Название: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk
Автор: Jaroslav Hašek
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Große verfilmte Geschichten
isbn: 9783955012038
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Was uns ereilen konnte, hat auch dich befallen.
Du hast uns stets das Himmelreich versprochen.
Nun ists vom Himmel bei der Messe auf dein Haupt gefallen.
Und wo du plärrtest, liegen deine Knochen.
II
Schwejk kochte den berühmten Grog, der den Grog alter Seeleute übertraf. So einen Grog hätten die Piraten des achtzehnten Jahrhunderts trinken können und wären zufrieden gewesen.
Feldkurat Otto Katz war begeistert.
»Wo haben Sie so was Gutes kochen gelernt?« fragte er.
»In Bremen, wie ich vor Jahren auf der Wanderschaft war«, entgegnete Schwejk, »von einem verkommenen Matrosen, der gesagt hat, Grog muß so stark sein, daß einer, der ins Meer fällt, den ganzen Kanal La Manche überschwimmen kann. Nach einem schwachen Grog ertrinkt man nämlich wie ein junger Hund.«
»Nach so einem Grog, Schwejk, wird es eine Freude sein, die Messe zu zelebrieren«, meinte der Feldkurat, »ich denke, ich sollte vorher ein paar Abschiedsworte vorbringen. Eine Feldmesse ist nicht so ein Spaß wie eine Messe im Garnisonsarrest oder eine Predigt für diese Lumpen. In so einem Fall muß man wirklich alle fünf Sinne beisammen haben. Einen Feldaltar haben wir. Er ist zusammenlegbar, Taschenausgabe.
Jesusmaria, Schwejk«, packte er sich am Kopf, »wir sind aber Ochsen. Wissen Sie, wo ich diesen zusammenlegbaren Feldaltar aufgehoben gehabt hab? In dem Kanapee, das wir verkauft haben.«
»Ja, das is ein Unglück, Herr Feldkurat«, sagte Schwejk, »ich kenn ihn zwar, den Händler mit alten Möbeln, aber vorgestern hab ich seine Frau getroffen. Er sitzt wegen einem gestohlenen Schrank, und unser Kanapee is bei einem Lehrer in Wrschowitz. Das is ein Malör mit diesem Feldaltar! Am besten is, wir trinken den Grog aus und gehn ihn suchen, ich denk nämlich, daß man ohne Feldaltar keine Messe zelebrieren kann.« – »Es fehlt uns wirklich nur der Feldaltar«, sagte der Feldkurat schwermütig, »sonst ist schon alles auf dem Exerzierplatz vorbereitet. Die Tischler haben dort schon ein Podium errichtet. Die Monstranz borgt man uns in Břevnov. Kelch soll ich einen eigenen haben, aber wo ist der schon …« Er wurde nachdenklich: »Sagen wir, ich hab ihn verloren. – Aber wir bekommen den Sportpokal vom Oberleutnant Witinger vom 75. Regiment. Er hat ihn einmal vor Jahren bei einem Wettlauf für den ›Sport-Favorit‹ gewonnen. Er war ein guter Läufer. Hat vierzig Kilometer gemacht: Wien–Mödling in einer Stunde achtundvierzig Minuten, wie er immer prahlt. Ich habs schon gestern mit ihm ausgemacht. Ich bin ein Rindvieh, daß ich alles auf den letzten Augenblick laß. Warum hab ich Trottl nicht in das Kanapee geschaut.«
Unter dem Einfluß des Grogs, der nach dem Rezept des verkommenen Matrosen gebraut war, begann er sich stumpf zu beschimpfen und äußerte in den verschiedensten Sentenzen, wohin er eigentlich gehöre.
»Also wir sollten schon den Feldaltar suchen gehn«, forderte ihn Schwejk auf, »es ist schon früh. Ich muß mir noch die Uniform anziehen und noch einen Grog trinken.«
Endlich gingen sie. Auf dem Weg zu der Frau des Trödlers erzählte der Feldkurat, daß er am Abend vorher in »Gottes Segen«1 viel Geld gewonnen habe und, wenn alles gut ausfallen sollte, das Klavier im Versatzamt auslösen werde.
Es war etwas Ähnliches, wie wenn Heiden Opfer geloben. Von der verschlafenen Frau des Trödlers erfuhren sie die Adresse des Lehrers in Wrschowitz, der der neue Eigentümer des Kanapees war. Der Feldkurat bekundete eine ungewöhnliche Leutseligkeit. Kniff sie in die Wange und kitzelte sie unterm Kinn.
Sie gingen zu Fuß nach Wrschowitz, denn der Feldkurat erklärte, er müsse einen Spaziergang in frischer Luft machen, um auf andere Gedanken zu kommen.
