Название: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk
Автор: Jaroslav Hašek
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Große verfilmte Geschichten
isbn: 9783955012038
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Schnaps ist Gift«, sagte er überzeugt, »oder er muß ein ursprüngliches Original sein, echt und nicht in einer Fabrik auf kaltem Weg von Juden hergestellt. Das ist so wie mit dem Rum. Ein guter Rum ist eine Seltenheit.
Wenn ich einen echten Nußbranntwein hier hätte«, seufzte er, »der tät mir den Magen in Ordnung bringen. So ein Nußbranntwein, wie ihn Hauptmann Schnabl in Bruska hat.«
Er fing an, seine Taschen zu durchsuchen und schaute in seine Börse.
»Ich hab alles in allem sechsunddreißig Kreuzer. Was, wenn ich das Kanapee verkaufen würde«, überlegte er, »was meinen Sie, wird jemand das Kanapee kaufen? Dem Hausherrn sag ich, daß ichs weggeborgt hab oder daß es uns jemand gestohlen hat. Nein, das Kanapee laß ich mir. Ich werde Sie zum Herrn Hauptmann Schnabl schicken, er soll mir hundert Kronen borgen. Er hat vorgestern beim Kartenspiel gewonnen. Wenn Sie dort nichts ausrichten, so gehn Sie nach Wrschowitz in die Kaserne zum Oberleutnant Mahler. Gehts dort nicht, gehn Sie auf den Hradschin zu Hauptmann Fischer. Dem sagen Sie, daß ich Furage fürs Pferd zahlen muß, die ich vertrunken hab. Und wenns Ihnen nicht mal dort gelingt, versetzen wir das Klavier, und wenn weiß Gott was geschehn sollt. Ich schreib Ihnen für alle Fälle paar Zeilen auf. Lassen Sie sich nicht abfertigen. Sagen Sie, daß ichs brauch, daß ich ganz ›schwarz‹ bin. Denken Sie sich aus, was Sie wolln, aber kommen Sie mir nicht mit leeren Händen zurück, oder ich schick Sie an die Front. Fragen Sie beim Hauptmann Schnabl, wo er diesen Nußbranntwein kauft, und kaufen Sie zwei Flaschen.«
Schwejk erfüllte seine Aufgabe glänzend. Seine Einfalt und sein ehrliches Gesicht sicherten ihm vollkommenes Vertrauen: Man glaubte ihm ohne weiteres, daß alles, was er sagte, wahr sei.
Schwejk hielt es für angezeigt, weder bei Hauptmann Schnabl noch bei Hauptmann Fischer oder Oberleutnant Mahler davon zu sprechen, daß der Feldkurat die Furage für das Pferd zahlen müsse, sondern stützte seine Bitte auf die Erklärung, der Feldkurat müsse Alimente zahlen. Er erhielt überall Geld.
Als er, ruhmreich von der Expedition zurückgekehrt, dreihundert Kronen vorwies, war der Feldkurat, der sich inzwischen gewaschen und umgekleidet hatte, sehr überrascht.
»Ich war lieber gleich bei allen«, sagte Schwejk, »damit wir uns nicht morgen oder übermorgen von neuem um Geld kümmern müssen. Es ist glatt genug gegangen, nur vorm Hauptmann Schnabl hab ich auf die Knie falln müssen. Das scheint eine Bestie zu sein. Aber wie ich ihm gesagt hab, daß wir Alimente zahln müssen …«
»Alimente?« wiederholte der Feldkurat entsetzt.
»Na freilich, Alimente, Herr Feldkurat, eine Abfindung für die Mädln. Sie ham gesagt, ich soll mir was ausdenken, und mir is nichts anderes eingefallen. Bei uns hat ein Schuster fünf Mädln Alimente gezahlt und war drüber ganz verzweifelt und hat sich auch drauf ausgeborgt, und jeder hat ihm gern geglaubt, daß er in einer schrecklichen Lage is. Sie ham mich gefragt, was das für ein Mädl is, und ich hab gesagt, sie is sehr hübsch und noch nicht fünfzehn Jahre alt. Da ham sie ihre Adresse gewollt.«
»Da haben Sie was Schönes angestellt, Schwejk«, seufzte der Feldkurat und begann im Zimmer auf und ab zu gehen.
