Die Totenbändiger - Band 6: Unheilige Nacht. Nadine Erdmann
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Название: Die Totenbändiger - Band 6: Unheilige Nacht

Автор: Nadine Erdmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Die Totenbändiger

isbn: 9783958343887

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СКАЧАТЬ stellte Mr Banks noch einmal klar. »Sollte dieser Totenbändiger oder seine Eltern ihm Ärger machen, kümmert sich unser Anwalt darum.«

      »Natürlich.« Connor riss sich zusammen und legte den gebührenden Ernst in seine Stimme. Sie hatten bekommen, was sie wollten. Das war es, was zählte. »Wir wünschen Ihnen eine sichere Unheilige Nacht.«

      »Danke. Die wünschen wir Ihnen auch.« Mit einem letzten nervösen Lächeln schloss Mrs Banks hastig die Tür.

      Thad und Connor wandten sich um und eilten über den Weg zurück zu den Wagen.

      »Kannst du mit dem Namen Stephen etwas anfangen?«, fragte Thad. »Sonst fordere ich eine Namensliste der Schüler der Ravencourt an.«

      »Ich glaube, Jules kennt ihn. Fragen wir ihn zuerst.«

      Thad stöhnte. »Sicher, dass das die beste Idee ist?«

      »Nein. Aber es ist mit Sicherheit die schnellste.«

      Am Waldrand hatten sich graue Schwaden gebildet, die träge zwischen Büschen und Unterholz hervorwaberten. Nervös kniff Cam die Augen zusammen und versuchte in der zunehmenden Dunkelheit mehr zu erkennen.

      Waren das die ersten Schemen der Repeater?

      Oder bildete sich in der kühlen feuchten Luft bloß Nebelbänke?

      Verbissen zerrte er an den Kabelbindern, die ihn noch immer an den Stuhl fesselten, doch er merkte, wie ihm das Scheuern und Reißen immer schwerer fiel. Seine Arme schmerzten, die aufgeschürften Handgelenke brannten wie Feuer und seine Hände fühlten sich taub an. Trotzdem machte er unermüdlich weiter, weil Aufgeben einfach nicht infrage kam. Außerdem halfen Anstrengung und Bewegung gegen die verdammte Kälte.

      Plötzlich wurde es rechts von ihm am Rande der Lichtung heller. Dort, wo einst ein breiter Weg in den Wald geführt hatte, erschienen grau schimmernde Gestalten, die aus den Dunstschwaden zwischen den Büschen und Bäumen zusammenzufließen schienen.

      Sofort hielt Cam inne und spürte, wie die Atmosphäre sich veränderte. Knisternde Kälte kroch aus der Richtung der Geister über die Lichtung. Sie legte sich über Gras und Unkraut, überzog sie mit einer feinen weißen Frostschicht und ließ alles um Cam herum erstarren. Sein Atem kondensierte zu weißem Dunst, als er erschrocken auf das unheimliche Schauspiel am Waldrand starrte.

      Repeater waren die einzigen Geister, die mit den Menschen, aus denen sie entstanden waren, verbunden blieben. Soweit Forscher es bisher hatten herausfinden können, fehlte ihnen zwar das Bewusstsein für ihr einstiges Ich, doch sie bildeten als Geister ihr früheres Äußeres perfekt nach und durchliefen Nacht für Nacht mehrfach den Moment, der zu ihrer Selbsttötung geführt hatte.

      Die Repeater des Tumbleweed Parks waren gute zwanzig Meter von Cam entfernt und schienen sich am Rande der Lichtung zu versammeln. Cam erkannte Frauen und Männer, alt und jung. Die Nebelgestalten trugen lange fließende Gewänder wie Kutten mit weiten Ärmeln und einer Kordel als Gürtel. Jedes Detail war erkennbar: Falten, die der Stoff warf, die gedrehten Bänder der Kordel, nackte Füße in Riemensandalen, die unter dem Saum der Kutten hervorschauten, als die Gruppe sich einer gruseligen Prozession gleich in Bewegung setzte und auf ihn zu kam.

      Cam schauderte.

      Je näher sie kamen desto deutlicher erkannte er ihre Gesichter. Markante und feine Züge, Bärte, Falten – alles aus gräulichem, leicht durchscheinendem Nebel und doch so detailreich, so individuell, so echt.

