Название: Butler Parker 181 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740960056
isbn:
»Das sah doch nur so aus«, verteidigte sich der Mann verzweifelt, »okay, mein Partner und ich waren vielleicht etwas zu ruppig, aber wir wollten doch nichts von ihr.«
»Mylady wünscht zu erfahren, wo man Mr. Vince Preston erreichen kann«, stellte Josuah Parker fest.
»Der Boß ist meist in seinem Lieblings-Club, im ›Granada‹.«
»Sie sollten noch zusätzlich erklären, wo dieser Club beheimatet ist.«
»In Pimlico«, wurde geantwortet, »in ’ner Seitenstraße der Lupus Street.«
»Damit sind Sie entlassen, junger Mann«, schaltete die ältere Dame sich ein, »ich werde jetzt meinen Tee trinken. Und nehmen Sie dieses Subjekt mit.«
»Zumal es sich auf dem Teppich nicht gerade dekorativ ausmacht«, fügte der Butler hinzu, »man wünscht Ihnen noch einen guten Heimweg.«
*
»Allmächtiger, ich will ja nicht gerade den Teufel an die Wand malen«, sagte Chief-Superintendent McWarden, »aber mußten Sie sich unbedingt mit Vince Preston anlegen, Mylady?«
Der Chief-Superintendent, der im Yard ein Sonderdezernat leitete und sich mit organisiertem Verbrechen befaßte, war ein untersetzter, dicklicher Mann von etwa fünfundfünfzig Jahren, der an eine stets leicht gereizte und aggressive Bulldogge erinnerte. Er war vor wenigen Minuten in Shepherd’s Market im Haus der Lady Simpson angekommen und zu seiner ehrlichen Verblüffung zu einer Tasse Tee eingeladen worden. Er kannte die Sparsamkeit der älteren Dame nur zu gut, eine Eigenschaft, die sogar von Freunden als nackter Geiz bezeichnet wurde.
»Reden Sie gefälligst nicht um den heißen Brei herum«, grollte Agatha Simpson, »wer ist dieses Subjekt? Wie war noch der Name, Mr. Parker?«
»Vince Preston, Mylady«, ließ Parker sich diskret vernehmen.
»Sagte ich doch«, erwiderte sie umgehend, »also, McWarden, warum sind Sie so entsetzt? Sie wollen wieder mal übertreiben, wie ich vermute.«
»Vince Preston ist ein gerissener und brutaler Gangster«, sagte der Chief-Superintendent eindringlich, »und es hat mich ehrlich gewundert, daß er Ihnen bisher noch nicht ins Gehege gekommen ist, Mylady.«
»Wahrscheinlich ist der Lümmel mir aus Angst systematisch aus dem Weg gegangen«, erwiderte sie wegwerfend.
»Angst ist Preston fremd«, warnte McWarden, »er hat sich sogar mit der örtlichen Mafia angelegt und sich dann mit ihr arrangiert. Preston hat sich ein kleines Imperium aufgebaut und kontrolliert eine Vielzahl von Clubs und Nachtlokalen. Darüber hinaus inszeniert er Schönheits-Konkurrenzen und dreht mit Sicherheit Pornostreifen für seinen privaten Video-Verleih.«
»Das höre ich aber sehr gern«, meinte die Detektivin und nickte beifällig, »es lohnt sich also, diesem Subjekt das Handwerk zu legen?«
»Sie können von mir jede Hilfe haben, Mylady«, erwiderte der Chief-Superintendent.
»Ich soll also wieder mal die Kastanien für Sie aus dem Feuer holen?«
»Aber nein, Mylady.« McWarden bekam einen leicht roten Kopf. »Noch mal, nehmen Sie diesen Preston nicht auf die leichte Schulter! Der Mann schreckt vor keiner Gemeinheit zurück ...«
»Darf man höflichst fragen, warum die Polizei ihm bisher nicht das Handwerk zu legen vermochte?« schaltete der Butler sich ein.
»Er hat sich bisher keine Blöße gegeben«, gab der Chief-Superintendent zurück, »Zeugen, die gegen ihn aussagen, gibt es nicht. Er setzte sie vorher unter Druck.«
»Stammt er hier von der Insel?« erkundigte sich die ältere Dame.