»Das ist wieder ein hübscher Skandal«, sagte er, während er sich am Kopfe packte, »ich hab solche Kopfschmerzen.«
»Ich hab Ihren Bekannten die Adresse von einer alten, tauben Frau bei uns in der Gasse gegeben«, erklärte Schwejk. »Ich habs gründlich durchführen wolln, denn Befehl is Befehl. Ich hab mich nicht abfertigen lassn – und etwas hab ich mir doch ausdenken müssn. Und im Vorzimmer wartet man auf das Klavier. Ich hab die Leute gleich mitgebracht, damit sies uns ins Versatzamt schaffen, Herr Feldkurat. Es wird gar nicht übel sein, wenn das Klavier wegkommt. Es wird mehr Platz sein, und wir wern mehr Geld beisamm ham. Und ham auf paar Tag Ruh. Und wenn der Hausherr fragen wird, was wir mit dem Klavier gemacht ham, sag ich, daß die Drähte drin gerissen sind und daß wirs in die Fabrik zur Řeparatur geschickt ham. Der Hausmeisterin hab ichs schon gesagt, damits ihr nicht auffällig is, wenn sie das Klavier wegtragen und aufladen wern. Ich hab auch schon einen Käufer fürs Kanapee. Es is ein Bekannter von mir, ein Trödler. Er kommt nachmittag her. Heutzutag bezahlt man ein Lederkanapee gut.«
»Sonst haben Sie nichts angestellt, Schwejk?« fragte der Feldkurat verzweifelt, während er sich den Kopf mit den Händen festhielt.
»Melde gehorsamst, Herr Feldkurat, ich hab noch statt zwei Flaschen Nußbranntwein, wie ihn der Hauptmann Schnabl kauft, fünf Flaschen gebracht, damit bißchen Vorrat da is und damit wir was zu trinken ham. Kann ich jetzt das Klavier wegschaffen lassen, bevor man uns das Versatzamt sperrt?«
Der Feldkurat machte eine hoffnungslose Handbewegung, und kurz darauf wurde das Klavier schon auf den Wagen geladen.
Als Schwejk aus dem Versatzamt zurückkam, saß der Feldkurat vor einer offenen Flasche Nußbranntwein und schimpfte darüber, daß er zum Mittagmahl ein nicht durchgebratenes Schnitzel bekommen habe.
Der Feldkurat war wieder betrunken. Er erklärte Schwejk, daß er von morgen an ein neues Leben führen werde.
Alkohol trinken sei gemeiner Materialismus, man müsse ein geistiges Leben führen.
Er philosophierte etwa eine halbe Stunde lang. Als er die dritte Flasche öffnete, kam der Trödler, und der Feldkurat verkaufte ihm für eine Bagatelle das Kanapee, forderte ihn auf, sich mit ihm zu unterhalten, und war sehr ungehalten, als der Händler sich entschuldigte, er müsse gehen, da er noch einen Nachttisch kaufen wolle.
»Schade, daß ich keinen hab«, sagte der Feldkurat vorwurfsvoll, »der Mensch denkt nie an alles.«
Nachdem der Händler gegangen war, knüpfte der Feldkurat eine freundschaftliche Unterhaltung mit Schwejk an und leerte mit ihm eine weitere Flasche. Ein Teil der Unterhaltung war dem persönlichen Verhältnis des Feldkuraten zu Weibern und Karten gewidmet.
Sie saßen lange. Auch der Abend traf Schwejk und den Feldkuraten in freundschaftlichem Gespräch an.
In der Nacht änderte sich jedoch das Verhältnis. Der Feldkurat verfiel in seinen gestrigen Zustand, verwechselte Schwejk mit jemand anderem und sagte ihm: »Keineswegs, gehn Sie nicht fort, erinnern Sie sich an den rothaarigen Trainkadetten?«
Diese Idylle dauerte so lange, bis Schwejk dem Feldkuraten sagte: »Jetzt hab ich genug, jetzt kriechst du ins Bett und schläfst ein, verstehst du!«
»Ich kriech schon, Schatzerl, ich kriech schon – wie sollte ich nicht kriechen«, lallte der Feldkurat, »erinnerst du dich, daß wir zusamm in die Quinta gegangen sind und daß ich dir die Griechischaufgaben gemacht hab? Ihr habt eine Villa in Zbraslaw und könnt mit dem Dampfer auf der Moldau fahren. Wissen Sie, was das ist, die Moldau?«
Schwejk zwang ihn, Stiefel und Kleider auszuziehen. Der Feldkurat folgte mit einem Protest an unbekannte Personen.
»Sehn Sie, meine Herren«, sagte er zum Schrank und zum Ficus7, »wie meine Verwandten mit mir umgehen?
Ich kenn meine Verwandten nicht«, entschloß er sich plötzlich, indem er sich ins Bett legte, »und wenn sich Himmel und Erde gegen mich verschwören sollten, ich kenn sie nicht…«
Und durchs Zimmer dröhnte das Schnarchen des Feldkuraten.
IV
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