Gesammelte Werke: Kriminalromane + Detektivgeschichten + Historische Romane. Arthur Conan Doyle
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Читать онлайн книгу Gesammelte Werke: Kriminalromane + Detektivgeschichten + Historische Romane - Arthur Conan Doyle страница 153

Название: Gesammelte Werke: Kriminalromane + Detektivgeschichten + Historische Romane

Автор: Arthur Conan Doyle

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788026850861

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СКАЧАТЬ Socken und verschwand in dem Gewirr von Gäßchen hinter Tottenham Court Road.

      Die Straßenjungen hatten sich bei Petersens Erscheinen gleichfalls davon gemacht, so daß er nun Herr des Schlachtfeldes blieb und den zerknüllten Hut, sowie die ganz annehmbare Weihnachtsgans als Siegesbeute betrachten durfte.«

      »Die er gewiß dem Eigentümer wieder zustellte!«

      »Mein lieber Junge, da steckt ja eben das Rätsel. Freilich befand sich an dem linken Bein des Tieres eine kleine Karte, auf der die Worte: ›Für Mr. Henry Baker‹ geschrieben standen, und desgleichen stehen die Anfangsbuchstaben H. B. innen auf dem Futter dieses Hutes, aber da es in London ein paar tausend Baker und ein paar hundert Henry Baker gibt, so ist es keine leichte Sache, einem derselben einen verlorenen Gegenstand wieder zuzustellen.«

      »Nun was tat Peterson also?«

      »Er übergab mir beides, Hut und Gans, am Christfestmorgen, da er wohl weiß, daß ich mich auch für den kleinsten rätselhaften Fall interessiere. Die Gans behielt ich bis heute morgen, wo ich bemerkte, daß es trotz des frostigen Wetters geraten sei, sie ohne weiteren Verzug zu verspeisen. Ihr Finder hat sie deshalb mitgenommen, um sie der endgültigen Bestimmung aller Gänse entgegenzufahren, während ich den Hut des unbekannten Herrn, der so um seinen Weihnachtsbraten gekommen ist, noch hier habe.«

      »Hat dieser keine Anzeige erlassen?«

      »Nein.«

      »Wie konntest du dir denn nun einen Anhaltspunkt für seine Identität verschaffen?«

      »Lediglich auf dem Wege der Schlußfolgerung.«

      »Aus diesem Hut?«

      »Ganz gewiß.«

      »Ach, du machst Scherz; was kannst du denn aus diesem alten, zerknüllten Filz entnehmen?«

      »Hier ist meine Lupe. Du weißt ja, wie ich es mache. Sieh einmal selbst, was der Hut über die Person seines bisherigen Trägers sagt.«

      Ich nahm den alten Felbel und drehte ihn recht rat-und hilflos in den Händen herum. Es war ein ganz gewöhnlicher schwarzer Hut, von der althergebrachten runden Form, steif und längst nicht mehr salonfähig. Das Futter war von roter Seide gewesen, hatte jedoch die Farbe verloren. Der Name des Fabrikanten fand sich nicht darin, dagegen waren, wie Holmes bereits bemerkt hatte, die Buchstaben H. B. auf der einen Seite hineingepreßt. Am Bande befand sich ein Knopf für einen Huthalter, die Gummischnur fehlte jedoch; im übrigen war der Hut voller Knicke, äußerst staubig und an mehreren Stellen befleckt; es war jedoch anscheinend der Versuch gemacht worden, die betreffenden Stellen durch Beschmieren mit Tinte zu verdecken.

      »Ich vermag nichts zu sehen«, sagte ich, indem ich den Hut meinem Freunde zurückgab.

      »Im Gegenteil, Watson, du kannst alles mögliche sehen. Du versäumst nur, deine Schlüsse aus dem zu ziehen, was du siehst. Du gehst zu schüchtern dabei zu Werke.«

      »Dann bitte, sprich, was du aus diesem Hute zu entnehmen vermagst.«

      Er nahm denselben vor sich und betrachtete ihn in der ihm eigenen prüfenden Weise.

