Der Glöckner von Notre Dame. Victor Hugo
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Название: Der Glöckner von Notre Dame

Автор: Victor Hugo

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Große verfilmte Geschichten

isbn: 9783955011994

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СКАЧАТЬ Phöbus von Châteaupers, Euch zu dienen, meine Schöne!« antwortete der Offizier und wandte sich um.

      »Habt Dank,« sagte sie.

      Und während der Kapitän Phöbus seinen nach burgundischer Weise gestutzten Schnurrbart in die Höhe strich, ließ sie sich wie ein Pfeil, der zur Erde fällt, vom Pferde herabgleiten und entfloh.

      Ein Blitzstrahl würde nicht so schnell verschwunden sein.

      »Beim Nabel des Papstes!« sagte der Kapitän und ließ die Fesseln Quasimodo's fester anziehen, »ich würde das Frauenzimmer lieber behalten haben.«

      »Was meint Ihr, Kapitän?« fragte ein Reiter; »die Grasmücke ist davongeflogen, die Fledermaus ist zurückgeblieben.«

      Gringoire war von seinem Falle ganz betäubt auf dem Pflaster, vor dem Marienbilde an der Ecke der Straße, liegen geblieben. Nach und nach bekam er seine Besinnung wieder; er war anfangs einige Minuten schwankend, in einer Art Halbschlaf, der nicht unangenehm war, und in welchem sich die luftigen Gestalten der Zigeunerin und der Ziege mit der wuchtigen Faust Quasimodo's verwebten. Dieser Zustand währte nicht lange. Ein ziemlich starkes Gefühl von Kälte an demjenigen Theile seines Körpers, welcher mit dem Pflaster in Berührung stand, weckte ihn plötzlich, und ließ seinen Geist an die Oberfläche zurückkommen.

      »Woher kommt denn diese Kühle?« fragte er sich hastig. Jetzt bemerkte er erst, daß er ein bißchen in der Mitte der Gosse lag.

      »Teufelskerl von buckligem Cyklopen!« murmelte er zwischen den Zähnen und wollte sich erheben. Aber er war zu betäubt und zu zerschlagen. Er war gezwungen, auf dem Platze liegen zu bleiben. Er hatte übrigens die Hand ziemlich frei; er hielt sich die Nase zu und ergab sich in sein Geschick.

      »Der Koth von Paris,« dachte er (denn er glaubte ganz sicher, daß sein Nachtlager in der Gosse sein würde;

      ›Und was in einem Bett anfangen, es wär' denn, daß man träumt'?‹) –

      »der Koth von Paris ist besonders stinkend; er muß viel flüchtiges und salpetriges Salz enthalten. Uebrigens ist das die Meinung von Meister Nikolaus Flamel und der Alchymisten ...«

      Das Wort »Alchymisten« brachte plötzlich den Gedanken an den Archidiaconus Claude Frollo vor seine Seele. Er rief sich den heftigen Auftritt, den er vor kurzem mit angesehen hatte, zurück; wie die Zigeunerin zwischen zwei Männern sich sträubte; daß Quasimodo einen Gefährten hatte; und die mürrischen und hochmüthigen Züge des Archidiaconus zogen undeutlich vor seiner Erinnerung vorüber. »Das wäre seltsam!« dachte er. Und er begann mit dieser Thatsache das phantastische Gebäude seiner Vermuthungen, das philosophische Kartenhaus auf dieser Unterlage aufzubauen; dann kam er sogleich wieder auf die Wirklichkeit zurück und rief: »Nun ja, ich erfriere!«

      Der Platz wurde in der That immer weniger haltbar. Jedes Wassertheilchen der Gosse nahm einen Wärmetheil aus den Nieren Gringoire's fort, und das Gleichgewicht zwischen der Temperatur seines Körpers und derjenigen der Gosse begann sich in einer empfindlichen Weise herzustellen.

      Ein Verdruß ganz anderer Art sollte ihn plötzlich packen.

      Ein Haufe Kinder, jener kleinen barfüßigen Wilden, die zu allen Zeiten das Pariser Pflaster unter dem ewigen Namen »Gassenjungen« getreten, und die, als wir gleichfalls Kinder waren, uns alle, wenn wir nachmittags aus der Schule kamen, mit Steinen geworfen haben, weil unsere Hosen nicht zerrissen waren, – ein Schwarm jener jungen Taugenichtse lief nach der Gasse zu, wo Gringoire lag, unter Lachen und Geschrei und anscheinend ohne die geringste Sorge um den Schlaf der Nachbarn. Sie zerrten eine Art unförmlichen Sack hinter sich her; und allein das Geräusch ihrer Holzschuhe hätte einen Todten erwecken können. Gringoire, welcher es noch nicht ganz war, richtete sich mit halbem Körper in die Höhe.

