Название: Gesicht des Todes
Автор: Блейк Пирс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9781094305646
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Vielleicht war es einfach das Missverhältnis. Helle und fröhliche Bonbons an der Szene eines brutalen nächtlichen Mordes. Farbflecken auf einem ansonsten rot befleckten Boden. Vielleicht bedeutete es überhaupt nichts.
„Wir haben nicht viel“, seufzte sie schließlich. „Aber es ist ein Anfang. Nehmen wir noch dazu, dass er wahrscheinlich ein junger Mann ist, zumindest noch nicht im mittleren Alter, wenn wir die Statistiken über das Alter, in denen Serientäter mit ihren Taten anfangen, zugrunde legen, und wir haben es genug eingeengt, um etwas vorlegen zu können. Ich werde die Leichenbeschauer fragen, ob sie uns auf Basis ihrer Erkenntnisse genauere Zahlen geben können, und dann können wir wenigstens eine Beschreibung herausgeben, nach der man sich richten kann.“
Was überhaupt kein großer Trost war, dachte sie, wenn der Killer an diesem Abend ein weiteres Opfer fordern würde – und sie viel zu wenig Anhaltspunkte hatten, um es zu verhindern.
KAPITEL SECHS
Es würde heute Abend eine weitere Leiche geben.
Es war der vierte Abend und das bedeutete, dass es eine vierte Leiche geben musste.
Er war den ganzen Tag gefahren, hatte sich immer mehr seinem Ziel genähert. Obwohl er gut in der Zeit lag, wurde er immer nervöser, als die Sonne sich über den Himmel bewegte. Bei Anbruch des Abends musste er am richtigen Ort sein, oder alles wäre verdorben.
Er konnte jetzt nicht versagen.
Er blickte wieder auf das Handy, das am Armaturenbrett hing, verankert in einem an der Lüftung angebrachten Halter. Die Onlinekarte aktualisierte sich hier draußen langsamer, das Signal war schwächer. Wenigstens war der Highway lang und gerade, er musste nicht abfahren. Er würde sich nicht verfahren oder sein Ziel verpassen.
Er wusste genau, wo er hin musste. Es war alles für ihn vorgezeichnet, aus den Sternen ersichtlich. Abgesehen davon, dass dieses Muster viel präziser war, als die Masse blinzelnder Punkte da oben am Nachthimmel, und weitaus einfacher lesbar. Natürlich konnte ein Experte diese Muster finden, sogar dort ganz oben. Aber sein Muster musste sogar für die erkennbar sein, die es normalerweise nicht sehen konnten – und wenn er endlich fertig war, würden sie es sehen.
Wer es sein würde, war eine andere Frage. Wo und wann – ja, das wurde durch das Muster vorgegeben. Aber das ‚wer‘ war eher eine Frage des Glücks und das war der Grund, aus dem sein Bein über der Bremse auf und ab wippte, sein Knie hochschnellte und jedes Mal fast gegen das Steuer schlug.
Er nahm einen tiefen, beruhigenden Atemzug, sog die sich rasch abkühlende Luft ein. Es war leicht zu erkennen, dass die Sonne am Himmel allmählich niederstieg, aber es war noch nicht zu spät. Die Muster hatten ihm gesagt, was er tun musste und nun würde er es tun. Darauf musste er vertrauen.
Die Räder seines Sedans surrten unaufhörlich über den gleichmäßigen Asphalt der Straße, ein stetiges Hintergrundgeräusch, das beruhigend wirkte. Er schloss kurz die Augen, vertraute darauf, dass das Auto sich weiter geradeaus hielt, und nahm einen weiteren tiefen Atemzug.
Er klopfte mit den Fingern auf dem Rand des offenen Fensters, fiel in einen leichten, sich wiederholenden Takt und atmete wieder freier. Es würde alles in Ordnung sein. So wie dieses Auto ihm in all den Jahren, die er es schon hatte, gute Dienste geleistet hatte, immer zuverlässig und verlässlich, würden auch die Muster ihn nicht im Stich lassen. So lange er den Ölstand prüfte und es regelmäßig zur Inspektion brachte, würde es laufen. Und wenn er zur richtigen Abendzeit an den richtigen Ort ging, würden die Muster dort sein.
