DIE GRENZE. Robert Mccammon
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу DIE GRENZE - Robert Mccammon страница 10

Название: DIE GRENZE

Автор: Robert Mccammon

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958353060

isbn:

СКАЧАТЬ zu einer Schlussfolgerung zu kommen. Diese Tatsache machte ihn sehr unruhig, auch wenn dieser Junge sicher ein Mensch war. Mit hoher Wahrscheinlichkeit jedenfalls. Zumindest hatte der Test mit der Salzlösung keine Reaktion im Blut des Jungen ausgelöst und ihn nicht in eine stachelige Monstrosität oder einen kreischenden Albtraum einer Spinne verwandelt, wie es in früheren Tests geschehen war, wenn sogenannte »Menschen« zu ihnen gekommen waren.

      »Trotzdem«, knurrte Dave, obwohl es nicht als Knurren gemeint war, »seine Geschichte ist … wenn ich das sagen darf … völlig im Arsch.« Dave McKane legte seine Worte nicht auf die Goldwaage. Er war in seinem vorherigen Leben Maurer gewesen, außerdem Türsteher in einer Country Bar in Fort Collins und alles in allem ein ziemlich hartgesottener Kerl, der nicht davor zurückschreckte, sich in irgendwelche Aktionen zu stürzen, die eine gewisse dreckig-robuste Grundhaltung verlangten. Seine Fingernägel waren schmutzig, ebenso die Haare, und in den Falten seines Gesichts sammelte sich der Staub. Er nahm seine Aufgaben in dieser Festung – auf diesem letzten verlorenen Posten – ernst. Sehr ernst. »Wenn du keine Erinnerung mehr hast, woher weißt du dann etwas über die Gorgonen und die Cypher? Wieso ist diese Erinnerung nicht auch weg?«

      Ethan nippte an seinem Wasser. Er hielt Daves Blick stand. »Ich schätze, dass ich an die meisten Dinge keine Erinnerung habe, aber an das schon … ich weiß, dass sie kämpfen.«

      »Dann weißt du, wie es angefangen hat? Du erinnerst dich? An diesen Tag?«

      Ethan konzentrierte sich. Da war nichts. Er nippte wieder an seinem Wasser und fand mit seiner Zunge zwischen zwei Zähnen ein Stück Pferdefleisch. »Nein, daran erinnere ich mich nicht.«

      »Der dritte April, vor zwei Jahren?«, fragte Dave. Er faltete die Hände auf dem Tisch und erinnerte sich, wie er mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen am Küchentisch in ihrem kleinen Haus gesessen und gebetet hatte. Das Haus hatte nur wenige Meilen von hier gestanden, aber jetzt war es Welten entfernt. Eines Morgens, ein paar Monate nachdem er hier angekommen war, hatte er die Festung allein verlassen, auf einem grau gesprenkelten Pferd namens Pilgrim, um das Schicksal herauszufordern … und vielleicht mit dem stillen Wunsch, durch eine Alien-Waffe zu Tode zu kommen. Sie kämpften nicht sehr lange um einen Ort, aber man konnte nie wissen, ob und wann sie zurückkommen würden. Das Schlachtfeld verlagerte sich ständig und nichts wurde jemals endgültig entschieden. Soweit er wusste, war es überall auf der Welt dasselbe.

      Dave war mit Pilgrim zu dem Stück Land geritten, das ihm und Cheryl gehört hatte, und sich an den Rand des Kraters gestellt, in dem die verkohlten Trümmer ihres Hauses lagen. Unten auf dem Boden des Kraters hatte er die Überreste ihres Küchentischs gesehen. Dann hatte er sich abgewandt, sich übergeben und war wieder auf das Pferd gestiegen. Denn jetzt war Panther Ridge sein Zuhause, und Cheryl und die Jungs waren tot. Außerdem hatte sich ein Gorgonen-Schiff genähert, sanft durch die gelbe Luft gleitend, was bedeutet hatte, dass auch die Cypher nicht weit entfernt waren.

      »Der dritte April«, sagte JayDee und fühlte, wie ihn Erinnerungen und Emotionen durchströmten. Sein Herz drohte zu bersten. Er hatte gedacht, er hätte den Schmerz hinter sich gelassen, aber das war offenbar nicht der Fall. Es gab so viel Schmerz, für sie alle. Seine Frau, zweiunddreißig Jahre jung, war hier im März in ihrer Wohneinheit in Panther Ridge gestorben. Er hatte zugesehen, wie sie langsam den Verstand verlor, nach ihrer Mutter und ihrem Vater weinte und wie ein kleines Kind zitterte, wenn die Außerirdischen in ihrer Gegend kämpften und die Explosionen die Erde erschütterten. Deborah hatte aufgehört zu essen und war dahingeschwunden, ein Opfer aufgegebener Hoffnung. Er hatte versucht, sie zu füttern, hatte sein Bestes gegeben, aber sie hatte Tag für Tag nur im Bett gelegen und an die fleckige Decke gestarrt, und der Teil von ihr, der Freude und Freiheit gekannt hatte, war schon verschwunden gewesen. Und wenn er an ihrem Bett gesessen und ihre Hand in der zu schwarzer Nacht werdenden Dämmerung gehalten hatte, dann hatte sie ihn im Schein der Öllampen mit ihren müden und wässrigen Augen angeschaut und mit der Stimme eines Kindes, das seinen Vater anfleht, immer wieder die eine Frage gestellt: Sind wir in Sicherheit?

