Название: Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter
Автор: Adalbert Stifter
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027237647
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»Es wird kein Kampf schlechter sein«, rief ein Mann, der neben der Lanze Philipps, des Steigers, stand.
»Ich glaube es«, sagte Witiko, »und ich habe dich im Streite schon gesehen auf deinem struppigen ziegelfarbigen Pferde, du Rufer.«
Darauf fuhr er fort: »Und wenn es so ist, so wirst du mithelfen, Wenhart, daß die Drangsale des Krieges nicht über unser Waldland kommen, von denen du uns in dem Schenkhause der unteren Moldau erzählt hast.«
»Wenn Gott und die Heiligen nicht dagegen sind«, antwortete Wenhart, »so werden wir alle getreulich helfen, daß sie nicht kommen.«
»Wir werden helfen«, riefen mehrere Männer.
»Und du hast gewiß auch geholfen, Wenhart«, sagte Witiko, »daß aus dem großen schönen Walde, der von den Friedauer Hütten gerade hinan steigt, bis zu der Stelle des heiligen Apostels Thomas, und der links von den Friedauer Hütten gegen den Heurafel und gegen die Stift geht, und der rechts von den Friedauer Hütten sehr weit fortgeht über die untere Moldau, über die Glöckelberge, bis zu dem Hochfichte, so viele Männer zu euch gekommen sind, daß die kleine Zahl der Friedauer eine große geworden ist.«
»Da haben viele zusammen geholfen«, sagte Wenhart, »die als Jäger, als Holzknechte, als Köhler, als Pechsammler, als Kräutersucher, als Bienenväter in dem Walde sind. Und nicht bloß aus denjenigen Wäldern stammen sie, die du genannt hast, sie sind auch aus dem Schönwalde, aus dem Gesenke und aus dem Walde, der von dem heiligen Apostel Thomas gegen Bayern hinabsteigt, und aus der reichen Au gekommen. Florian, der alte Mann, der dich einmal von Bayern herein geführt hat, ist unter ihnen.«
»Das habe ich nicht gewußt«, sagte Witiko, »ich muß einmal zu ihm gehen. Und so hält der Wald zusammen, daß durch viele der Feind von ihm abgewendet werde, wie du gesagt hast, und daß die vielen gegen den Feind sind wie gegen die Wölfe. Wo ist denn der andere Wenhart, der vom Dürrwalde? Ich habe ihn unter den Fußgängern nicht gesehen.«
»Er ist auch nicht unter den Reitern«, sagte Maz Albrecht von Plan, »wie er nach dem Streite auf dem Berge Wysoka Männer aufgewiegelt hatte, daß sie nach Hause gingen, weil sie nichts mehr gewinnen könnten, so ist er jetzt gar nicht mitgegangen, weil ihm das Spiel zu teuer schien für gehofften Gewinn.«
»Er fahre wohl«, sprach Witiko. »Und nun, ihr Männer, gönnt euch und euern Tieren Erquickung und Ruhe. Ich sehe euch im Frühlichte wieder, und sage jetzt gute Nacht.«
»Gute Nacht, Witiko, gute Nacht, gute Nacht«, riefen mehrere.
Witiko ging nun mit seinem Geleite zu seinem Gezelte.
Als er dort angekommen war, dämmerte das Land schon im tiefen Abende, und er sah links von sich weit zurück die Lichter an dem Platze, wo die Leute Bolemils lagern mußten, und weiter zurück sah er noch Lichter in sehr mattem Schimmer.
Vor seinem Gezelte harrten Boten von Rowno und von den andern Führern.
Witiko entließ sein Geleite, ließ die Boten in sein Gezelt kommen, hörte sie an, und fertigte sie dann ab.
Hierauf ging er wieder aus seinem Gezelte, und ging zu Rowno. Mit Rowno sprach er durch längere Zeit.
Dann ging er zu den andern, und sprach mit ihnen auch.
Dann ging er wieder zu seinem Gezelte zurück, und von demselben ging er, und sah, wie die Pferde gepflegt würden, und ordnete noch manches an.
Als dieses alles geschehen war, ging er in das Gezelt, setzte sich zu dem Tische, und aß von den Speisen, die ihm Jakob als heutiges Abendmahl brachte, und trank von dem Weine, der auf dem Tische stand.
Dann legte er sich zur Ruhe.
Er hörte die ordnungsmäßigen Rufe der Wachen in dem Lager.
