DIE GRENZE. Robert Mccammon
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Название: DIE GRENZE

Автор: Robert Mccammon

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958353060

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      JayDee erinnerte sich an die Bilder der weltweiten Panik. Menschen rannten, aber wohin sollten sie fliehen? Der Präsident der Vereinigten Staaten drängte darauf, die Ruhe zu bewahren, und dann verschwand er wie jeder andere gewählte Vertreter in Washington an einen »sicheren Ort«. Überall auf der Welt flohen die sogenannten Anführer von ihren Positionen und Aufgaben. Die gesamte bürgerliche Ordnung brach zusammen und alle Polizeikräfte waren hoffnungslos überlastet. Die Fernsehsender und Radiostationen sendeten, so lange sie konnten. Innerhalb von achtundvierzig Stunden, nachdem das erste Gorgonenschiff dabei gesichtet wurde, wie es aus seinem feurigen Geburtskanal glitt, tauchten Amateurvideos von etwas Neuem auf. Darauf zu sehen waren wirbelnde schwarze Portale, die sich in der Luft öffneten, und aus ihnen tauchten die riesigen, schlanken, fledermausähnlichen Formen auf, die als die Schiffe der Cypher bekannt wurden.

      »Ein Rätsel«, sagte JayDee mehr zu sich selbst. »Das Unerkennbare.« Er blinzelte und brachte sich in die Gegenwart zurück. »Die Cypher«, sagte er zu Ethan, »kamen aus etwas, das wie schwarze Löcher am Himmel aussah. Dann … begann der Krieg zwischen den beiden Mächten. Wir waren nur kümmerliche Zuschauer. Wir sind die Käfer, die man zertritt … oder mit denen man spielt«, fügte er hinzu. »Sie kämpfen nicht gegen uns, sie kämpfen gegeneinander. Bald, nachdem die Cypher aufgetaucht waren, brachen die Stromnetze auf der ganzen Welt zusammen. Die Mobilfunksender funktionierten nicht mehr. Ich vermute, dass die Kommunikationssatelliten zerstört worden sind. Die Cypher müssen das gemacht haben, um das Geschwätz zum Schweigen zu bringen. Oder es war eine weitere Machtdemonstration.«

      Ethan trank den Rest seines Wassers und war immer noch durstig, aber zumindest zufrieden, dass er überhaupt etwas bekommen hatte. Er versuchte, alles in sich aufzunehmen, und das war eine ganze Menge. Dave rauchte einen Moment schweigend seine Zigarette und sagte dann: »Ich habe mit jemandem gesprochen, der eine der letzten Radiosendungen gehört hat.« Er betrachtete die glühende Spitze seiner Zigarette und pustete darauf, um sie aufflammen zu lassen. »Einige Wissenschaftler und Militärs haben sich unterhalten. Haben ihre Ideen dazu ausgetauscht, was vor sich ging. Dass diese beiden Zivilisationen – was auch immer sie sind – sich seit ewigen Zeiten miteinander im Krieg befinden. Und vielleicht ist es die Erde, um die sie kämpfen, und vielleicht auch nicht, weil …«

      »Es geht um die Grenze«, sagte Ethan, für den sich die eigenen Worte seltsam fremd anhörten.

      Dave und JayDee sagten nichts, aber beide starrten Ethan mit wachem Interesse an.

      »Die Grenze«, wiederholte Ethan. »Zwischen ihnen. Zwischen ihren Welten, ihren Universen oder Dimensionen oder wo auch immer sie herkommen. Die Erde befindet sich auf der Grenze. Und darum kämpfen sie.« Beinahe erschrocken erkannte er, dass er keinerlei Zweifel an seinen Worten hatte. »Sie werden weiterkämpfen, bis einer den anderen zerstört. Es kann sein, dass das niemals geschieht, weil …« Er fühlte eine plötzliche Panik in sich aufsteigen, fühlte, wie er sich von sich selbst entfernte, in unbekanntes Gebiet eindrang. Es dauerte einen Moment, bis er tief Luft holen konnte, um sich zu beruhigen. Es schmerzte in seiner Lunge. »Sie sind in einem …« Er suchte nach dem richtigen Begriff. »In einem Wettrüsten«, sagte er schließlich.

      Dann war Stille im Raum, während die beiden Männer den Jungen anstarrten, der sich nach einer Highschool benannt hatte.

      Es war JayDee, der als Erster mit fester und vorsichtiger Stimme sprach. »Also … sag uns … wie kommt es, dass du all das glaubst, wenn du dich sonst an nichts erinnern kannst? Hast du das von jemandem gehört? Von deinen Eltern?«

      »Nein.« Ethan fühlte sich heiß und verschwitzt und unwohl in seiner Haut. Seine Knochen schmerzten wie wunde Zähne. »Ich weiß nicht, woher ich das habe. Es ist einfach so, dass …« Er blickte in die verwirrten Augen des Doktors. Seine eigenen, blauen Augen funkelten mit einer fast fieberhaften Intensität. »Ich weiß einfach, dass es die Wahrheit ist. Wir sind auf der Grenze zwischen ihnen. Es geht ihnen nicht um unseren Planeten. Es geht ihnen um eine Linie im Weltraum.«

      Dave und JayDee sahen einander an und Ethan sah die unausgesprochene Frage auf ihren Gesichtern: Glaubst du, was du da hörst?