Sie waren immer um ihn herum: die Linien auf dem Highway, die geradlinig und sich verkleinernd in die Ferne verliefen und ihm genau mitteilten, welche Richtung er einhalten musste. Die Streifen der Zirruswolken, die in die gleiche Richtung zu weisen schienen, lange Finger, die ihn ermutigten, weiter zu gehen. Sogar die Blumen am Rande des Highways waren gebeugt, lehnten sich erwartungsvoll nach vorne, wie Rallyestreifen, die die Meilen unter seinen Rädern schluckten.
Es nahm alles Gestalt an, so wie die Bonbons, die gefallen waren, bevor er die Frau an der Tankstelle umgebracht hatte. So wie sie ihm genau gesagt hatten, was er als Nächstes tun sollte und ihm gezeigt hatten, dass er schon den richtigen Ort und das richtige Opfer gefunden hatte.
Die Muster würden ihm letztendlich helfen, sich seiner annehmen.
***
Trotz seiner inneren Beschwichtigungen begann sein Herz, vor Aufregung zu rasen, als die Sonne tiefer und tiefer sank, sich dem Horizont zubewegte, und er immer noch niemand Passenden gesehen hatte.
Aber nun war das Glück wieder auf seiner Seite – der Glücksfall, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und dem Universum zu vertrauen, sich um den Rest zu kümmern.
Sie ging auf dem Seitenstreifen des Highways rückwärts, einen Arm seitlich ausgestreckt, den Daumen erhoben. Sie musste sich umgedreht haben, sobald sie ihn sich nähern hörte, sein Motor und das Surren der Räder ein Hinweis lange bevor sie einander tatsächlich sehen konnten. Sie trug einen schwer aussehenden Rucksack mit untergeschnalltem Schlafsack und als er sich näherte, konnte er sehen, dass sie jung war. Nicht älter als achtzehn oder neunzehn, ein Freigeist auf dem Weg zu seinem neuen Abenteuer.
Sie war butterweich und süß, aber das spielte keine Rolle. Das taten solche Dinge nie. Es waren die Muster, die zählten.
Er reduzierte die Geschwindigkeit, hielt das Auto direkt hinter ihr an, wartete geduldig, bis sie ihn erreicht hatte.
„Hi“, sagte er, kurbelte das Fenster auf der Beifahrerseite herunter und neigte den Kopf, um sie anzusehen. „Brauchst du eine Mitfahrgelegenheit?“
„Äh, yeah“, sagte sie, sah ihn misstrauisch an, kaute auf ihrer Unterlippe. „Wo fahren Sie hin?“
„In die Stadt“, sagte er, deutete vage nach vorne. Es war ein Highway. Am Ende davon würde sich eine Stadt befinden und sie konnte für sich vervollständigen, welche es war. „Ich bin froh, dass ich dich gesehen habe. Um diese Tageszeit sind nicht viele andere Autos auf dieser Straße unterwegs. Es wäre hier draußen eine kalte Nacht geworden.“
Sie deutete ein Lächeln an. „Ich würde schon zurechtkommen.“
Er gab das Lächeln breiter zurück, freundlicher, sorgte dafür, dass es seine Augen erreichte. „Wir können mehr zustande kriegen als ‚zurechtkommen‘“, sagte er. „Spring rein. Ich lass dich bei einem Motel am Stadtrand raus.“
Sie zögerte immer noch; eine junge Frau, die alleine in ein Auto mit einem Mann stieg – egal wie nett er schien. Er verstand, dass sie in jedem Fall nervös sein würde. Aber sie sah die Straße auf und ab und musste erkannt haben, dass auch jetzt bei Anbruch der Nacht keine Scheinwerfer in eine der Richtungen zu sehen waren.
Sie öffnete die Beifahrertüre mit einem sanften Klicken, ließ den Rucksack von ihren Schultern gleiten und er lächelte, diesmal für sich selbst. Er musste nur Vertrauen haben und alles würde sich so ergeben, wie es ihm die Muster angekündigt hatten.
KAPITEL SIEBEN
„Gut, СКАЧАТЬ