein Fell streift raue Rinde, als ich gewandt nach oben klettere, auf den Königsplatz zu. Keinem anderen gebührt er, als mir.

      Ich sinke auf meinen Thron, strecke meine Glieder, lausche. Beobachte. Ich bin die Nacht und ich fühle alles. Jeden Windhauch, der die laue Abendluft durchstöß. Das Kitzeln der Blätter an meinem Fell, vor allem jedoch die Freiheit, das Abenteuer, die Unbezwingbarkeit. Der Garten ist mein Reich. Ich bin sein Herrscher und …

      Schritte! Ich erhebe mich und spitze die Ohren. Ich bin die Nacht. Ich höre alles. Schnelle Schritte, viel schwerer und ungeschickter als das elegante Dahingleiten von Katzenpfoten. Mensch. Wer ist da? Wer wagt es, in mein Reich einzudringen?

      Eine Gestalt schleicht an der Hausmauer entlang. Sie muss durch die Glastür des Wintergartens hinausgeschlüpft sein, um die Erwachsenen nicht zu wecken. Wie ein Seiltänzer auf einem Ast balancierend, folge ich ihren Bewegungen mit unverwandten Blicken.

      Sie bleibt nicht lange allein. Auch im Nachbargarten auf der anderen Seite der Hecke huscht jemand geduckt über den Rasen. Die beiden Nachtschwärmer begrüßen einander freudig. Im Schutz der Dunkelheit mögen sie sich unbeobachtet wähnen, aber ich bin die Nacht und ich sehe alles.

      Der Tag

      Der Wecker läutet um sieben, schrill und drängend. Ich versuche danach zu greifen, stoße ihn mit dem Handrücken vom Nachtkästchen, würge das Alarmsignal ab. Stille. Einen schlaftrunkenen Moment lang weiß ich nicht, wo ich bin, wer ich bin, was ich bin, obwohl es von ungeheurer Wichtigkeit wäre.

      Dann: Erkenntnis. Die Morgensonne lässt das Grün der Wände strahlen. Der Wind blättert durch die Schulbücher auf dem Schreibtisch. Seltsam, ich kann mich gar nicht erinnern ... Neben dem Tisch liegt die offene Schultasche. Welcher Tag ist heute? Hoffentlich haben wir nicht gleich in der ersten Stunde Mathe. Meine Arme und Beine fühlen sich bleischwer an, warum eigentlich? Eine Ecke des Katzenposters hat sich von der Wand gelöst. Wie jeden Morgen blicke ich in die undurchdringlichen Smaragdaugen und habe nicht zum ersten Mal das seltsame Gefühl, in ihnen zu versinken – das zu erblicken und zu begreifen, was hinter der Maske liegt.

      Und schon wird mir klar, was die Müdigkeit und das offene Fenster bedeuten. Am liebsten würde ich zurück in die Umarmung des Schlafes flüchten, aber manche Gedanken lassen sich nicht verdrängen.

      Gähnend wanke ich hinunter ins Erdgeschoß. Die Stimme meines Vaters aus dem Esszimmer verrät, dass heute Samstag ist und ich bloß mal wieder vergessen habe, den Wecker abzustellen. Soll ich zurück ins Bett gehen? Die Aussicht auf ein luxuriöses Wochenendfrühstück hält mich davon ab. Es duftet nach warmem Gebäck, sogar der Kaffeegeruch aus der Küche hat etwas Verlockendes an sich.

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