      »Er gibt vielleicht nicht so viel Aufschluß, als er wohl geben könnte«, bemerkte er. »Und doch lassen sich aus dem Hut ein paar Schlüsse mit aller Bestimmtheit, und wieder ein paar andere wenigstens mit einem hohen Grade von Wahrscheinlichkeit ableiten. Daß der Mann ein bedeutendes Denkvermögen besitzt, drängt sich einem auf den ersten Blick auf, ebenso, daß derselbe im Lauf der letzten drei Jahre sich in ziemlich ordentlichen Verhältnissen befand, obwohl jetzt schlimme Tage über ihn gekommen sind. Er hielt vordem auch etwas auf sich, doch ist dies jetzt nicht mehr in demselben Grade der Fall, wie früher; offenbar befindet er sich in einem moralischen Rückgang, der, zusammengenommen mit der Verschlechterung seiner Vermögensumstände, auf irgend einen schlimmen Einfluß, wahrscheinlich Trunksucht, hinweist. Dies mag auch die Schuld an dem offenbaren Umstand tragen, daß seine Frau ihm nicht mehr besonders zugetan ist.«

      »Mein lieber Holmes!« –

      »Trotzdem hat er sich noch ein gewisses Maß von Selbstachtung bewahrt«, fuhr dieser fort, ohne meinen Einwurf zu beachten. »Es ist ein Mann, der eine sitzende Lebensweise führt, wenig ausgeht, an starke Bewegung gar nicht mehr gewöhnt ist, in mittlerem Alter steht und gräuliche Haare hat, die er erst in den allerletzten Tagen hat schneiden lassen und die er mit Pomade einfettet. Dies sind die Tatsachen, die sich mit ziemlicher Sicherheit aus seinem Hut entnehmen lassen. Beiläufig bemerkt ist es außerdem im höchsten Grade unwahrscheinlich, daß er Beleuchtung auf seiner Treppe hat.«

      »Du treibst ganz gewiß Scherz, Holmes.«

      »Nicht im mindesten. Ist es möglich, daß du jetzt, nachdem ich dir diese Ergebnisse mitgeteilt, noch nicht einmal einsiehst, wie ich dazu gelangt bin?«

      »Ich bin ohne Zweifel recht dumm, aber ich muß gestehen, ich vermag dir nicht zu folgen. Zum Beispiel, wie kamst du darauf, daß der Mann ein bedeutendes Denkvermögen besessen habe?«

      Als Antwort stülpte Holmes den Hut auf seinen Kopf. Er fiel ihm ganz über die Stirne herein, so daß er auf der Nasenwurzel aufsaß.

      »Das ist lediglich eine Raumfrage«, versetzte er, »wer einen so mächtigen Schädel besitzt, hat auch in der Regel was Rechtes darinnen.«

      »Nun, dann der Rückgang seiner Vermögensverhältnisse?«

      »Dieser Hut ist drei Jahre alt. Diese flachen, am Rande aufgebogenen Krempen kamen damals auf. Es ist ein Hut allererster Qualität. Sieh nur das Band von gerippter Seide und das ausgezeichnete Futter. Wenn dieser Mann vor drei Jahren imstande war, sich einen so teuren Hut anzuschaffen und seither keinen neuen mehr gehabt hat, so ist er sicherlich in seinen Verhältnissen zurückgekommen.«

      »Nun, das ist allerdings klar genug. Aber wie steht es damit, daß er früher etwas auf sich gehalten habe und jetzt sich in moralischem Rückgang befinde?«

      Holmes lachte. »Seine frühere Fürsorglichkeit und Ordnungsliebe sitzen hier«, erwiderte er, indem er seinen Finger auf die kleine Schleife und den Knopf des Huthalters legte. »Im Laden bekommt man nie einen Huthalter mit. Wenn dieser Mann sich also einen solchen anschaffte, so beweist dies einen gewissen Grad von Sorgsamkeit, indem er eine außergewöhnliche Maßregel zum Schutze gegen den Wind traf. Aber da wir weiter sehen, daß er, nachdem das Gummiband abgerissen war, sich nicht die Mühe gab, solches zu erneuern, so ist es ganz klar, daß er jetzt nicht mehr so viel auf sich hält, und dies ist ein sicheres Anzeichen eines allgemeinen Rückgangs. Er hat sich allerdings andererseits bemüht, einige Flecken auf dem Filz mit Tinte zu verdecken, was darauf hinweist, daß er noch nicht alle Selbstachtung verloren hat.«

      »Dagegen läßt sich freilich nichts einwenden.«

      »Die weiteren Punkte, nämlich daß er in mittleren Jahren steht, daß er gräuliches, frisch geschnittenes Haar hat und für dieses Pomade gebraucht, ergeben sich sämtlich aus einer genauen Prüfung des unteren Teils des Futters. Unter der Lupe sieht man eine große Anzahl durch die Schere des Barbiers glatt abgeschnittener Haarspitzen, die sämtlich ankleben und deutlich nach Pomade riechen. Dieser Staub ist, wie du bemerken wirst, nicht der sandige Staub der Straße, sondern der weiche braune Hausstaub, der zeigt, daß der Hut die meiste Zeit zu Hause hing, während die Platten auf der Innenseite desselben mit Bestimmtheit beweisen, daß sein Träger gewaltig schwitzen mußte und deshalb kaum ein starkes Gehen gewöhnt sein konnte.«

      »Aber seine СКАЧАТЬ