      Er hatte nicht gewusst, was er darauf antworten sollte, aber eine Antwort geben musste er. Doch bevor er etwas sagen konnte, hörte er sie heranrollen, wie eine kreischende Welle, die gegen die Mauern von Panther Ridge donnerte, und er hörte die ersten Gewehrschüsse und das Klack-klack-klack der Maschinengewehre, und als er Deborah wieder ansah, hatte sie diese Erde verlassen, weil sie das, was aus ihr geworden war, nicht länger ertragen konnte.

      In diesem Moment hatte John Douglas vor einer Wahl gestanden. Zu der Wahl gehörten das Gewehr oder die Pistole, die er besaß. Zu der Wahl gehörte, was er in den nächsten Minuten tun würde, während er die tote Frau anstarrte, die die Liebe seines Lebens gewesen war und die mit ihm zwei Töchter und einen Sohn großgezogen hatte. Zu der Wahl gehörte, ob er die Kraft besaß, nach draußen zu gehen und sich dem Kampf anzuschließen, oder ob sein Herz und seine Seele Deborah – in welches Land der Verheißung auch immer – folgen sollten, das jenseits dieses Lebens lag, aus dem ein verfluchter und verdorbener Albtraum geworden war.

      Die Minuten waren langsam verstrichen und es waren bittere Sekunden darunter gewesen. Aber am Ende hatte er Deborah allein schlafen gelassen und sein Gewehr und seine Pistole genommen, um nach draußen zu gehen und seine Festung zu verteidigen.

      »Dieser Tag«, sagte JayDee leise. »Der dritte April. Es war etwa zehn Uhr morgens. Oh, ich erinnere mich genau an die Uhrzeit. Es war achtzehn Minuten nach zehn. Ich war in meinem Büro und habe etwas Papierkram erledigt. Eine meiner Schwestern rannte herein und rief mir zu, ich solle zum Fernseher im Wartezimmer kommen. CNN, Fox, MSNBC und alle lokalen TV-Kanäle haben darüber berichtet. Riesige Explosionen am Himmel auf der ganzen Welt. Es sah aus, als würden feurige Meteore durch die Luft fliegen, und aus ihnen heraus kamen … diese Gorgonenschiffe. Zu dem Zeitpunkt hat sie allerdings noch niemand Gorgonen genannt. Das kam später. Aber sie kamen aus den Explosionen … sie glitten einfach heraus, und dann stiegen unsere Kampfflugzeuge auf, und sie wurden in Stücke geschossen … das ging immer so weiter … ich erinnere mich nicht mehr, wie lange.«

      »Zwei Tage«, sagte Dave. Er ließ sein Bic-Feuerzeug schnippen und zündete sich eine Zigarette an, ohne um Erlaubnis zu fragen, weil es niemanden mehr einen Scheiß interessierte, ob jemand rauchte oder nicht. »In zwei Tagen war es vorbei. Ich weiß, du kannst dich nicht an den 11. September erinnern«, sagte er zu Ethan, »aber das war … wie … der 11. September … tausendfach … immer wieder. Die Gorgonen haben unsere Luftwaffe, das Heer und auch die Marine erledigt.« Er blies Rauch durch die Nase wie ein wütender Drache, aber seine Augen waren leer und fast tot. »Es war überall auf der Welt dasselbe. Nichts konnte diesen Schiffen etwas anhaben. Zumindest nichts, was wir hatten. Nichts, was auf dieser Erde geschaffen wurde. Die Gorgonen haben einige der großen Städte verwüstet, aber nicht alle. New York wurde in Schutt und Asche gelegt, ebenso Atlanta, Dallas und Los Angeles … Moskau, Tokio … Berlin, Peking. Eine Machtdemonstration, haben die Großen im Pentagon gesagt. Aber die großen Tiere waren plötzlich gar nicht mehr so groß. Von einem Moment auf den anderen … war niemand mehr besonders groß.« Er nahm durch die Rauchwolken noch einmal den Jungen in den Blick. »Du erinnerst dich an nichts davon?«

      »Nein«, sagte Ethan. Wenn er jemals eine Erinnerung an diese Ereignisse gehabt hatte, war davon nichts mehr da. Und vielleicht, dachte er, war es besser so.

      »Eine Tarnvorrichtung«, sagte JayDee, »das ist es, was die Gorgonen laut unseren Wissenschaftlern nahe genug an unsere Atmosphäre herangebracht hat, sodass sie eindringen konnten, ohne vorher entdeckt zu werden. In den Medien hießen sie dann schon die Gorgonen, sodass der Name hängen blieb.«

      »Woher kommt der Name?«

      »Jemand bei Fox News hat ihn sich ausgedacht«, antwortete Dave. »Bei den alten Griechen sahen die Gorgonen so grauenhaft aus, dass jeder zu Stein wurde, der sie ansah. Die Idee dabei war … dass die Gorgonen so verschieden von СКАЧАТЬ