Название: Тотеnтаnz / Пляска смерти. Книга для чтения на немецком языке
Автор: Бернгард Келлерман
Издательство: КАРО
Жанр: Зарубежная классика
Серия: Моderne Prosa
isbn: 978-5-9925-0204-6
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Fabian ließ sich noch eine Auswahl von Stoffen zeigen, die März mit großer Gewandtheit auf den Tisch warf. Dabei saß er auf dem Ladentisch und telefonierte mit seinem Büro. Er bat seine Sekretärin, Fräulein Zimmermann, noch eine Viertelstunde zu warten, er werde in wenigen Minuten ins Büro kommen. Endlich schien März seinen Geschmack getroffen zu haben. Fabian liebäugelte mit einem etwas helleren, zimtfarbenen Ton, der fast wie Plüsch aussah. «Ich würde diesen Stoff vorziehe», sagte er. «Nun habe ich in den ersten Tagen allerdings noch soviel Dringliches zu erledigen, aber immerhin, wir könnten ja mit dem Anzug beginnen, Herr März».
Der kleine weißhaarige Schneider dienerte. «Sehr wohl, sehr wohl». rief er diensteifrig aus. «Es wird jedenfalls gut sein, sich daranzuhalten, denn es kann jederzeit wieder eine Sperre kommen. Jetzt will jeder in die Partei eintreten. In dieser Woche allein haben sich drei Professoren vom Gymnasium eintragen lassen, Rektor Müller, Redakteur Schill, die ganze Intelligenz der Stadt. Habicht weiß schon nicht mehr, wo ihm der Kopf steht[39]». «Aber hören Sie, unter einer Bedingung». begann Fabian von neuem und dämpfte seine Stimme. «Niemand darf etwas davon erfahren, niemand, unter gar keinen Umständen».
Der Schneider hob beide Hände beschwörend in die Höhe und erwiderte: «Keine Seele, bei meinem Wort».
Fabian fühlte nochmals den zimtfarbenen Stoff zwischen den Fingern. «Gut, diesen also nehme ich». sagte er. «Dann habe ich den Anzug fertig daliegen, wenn ich ihn brauche, und zu Habicht kann ich ja jeden Tag gehen, er bringt die Sache wohl schnell in Ordnung». «Aber natürlich. Bei Ihnen wird er sich besondere Mühe geben». Der Schneider lachte heiser und öffnete die Ladentür.
Vom Schneider begab sich Fabian sofort in sein Büro. Doktor Hammerschmidt, der ihn während seiner Abwesenheit vertrat, war bereits gegangen, ebenso sein Büropersonal, aber seine Sekretärin, Fräulein Zimmermann, ein älteres, unansehnliches Mädchen, erwartete ihn noch, den Hut schon auf dem Kopf. «Die ganze Stadt scheint schon zu wissen, dass Sie aus dem Urlaub zurück sin», empfing sie ihn. «Die Anrufe habe ich hier notiert. Herr Sanitätsrat Fahle hat heute schon dreimal angeklingelt und lässt Sie bitten, ihn, wenn möglich, noch heute in Amselwies anzurufe», bestellte sie.
Fabian bat, ihn sogleich mit Sanitätsrat Fahle zu verbinden. Der Sanitätsrat war seit Jahren Fabians Hausarzt, dem er sehr verpflichtet war und den er, wie die ganze Stadt, aufrichtig verehrte. Sanitätsrat Fahle sprach mit müder Stimme und ziemlich verworren. «Es handle sich um eine private Angelegenheit, die sich am Telefon nur schwer berichten lass».. Ja, er lebe seit einiger Zeit auf seinem Landsitz und sei von all den Aufregungen krank geworden.
Fabian versprach, morgen bei ihm vorzusprechen. Dann gab er Fräulein Zimmermann den Auftrag, ihm alle aktuellen Akten bereitzulegen, er wolle heute bis in die späte Nacht arbeiten. «Bringen Sie mir auch bitte die Jahresberichte der Schellhammerschen Werk», fügte er hinzu. «Die Berichte Schellhammer werde ich sofort heraussuchen. Die Akten liegen schon berei», erwiderte die Sekretärin. «Es ist übrigens wenig Neues hinzugekommen, wie Sie wissen. In der Praxis ist es zur Zeit sehr still». fügte sie hinzu. Da Fabian nichts entgegnete, wünschte sie ihm gute Nacht und ging.
«Gute Nach», sagte Fabian. Er war allein und vertiefte sich in den Stapel Akten. Seine Praxis als Anwalt, die vordem außerordentlich florierte, war in den letzten Monaten ganz auffällig zurückgegangen, sie deckte kaum noch seine Spesen.
