Название: Krimis & Erotische Erzählungen
Автор: Walter Serner
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027207503
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Hasedoms Lider flatterten sehr amüsiert: »Gelogen – nein. Schlecht – ja. Doppelt – vielleicht.«
»Wa-a-a-a-s?«
»Schäm dich, du nimmst mich ernst … Übrigens, wie war das mit Brüssel? Aber bitte nicht lügen!«
Von Mittenmank mißlang es, nicht so erstaunt zu erscheinen, wie er tatsächlich war.
Dann gröhlten beide.
Ein bedeutender Schlepper
Dungyerszki, der ein sehr bewegliches Gehirn besaß, bemerkte eines Abends, als er wieder definierte, daß ein Zuhälter einem Reichsgrafen durchaus vorzuziehen sei, da jener als Mitgiftjäger in Raten vor dem in Ehren, nämlich dem Reichsgrafen, nicht nur voraus habe, daß Madame auch etwas davon habe, sondern überdies das Risiko, nämlich den Mut.
Dungyerszki liebte es seit mehreren Wochen, zu definieren, weil es ihn sehr unternehmungslustig machte und sich selber interessanter.
An diesem Abend beschloß er denn endlich, nicht mehr zu hungern, vielmehr mit sich hervorzutreten und seine interessante Person zu fruktifizieren.
Er begab sich dieserhalb in die Kauffinger Straße und trat neben eine sehr farbig gekleidete und mit zweifelhaften Bijous fast verhängte junge Dame mit der höflichen Frage: »Was verstehen Sie unter ›Laster‹, meine Gnädige?«
»Wie, mein Herr?«
»Ich möchte mir die Frage gestatten, was Sie unier ›Laster‹ verstehen.«
»Gengerns weg. Frozzelns an andere als mi.«
»Weit gefehlt, meine Gnädige. Und damit Sie davon überzeugt sein können, hier meine Antwort: Laster ist eine Beschäftigung, welche es der Tugend ermöglicht, vorhanden zu sein.«
»Sö san einer. Gehns, sagns dös no amal.«
»Gerne.« Dungyerszki repetierte langsamer und tonvoller.
»Jessas, san Sö einer. Aber wo er recht hat, hat er recht.« Die junge Dame lächelte animiert.
»Nun wird es Ihnen aber sicherlich nicht schwer fallen, meine Gnädige, mir zu sagen, was Sie unter ›Tugend‹ verstehen.«
»Na, sagns es nur glei, daß Sies los wern.«
»Sie sind Psychologin. Nun denn …«
»Was bin i? Sö, gebns acht, was sagn.«
»Konträr, es war ein Lob. Nun denn: Tugend ist die Abwesenheit jeder Möglichkeit, sich dem Laster zu widmen.«
»Härns, Sö gfalln mer. Was hams denn für an Beruf?«
»Den, keinen zu haben. Denn ein Beruf ist der gelungene Nachweis des Mangels jeder besseren schlechten Eigenschaft.«
Die junge Dame lachte lieblich auf, sah schnell auf ihre Armbanduhr und holte sich hierauf, kurz entschlossen, Dungyerszkis Unterarm: »Kommens, ‘s is erscht sechse. Trinkens a Halbe mit mir.«
Dungyerszki tat es, ließ sich ›Zki‹ nennen, versprach erfreut, am nächsten Vormittag in der Kudlacher Straße 16 vorzusprechen und etwas für seine Garderobe zu tun. Hierauf wünschte er zwecks Veranstaltung einer Mahlzeit zwei Mark, erhielt sie mit einer geradezu großartig generösen Geste und verließ Fräulein Milli gehobenen Gemütes.
Dieser immerhin nennenswerte Erfolg seines ersten Hervortretens veranlaßte Dungyerszki, nachdem er opulent diniert, ein Café frequentiert und mehrere Waz-Zigaretten konsumiert hatte, gegen elf Uhr nachts zu einer Wiederholung.
Ein seriös gekleideter Herr mit einem Hautsack unterm Kinn, geröteten dicken Augenlidern, einer behaarten Warze auf der linken Wange und einem fettstrotzenden Körper dünkte ihm die dazu geeignetste Person.
Dungyerszki näherte sich unauffällig und sagte plötzlich vor der Theatinerkirche, der trotz dem geschlossenen Portal Weihrauchduft entströmte: »Mein Herr, könnten Sie mir sagen, was der ›Himmel‹ ist?«
Dungyerszki erblickte ein Gesicht, das verblüffende Ähnlichkeiten mit dem eines kranken Stationsvorstehers aufwies.
»Der Straßenlärm hat Sie wohl verhindert, mein Herr, mich zu verstehen,« fuhr Dungyerszki unbeirrt fort. »Ich bat Sie, mir zu sagen, was der ›Himmel‹ ist.«
Der Herr, ein gebürtiges Münchner Kind, begriff jetzt, daß es sich um einen Gschpaßigen handle, und begann entsetzlich zu grinsen: »Der Himmel? Dös kann i Ihner scho sagn. Der Himmel, dös is die Odeonsbar.«
»Das mag wohl sein. Ich fragte jedoch direkt.«
»Also direkt hams gfragt.«
»Vielleicht sind Sie meiner Auffassung: für mich ist der Himmel eine Einrichtung, die verhindern soll, daß der Mensch aus ihm fällt.«
»No ja …« Der beleibte Herr fühlte sich in seiner Bequemlichkeit gestört. »Da, kaufens Ihner a Halbe.«
»Ich danke. Möchte jedoch hinzufügen, daß ich Definist bin.«
»Was hams gsagt?«
»Daß ich Definist bin.«
»Was is an dös?«
»Definist ist, wer sämtliche Hauptworte so lange mit seinem Gehirn kitzelt, bis sie vor Lachen in einen Satz machen.«
Der beleibte Herr lachte sozusagen: von ungefähr kam es ihm lustig vor und sogar irgendwie verständlich. »Dö Hauptwort kitzeln? Machens dös do amal.«
»Aber gerne. Bitte nennen Sie mir ein Hauptwort.«
»Alsdann a Hauptwort … Alsdann sagn mer ›Liebe‹ hoho.«
Dungyerszki besann sich keinen Augenblick: »Liebe ist ein Schwindel, dessen süße Empfindungen manchmal entschuldigen, daß man auf ihn hineingefallen ist.«
»Dös hams gut gsagt.« Der beleibte Herr lachte glucksend. »Alsdann gehn mers weiter … eine ›Kakotten‹ hohoho.«
Dungyerszki lächelte darüber, welch elementare Vokabeln ihm serviert wurden: »Kokotte ist ein weibliches Wesen, das sich von einer anständigen Frau dadurch unterscheidet, daß es nur von Fall zu Fall ausgehalten wird, und der gemeinsamen Vorliebe für maskuline Abwechslung und auffallende Kleidung ungehinderter fröhnen kann.«
»Wahr is. Wahr is. Sagns, wo hams denn dös alls her.«
Dungyerszki lächelte mitleidig: »Wollen Sie bitte ungeniert weiterfragen, mein Herr.«
»Ham Sös aber happig. No ja, sagn mer no ›Theresienwiesen‹.«
»Eine zu windige Gelegenheit.«
»Hohohoho!« СКАЧАТЬ