      »Heda! Hennequin Dandèche, heda! Johann Pincebourde!« schrien sie aus Leibeskräften, »der alte Eustache Moubon, der Eisenhändler an der Ecke, ist soeben gestorben. Wir haben seinen Strohsack, wir wollen damit ein Freudenfeuer machen. Heute gilt's den Flamländern!«

      Und da! warfen sie den Strohsack gerade auf Gringoire drauf, in dessen Nähe sie, ohne ihn zu sehen, gekommen waren. Zu gleicher Zeit nahm einer von ihnen eine Hand voll Stroh, welches er an der Lampe des Mutter-Gottesbildes anzünden wollte.

      »Alle Teufel!« brummte Gringoire, »ich soll wohl noch recht in Schweiß gerathen?«

      Der Augenblick war gefährlich. Er war nahe daran, zwischen Feuer und Wasser gepackt zu werden; er machte eine übernatürliche Anstrengung, wie ein Falschmünzer, der gesotten werden soll, und der sich bemüht, zu entwischen. Er hob sich kerzengerade in die Höhe, warf den Strohsack auf die Gassenjungen und entfloh.

      »Heilige Jungfrau!« schrien die Knaben, »der Eisenhändler kommt wieder!«

      Und das Fortlaufen war jetzt an ihnen.

      Der Strohsack blieb Herr des Schlachtfeldes.

      Belleforêt, der Pater Le Juge und Corrozet versichern, daß er am folgenden Tage mit großem Gepränge von der Geistlichkeit in der Nachbarschaft aufgehoben und in das Schatzgewölbe der Kirche Saint-Opportune gebracht wurde, wo der Sacristan noch 1789 sich eine ziemlich hübsche Einnahme von dem gewaltigen Wunder des Marienbildes an der Ecke der Straße Mauconseil machte, weil es durch seine bloße Nähe in der denkwürdigen Nacht vom 6. zum 7. Januar 1482 den verstorbenen Johann Moubon beschworen hatte, der boshafterweise, und um dem Teufel einen Possen zu spielen, seine Seele beim Sterben in seinen Strohsack versteckt hatte.

      Nachdem er eine Zeit lang aus allen Leibeskräften gelaufen war, ohne zu wissen wohin, mit dem Kopfe an manche Straßenecke angerannt, über manchen Rinnstein gesprungen war, manches Gäßchen, manche Sackgasse und manchen Kreuzweg durchschritten hatte, Flucht und Durchgang durch alle Windungen der alten Hallenstraße gesucht, in seiner panischen Furcht alles das erspähet, was das schöne Urkundenlatein »tota via, cheminum et viaria« nennt, blieb unser Dichter plötzlich stehn, zuerst aus Athemlosigkeit, dann von einem Dilemma, welches soeben in seinem Geiste aufgestiegen war, gewissermaßen am Kragen festgehalten. »Es scheint mir, Meister Peter Gringoire,« sagte er zu sich selbst, wobei er den Finger auf die Stirn setzte, »daß Ihr da wie ein Kopfloser rennt. Die kleinen Taugenichtse haben nicht weniger Furcht vor Euch, als Ihr vor ihnen gehabt. Es scheint mir, sage ich Euch, daß Ihr das Getöse ihrer Holzschuhe gehört habt, welches sich nach Süden verlor, während Ihr nach Norden floht. Nun ist von zwei Fällen einer gewiß: sie haben entweder die Flucht ergriffen, und dann ist der Strohsack, den sie in ihrem Schrecken vergessen haben müssen, gerade das gastliche Lager, nach welchem Ihr seit heute Morgen gelaufen seid, und welches Euch die heilige Jungfrau wunderbarerweise geschickt hat, um Euch dafür zu entschädigen, daß Ihr zu ihrer Ehre ein mit Aufzügen und Mummereien ausgestattetes Schauspiel gemacht habt; oder die Knaben haben die Flucht nicht ergriffen, und in diesem Falle haben sie Brand an den Strohsack gelegt, und das ist gerade das treffliche Feuer, welches Ihr nöthig habt, um Euch zu ergötzen, zu trocknen und wieder zu wärmen. In beiden Fällen, sei es ein gutes Feuer oder gutes Lager, ist der Strohsack ein Geschenk des Himmels. Die gesegnete Jungfrau Maria an der Ecke der Straße Mauconseil hat vielleicht den Johann Moubon deshalb sterben lassen; und es ist eine Thorheit von Euch, so in toller Flucht davonzulaufen, wie ein Picarde vor einem Franzosen und hinter Euch zu lassen, was Ihr vorn suchet; und Ihr seid ein Narr!« –

      Darauf kehrte er auf demselben Wege zurück und bemühte sich, während er nach der Himmelsgegend СКАЧАТЬ