Die bekanntesten Dramen und Lustspiele von Arthur Schnitzler. Артур Шницлер
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Читать онлайн книгу Die bekanntesten Dramen und Lustspiele von Arthur Schnitzler - Артур Шницлер страница 53

Название: Die bekanntesten Dramen und Lustspiele von Arthur Schnitzler

Автор: Артур Шницлер

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027209309

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СКАЧАТЬ Steinstufen in den Garten herabführen. Von der Terrasse führt eine breite Glastüre in den Salon. Im Vordergrund ein kleiner Teich, im Halbkreis herum eine kleine Baumanlage. Eine Allee läuft von hier aus schief nach rechts bin. Am Beginn dieser Allee, dem Teich nahe, zwei Säulen. Auf diesen Säulen die Marmorbüsten von zwei römischen Kaisern. Eine steinerne Bank mit Lehne halbkreisförmig, rechts vom Teich, unter Bäumen. Rückwärts schimmert das Gitter durch das dünn gewordene Gesträuch. Hinter dem Gitter Wald, rötlich belaubt, mäßig ansteigend. Blaßblauer Herbsthimmel. Stille. – Die Szene einige Augenblicke leer.

      Erste Szene

       Inhaltsverzeichnis

      Von der Terrasse aus treten auf Sala und Johanna. Johanna schwarz gekleidet, Sala in grauem Anzug, dunklen Überzieher um die Schulter geworfen. – Sie gehen langsam die Treppe hinab.

      Sala. Es wird dir ein wenig kühl sein. Er macht ein paar Schritte ins Zimmer zurück, nimmt ein Cape, das dort bereit lag, legt es Johanna um die Schultern. Sie kommen allmählich in den Garten herab.

      Johanna. Weißt du, was ich mir einbilde? . . . Daß dieser Tag heute unser Tag ist – uns gehört, uns ganz allein. Wir haben ihn gerufen, und wenn wir wollten, könnten wir ihn halten . . . Die andern Menschen wohnen heute nur wie zu Gast in der Welt. Nicht wahr? . . . Es kommt wohl daher, daß du einmal von diesem Tag gesprochen hast.

      Sala. Von diesem –?

      Johanna. Ja . . . als die Mutter noch lebte . . . Und nun ist er wirklich da. Die Blätter sind rot, der goldene Dunst liegt über den Wäldern, der Himmel ist blaß und fern, – und der Tag ist noch viel schöner und trauriger, als ich ihn je hätte ahnen können. Und ich erlebe ihn in deinem Garten und spiegle mich in deinem Teich. Sie steht dort und blickt hinab. Und doch werden wir ihn so wenig halten können, diesen goldenen Tag, als das Wasser hier mein Bild behalten wird, wenn ich gehe.

      Sala. Sonderbar, in dieser klaren, lauen Luft weht doch schon eine Ahnung von Winter und Schnee.

      Johanna. Was kümmert's dich? Wenn diese Ahnung hier Wahrheit wird, bist du längst in einem andern Frühling.

      Sala. Wie meinst du das?

      Johanna. Nun, dort wo ihr hingeht, gibt's doch wohl keinen Winter wie bei uns.

      Sala nachdenklich. Nein, keinen Winter wie bei uns. Pause. Und du?

      Johanna. Ich –?

      Sala. Ich meine, wenn ich nun fort bin, was wirst du tun?

      Johanna. Wenn du fort bist –? Sie betrachtet ihn. Er schaut in die Ferne. Warst du nicht lange fort von mir? Und bist du's nicht am Ende auch in diesem Augenblick?

      Sala. Was sprichst du denn da? Ich bin bei dir . . . Was wirst du tun, Johanna?

      Johanna. Ich habe dir's ja schon gesagt: Fortgehen – wie du.

      Sala schüttelt den Kopf.

      Johanna. So bald als möglich. Jetzt hab' ich noch den Mut dazu. Wer weiß, was später aus mir wird, wenn ich hierbleibe.

      Sala. Solang man jung ist, stehen alle Türen offen, und vor jeder Türe fängt die Welt an.

      Johanna. Aber erst, wenn man an niemandem hängt, ist die Welt weit und der Himmel unendlich. Und darum will ich fort.

