Название: DIE GRENZE
Автор: Robert Mccammon
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783958353060
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Ethan verstand, warum sie Angst davor hatten, in einer der Schlachten zwischen die Fronten zu geraten, aber wovor fürchteten sie sich noch, dass sie sich hier hinter Steinmauern verkriechen mussten?
Er hatte keine Ahnung, wie lange er geschlafen hatte. JayDee hatte ihm den Schlafanzug und ein paar andere Klamotten gebracht. Zwei Jeans, die an den Knien geflickt waren und ein paar T-Shirts, eines grau und das andere lilafarben mit einer geballten Faust auf der Brust, dem Logo der Band Black Destroyer. Ethan hatte noch nie von der Band gehört – oder er erinnerte sich nicht mehr daran. Den gröbsten Schmutz hatte er im gelb gefliesten Badezimmer mit einem Eimer Sand abgerieben. Im Licht der Kerzen hatte er dabei seine Verletzungen im Spiegel betrachtet. Seine komplette Brustpartie war schwarz verfärbt, von Schulter zu Schulter. Und als er sich umdrehte und seinen Kopf schief hielt, konnte er im Spiegel die massive schwarze Prellung auf seinem Rücken sehen. Sie sah aus, als ginge sie bis tief in seine Seele. Er dachte, dass es vielleicht das Beste war, keine Erinnerung daran zu haben, wie die Verletzung zustande gekommen war, denn alles deutete darauf hin, dass er eine Welt voller Schmerz durchquert hatte.
Durst, dachte er. Aber die Wasserhähne in der Küche und im Bad führten kein Wasser und die Toilette war ein trockenes Loch. Dave hatte ihm gesagt, dass er sein Geschäft in demselben Eimer mit Sand erledigen sollte, den sie ihm gegeben hatten. Trinkwasser gab es nur in der Kantine, wo die Rationen ausgegeben wurden, und die Kantine – so hatte Dave es ihm erzählt – war nach dem Abendbrot fest verschlossen und wurde von bewaffneten Männern bewacht. So war die Lage.
Ethan starrte auf die blauen und silbernen Quadrate an der Wand gegenüber dem Bett.
Er stellte sich vor, wie sie schmolzen und zu Strömen von klarem, frischem und reinem Wasser wurden, die die Wand hinunterliefen und sich auf dem Boden sammelten.
Als er sie anstarrte, schienen die blauen und silbernen Quadrate zu schimmern und zu einem glitzernden Teich zu verschmelzen.
Der Swimmingpool, dachte er. Da war etwas … mit dem Swimmingpool.
Aber er wusste nicht was. Der Swimmingpool war größtenteils leer, bis auf einige Trümmer, die wie kaputte Gartenmöbel aussahen und ein paar Pfützen trüben Regenwassers.
Trotzdem … er hatte das deutliche Gefühl, dass er von diesem Bett aufstehen und zum Swimmingpool gehen sollte, und dort würde er verstehen, was ihn angezogen hatte. Er stand auf, zog das Black-Destroyer-T-Shirt und seine Pumas an und ging hinaus auf einen Korridor, der zu einer Betontreppe führte. Auf halbem Weg die Treppe hinunter sah er am Horizont ein blaues Flackern. Es mochte ein Blitz gewesen sein oder aber ihre nie endende Schlacht. Er ging weiter zum Parkplatz und lief den Weg entlang, der sich zum Pool schlängelte.
Stille lag über Panther Ridge. Die Nacht war warm und feucht und in der Luft lag die Drohung, dass mehr Regen kommen würde. Durch die Fenster einiger Wohnungen sah er den tröstenden Anblick auf kleiner Flamme brennender Öl- und Kerzenlampen, und er wusste, dass er nicht der Einzige war, der wach war. Auch auf den Wachtürmen sah er Lichter. Die Türme waren wahrscheinlich rund um die Uhr besetzt und die Wächter an ihren Maschinengewehren waren stets auf der Hut. Vor ihm auf dem Parkplatz saß eine Gruppe von sechs Einwohnern im Kreis. In ihrer Mitte standen ein paar Öllampen. Sie hielten sich an den Händen und beteten mit gesenkten Köpfen. Er ging weiter, kam an einem Mann mit schulterlangen Haaren vorbei, ohne Hemd, ohne Schuhe, nur gekleidet in eine Jeans, der auf dem Bürgersteig saß und die Knie bis zum Kinn hochgezogen hatte.