In Wrschowitz, in der Wohnung des Herrn Lehrers, eines alten frommen Herrn, wartete ihrer eine unangenehme Überraschung. Als nämlich der Lehrer den Feldaltar im Kanapee gefunden hatte, war dem alten Herrn die Vermutung aufgetaucht, dies sei eine Fügung Gottes, worauf er ihn der Ortskirche in Wrschowitz für die Sakristei schenkte, wobei er zur Bedingung machte, daß auf der andern Seite des Altars die Inschrift angebracht werde: »Gespendet zu Gottes Lob und Ehre von Herrn Kolařík, Lehrer i. R. Im Jahre des Herrn 1914.« Da sie ihn in Unterhosen antrafen, war er sehr verlegen.
Aus der Unterredung mit ihm ging hervor, daß er dem Fund die Bedeutung eines Wunders beigemessen und ihn für einen Wink Gottes gehalten hatte. Als er das Kanapee kaufte, habe ihm eine innere Stimme gesagt: »Schau nach, was in der Schublade ist.« Er habe angeblich auch im Traum einen Engel gesehen, der ihm direkt befohlen habe: »Öffne die Kanapeeschublade.« Er habe gehorcht.
Und wie er dort den zusammenlegbaren dreiteiligen Miniaturaltar mit der Nische für das Tabernakel erblickt habe, sei er vor das Kanapee niedergekniet und habe lange inbrünstig gebetet und Gott gepriesen und es für einen Wink gehalten, die Kirche in Wrschowitz damit zu schmücken. »Das gefällt uns nicht«, sagte der Feldkurat, »etwas, was Ihnen nicht gehört, haben Sie auf der Polizei abgeben solln und nicht in einer verfluchten Sakristei.«
»Wegen diesem Wunder«, fügte Schwejk hinzu, »können Sie noch Scherereien haben. Sie ham ein Kanapee gekauft und keinen Altar nicht, der dem Militär-Ärar gehört. So ein Wink Gottes kann Ihnen teuer zu stehn kommen. Sie ham nichts auf die Engel geben solln. Ein Mann in Zhoř hat auch am Feld einen Kelch herausgepflügt, der aus einem Kirchenraub gestammt hat und dort für bessere Zeiten aufgehoben war, bis man drauf vergißt, und hats auch für einen Wink Gottes gehalten und is, statt ihn zu schmelzen, mit diesem Kelch zum Herrn Pfarrer gegangen, daß er ihn herich der Kirche schenken will. Und der Herr Pfarrer hat geglaubt, daß sich in ihm Gewissensbisse geregt ham, hat um den Bürgermeister geschickt, der Bürgermeister um die Gendarmen, und er is unschuldig wegen Kirchenraub verurteilt worn, weil er immerfort was von einem Wunder gequatscht hat. Er hat sich retten wolln und hat auch was von einem Engel erzählt und hat auch die Jungfrau Maria hinein verwickelt und hat zehn Jahre gekriegt. Am besten machen Sie, wenn Sie mit uns zum hiesigen Pfarrer gehn, damit er uns das ärarische Eigentum zurückgibt. Ein Feldaltar is keine Katze oder Fußsocke, die Sie schenken können, wem Sie wolln.«
Der alte Herr zitterte am ganzen Leib, und während er sich ankleidete, klapperte er mit den Zähnen: »Ich hab wirklich nichts Böses oder Schlechtes im Sinn gehabt und bezweckt. Ich hab angenommen, daß ich durch so eine Fügung Gottes der Ausschmückung unserer armen Kirche des Herrn in Wrschowitz dienen kann.«
»Auf Kosten des Militär-Ärars, versteht sich«, sagte Schwejk hart und scharf. »Gott behüte einen vor so einer Fügung Gottes. Ein gewisser Pivo9ka aus Chotĕboř hat es auch mal für Gottes Fügung gehalten, wie ihm ein Halfter mit einer fremden Kuh in die Hand gerutscht is.«
Der bedauernswerte alte Herr war durch diese Reden ganz verwirrt und ließ ganz davon ab, sich zu verteidigen; er war bestrebt, sich so rasch wie möglich anzukleiden und die ganze Angelegenheit zu erledigen.
Der Wrschowitzer Pfarrer schlief noch; von dem Lärm geweckt, fing er an zu schimpfen, denn in der Schlaftrunkenheit dachte er, er solle jemanden versehen.
»Sie könnten auch schon Ruh geben mit der letzten Ölung«, brummte er, indem er sich unfreundlich ankleidete, »müssen die Leute grad sterben, wenn man im besten Schlaf ist. Und dann kann man sich mit ihnen noch ums Geld herumschlagen.«
Im Vorzimmer trafen sie zusammen. Er, der Vertreter Gottes bei den Wrschowitzer Zivil-Katholiken, und der andere, der Vertreter Gottes auf Erden beim Militär-Ärar.
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