Название: Die Sandwich-Inseln, oder das Inselreich von Hawaii
Автор: Anrep-Elmpt Reinhold
Издательство: Bookwire
Жанр: Путеводители
isbn: 4064066113667
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An der „Ewa“-Landstrasse, an der nördlichen Seite derselben, von der „King-street“ kommend, liegt das „Asyl für Geisteskranke“ im Stadttheile Kapaláma, hoch, in luftiger, gesunder Lage. Die Anstalt besteht aus mehreren einstöckigen Steinhäusern für die Kranken und dem Gebäude des Superintendenten Mr. Wright.
In der Nähe dieses Asyles, circa ¾ Meilen von der Stadt, ist das 1864 gegründete „Industrielle Reformatorium,“ eine Verbesserungsanstalt für Knaben und Mädchen. Die Lage ist gesund. Das Areal der Anstalt bilden 6 Acker, von denen die Hälfte mit Bananen und andern Gewächsen bepflanzt und von den Zöglingen gepflegt werden; die andere Hälfte nehmen die Gebäude und die Tummelplätze der Jugend ein. Das Zentralgebäude ist zweistöckig. Im Grundstock befinden sich die Schulräume und der Speisesaal und den zweiten Stock bildet ein ungetheilter, daher luftiger und gesunder Schlafsaal. Das Gebäude ist von 72 Fuss Länge und 36 Fuss Breite. Die Nebengebäude dienen zur Wohnung dem Superintendenten der Anstalt, Mr. Hill, und den Assistenten, Lehrern und Lehrerinnen, desgleichen zu Küchen und Wirthschaftsräumlichkeiten. Ausser den benannten 6 Ackern gehören der Anstalt noch 15 Acker Land, die die Jugend mit Reis und „tarro“ bebaut. Die Zöglinge haben täglich 4 Stunden zur Mahlzeit und Recreation frei, den Rest der Zeit verbringen sie entweder in der Schule oder mit Feldarbeiten. Durch ihre Arbeit und den Erlös der Produkte bezahlt sich reichlich ihr Unterhalt. Ausserdem giebt der Staat der Anstalt eine Subvention, die für sämmtliche Verbesserungsanstalten des Königreiches in Summa für die biennale Periode circa 10,000 Dollar betragen soll. Zur Entlassung der Zöglinge aus der Anstalt wird gefordert, dass dieselben ein gutes Sittenzeugniss erhalten, zu rechnen und in der Hawaii’schen und englischen Sprache zu lesen und zu schreiben verstehen.
Bis den 2. Juli, d. h. während fast zwei Monaten, tummelte ich geschäftlich und gesellig durch die Strassen der Stadt, durch die Umgegend von Honolulu, durch das lebhafte „Nuuanú“-Thal längs den romantisch schlängelnden, das Thal durchziehenden Bächen „Panóa“ und „Nuuanú“, oder durchwanderte die Insel Oahú. Ich lernte die Bevölkerung und Stadt und Land in ihrer anziehenden Gemüthlichkeit, ihrem eigenthümlichen Wesen und die Freundlichkeit, den Charakter Sr. Majestät des Königs Kalakaua kennen und liebgewinnen.
Meine weiteren Erörterungen über Honolulu und über meine Wanderung durch die Insel Oahú behalte ich mir für später vor und zwar nachdem ich die andern Inseln besucht und vielseitiger das Land und sein Volk kennen gelernt haben werde.
Meine Absicht war nämlich diese gewesen: ich wollte mit dem kleinen Schooner „Marianne“ den folgenden Tag zur Insel Kauai, die in NO.-Richtung circa 100 Seemeilen von Honolulu entfernt ist, abgehen. Ich richtete zum Zweck einer Excursion durch die Insel mein Sattelgepäck in möglichst kleinem Massstab ein.
III. Abtheilung.
Ausflug von Honolulu nach Kauai.
Bei recht windigem Abend wars am 2. Juli, als ich um ½4 den kleinen, höchst sauber blau und weiss gestrichenen Schooner „Marianne“ betrat. Um 4 spannten sich dessen verhältnissmässig gewaltigen Segel, und bald hatten wir, einem Pfeile gleich, den kleinen, ruhigen Hafen durchzogen und befanden uns in der recht unruhigen See des „Oahú“-Kanals. Trotz der glänzenden Beleuchtung der Küste, einer erfrischenden Luft und köstlicher Sicht zwangen die entsetzlichen Bewegungen des kleinen Schooners mit seinem kaum 2 Fuss hohen Geländer alle Passagiere, so auch mich zum Sichausstrecken und Stillliegenbleiben.
Den folgenden Morgen um 6 lag vor uns Navillivilli, der erste und bedeutendste Hafen der Insel Kauai.