      Sala. Fort – das sagt sich so leicht. Dazu braucht es doch Vorbereitungen aller Art und irgend einen Plan. Du sprichst aber dieses Wort aus, als wenn du dir nur Flügel anzulegen brauchtest, um in die Ferne zu fliegen.

      Johanna. Entschlossen sein – heißt auch Flügel haben.

      Sala. Hast du gar keine Angst, Johanna?

      Johanna. Eine Sehnsucht ohne Angst, das wäre eine wohlfeile Sehnsucht, der man gar nicht wert wäre.

      Sala. Wohin wird sie dich führen?

      Johanna. Ich werde meinen Weg finden.

      Sala. Man kann sich den Weg wählen, aber nicht die Menschen, denen man begegnet.

      Johanna. Denkst du, ich weiß nicht, daß es mir nicht bestimmt sein kann, nur Schönes zu erleben? Auch Häßliches, auch Gemeines steht mir bevor.

      Sala. Und wie wirst du es tragen? . . . Wirst du es ertragen können?

      Johanna. Ich werde ja nicht immer wahr sein wie zu dir. Ich werde lügen, – und ich freu' mich darauf. Ich werde nicht immer froh sein und nicht immer klug. Ich werde irren und leiden. So muß es wohl sein.

      Sala. Du weißt das alles im voraus, und doch . . .

      Johanna. Ja.

      Sala. Und warum? . . . Warum gehst du fort, Johanna?

      Johanna. Warum ich fortgehe? . . . Ich will später einmal vor mir selbst erschauern müssen. So tief erschauern, wie man es nur kann, wenn einem nichts fremd geblieben ist. So wie es dir geschehen muß, wenn du auf dein Leben zurückblickst. Nicht wahr?

      Sala. Manchmal wohl. Aber gerade in solchen Augenblicken des Schauerns liegt eigentlich nichts hinter mir zurück, – alles ist wieder gegenwärtig. Und das Gegenwärtige ist vergangen. Er sitzt auf der Bank.

      Johanna. Wie meinst du das?

      Sala die Hand vor den Augen, schweigt.

      Johanna. Was ist dir? Wo bist du?

      Leiser Wind, Blätterrauschen und -fallen.

      Sala. Ich bin ein Kind und reite auf dem Ponny übers Feld. Mein Vater ist hinter mir her und ruft. Dort am Fenster wartet meine Mutter; sie hat einen grauen Seidenshawl ums dunkle Haar und winkt mir zu . . . Und ich bin ein junger Leutnant auf Manöver und steh' auf einem Hügel und melde meinem Obersten, daß hinter dem Gehölz die feindlichen Jäger lauern, bereit, hervorzubrechen, und unten in der Mittagssonne seh' ich Bajonette und Knöpfe leuchten . . . Und ich liege einsam im treibenden Kahn und schau' in die dunkelblaue Sommerluft, und unbegreiflich schöne Worte reihen sich mir aneinander, – so schön, wie ich sie niemals habe niederschreiben können . . . Und ich ruhe auf einer Bank in dem schwülen Park am See von Lugano, und Helene sitzt neben mir; sie hat ein Buch mit rotem Umschlag in der Hand; drüben unter dem Magnoliabaum spielt Lilli mit dem blonden englischen Buben, und ich höre, wie sie plaudern und lachen . . . Und ich spaziere mit Julian über raschelnden Blättern langsam auf und ab, und wir reden über ein Bild, das wir gestern gesehen haben. Und ich sehe das Bild: Zwei alte Matrosen mit zermürbten Gesichtern; sie sitzen auf einem umgewandten Nachen, den trüben Blick aufs unendliche Meer hinaus. Und ich fühle ihr Elend tiefer, als der Maler, der er gemalt hat, tiefer, als sie selber es fühlten, wenn sie lebendig wären . . . All das, all das ist da – wenn ich nur die Augen schließe, ist mir näher als du, Johanna, wenn ich dich nicht sehe und wenn du schweigst.

      Johanna hat die Augen mit Webmut auf ihn gerichtet.

      Sala. Gegenwart . . . was heißt das eigentlich? Stehen wir denn mit dem Augenblick Brust an Brust, wie mit einem Freund, den wir umarmen, – oder mit einem Feind, der uns bedrängt? Ist das Wort, das eben verklang, nicht schon Erinnerung? Der Ton, mit dem eine Melodie begann, nicht СКАЧАТЬ