»Heute Nacht kommen sie«, sagte er zu Ethan. »Aber sie werden mich nicht essen. Nein, das werden sie nicht.« Und während er das sagte, nahm er die automatische Pistole, die neben ihm lag, und setzte den Lauf an seine Schläfe.
Ethan sah den Mann grinsen. In seinem Blick lag Wahnsinn. Ethan lief weiter.
Einen Moment später war er beim Swimmingpool, der von einem ehemals dekorativen Eisenzaun umgeben war. Der größte Teil des Zauns war umgestürzt worden und alles war durch den zerfressenden Regen verrostet. Das Tor war offen und hing nur noch an einem Scharnier. Ethan kam der Gedanke, dass viele der Menschen hier auch nur an einem Scharnier hingen. Oder über ihnen das Schwert am seidenen Faden. Er ging an eine Seite des Beckens, schaute hinein und sah nur, was er kurz gesehen hatte, als er hier vorbeigegangen war: Etwas, das aussah wie zerbrochene Holzstühle und dazu etlicher anderer Schrott in Wasserpfützen – sonst war da nichts.
Hier ist nichts, dachte er.
Aber trotzdem …
… etwas war hier.
Er hatte das Bild der blauen und silbernen Quadrate in seinem Kopf, wie sie sich vereinigten und glitzerten und zu klarem Wasser wurden.
Ethan ging am flachen Ende des Pools die Stufen hinunter zum Boden des Beckens. Die blaue Farbe, die den Boden bedeckte, war dunkel geworden, verkrustet, und blätterte in großen Fetzen ab. Darunter war grauer Beton. Er ging geradewegs zur Mitte des Beckens, über den leicht abfallenden Boden, der in das tiefe Ende überging. Etwa zehn Inches hoch stand das schmutzige Regenwasser um den Abfluss.
Was sollte ich hier finden?, fragte er sich.
Nichts, war die Antwort.
Seine Bewegung im Wasser ließ die Trümmer von ihm wegschwimmen. Er ging mit platschenden Schritten in einem Kreis um den Abfluss herum, weil ihm das als die Aktivität erschien, die jetzt noch am sinnvollsten war. War hier doch irgendwas?, wunderte er sich. Eine tiefe, geheime Kraft … ähnlich dem Zusammenfließen der blauen und silbernen Quadrate an der Wand? Er blieb eine Weile auf der tiefen Seite des Beckens stehen. Seine Sinne suchten nach etwas, von dem er nicht wusste, was es war, und dann ging er über die Mitte zurück zum flachen Ende. Er hatte das deutliche Gefühl, dass etwas Verborgenes sehr nahe war, und doch …
»Was zum Teufel machst du hier draußen?«, fragte plötzlich eine harte Stimme.
Ethan blickte zu seiner Rechten, wo die Gestalt von Dave McKane mit seiner Uzi aufgetaucht war, die nur knapp neben den Jungen zielte.
»Ich habe deine Tür gehört«, sagte Dave. »Meine Wohnung ist neben deiner. Was machst du hier? Wasser holen?«
»Nein, Sir.« Ethan sah, dass Dave heute Nacht nicht viel geschlafen hatte, weil er immer noch die Kleidung vom Tag zuvor trug. Außerdem hatte er seine Baseballmütze auf dem Kopf. »Ich musste mich nur etwas bewegen.«
»Das ist ja wohl völliger Bullshit.«
Ethan entschied, dass es am besten war, die Wahrheit zu sagen. Zumindest die Wahrheit, wie er sie verstand. »Ich hatte das Gefühl, dass ich an diesen Ort kommen musste.«
»Ach so … zum Mitternachtsschwimmen?«
»Nein, Sir. Ich musste einfach hierherkommen, das ist alles.«
»Wozu? Um etwas zu trinken?«
Ethan schüttelte den Kopf. »Ich habe Durst, aber Olivia hat gesagt, dass ich dem Regenwasser nicht trauen soll. Dass alle hier nur das abgefüllte Wasser trinken.« Er dachte an den Raum, der für kurze Zeit sein Gefängnis gewesen war und an die Inspektion, die er durchgemacht hatte. Wie John Douglas gesagt hatte: Wir prüfen, ob du wirklich ein Mensch bist oder nicht. Ethan wusste die Antwort, wollte sie aber hören. »Ihr denkt, das Regenwasser ist giftig, nicht wahr? Wegen des ganzen Alien-Zeugs da oben?« Er hob sein Kinn zum blitzdurchzuckten СКАЧАТЬ