DIE GRENZE. Robert Mccammon
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Название: DIE GRENZE

Автор: Robert Mccammon

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958353060

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СКАЧАТЬ gab einen Moment der Stille, bevor JayDee etwas sagte. »Du hast keine Ahnung, was White Mansion ist? Du denkst nur, dass es ein Ort ist, an den du gelangen musst?«

      Ethan nickte.

      »Nun«, sagte JayDee, und das Sprechen fiel ihm schwer, als ob er den Mund voller Sand hätte: »Dave glaubt es auch. Vielleicht auch Olivia. Sie spricht nicht viel in letzter Zeit. Aber ich weiß, dass Dave diesen Straßenatlas durchgegangen ist. Es gibt keine Stadt in diesen Vereinigten … in diesem Land«, korrigierte er sich selbst, »die diesen Namen trägt. Dave hat meine Lupe genommen – übrigens die letzte, die ich habe – und hat diesen Atlas Seite für Seite durchsucht. Er muss inzwischen fast blind sein. Ich habe gehört, dass er auch nicht viel schläft. Ich wollte nur, dass du das weißt.«

      »Okay«, sagte Ethan, der sich verpflichtet fühlte, irgendetwas zu antworten.

      »Du kannst jetzt gehen, wenn du willst. Ich bleibe einfach eine Weile hier sitzen und denke nach … oder vielleicht versuche ich, gerade nicht nachzudenken.«

      Nieren, Magen. Dickdarm, Dünndarm, Bauchspeicheldrüse. Leber, Milz, Lunge. Gehirn, Herz.

      In dem kaputten Liegesessel in der Wohnung eines Toten sitzend, im dünnen, kranken Licht des Morgens, das durch die mit Klebeband reparierten Fenster hereinscheint, kann Ethan die Plastikorgane sehen, die vor ihm auf dem Schreibtisch liegen. Die dunkelhaarige Frau kommt herein. Sie lächelt, und Ethan denkt, dass sie hübsch ist, aber ihr Gesicht ist völlig verschwommen. Und was er sagen will, ist: Sag meinen Namen, aber er sagt es nicht, und sie sagt es auch nicht, und er richtet seinen Blick wieder auf die Hülle des Gläsernen Mannes, den er so unbedingt vollständig zusammensetzen möchte.

      Er hörte ein Klopfen an der Tür, die wie so viele andere zurechtgesägt worden war, sodass sie sich in dem verzogenen Rahmen schließen ließ.

      »Wer ist da?«, rief er.

      Die Stimme klang dumpf und müde durch die Tür. »Dave. Habe etwas gefunden.«

      Sofort war Ethan auf den Beinen und riss die Tür auf. Dave kam herein und sah aus, als wäre er auf einer dreitägigen Sauftour gewesen. Er trug schmutzige Jeans und ein verblichenes braunes T-Shirt, das so viele Löcher hatte, dass ein Pitbull es als Lumpen zum darauf Herumkauen benutzt haben konnte. Sein Haar war ein zerzaustes Durcheinander und seine Augen sahen erschöpft aus, vielleicht sogar geschwollen, weil sie zu viel Kleingedrucktes hatten entschlüsseln müssen. In seiner rechten Hand war eine herausgerissene Seite aus dem Straßenatlas und in seiner linken war die Lupe. »Könnte etwas gefunden haben«, verbesserte er sich und hielt die Seite hoch. »Ich will, dass du einen Blick darauf wirfst.« Er kam herein und Ethan trat zur Seite. Dave ging zur Laterne. »Das ist die Karte von Südost-Utah«, sagte er. »Du brauchst wahrscheinlich keine Lupe, aber ich war verdammt auf sie angewiesen.«

      Ethan nahm die Seite in die Hand.

      Dave berührte die Karte mit einem Zeigefinger. »Dort. Etwa auf halbem Weg zwischen Monticello und Blanding. Am östlichen Rand des Manti-La-Sal National Forest. Siehst du das?«

      Ethan sah es. White Mansion Mtn., stand dort. 10.961 ft.

      »Es sind mehr als dreihundert Meilen von hier, Luftlinie, so wie der Adler fliegt. Aber wir sind keine Adler.« Dave rieb sich die Augen. »Das ist es, was ich gefunden habe. Sagt dir das irgendetwas?«

      »Nein. Aber vielleicht ist es das richtige Ziel?«

      Dave lachte kurz auf. »Vielleicht? Vielleicht? Weißt du, wie es ist, diese ganzen Karten mit einer Lupe zu durchsuchen, Stunde um Stunde? Das Erste, was ich gedacht habe, als ich keine Stadt mit diesem Namen finden konnte … vielleicht ist es eine Militärbasis. Dann … ein See, eine Bucht, ein Canyon oder ein Berg. Ich weiß nichts über diese Gegend, aber ich weiß, dass es einem Wunder gleichkäme, es dorthin zu schaffen. Wir müssten in Richtung Süden nach Denver, auf der I-70 die Rockies überqueren, überall Graue und Aliens. Also, wenn du sagst, vielleicht ist es das … dann macht mich das nicht sehr zuversichtlich.«

      »Woher soll ich es denn genau wissen?«, fragte Ethan flach und nüchtern.

