Die Brüder Karamasow. Федор Достоевский
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Название: Die Brüder Karamasow

Автор: Федор Достоевский

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Große verfilmte Geschichten

isbn: 9783955012083

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СКАЧАТЬ Stepanida Iljinitschna. Ich habe aber doch meine Zweifel ... Du unser Licht, ist das wahr oder nicht? Und ist es recht, so was zu tun?«

      »Wirf den Gedanken von dir! Du solltest dich schämen, danach überhaupt zu fragen. Wie ist es denn möglich, daß man für einen Lebenden eine Seelenmesse lesen läßt, und noch dazu als leibliche Mutter! Das ist eine ähnlich große Sünde wie Zauberei; nur wegen deiner Unwissenheit kann sie dir verziehen werden. Bete lieber zur Himmelskönigin, der willigen Beschützerin und Helferin, für seine Gesundheit und daß sie dir deinen unrechten Gedanken verzeihen möge. Und dann noch eines, Prochorowna: Entweder kommt dein Sohn bald selbst zurück, oder er schickt einen Brief. Das wisse! Geh und verhalte dich von nun an ruhig! Dein Sohn ist am Leben, sage ich dir.«

      »Du unser Lieber, Gott belohne dich, du unser Wohltäter, der du für uns und unsere Sünden betest!«

      Der Starez hatte in der Menge bereits die glühenden Augen einer abgezehrten, offenbar schwindsüchtigen jungen Bäuerin bemerkt. Schweigend sah sie ihn an, ihre Augen baten um etwas, aber sie schien sich zu fürchten, näher zu kommen.

      »Was führt dich her, meine Liebe?«

      »Erlöse meine Seele, Vater!« sagte sie leise und langsam, fiel auf die Knie und beugte sich bis zu seinen Füßen. »Ich habe gesündigt, Vater. Ich fürchte mich wegen der Sünde.«

      Der Starez setzte sich auf die unterste Stufe, und die Frau näherte sich ihm, ohne sich von den Knien zu erheben.

      »Ich bin das dritte Jahr Witwe«, begann sie fast flüsternd und schien dabei am ganzen Körper zu zittern. »Ich hatte es schwer in der Ehe, er war alt und schlug mich. Dann lag er krank, ich sah ihn an und dachte: Wenn er nun wieder gesund wird und aufsteht, was dann? Und da kam mir dieser Gedanke ...«

      »Warte!« sagte der Starez und brachte sein Ohr ganz dicht an ihre Lippen. Die Frau sprach flüsternd weiter, so daß die anderen kaum ein Wort auffangen konnten. Sie war bald fertig.

      »Das dritte Jahr?« fragte der Starez.

      »Ja, das dritte. In der ersten Zeit dachte ich nicht daran; doch dann wurde ich krank und kränker und verlor meine Ruhe.«

      »Kommst du von weit her?«

      »Fünfhundert Werst.«

      »Hast du es in der Beichte gesagt?«

      »Ja, ich habe es gesagt. Zweimal habe ich es gesagt.«

      »Hat man dich zum Abendmahl zugelassen?«

      »Ja, man hat mich zugelassen. Aber ich habe Angst. Ich fürchte mich vor dem Tod.«

      »Fürchte dich vor nichts und fürchte dich niemals, beunruhige dich nicht! Wenn die Reue in deinem Herzen nicht schwächer wird, so wird Gott dir verzeihen. Auf der ganzen Erde ist keine Sünde, die Gott einem, der aufrichtig bereut, nicht vergibt. Der Mensch kann auch gar keine so große Sünde begehen, daß die unendliche Liebe Gottes durch sie erschöpft würde. Oder kann es eine so große Sünde geben, daß sie über Gottes Liebe hinausgeht? Sorge nur, daß du bereust, ohne Unterlaß. Und vertreibe die Furcht! Glaube, daß Gott dich unausdenkbar liebt, trotz deiner Sünde und in deiner Sünde. Steht doch schon in der Schrift, daß über einen Sünder, der Buße tut, im Himmel mehr Freude ist als über zehn Gerechte. Gehe hin und fürchte dich nicht mehr! Sei nicht erbittert wider die Menschen und zürne nicht wegen erlittener Kränkung! Vergib von ganzem Herzen dem Verstorbenen, was er dir Leides angetan hat, und versöhne dich mit ihm aufrichtig. Wenn du bereust, so liebst du auch. Liebst du aber, so gehörst du schon Gott. Durch Liebe wird alles gutgemacht, alles gerettet. Wenn ich, ein sündiger Mensch wie du, schon über dich gerührt bin und Mitleid empfinde, um wieviel mehr dann erst Gott? Die Liebe ist ein unermeßlicher Schatz, für den man die ganze Welt kaufen kann. Nicht nur seine eigenen, auch fremde Sünden kann man damit loskaufen. Gehe hin und fürchte dich nicht!«

      Er schlug über ihr dreimal das Zeichen des Kreuzes, nahm ein kleines Heiligenbild von seinem Hals und hängte es ihr um. Sie verbeugte sich schweigend vor ihm bis zur Erde. Er erhob sich und schaute heiter eine kräftige Frau an, die einen Säugling auf dem Arm trug.

