Gesammelte Krimis (69 Titel in einem Buch: Kriminalromane und Detektivgeschichten). Edgar Wallace
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Название: Gesammelte Krimis (69 Titel in einem Buch: Kriminalromane und Detektivgeschichten)

Автор: Edgar Wallace

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788026822240

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СКАЧАТЬ Rauschen ihres Kleides hörte.

      May schloß die Tür, aber sie blieb dort stehen.

      »Wie geht es Ihnen?« begann sie.

      Ihr Herz schlug wild, und bei dem Versuch, ihre Erregung zu unterdrücken, klang ihre Stimme kalt und fremd.

      »Danke, es geht mir gut«, erwiderte Frank ebenso kühl.

      »Ich … ich wollte Sie sprechen.«

      Sie gab sich die größte Mühe, natürlich und harmlos zu erscheinen.

      »Das habe ich aus Ihrem Brief entnommen.«

      »Es ist sehr liebenswürdig von Ihnen, daß Sie gekommen sind«, fuhr sie in konventionellem Ton fort. »Hoffentlich hat es Ihnen keine Ungelegenheiten bereitet.«

      »Nein, nicht im geringsten.« Wieder drückte sich in Franks Stimme das Echo ihres eigenen Tones aus. »Ich war gerade im Begriff auszugehen, als ich Ihr Schreiben erhielt. Daher bin ich so rasch gekommen.«

      »Ach, das tut mir leid – wollen Sie nicht erst Ihre Verabredung erledigen? Mir paßt auch jede andere Zeit. Es … es ist nicht so wichtig.«

      »Ich hatte eigentlich nichts anderes vor«, sagte Frank zögernd. »Um die Wahrheit zu sagen, ich wollte sowieso hierherkommen.«

      »Ach, Frank, wollten Sie das wirklich?«

      »Ja, wirklich und wahrhaftig, mein kleines Mädchen!« May antwortete nicht, aber Frank las in ihrem Gesicht mehr, als Worte sagen konnten.

      Mr. Sandford kehrte am Nachmittag zurück und fand zwei glückliche Menschen im Halbdunkel der Bibliothek.

      In Scotland Yard aber warteten zehn Beamte vergeblich auf das Erscheinen Frank Fellowes. Sie fluchten und schimpften abwechselnd.

       Inhaltsverzeichnis

      Doktor Essleys Haus stand leer. Und obwohl die wenigen Möbel nicht fortgeschafft worden waren, machte das Haus mit den geschlossenen Fensterläden und den lange nicht gereinigten Treppenstufen einen verlassenen und trostlosen Eindruck.

      Wilde Gerüchte hatten sich in der kleinen Vorstadt verbreitet. Wenn sie auf Wahrheit beruhten, mußten sie mit Recht die allgemeine Entrüstung hervorrufen.

      ›Doktor‹ Essley sollte seine Praxis ausgeübt haben, ohne dazu berechtigt gewesen zu sein. Es sollte ein Betrug der schlimmsten Art vorliegen, denn man raunte sich zu, daß er sich Namen, Titel und Beruf eines Toten angeeignet habe.

      »Ich weiß nur«, erklärte Oberst Black einem Reporter, der ihn in seinem Büro aufsuchte, »daß ich Doktor Essley in Australien traf und daß seine Tüchtigkeit großen Eindruck auf mich machte. – Und ich muß sagen«, fügte er freimütig hinzu, »daß ich in gewisser Weise für seine Stellung hier in England verantwortlich bin, denn ich habe ihm nicht nur das Geld geliehen, eine Praxis zu eröffnen, sondern ich habe ihn auch all meinen Freunden empfohlen. Sie können sich wohl denken, wie schwer mich diese Enthüllungen treffen.«

      Den jetzigen Aufenthaltsort des ›Doktors‹ konnte er nicht angeben. Er sagte, er habe ihn zuletzt vor etwa einem Monat gesehen, und damals habe Essley davon gesprochen, daß er nach Frankreich reisen wollte.

      Mehr erzählte Oberst Black auch den Kriminalbeamten nicht, die von Scotland Yard kamen und ihm hartnäckig zusetzten. Sie schienen überhaupt nicht müde zu werden, ihn zu Besuchen. Am Eingang seines Büros warteten sie auf ihn, sie näherten sich ihm in den Vestibülen der Theater und an den Portalen der Banken. Sie erschienen so häufig, als ob sie Vertreter einer Firma wären, der Black Geld schuldete.