Der durch Korallenbänke gebildete Hafen ist wildschön, zugleich aber auch wild-unruhig. Ein durch die gewaltige Wogen oft hoch gehobenes Boot holte die hier Absteigenden, sowie die Briefsäcke vom Schooner ab, wonach die „Marianne“ hin und her schwankend unter vollen Segeln oft sich hochbäumend ihren Weg weiter nach Kolóa nahm. —
In Folge der unbeschreiblich stürmischen Nacht betrat ich mit sehr unsicheren Füssen das Land. Es schien der ganze Boden unter denselben zu schwanken und hin und her wie närrisch taumelnd betrat ich das Haus des Schreiners und Grundbesitzers William Lowel, wo nach gutem Kaffee und einem herzstärkenden Frühstücke bald wieder der Boden unter meinen Füssen fester wurde, die mich umgebenden Wände zu schwanken aufhörten und ich mich wieder factisch auf terra firma fühlte.
Hierauf gab Lowel mir ein Pferd nach Kolóa und zurück für den Miethpreis von 2½ Dollar. Die Strecke soll 12 englische Meilen betragen und mich über die zwei Meilen von hier entfernte Zuckerplantage Lehúa führen.
Der Ort Navillivilli ist klein, besteht nur aus 6 Häusern und einigen Hütten, die zerstreut auf einem hügeligen Terrain liegen. Die Umgebung des Ortes ist wüst, sandig und zugleich reich an kleinen, seichten Lagunen, in welchen üppiger „tárro“ gebaut wird. Das Ganze bildet eine nach der See offne 200′ über dem Meeresspiegel liegende Kesselschlucht, welche von der Landseite kranzförmig von Bergen umgeben ist.
Dank den zahlreichen Lagunen und der nur von drei Seiten umschlossenen Lage ist Navillivilli, — obgleich an concentrirter Hitze und daher auch an Mosquitos auffallend reich, — ein wahres Treibhaus der Natur zu benennen. In Folge der frischen Winde einer beständigen Brise der offenen Seeseite ist der Ort höchst erträglich und sehr gesund.
Mein Pferd war gesattelt und ich bald im Ritt ohne Begleiter.
Von Navillivilli führt ein ziemlich unsichtbarer, oft versumpfter Weg erst über Stauungen der Lagunen, dann bergauf bis zum Ort Niú-malú, der nur aus einem Gefängniss und dem ursprünglichen Hause des Gouverneurs der Insel Kauai besteht (der Gouverneur Mr. Busch residirt augenblicklich in Kolóa). Niú-malú verlassend, liegt rechts vom Wege hübsch angelegt und weit ausgebreitet die Zuckerplantage Lehúa mit ihren zahlreichen Gebäuden. Sie soll nächst Kolóa die älteste Plantage des Reiches sein. Von „Niú-malú“ an wird der Weg ein guter und ist circa eine Meile vom rechts liegenden öden, dürren, vulkanisch-durchwürfelten Basaltgebirge entfernt. Dieser Gebirgskette folgend durchzieht der Weg die üppigen Ländereien des Sir Albert Wilcox, die der Arowrod-Plantage des Herrn Müller und die der reichen Zuckerplantage von Lehúa und endlich an der schattigen, idyllisch isolirt liegenden Behausung des im Königreiche allbekannten tüchtigen Verwalters der Lehúa-Plantage, Herrn Isenbergs, vorbei. Hier beginnt der Weg allmählich schlechter und bedeutend wilder zu werden. Durch gegenwärtig auffallend dürre — sonst, wie man mir gesagt, üppige — Weideländereien, bald Hügel auf, bald ab, bergauf, bergab, stets in Sicht sehr mageren Viehes schlechter Art, auffallend zerfetzt aussehender Schafheerden führt der allmählich fast weglos werdende Weg bis zur „Niú-malú“-Schlucht. In der Schlucht des Flusses Niú-malú, die charakteristisch ist durch ihre krüppeligen, wenngleich an Früchten reichen Baumgruppen, die hier in spärlichen, wild verworrenen Massen „Wald“ genannt werden sollen, während sie nur höchstens halbwegs einem Urbusche zu vergleichen sind, sind die ihr Fell nachschleppenden Schafe auffallend bemerkenswerth. Das Terrain ist ausserordentlich durchwühlt. Die Brücke über den Niú-malú in der Tiefe der Schlucht soll 6 englische Meilen von Lehúa, demnach der halbe Weg bis Kolóa sein. Von der Brücke aus mit scharfen Curven beginnt die für die geringe Höhe auffallend steile Besteigung des Passes, jedoch mit beständigem Hinauf und Hinab, bis man endlich die stark windige Maximal-Höhe von 600′ über dem Meeresspiegel erreicht.
Die allgemeine Stille der Natur — während der Mittagszeit namentlich — ist hier eine auffallende. Kein СКАЧАТЬ