Название: Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Im Sonnenwinkel Staffel
isbn: 9783959796699
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»Nein, das will ich nicht«, erwiderte sie leise. »Arnold soll nicht glauben, dass er mir gerade gut genug ist, wenn ich nicht mehr weiter weiß. Mir ist sehr vieles klar geworden, aber wohl leider zu spät. Ich nehme an, dass du jetzt lieber fahren möchtest. Geschäftliche Dinge gibt es ja kaum noch zu besprechen.«
»Und in diesem Hause bin ich ohnehin unerwünscht. Deutlich genug hat man es mir ja zu verstehen gegeben.« Er machte eine kleine Pause. »Bei welchem Spezialisten warst du?«, fragte er dann rasch.
»Bei Professor Kroll. Du kannst dich bei ihm erkundigen«, erwiderte sie spöttisch.
Darauf bedacht, sich einen guten Abgang zu verschaffen, zwang er sich zu einem ermunternden Lächeln.
»Er kann sich irren, Georgia. Resigniere doch nicht. Es war Irrsinn von mir, dich zu diesem Hauskauf zu überreden. Du hättest lieber nach Italien gehen sollen.«
Sie legte den Kopf in den Nacken und sah ihn offen an. »Wie viel hast du eigentlich bei diesem Kauf profitiert, Frank?«, fragte sie anzüglich. »Aber das will ich gar nicht wissen. Es war gut, dass ich hierhergekommen bin. Nirgendwo sonst wäre mir wohl bewusst geworden, dass ich in erster Linie Mutter sein sollte. So gesehen habe ich es eigentlich dir zu danken, dass ich nicht resigniere. Diese Einsamkeit ist schön nach dieser Hetze. Du hast es dir sicher ganz anders vorgestellt, nicht wahr? Du dachtest nicht, dass ich Nonna und die Kinder mitnehmen würde.«
Sie brauchte dafür keine Bestätigung. Sie wusste, dass es so war. Und als er ging, empfand sie nichts anderes als Erleichterung.
*
Frank Hessler war fort. Nonna wirtschaftete wieder in der Küche umher, und nach den Düften zu schließen, die durch das Haus zogen, bereitete sie ein Festmahl. Die Zwillinge, die voller Genugtuung festgestellt hatten, dass Hesslers Wagen nicht mehr vor der Tür stand, schnüffelten genussvoll.
»Eigentlich können wir Hannes mal zum Essen einladen«, sagten sie zu Nonna, »wo wir doch dauernd was von Frau Auerbach kriegen.«
»Wir könnten ja alle zum Essen bitten«, meinte sie entgegenkommend.
»Das wird nicht gehen, weil die Ricky doch noch im Bett bleiben muss«, stellte Dirk betrübt fest. »Wie ist Muni den Hessler eigentlich so schnell losgeworden?«
»Frag sie doch selbst«, erwiderte Nonna.
»Lieber nicht, wenn sie es nicht von selbst sagt«, erklärte Dirk vorsichtig. »Es kann ja sein, dass sie ihm was vorgekrächzt hat. Kann sie nun gar nicht mehr singen, Nonna?«
Wie brutal Kinder doch sein können, dachte Nonna. »Sag so etwas bitte nicht vor Muni, Dirk«, murmelte sie. »Für sie ist es sehr schlimm, wenn sie nicht mehr singen kann.«
»Warum denn? Hauptsache, sie kann reden. Es ist doch alles Quatsch, was sie in den Opern singen. Verstehen tut man sowieso nichts.«
Nonna wusste, dass es nutzlos war, ihn für Kunst zu begeistern. Er war ein ausgesprochener Realist. Vielleicht würde das musische Interesse später erwachen, aber wohl eher noch bei Claas als bei Dirk.
»Geh hinüber und frag, ob Hannes mit uns essen darf«, forderte sie ihn auf.
»Bambi auch?«, bat er.
»Natürlich, wenn es ihre Eltern gestatten.«
Sie gestatteten es nach kurzem Zögern. Aber dann, als sie ganz allein ihr Abendessen einnehmen mussten, war es Werner und Inge Auerbach richtig unheimlich.
