Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter. Adalbert Stifter
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter - Adalbert Stifter страница 150

Название: Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter

Автор: Adalbert Stifter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788027237647

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СКАЧАТЬ sendete sogleich Kundschafter in der Richtung dahin.

      Dann ließ er die Männer sich so lagern, daß sie schnell in Kampfbereitschaft sein konnten.

      Ehe seine Boten aber einen großen Weg zurückgelegt hatten, kamen Wakul, der Sohn des Buš, und Ferin, der Sohn Ferins, die zu den Kundschaftern Witikos gehörten, und sagten, daß der Ort Jamnic brenne, und daß Männer des Herzogs, welche aus den Gebirgen gegen Polen stammen, als Vorhut seitwärts gestreift und das Feuer angezündet haben, und daß sie den Einwohnern jede Habe genommen haben, die man wegtragen konnte.

      Die Männer in dem Lager sahen jetzt auch noch an anderen Stellen Rauch aufsteigen, wo vielleicht Krieger des Herzoges waren.

      Die Witiko ausgesendet hatte, kamen zurück, und sagten das nämliche, was Ferin und Wakul gesagt hatten.

      Witiko ließ, da die festgesetzte Zeit zu der Mittagsruhe aus war, die Männer wieder zu dem Zuge sich sammeln.

      Und der Zug ging in Ordnung, wie ihn Witiko eingerichtet hatte, weiter.

      Auf den Fluren fand er jetzt keinen Menschen mehr, auch war beinahe kein Tier zu erblicken. Raben, Dohlen, Krähen und derlei Gevögel waren in der Nähe der Scharen, als zögen sie mit. Wo sie Häuser trafen, waren ihre Tore und Türen offen, und ihre Gelasse erbrochen. Selbst die Kirchentore waren eingeschlagen, und Geräte des Gottesdienstes aus den Heiligtümern entwendet. Das Gras der Wiesen und die emporstrebenden Wintersaaten waren verwüstet, und was man hatte erraffen können, war zu Pferdefutter und zu Futter der Ochsen verwendet, die bei dem Heere waren.

      Am späten Nachmittage kamen die Männer Witikos nach dem Orte Jamnic. An vielen Stellen brannte das Feuer noch.

      Wo keines brannte, war es erstorben, weil alle brennbaren Stoffe verzehrt waren; denn zum Löschen waren keine Arme vorhanden gewesen. Die Mauern standen geschwärzt aufrecht, oder waren zum Teile gestürzt, durch die Fensterhöhlen sah man in leere Räume, und die Schornsteine ragten hoch aus dem Getrümmer empor. Es waren keine lebenden Geschöpfe zugegen.

      Witiko ließ seine Leute teils durch die Brandstätte, teils um dieselbe gehen. Die Männer schauten mit sehr ernsten Gesichtszügen auf die Dinge, und die Weiber klagten laut, daß man alles weggenommen habe.

      Von dieser Stelle bewegte sich der Zug Witikos weiter gegen rechts, und gelangte in Fluren, durch welche noch keine Krieger gezogen waren. Man hatte den ganzen Tag keinen Feind gesehen.

      Als Nachtlagerplatz war die Stelle bestimmt, wo die Häuser von Petrein standen. Es waren auch zwei große Burgen in der Nähe. Die Männer Witikos ordneten den Lagerplatz, wie es in Feindesland eingeführt worden war. Als die Häuser und die Burgen durchsucht waren, sendete Witiko Abteilungen von Kriegern in dieselben, daß sie, was an Nahrungsmitteln, an Futter für die Tiere und an Zugesbedarf vorhanden wäre, nähmen, damit ein Teil heute noch gebraucht, ein anderer Teil für den weiteren Gebrauch mit dem Zuge fortgeschafft würde. Die Krieger brachten auf Wägen weniges Getreide, Mehl, Eier, Brot, einiges geräuchertes Schweinfleisch, Bier, Wein, Heu und Stroh. Sie sagten, daß die Häuser und Burgen offen stehen, und daß sie nur den Rest bringen, den die Fliehenden nicht mehr haben bewältigen können. Es habe keiner der Männer etwas für sich genommen, wie Witiko eingeschärft habe. Es sei auch fast nichts gewesen, was man hätte nehmen können. In der Nacht aber gingen Leute des Trosses doch noch in die Streife, und brachten Hühner und anderes Geflügel nebst Lappen für ihren Leib in das Lager.