      Dave sah auf den Boden, als versuchte er, einen Wutausbruch zu unterdrücken. Es dauerte einen Moment, bis er sich wieder im Griff hatte. Er war müde, hungrig und durstig, und wahrscheinlich waren seine Augen in den letzten zwei Tagen um etwa fünf Jahre gealtert. Aber als er seinen Blick wieder auf Ethan richtete und weitersprach, war sein Gesicht ruhig und seine Stimme so leise, wie er es unter diesen Umständen erzwingen konnte. »Das ist das einzige White Mansion, das ich finden konnte. Entweder ist es das richtige oder nicht. Entweder, wie du sagst, versucht etwas, das du nicht verstehst, dich dorthin zu führen, oder es war nur ein schlechter Traum und bedeutet verdammt noch mal absolut nichts. Aber ich habe beschlossen, an dich zu glauben, Ethan. Ich habe beschlossen, auf dich zu hören. Verstanden?«

      Ethan starrte in Daves Augen. Sein eigenes Gesicht verriet keine Emotionen. »Haben Sie sich entschlossen, mir zu folgen?«, fragte er. »Wenn ich dorthin gehe, gehen Sie mit mir? Olivia auch? Und Dr. Douglas? Kommt noch jemand mit?«

      »Das würdest du nie alleine schaffen. Nur Gott weiß, wie sich diese Reise überhaupt bewältigen lässt.«

      »Das ist keine Antwort. Sir«, fügte er hinzu.

      Dave nahm Ethan die Karte wieder ab. Er fühlte sich, als würde er jeden Moment zusammenbrechen, und hatte das große Bedürfnis, sich nur irgendwo in eine Ecke zu legen und in den Lauf der Magnum zu blicken, bis er genug Mut gesammelt hatte, um abzudrücken. Aber trotzdem … verdammt … White Mansion. Und dieser Junge … dieser verdammte, merkwürdige Junge, von dem JayDee gesagt hatte, dass er eigentlich sechs Fuß unter der Erde liegen müsste. Dieser Junge … vielleicht ein Experiment der Cypher oder Gorgonen? Warum war er hier und was sollten sie mit ihm machen?

      »Du stellst zu viele Fragen«, sagte Dave. »Jetzt gehe ich erst mal zurück in meine Wohnung und schlafe ein bisschen. Wir sprechen später darüber … wenn ich klar denken kann.« Mit diesen Worten wandte er sich von Ethan ab und verließ die Wohnung, halb gehend und halb taumelnd, mit der Seite aus dem Straßenatlas in der einen Hand und der Lupe in der anderen.

      White Mansion, dachte Ethan, nachdem Dave gegangen war.

       Geh dorthin. Es ist wichtig. Irgendwie … wirklich wichtig.

      Und er fragte sich, wenn er denn wusste, dass die Sache irgendwie wirklich wichtig war, warum er dann keinen Schimmer hatte, warum? Wenn sein Verstand oder was auch immer ihn führte, ihm nur kleine Hinweise gab, die jetzt gerade keinen Sinn ergaben … warum erhielt er nicht das ganze Bild, damit er verstehen konnte?

      Mehr als dreihundert Meilen von hier entfernt, so wie der Adler fliegt, hatte Dave gesagt. Aber wir sind keine Adler.

      Es war ein weiter Weg, vor allem wenn man sich auf Basis einer Stimme im Traum und einer Stimme in sich selbst auf diesen Weg machte. Ein weiter Weg, mit all dem, was da draußen war, den Grauen, die nach Fleisch hungerten, und den Gorgonen und den Cypher, die sich im immerwährenden Krieg befanden. Und wie sollten sie dorthin gelangen? Zu Fuß? Mit den Pferden, was bedeutete, diesen Menschen das letzte Essen zu nehmen? Und was würde sie als Nahrung auf der Reise am Leben erhalten? Wie sollte all das schaffbar sein?

      Ethan setzte sich und starrte auf das Leuchten der Laterne. Das gelbliche Morgenlicht wurde heller. Ethan dachte, dass heute das sein würde, was die Leute СКАЧАТЬ