      »Ich bin aus Wyschegorje, lieber Mann.«

      »Immerhin sechs Werst von hier! Mit dem Kindchen wird dir der Weg nicht leicht geworden sein. Was wünschst du?«

      »Ich bin nur gekommen, um dich zu sehen. Ich bin schon früher manchmal, hier gewesen; hast du's vergessen? Dann mußt du kein gutes Gedächtnis haben. Die Leute bei uns sagten, du wärst krank. ›Ach was‹, dachte ich, ›ich gehe hin, sehe ihn mit selber an.‹ Und da sehe ich dich nun; wie kann man nur sagen, du bist krank! Du lebst sicher noch zwanzig Jahre! Gott, ist mir dir! Und du hast ja so viele, die für dich beten – wie könntest du denn krank sein?«

      »Ich danke dir für alles, meine Liebe.«

      »Bei der Gelegenheit habe ich noch eine kleine Bitte. Hier sind sechzig Kopeken, lieber Mann. Gib sie einer Frau, die ärmer ist als ich. ›Das beste ist, ich lasse sie jemandem durch ihn zukommen‹, dachte ich auf dem Weg hierher, er wird schon wissen, wem er sie geben muß.‹«

      »Ich danke dir, meine Liebe. Ich danke dir, meine Gute. Ich habe dich lieb. Ich werde deine Bitte ausführen. Ist das ein Mädchen auf deinem Arm?«

      »Ein Mädchen, du unser Licht, und heißt Lisaweta.«

      »Gott segne euch beide, dich und die kleine Lisaweta! Du hast mein Herz fröhlich gemacht, Mutter. Lebt wohl, meine Lieben! Lebt wohl, meine Teuren!«

      Er erteilte allen den Segen und verbeugte sich tief vor ihnen.

      Die Gutsbesitzerin hatte aufmerksam verfolgt, wie der Starez mit den einfachen Frauen gesprochen und sie gesegnet hatte; sie vergoß stille Tränen und trocknete sie mit ihrem Taschentuch. Sie war eine mitfühlende Dame von Welt mit vielen aufrichtig guten Neigungen. Als der Starez zuletzt auch an sie herantrat, begrüßte sie ihn voll Begeisterung: »Der Anblick der ganzen rührenden Szene hat mich so tief, so tief ergriffen ...« Sie konnte vor Erregung nicht weitersprechen. »Oh, ich verstehe, daß das Volk Sie liebt. Ich selbst liebe das Volk, wie sollte man auch das Volk, unser prächtiges, in seiner Größe so schlichtes russisches Volk nicht lieben!«

      »Wie steht es um die Gesundheit Ihrer Tochter? Sie wünschten mich wieder zu sprechen?«

      »Oh, ich habe inständig darum gebeten und gefleht: Ich war bereit, auf die Knie zu fallen und notfalls drei Tage lang vor Ihrem Fenster liegenzubleiben, bis Sie mich vorlassen würden. Wir sind gekommen, großer Heilspender, um Ihnen begeistert Dank zu sagen. Sie haben meine Lisa geheilt, völlig geheilt nur dadurch, daß Sie am Donnerstag über sie beteten und Ihre Hände auf sie legten. Wir sind gekommen, um diese Hände zu küssen und unseren Gefühlen und unserer Verehrung Ausdruck zu geben!«

      »Wieso habe ich sie geheilt? Sie liegt ja immer noch im Rollstuhl?«

      »Aber das nächtliche Fieber hat aufgehört, schon seit zwei Tagen, seit Donnerstag«, erwiderte die Dame in nervöser Hast. »Ja, noch mehr: ihre Beine haben sich gekräftigt. Heute früh stand sie gesund auf, nachdem sie die ganze Nacht geschlafen hatte. Sehen Sie nur ihre rote Gesichtsfarbe und ihre glänzenden Augen! Sonst weinte sie immer, jetzt aber lacht sie und ist vergnügt. Heute verlangte sie hartnäckig, auf die Füße gestellt zu werden, und stand eine ganze Minute allein da, ohne СКАЧАТЬ