      Der Oberst hatte die kurze Zeit gut genützt. Er saß allein in seiner Wohnung und war in guter Stimmung. Es war ihm gelungen, eine große Geldsumme zusammenzubringen. Daß dieses Geld weder ihm gehörte noch ihm zustand, kümmerte ihn wenig. Es genügte ihm, daß es Geld war und daß er es in der Tasche trug. Auch die Gewißheit, daß er zu jeder Tages-und Nachtzeit telefonisch em Auto herbeirufen konnte, gab ihm ein sicheres Gefühl. Der Wagen würde ihn rasch nach Folkestone bringen. Und vor allem: Er lebte noch.

      Die Rache dieses Bundes, der sich gegen Doktor Essley verschworen hatte, war an Black vorübergegangen – er bildete sich wirklich ein, daß eine graue Perücke, ein paar buschige Augenbrauen und einige medizinische Kenntnisse die klugen Männer getäuscht hatten, die nach England gekommen waren, um ihn zu verfolgen.

      Aber dieser teuflische Fellowe, der wie durch Zauber plötzlich auftauchte und wieder verschwand, beunruhigte, ja, erschreckte ihn. Fellowe gehörte nicht zu den ›Vier Gerechten‹, das sagte ihm sein Gefühl. Fellowe war Beamter.

      Sergeant Gurden, der Black manchen nützlichen Dienst geleistet hatte, war plötzlich in einen entlegenen Bezirk versetzt worden, ohne daß jemand den näheren Grund erfahren hätte. Mit ihm zusammen war der junge Frank Fellowe verschwunden, aber den hatte man später beobachtet, wie er mit hohen Regierungsbeamten ganz öffentlich speiste.

      Black hatte allen Grund, sich unsicher zu fühlen, aber er war trotzdem von einer gewissen boshaften Freude erfüllt. Er war im Augenblick damit beschäftigt, die wenigen Papiere zu verbrennen, die er noch bei sich trug.

      Er leerte eine alte Brieftasche und runzelte die Stirn, als er den Inhalt sah. Obenauf lag eine Schlafwagenkarte für die Reise von Paris nach Madrid, die auf den Namen ›Doktor Essley‹ ausgestellt war. Eine unverzeihliche Nachlässigkeit, daß er diesen Schein noch nicht vernichtet hatte! Es hätte zu den schlimmsten Konsequenzen führen können. Er verbrannte das Papier und zerstampfte die Asche, bevor er sie in den Kamin warf.

      Die Dunkelheit brach herein, ehe er seine Vorbereitungen beendet hatte, aber er machte keine Anstalten, das Licht einzuschalten. Sein Anzug für die Reise lag nebenan, seine Koffer standen gepackt.

      Er schaute auf die Uhr. In einer halben Stunde würde er auf dem Weg zu Sandford sein. Es war ein riskanter Schritt, den nur ein Wahnsinniger unternehmen konnte. Das sagte er sich selbst, aber er überdachte die Folgen, die dieser letzte Besuch haben konnte, mit Kaltblütigkeit.

      Er ging in das nächste Zimmer und begann sich umzuziehen, erinnerte sich aber plötzlich, daß er ein Paket Banknoten auf dem Schreibtisch hatte liegenlassen, und ging zurück. Er fand das Geld auch und wollte gerade umkehren, als er ein Knipsen hörte und der Raum plötzlich hell erleuchtet war.

      Fluchend drehte er sich um, seine Hand fuhr an die Hüfttasche.

      »Rühren Sie sich bitte nicht«, sagte der Eindringling ruhig.

      »Was – Sie sind es?« rief Black atemlos.

      Der große, schlanke Mann mit dem kleinen Spitzbart nickte.

      »Nehmen Sie ihre Hand von der Hüfttasche, Oberst. Es besteht keine unmittelbare Gefahr für Sie.«

      Der Fremde war unbewaffnet.

      »De la Monte«, stammelte Black.

      Der andere nickte.

      »Das letztemal trafen wir uns in Cordova, aber Sie haben sich seitdem etwas verändert.«

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