Название: Der exzellente Butler Parker 5 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der exzellente Butler Parker
isbn: 9783740933012
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»Das wird sich zeigen«, verkündete Agatha Simpson. Stöhnend wuchtete sie ihre imponierende Fülle aus dem Sofa.
»Ich muß mich jetzt noch ein Weilchen zurückziehen, um meinem taktischen Konzept den letzten Schliff zu geben«, erklärte sie und wandte sich zur Treppe. »Bitte, bringen Sie mir noch ein Glas Sherry in mein Studio, Mister Parker. Wer anstrengende Arbeit leistet, sollte sich ruhig mal ein Schlückchen gönnen.«
Zum Glück wußte Parker, was seine Herrin unter einem »Schlückchen«, verstand. Deshalb stellte er eine Flasche auf das silberne Tablett, bevor er ins Obergeschoß folgte.
»Und sorgen Sie dafür, daß mich niemand stört, Mister Parker«, wies sie ihn an, als er das Tablett auf den Tisch stellte.
»Selbstverständlich«, sagte der Butler. »Wie Mylady wünschen.«
Er hatte kaum die Wohnhalle im Erdgeschoß erreicht, da ging oben der Fernseher. Ob Mylady ihr taktisches Konzept schon vollendet hatte? Wie dem auch sei – eins stand jedenfalls fest: Um die sogenannten »Details« würde er sich wieder mal zu kümmern haben.
*
Das Landhaus in der Nähe von Harlow machte schon von weitem einen ausgesprochen gepflegten Eindruck. Der zweistöckige klassizistische Bau war in freundlichem Hellgelb gestrichen, das in der Mittagssonne leuchtete.
Grüne Rasenflächen und verschwenderisch blühende Rosenbüsche gaben dem repräsentativen Gebäude einen einladenden Rahmen. Gleich hinter dem Haus schloß sich ein weitläufiger Park mit uralten Baumriesen an, deren Kronen fast das Dach berührten.
Das ganze Anwesen war von einer mannshohen, mit Efeu überwucherten Bruchsteinmauer umgeben. Das schmiedeeiserne Tor zur Straße stand jedoch offen.
Parker stoppte sein hochbeiniges Monstrum in einiger Entfernung. »Möglicherweise wünschen Mylady, schon hier auszusteigen und zunächst einen unverbindlichen Blick auf Haus und Hof zu werfen?« fragte er.
»Ich sagte Ihnen doch, daß ich einen Überraschungsangriff plane, Mister Parker«, tönte die ungehaltene Stimme seiner Herrin aus dem Fond des Wagens. »Also fahren Sie einfach in forschem Tempo auf den Hof. Alles Weitere lassen Sie dann meine Sorge sein.«
Während Parker gehorsam sein Fahrzeug wieder anrollen ließ, wickelte Agatha Simpson die ledernen Riemen ihres Pompadour straff um das muskulöse Gelenk ihrer Rechten. Der lederne Beutel, den sie in überraschender Weise einzusetzen wußte, hatte es in sich: Neben anderen mehr oder weniger nützlichen Dingen enthielt er ein echtes Hufeisen, das die ältere Dame allerdings aus humanitären Gründen in dünnen Schaumstoff gewickelt hatte.
Dieser »Glücksbringer«, wie Agatha Simpson ihn zu nennen pflegte, erhöhte die Durchschlagskraft des Pompadour beträchtlich. Für eine weitere Steigerung der Wirkung sorgten die buntlackierten Perlen, mit denen der Beutel bestickt war. Daß sie aus Gußeisen bestanden, merkte man erst, wenn es schon zu spät war.
Der Butler fühlte sich nicht besonders wohl bei der Taktik, die Mylady angeordnet hatte. Aber wenigstens schwieg die innere Stimme, die ihn bisher immer vor wirklich gefährlichen Situationen gewarnt hatte. Dennoch konnte es zumindest sein, daß Mylady sich unsterblich blamierte. Der Verdacht gegen Betty Heart beruhte ja einzig und allein auf einer theoretischen Überlegung. Bisher gab es nicht den geringsten konkreten Hinweis, daß sie wirklich an den Banküberfällen beteiligt war. Außerdem gab es ja noch mehr Schauspielerinnen, die als Täterin in Frage kamen falls seine Theorie überhaupt stimmte.