»Richtig, aber er war jahrelang drüben in den Staaten«, berichtete McWarden bereitwillig, »dort dürfte er auch gewisse Praktiken gelernt haben. Sie wissen, Mylady, wie man ihn in seinen Kreisen nennt?«
»Natürlich, mein lieber McWarden.« Sie nickte wissend und lächelte dazu verzeihend. »So etwas weiß man eben, wenn man sich mit Kriminalistik befaßt. Dieses Subjekt wird ... äh ... Gorilla genannt.«
»Fast«, meinte McWarden und lächelte ironisch, »Grizzly, um genau zu sein.«
»Wie auch immer.« Sie schoß einen kühlen Blick auf ihn ab. »Mit Kleinigkeiten halte ich mich grundsätzlich nicht auf. Nehmen Sie zur Kenntnis, daß ich diesem Gangster das Handwerk legen werde.«
»Ich habe Sie gewarnt«, erinnerte der Chief-Superintendent, »Sie werden sich an ihm die Zähne ausbeißen. Er hat erstklassige Leute um sich.«
»Das habe ich gemerkt.« Agatha Simpson lächelte ironisch. »Aber wollen Sie mir nicht endlich sagen, warum Sie gekommen sind, McWarden?«
»Ich möchte mich mit Mr. Pickett unterhalten«, erwiderte der Chief-Superintendent, »nein, nein, es geht nicht um seine Vergangenheit, ganz sicher nicht. Ich brauche seine Verbindungen.«
»Sie sollten sich Mylady anvertrauen«, schaltete Josuah Parker sich ein. Horace Pickett, um den es ging, war ehemaliger Taschendieb und stand nun auf der richtigen Seite des Gesetzes, nachdem Parker ihm mal das Leben gerettet hatte. Horace Pickett fühlte sich seit dieser Zeit Josuah Parker zutiefst verpflichtet und führte für ihn immer wieder spezielle Aufträge aus.
»Es geht um einen meiner besten Leute«, sagte McWarden, »aber was ich jetzt sage, sollte unter uns bleiben, Mr. Parker. Dieser Mann ist wie vom Erdboden verschwunden und hat sich seit vier Tagen nicht mehr gemeldet. Offen gesagt, ich fürchte, daß ihm etwas passiert ist.«
»Wie heißt dieser Mann?« fragte die ältere Dame.
»Dave Horlay«, gab McWarden Auskunft, »er sollte wegen einer Drogensache ermitteln.«
»Handelt es sich um den wirklichen Namen dieses Mannes, Sir?« fragte der Butler.
»Um den Namen, unter dem er in die Unterwelt eingetaucht ist«, erwiderte McWarden, »Pickett kann ohne weiteres nach einem Dave Horlay fragen. Aber er sollte vorsichtig sein, dieser Fall ist brisant.«
»Ich werde mich selbstverständlich auch um diesen Mann kümmern, mein lieber McWarden«, sagte die Detektivin wohlwollend, »Mr. Parker, regeln Sie die Details dazu. Sie wissen ja, worauf es mir ankommt, nicht wahr?«
»Mylady können sich auf meine Wenigkeit verlassen«, lautete Parkers höfliche Antwort.
Er rechnete mit ungewöhnlich stürmischen Stunden und Tagen.
*
Agatha Simpson war bereit, sich mit dem Grizzly anzulegen.
Sie erschien in der Wohnhalle und zupfte an ihrem natürlich zu weiten und derben Tweed-Kostüm herum. Sie trug dazu einen sehr eigenwilligen Hut, der an einen völlig mißglückten Napfkuchen erinnerte. Dieses wenig zarte Gebilde wurde von zwei langen, bratspießähnlichen Hutnadeln gehalten. An den Füßen hatte die ältere Dame derbe Schnürschuhe, denen man auf den ersten Blick viel Bequemlichkeit ansah. An ihrem linken Handgelenk baumelte ein perlenbestickter Pompadour, der an langen Lederschnüren hing. In diesem Handbeutel, der irgendwie an einen verkleinerten Seesack erinnerte, befand sich Myladys sogenannter Glücksbringer, nämlich СКАЧАТЬ