Zu einer Zeit der Nacht erhob er sich, ging vor das Gezelt, und nahm von den Männern, welche sich an demselben befanden, drei, und ging mit ihnen durch das ganze Lager. Er fand alles in dem Stande, wie er es angeordnet hatte.
Dieses tat er nach Mitternacht noch einmal.
Im schwachen Morgenlichte stand er auf, und da die Leute ihr Morgenmahl verzehrt hatten, gab er den Befehl, daß die Zeichen zu der Aufstellung der Männer tönten. Die Zeichen tönten, und die Männer bewirkten ihre Sammlung und Stellung.
Als dieses vollbracht war, bestieg Witiko sein Pferd, ritt vor sie und sprach: »Männer und Kriegesbrüder, ich habe gestern das Recht der Ehre über den gewesenen Kampf vor jeder Abteilung ausgesprochen. Ich spreche es heute vor euch allen Versammelten gebührend aus. Ihr habt getan, was sich geziemt, und was in euern Herzen war. Den Lohn des Herzens habt ihr euch gegeben, den Lohn der Ehre und des Gutes werdet ihr erhalten. Ich habe gestern Boten an den erlauchten Herzog Wladislaw gesendet, welche ihm alles melden sollen. Und wenn ich wieder das Angesicht des hohen Herzoges sehe, und wenn Raum zum Sprechen ist, so werde ich ihm erzählen, wie sich der Kampf in jedem Stücke begeben hat, und er wird das Nötige verfügen. Nun ist es aber an uns, den Zug weiter fortzusetzen. Wir werden an den Zeichen der Abteilungen, die uns zunächst gelagert haben, Weisungen sehen. Der Zug muß in dem Lande der Feinde, wo überall ihre Scharen sein können, vorsichtiger geschehen als bisher. Enthaltet euch von lediglicher Grausamkeit, die Kinder dieses Landes sind wie die Kinder des Landes Böhmen, und der erhabene Herzog Wladislaw ist der Herzog des Landes Böhmen und des Landes Mähren. Achtet, wenn es nicht der Krieg bedarf, der Habe der Bewohner, wie es euch auch schmerzen würde, wenn Brüderscharen kämen, das Eurige dahin zu nehmen. Was die Feinde im Kampfe und nach dem Siege lassen müssen, dessen wird jeder seinen Teil erhalten. Was einer in dem Einzelkampfe dem Feinde nimmt, behalte er, und wahre sich's zum Denkmal, oder wende es zur Not der Seinen. Ich wiederhole nun als Bestellter des Herzoges den Dank für den gestrigen Kampf noch einmal, und jetzt gebt das Zeichen zur Zugsbereitschaft.«
Ein Fahnenzeichen wurde vor dem Gezelte Witikos gemacht, und sofort erscholl der Ton der Zugsbereitschaft aus Veit Gregors großem Horne, und die kleinen Hörner wiederholten ihn.
Die Männer löseten ihre Stellung auf, und suchten sich zum Zuge zu rüsten.
Die Arbeiter brachten die Gezeltstücke und die Lagerstücke zu den Säumern, mancher der Männer strebte noch, das eine oder das andere Beuteding, welches von dem gewesenen Kampfe herrührte, bei dem Gepäcke sicher zu bergen, und in kurzer Frist waren alle zu dem Zuge gerichtet.
Witiko hielt auf seinem Pferde vor ihnen. Da kamen noch Boten von Rowno und den andern. Witiko hörte sie und sendete sie wieder zurück. Es kamen auch Boten von Bolemil. Als sie abgefertigt waren, blickte er zu seiner Linken in die Gefilde, er blickte lange dorthin, wo noch Scharen des Herzogs sein mußten.
Hierauf befahl er, zu ziehen.
Der Ton des Zuges erscholl aus dem Horne und ward weiter gegeben.
Und unter den Klängen der langen Pfeifen schritten die Männer vorwärts, und mit Pfeifen und Heerpauken strebten die Reiter ihres Weges dahin. Der Troß folgte.
Nach drei Stunden war eine kurze Vormittagsruhe, und wieder nach drei Stunden kam die Ruhe des Mittages. Die Männer und die Frauen, welche mitgekommen waren, machten Feuer, und bereiteten Speisen, und man richtete die Getränke zurecht. Den Pferden wurde Nahrung und Trank gereicht.
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