Trotzdem bog er recht zügig in die Toreinfahrt ... und da war es auch schon passiert.
Josuah Parker trat zwar geistesgegenwärtig auf die Bremse und brachte sein hochbeiniges Monstrum mit einem Ruck zum Stehen, doch die Fahrerin des sportlichen Jaguar-Coupes hatte offenbar nicht mit Gegenverkehr gerechnet.
Der Zusammenstoß ging glimpflich ab – jedenfalls für Parkers solide gepanzertes Gefährt. Der Jaguar dagegen kam nicht ganz ungeschoren davon. Der linke Scheinwerfer ging zu Bruch, und das Wellenmuster, das der Kotflügel plötzlich angenommen hatte, erinnerte an ein Waschbrett.
»Das ist ja die größte Unverschämtheit, die ich je erlebt habe«, fauchte Lady Agatha. Sie war bei dem Aufprall vom Sitz gerutscht und hatte sich zu allem Überfluß an der Trennscheibe zwischen Fond und Fahrerplatz die Nase geprellt.
»Das wird mir dieser Verkehrsrowdy büßen«, forderte sie und versuchte mühsam, ihre im Fußraum eingeklemmte Fülle wieder auf den Sitz zu hieven.
Inzwischen war die Fahrerin des Sportwagens ausgestiegen. Sie hatte sich eine Beule an der Stirn geholt, war aber sonst unverletzt. Sie mochte etwa 50 Jahre alt sein und trug ein elegant geschneidertes Kostüm in zarten Grüntönen. Ihr leicht ergrautes Haar hatte sie im Nacken zusammengesteckt.
»Fahren Sie eigentlich immer so?« fragte sie den Butler, der seiner Herrin gerade beim Aussteigen behilflich war. »Daß das hier eine private Grundstückseinfahrt ist, kann man doch nicht übersehen. Oder?«
»Wie und wohin Mister Parker mein Fahrzeug lenkt, bestimme ich«, antwortete Agatha Simpson an seiner Stelle. »Sie hätten ja aus weichen können. Dann wäre nichts passiert.«
»Ich – ausweichen?« fragte die Frau empört zurück. »Was wollen Sie denn überhaupt hier?«
»Ich möchte Miß Dart sprechen«, antwortete die Detektivin promt. »Oder wohnt sie nicht mehr hier?«
»Wen möchten Sie sprechen?«
»Mylady wünscht, Miß Betty Heart näher kennenzulernen«, gab Parker Auskunft und musterte die Frau unauffällig, aber aufmerksam.
»Ach Miß Heart!« meinte die Frau. »Die ist aber im Moment verreist. Miß Heart muß ein paar Tage ausspannen und ist auf die Bahamas geflogen.«
»Habe ich es nicht gesagt, Mister Parker?« triumphierte die ältere Dame. »Auf die Bahamas!«
»Übermorgen wird sie zurück sein«, fügte die Frau hinzu. »Vielleicht können Sie dann noch mal wiederkommen? Natürlich werde ich Miß Heart mitteilen, daß Sie hier waren. Wie war noch ihr Name?«
»Sie haben die Ehre, Lady Agatha Simpson gegenüberzustehen«, gab der Butler Auskunft. »Mylady arbeitet an einem Drehbuch für einen Kriminalfilm und würde gern diesbezügliche Gespräche mit Miß Heart führen.«
»Ach, darum geht es«, sagte die Frau, und ihre Stimme klang erleichtert. »Dann wird sich Miß Heart sicher gern mit Ihnen unterhalten. Rufen Sie doch einfach in den nächsten Tagen mal an. Leider kann ich Sie jetzt nicht hereinbitten. Ich muß nämlich dringend in die Stadt, um noch einiges einzukaufen.«
»Sie stehen in Miß Hearts Diensten, wenn man diese Vermutung äußern darf?« erkundigte sich Parker, und die Frau nickte.
»Ja, ich bin ihre Köchin«, erklärte sie. »Miß Heart plant ein großes Fest nach ihrer Rückkehr. Da gibt es viel vorzubereiten.«
Jetzt erst besah sich die Frau den Schaden an ihrem Wagen näher. Der linke Kotflügel war tief eingedrückt, daß der Reifen im Radkasten klemmte.
»Da werde ich wohl den anderen Wagen nehmen СКАЧАТЬ