»Ein komisches Gefühl ist das«, meinte Inge. »Mir schmeckt es gar nicht so richtig.«
»Ein kleiner Vorgeschmack darauf, was uns später mal blüht, Ingelein«, brummte er. »Das Los aller Eltern. Man kann noch so viele Kinder haben, eines Tages ist man doch allein.«
»Ein grässlicher Gedanke«, seufzte sie. »Ich schaue lieber mal nach Ricky.«
Aber Ricky kam schon, in ihrem hellblauen Frotteemantel zwar noch durchscheinend blass, aber doch wieder sicher auf den Beinen.
»Nanu, so allein?«, fragte sie erstaunt. »Das ist ja ganz was Neues.«
»Die Folge guter Nachbarschaft«, brummte der Hausherr. »Hannes und Bambi speisen auswärts.«
»Nebenan«, fügte Inge rasch hinzu.
»Und deshalb schmeckt es euch auch nicht?«, fragte Ricky, die noch volle Aufschnittplatte betrachtend.
»Bei uns ist kalter Mittwoch, und drüben gibt es Cordon bleu«, lächelte Inge.
»Nicht übel«, meinte Ricky, »aber ob Bambi und Hannes etwas damit anzufangen wissen? Bei uns ziehen sie doch ein gewöhnliches Wiener Schnitzel vor.«
Geschmeckt hätte es schon sehr gut, erklärten die beiden, die bald darauf kamen, aber es wäre halt ein bisschen viel gewesen.
»Und ich habe immer an euch denken müssen«, wisperte Bambi, die kleine Schmeichelkatze.
»Jeden Abend gibt es da auch nicht so ein feines Essen«, erklärte Hannes. »Das hat Nonna nur gemacht, weil sie froh war, dass der Hessler wieder weg ist.«
Es blieb seinen Eltern überlassen, sich ihren Teil zu denken. Als dann noch Arnold Ullrich anrief und sich nur höflich erkundigte, wie es seiner Familie ginge, ohne den Wunsch zu äußern, mit seiner Frau zu sprechen, glaubten sie ihre Ahnungen bestätigt zu wissen.
»Noch ist nicht aller Tage Abend«, kommentierte Werner Auerbach, als Inge sich bekümmert äußerte, wie traurig es doch wäre, wenn Eheleute sich nichts mehr zu sagen hätten. »Hier herrscht ein heilsames Klima.«
*
Endlich durfte Henrike Ulla besuchen. Still und blass lag das Mädchen in den Kissen und sah Ricky mit todtraurigen Augen an.
»Es tut mir leid, dass ich euch so viel Kummer bereite«, flüsterte sie. »Ich habe gar nicht mehr denken können.«
»Es ist ja gut, Ulla. Jetzt geht es wieder aufwärts«, murmelte Ricky. »Denk nicht mehr daran.«
»Und Dr. Rückert ist meinetwegen auch noch krank geworden«, schluchzte Ulla auf.
»Es geht ihm schon besser, und du bleibst bei uns«, tröstete Ricky. »Papi hat noch mal mit deinem Vater gesprochen. Er hat nichts mehr dagegen.«
»Aber nun werden sie alle über mich reden. Ich weiß wirklich nicht, warum ich es doch tun wollte. Ich hatte so viel Angst, aber dann …« Ricky legte ihren Finger auf Ullas Mund. »Wenn du dich aufregst, muss ich gleich wieder gehen. Es wird ja niemand erfahren, dafür ist schon gesorgt. Schau, Ulla, ein paar Zimmer weiter liegt Herr Münsters Cousin, den Conny von Rosch mit meinem Wagen zusammengefahren hat. Es wird sehr lange dauern, bis er wieder gesund ist. Sein Leben hing auch an einem seidenen Faden, aber er will leben, und du musst es auch wollen. Wir werden dir dabei helfen. Sandra und Felix Münster heiraten, dann ist Frau von Rieding froh, doppelt froh, wenn sie dich hat. Nun hab doch ein bisschen Mut.«
»Ich bin euch ja so dankbar, dass ihr mich nicht verachtet«, flüsterte Ulla.
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