      Cam musste schlucken. Es war das erste Mal, dass er Repeater in natura sah, und ihr Anblick … Er spürte eine seltsame Vertrautheit, die ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Bei anderen Geistern fiel es leicht, sie als Seelenlose zu sehen und zu vergessen, dass sie aus Menschen entstanden waren. Sie zu vernichten, kostete keine große Überwindung. Doch die Repeater, die langsam über den überwucherten Weg auf den steinernen Festbanketttisch zukamen, wirkten so – so menschlich. Fast, als wären sie noch lebendig. Cam konnte sogar Emotionen in ihren Gesichtern lesen: Vorfreude, Entschlossenheit, manche wirkten seltsam entrückt, als wären sie gedanklich schon in einer besseren Welt, und allen war ein heller Glanz in den Augen gemein, der sie silbrig funkeln ließ.

      Wieder lief Cam ein eisiger Schauer über den Rücken.

      Das hier war definitiv das Unheimlichste an Geistern, das er je gesehen hatte.

      Oder zumindest das Unheimlichste, an das er sich erinnern konnte.

      Er konzentrierte sich auf den Repeater, der die Gruppe anführte. Er trug als Einziger eine Kapuze, hielt die Arme verschränkt vor seiner Mitte und hatte die Hände in den weiten Ärmeln seiner Kutte verborgen. Der Mann war groß und stämmig und unter der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze erkannte Cam einen Vollbart. Rechts und links an seinen Hüften hingen zwei prallgefüllte runde Beutel, die an die Kordel seiner Kutte geknotet waren. Er führte seine Anhänger direkt auf den Tisch zu, an dessen Stirnseite Cam gefesselt saß.

      Die knisternde Kälte, die die Geister verströmten, hatte sich mittlerweile über die komplette Lichtung gelegt und die glitzernden weißen Frostkristalle ließen sie wie eine unwirkliche Winterlandschaft erscheinen.

      Es war totenstill.

      Repeater gaben keine Laute von sich.

      Cam hörte nur das Rauschen seines Blutes in seinen Ohren und spürte, wie sein Herz gegen seine Rippen schlug.

      Vielleicht bemerkten sie ihn nicht, wenn er sich völlig ruhig verhielt?

      Repeater tickten nicht wie andere Geister. Sie gierten nicht danach, sich Lebensenergie zurückzuholen. Die Wissenschaftler sahen den Grund darin, dass ihre Menschen sich das Leben freiwillig genommen hatten, anders als bei Geistern, deren Menschen durch einen Unfall oder ein Verbrechen das Leben gewaltsam entrissen worden war. Repeater schienen für ihre Existenz auch keine Lebensenergie zu benötigen. Alles, was sie brauchten, war die nächtliche Routine, in der sie immer und immer wieder ihren Tod nachvollzogen. Je öfter und länger sie das taten, desto stärker wurden sie, doch ließ man sie dabei in Ruhe, stellten Repeater meist keine Gefahr dar.

      Cam verharrte reglos auf seinem Stuhl und hielt die Luft an, um sich nicht durch Atemwolken zu verraten.

      Der Anführer war jetzt keine drei Meter mehr vom Tisch entfernt.

      Cam konnte nicht anders, als ihn anzustarren.

      Diese Gestalt … diese Kutte … die Kapuze …

      Der Anblick brachte irgendwas in seinem Inneren zum Schwingen. Wie eine vage Erinnerung, die zu tief vergraben war, um sie zu greifen. Aber er wusste, hätte er sie packen können, wäre es nichts Gutes gewesen, das er ans Licht gezogen hätte.

      Der Repeater trat an die Mitte der Tafel, schien einen Moment auf die steinernen Speisen zu starren, dann drehte er sich um und wandte sich seinen Gefolgsleuten zu. Von seiner Position aus konnte Cam wegen der Kapuze nicht erkennen, was der Mann tat, doch er schien mit seinen Jüngern zu sprechen, denn die hatten sich mit etwas Abstand im Halbkreis vor ihm versammelt und sahen so aus, als würden sie ihm aufmerksam zuhören.

      Vorsichtig wagte Cam ein paar langsame СКАЧАТЬ