      Witiko ließ die Nachtruhe halten wie in der vergangenen Nacht. Er untersuchte wieder mehrere Male das Lager.

      Am Himmel sah man, als es finster geworden war, Röten von großen Feuern.

      Als sich der Morgenhimmel lichtete, stand Witiko vor seinem Gezelte, und schaute in die Gegend hinaus, so weit man schon irgend etwas erblicken konnte.

      Nach einer Zeit sagte er zu dem Knechte Jakob: »Gehe zu denen aus der Friedau, und frage nach dem alten Florian, der im Walde an der reichen Au hauset, die im Mittage von der Waldstelle des heiligen Apostels Thomas liegt.«

      »Ich kenne den Mann«, sagte Jakob, »Huldrik hat uns erzählt, daß er Euch durch den Wald aus Bayern herein geführt hat, zu jener Frist, da Ihr nicht in dem Wangetschlage gewesen seid.«

      »Es ist dieser Mann«, sprach Witiko, »führe ihn zu mir.«

      »Ich werde es tun«, sagte Jakob.

      Darauf entfernte er sich, und kam in kurzer Zeit mit Florian zurück.

      Witiko war noch vor dem Gezelte. Er sprach zu Florian: »Komme mit mir in meine Wohnung.«

      Als sie in dem Gezelte waren, sagte Witiko: Setze dich auf diesen Stuhl, Florian.«

      Florian tat es. Witiko setzte sich auf einen andern Stuhl, und sprach: »Sei mir von meinem Herzen gegrüßt, Florian. Ich habe dich selber bei deinen Mitstreitern besuchen wollen; aber weil Boten und Nachrichten kommen können, mußte ich bei dem Gezelte bleiben.«

      »Ich bin recht gerne zu dir gegangen, Witiko«, sagte Florian.

      »Und du bist auch in deinem Alter noch in den Krieg gegangen«, sprach Witiko.

      »Sie haben erzählt, wie du in der unteren Moldau gewesen bist«, antwortete Florian, »und gesagt hast, was von den Feinden und von einem Herren, der in die Wälder kommen wird, zu fürchten ist, und da habe ich gesagt: Wir im Mittage von dem heiligen Thomas haben auch wie die andern Waldleute nur den Herzog zum Herrn, und ich habe Witiko vor Jahren, da er schier noch ein Knabe war, durch unsern Wald und durch die Wälder an den Moldaufällen und durch die krumme Au bis in das ebene Land hinein geführt, und wenn manche Waldleute dem alten Wenhart von der Friedau folgen, so sollen wir auch nicht zurückbleiben, und mit den Friedauern sein, und manche sind gegangen, und ich bin mit gegangen.«

      »Ich gedenke es dir noch mit Dankbarkeit«, sagte Witiko, »wie du im Einvernehmen mit deinem Sippen, dem Köhler Mathias, der unter dem breiten Berge wohnt, und in dessen Hütte ich geschlafen habe, mir gutes Geleite aus Bayern in das Land Böhmen gegeben hast. Es ist ein schöner Wald, in dem du wohnst, und auf dessen Schneide die Säule des heiligen Apostels Thomas gestanden ist.«

      »Er ist der schönste weit und breit«, sprach Florian.

      »Es mag wohl so sein«, antwortete Witiko, »und du hast Männer aus dem schönen Walde gebracht, und bist selber mit ihnen gekommen, der Sache des Herzoges zu helfen. Ich habe es gestern gehört, und habe Freude darüber gehabt, und wollte mit dir sprechen.«

      »Und wir haben Freude darüber, daß du uns führst«, sagte Florian, »du bist nicht herrisch, und meinst es gut.«

      »Jetzt nimm einen Morgenwein und ein Stückchen Morgenbrot mit mir«, sprach Witiko.

      »Das werde ich gerne tun, wenn du es willst«, sagte Florian.

      Witiko ließ aus seinem Vorrate etwas Wein bringen, dann Brot und zwei Schnitten kalten Bratens.

      Er teilte das Gebrachte mit Florian.

      Als sie gegessen und getrunken hatten, sagte Witiko: »Jetzt gehe zu den Männern von der Friedau, und bringe ihnen meinen Gruß, und sage ihnen, wir wollen recht getreulich zu einander halten, und wenn alles aus ist, an den Ufern der Waldmoldau von den Dingen sprechen.«

      »Ja, das werden wir tun«, sagte Florian, »und wir werden sprechen.«

      Witiko СКАЧАТЬ