«In der Praxis ist es zur Zeit sehr still». Er lachte vor sich hin. «Sie scheinen noch immer nicht zu verstehen, Fräulein Zimmermann, dass man uns ganz einfach boykottiert». sagte er zu seiner Sekretärin und erinnerte sich erst, dass sie schon gegangen war, «Noch immer scheinen Sie die wahre Lage der Dinge zu erkennen, mein wertes Fräulei», fuhr er sarkastisch fort. Und mit einem überlegenen Lächeln fügte er hinzu: «Ich glaube, Ihnen indessen verraten zu dürfen, meine Beste, dass sich das bald ändern dürfte, sehr bald».
Er griff nach einem Aktenstück und begann darin zu lesen. «Glauben Sie, dass ich ein Mann bin, der die geringste Lust hat, unterzugehen? Wie? Nun, man kennt doch die Geschichte, Verehrteste. Murat und Ney wären zeit ihres Lebens kleine Korporale geblieben, wenn sie nicht die Klugheit und den Mut besessen hätten, Entschlüsse zu fassen».
X
Am nächsten Morgen frühstückte Fabian mit großer Befriedigung im Herzen. Nun wohl, er hatte gehandelt! Es gab natürlich noch dieses und jenes, womit er nicht einverstanden war, aber er war froh über seine Entschlossenheit. Nur ein Narr konnte in dieser Welt Vollkommenheit erwarten, sagte er sich. Die Interessen seiner Familie und seiner beiden Jungen hatten einen Entschluss von ihm gefordert. In wenigen Wochen hätte man ihm das Büro geschlossen, und dann saß er auf der Straße. Er war aber keineswegs geneigt, wegen einer Formalität seinen Lebensstandard aufzugeben, solange es noch andere Möglichkeiten gab. Das konnte wahrhaftig niemand von ihm verlangen. Und noch etwas kam dazu, etwas sehr Wesentliches! War er in der Partei, so ließ man ihn in Ruhe, und er brauchte nicht in der Angst zu leben, von den Leuten der Heiligengeistgasse abgeholt zu werden, wenn es ihnen gerade Vergnügen machte!
An diesem Morgen hielt er sich länger in seinem Büro auf. Er dankte seinen Mitarbeitern und sprach die Hoffnung aus, dass sie ihm auch die Treue bewahren würden, wenn die Arbeit sich verdoppeln und verdreifachen würde.
Ein Rechtspraktikant, der als Volontär mäßig bezahlt war, bat ihn um Gehaltsaufbesserung, sonst müsse er sich um eine andere Stellung bemühen, er habe seine alte Mutter zu erhalten. «Eine andere Stellung». fiel ihm Fabian ins Wort. «Und gerade jetzt, da die Praxis wieder aufblühen wird? Daraus wird nichts, mein Freund». Er bewilligte dem Volontär seine Bitte und gab ihm sofort den besonderen Auftrag, sich in die Materie Schellhammer gründlich einzuarbeiten. Er brauche eine zuverlässige Kraft, die in jeder Einzelheit beschlagen sei, er selbst habe ja nicht die Zeit dazu.
Einige Stunden erledigte er die dringendsten Arbeiten in seinem Büro, dann bat er Fräulein Zimmermann, ihn mit seinem Bruder Wolfgang in Jakobsbühl zu verbinden.
Wolf gang war in gereizter Laune. Er knurrte wütende Worte ins Telefon, sprach von Würdelosigkeit, Beschimpfung, Unverschämtheit und Anmaßung, so dass Fabian laut auflachen musste. «In der Französischen Revolution hätte man dir einfach den Kopf abgeschlage», rief er aus, was Wolfgang zu beruhigen schien. Man hatte ihn heute morgen in der Heiligengeistgasse eine volle Stunde warten lassen, was er skandalös fand, dann hatten ihm zwei Grünschnäbel einen unverschämten Vortrag über die Pflichten im Tausendjährigen Reich und allen möglichen Unsinn gehalten. Es ging etwas laut dabei her, und schließlich hatten sie ihm mit «Birkhol». gedroht. Mit einem Wort, Würdelosigkeit, Schamlosigkeit und Frechheit! Am Schluss hatten sie ihn mit einer Verwarnung entlassen.
Fabian versuchte ihn zu beruhigen. Heute oder morgen würden sie beide eine Flasche Wein im «Ster». zusammen trinken und die Welt durch das herrliche Rubinrot eines vollen Glases betrachten, nicht wahr?
Zur Mittagszeit verließ Fabian sein Büro. Langsam schlenderte er durch die Strassen. Er hatte die Absicht, sich zu Baurat Krieg zu begeben, um vielleicht etwas in der Angelegenheit Schellhammer zu erfahren, lief ihm aber zu seiner Überraschung auf dem Marktplatz in die Arme. Den Schlapphut in der Hand, mit fliegender Lavallierebinde, stürmte der Baurat am Narzissbrunnen vorbei, ohne jemand zu sehen, tief in Gedanken versunken. «Krieg». rief ihn Fabian an. «Zu Ihnen wollte ich gerade».
Der Baurat befand sich mitten in einer Pechserie, wie er klagte. Seine Frau und seine СКАЧАТЬ
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nicht wissen, wo einem der Kopf steht – запутаться, растеряться