      »Ich bin wirklich müde«, sagte Ethan. »Kann ich irgendwo schlafen?«

      Es dauerte ein paar Sekunden, bis der Bann von dem, was Ethan gesagt hatte, gebrochen war. Dave räusperte sich und sagte: »Klar. Wir haben eine Menge leerstehender Wohnungen.« Was er nicht sagte, war, dass die meisten von ihnen von Menschen bewohnt worden waren, die mit der Zeit das letzte Quäntchen Hoffnung verloren und sich selbst getötet hatten. Auf dem Friedhof hinter dem dritten Gebäude standen Dutzende weiß gestrichener Holzkreuze. Ganze Familien hatten beschlossen, ihr Leben hinter sich zu lassen, und wer konnte ihnen das verübeln? Unter den Überlebenden von Panther Ridge waren zwei Priester – ein männlicher Presbyterianer und eine weibliche Methodistin. Sie hielten noch immer Gottesdienste ab und taten, was sie konnten, aber manchmal war die Stimme Christi nicht laut genug, um die fernen Explosionen und das Kreischen der nächtlichen Kämpfe zu übertönen.

      Dave entschied, dass Ethan davon im Moment nichts zu erfahren brauchte. Sie kamen nicht jede Nacht, aber wenn sie heute Nacht kamen … dann würde der Junge es früh genug herausfinden.

      »Komm schon.« Dave behielt den Stummel seiner Zigarette zwischen den Zähnen, als er aufstand. »Lass uns dir eine Bleibe besorgen. Und einen Eimer Sand, damit du etwas von diesem Schlamm loswirst.« Wasser war eine zu kostbare Ware, um sie mit Waschen zu verschwenden. Er würde Ethan noch nicht mehr von den Wesen erzählen, die sie im Sicherheitsraum getötet hatten – ausgelöscht war das bessere Wort. Und dass sie zuerst menschlich erschienen, dann aber eher zu Dämonen geworden waren.

      Seine Uzi in ihrem Holster war nie weit von ihm entfernt. Er nahm sie vom Tisch und legte das Holster um. Er, JayDee und der Junge verließen die Kantine, um eine Wohnung ohne menschliche Blutflecken irgendwo an den Wänden, am Boden oder an den Möbeln zu finden.

      Kapitel 4

       Ethan.

      Er wachte auf.

      Es war, als hätte ihn jemand gerufen, und zwar mit dem Namen, den er sich ausgesucht hatte, um sich eine Identität zu geben. Der Ruf war nicht laut, eher leise. Aber laut genug, um ihn mit offenen Augen auf dem Bett in der Wohnung liegen zu lassen, die sie ihm gegeben hatten, und der Dunkelheit zu lauschen.

      Es war nicht komplett dunkel im Apartment Nr. 246. Zwei Kerzen brannten. Die Wände waren aus billigem, braun gestrichenen Gipskarton. Der Teppich hatte die Farbe von Weizen. An einer Wand war ein Ensemble aus Metallquadern befestigt, die blau und silbern bemalt waren. Eine künstlerische Note des früheren Bewohners, dachte er. Er setzte sich im Bett auf und lehnte den Rücken gegen das Kissen. Er war hungrig, durstig und übermüdet. Der dunkelgrüne Schlafanzug, den er trug, hatte wahrscheinlich jemandem gehört, der jetzt tot war. Seine Knochen schmerzten immer noch und die Prellungen fühlten sich geschwollen an, als sammelte sich das Blut unter der Haut. Er wollte wieder einschlafen, zurück in die Ruhe und Stille sinken, aber er konnte nicht … denn etwas ging ihm durch den Kopf. Etwas Wichtiges. Das Problem war nur, er konnte einfach nicht herausfinden, worum es sich handelte.

      Er fühlte sich wie ein leeres Loch, das darauf wartete, gefüllt zu werden. Womit? Wissen? Erinnerung? Er erinnerte sich an nichts, nur dass er aufgewacht und im Regen über dieses Feld gerannt war. Wasser, dachte er. Durst. Aber er verstand, dass das letzte Wasser rationiert werden musste, und dass die Menschen hier nicht bereit waren, Regenwasser zu trinken, weil es Chemikalien oder Giftstoffe enthielt. Sie verzehrten die Pferde, die Pferde fraßen Gras, und auf das Gras fiel der Regen. Also bekamen sie ohnehin schon genügend Chemikalien ab. Er vermutete, dass es nicht einmal ausreichen СКАЧАТЬ