Die bekanntesten Dramen und Lustspiele von Arthur Schnitzler. Артур Шницлер
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Читать онлайн книгу Die bekanntesten Dramen und Lustspiele von Arthur Schnitzler - Артур Шницлер страница 45

Название: Die bekanntesten Dramen und Lustspiele von Arthur Schnitzler

Автор: Артур Шницлер

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027209309

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СКАЧАТЬ denkst.

      Irene. Du doch auch. Na, und wer ist schließlich der Dumme von uns zweien gewesen? Wer? Frag' dich nur aufs Gewissen. Wer? . . . Bist du mit einer glücklicher gewesen als mit mir? Hat eine so an dir gehangen wie ich? Hat dich je eine andere so gern gehabt? . . . Gewiß nicht. Die dumme Geschichte, die mir dann im Engagement draußen passiert ist, meiner Seel', du hättest sie mir wirklich verzeihen können. Es ist wahrhaftig nicht so viel dran, wie ihr Männer immer draus macht – nämlich wenn's uns passiert. Sie trinken Tee.

      Julian. Soll ich Licht machen?

      Irene. Es ist ganz gemütlich in der Dämmerung.

      Julian. »Nicht viel dran«, sagst du. Du magst ja recht haben. Aber wenn's einen trifft, wird man eben doch ziemlich rasend. Und wenn wir uns auch versöhnt hätten – es wäre doch nicht mehr das Rechte geworden. Es ist schon besser so. Wie's einmal verwunden war, sind wir ja die besten Freunde geworden und sind's geblieben. Das ist doch auch was sehr Schönes.

      Irene. Ja. Heut bin ich auch ganz zufrieden. Aber damals –! O Gott, was war das für eine Zeit! Du weißt ja doch nichts davon. Nachher hab' ich dich erst so recht geliebt, – nachher, als ich dich durch meinen Leichtsinn verloren hatte. Ja, da hat sich erst sozusagen die wahre Treue in mir entwickelt. Denn was ich später erlebt habe . . . Aber es ist nicht zu verlangen, daß ein Mann so was versteht.

      Julian. Ich versteh's ganz gut, Irene. Du kannst mir's glauben.

      Irene. Im übrigen will ich dir was sagen, Julian; es war doch nur die gerechte Strafe für uns beide.

      Julian. Für uns beide?

      Irene. Ja. Darauf bin ich schon lang gekommen. Die gerechte Strafe.

      Julian. Für uns beide?

      Irene. Ja. Für dich auch.

      Julian. Ja, wie meinst du das?

      Irene. Wir haben's nicht anders verdient.

      Julian. Wir? . . . Wieso denn?

      Irene ernst. Du bist ja so gescheit, Julian. Was glaubst du: Wär' das damals geschehen – meinst du, ich hätt' so was anstellen können, wenn wir – ein Kind . . . wenn wir – das Kind gehabt hätten? Frag' dich doch aufs Gewissen, Julian – glaubst du's? Ich nicht, und du auch nicht. Alles wär' anders gekommen. Alles. Wir wären zusammen geblieben, wir hätten noch ein paar Kinder gekriegt, wir hätten uns geheiratet, wir möchten zusammen leben. Ich wär' nicht ein altes Schloßfräulein und du wärst nicht –

      Julian. Ein alter Junggesell.

      Irene. Na, wenn du's selber sagst. Und die Hauptsache: Wir hätten ein Kind. Ich hätt' ein Kind. Pause.

      Julian ist im Zimmer auf- und abgegangen. Was soll das alles, Irene? Warum sprichst du wieder von allen diesen vergessenen –

      Irene. Vergessenen?

      Julian. – Vergangenen Dingen?

      Irene. Vergangen sind sie freilich. Aber draußen auf dem Land hat man viel Zeit. Alles mögliche geht einem durch den Kopf. Und gar, wenn man andere Kinder sieht – die Lori hat nämlich zwei Buben –, fällt einem so manches ein. Neulich war's beinahe wie eine Vision.

      Julian. Was denn?

      Irene. Ich bin übers Feld gegangen gegen Abend. Das tu' ich manchmal, ganz allein. Weit und breit war niemand. Unten das Dorf ist auch ganz still dagelegen. Und ich spazier' so weiter, immer weiter gegen den Wald zu. Und plötzlich war ich nicht mehr allein. Du warst da. Und zwischen uns beiden das Kind. Das haben wir so an der Hand geführt – unser kleines Kind. Ärgerlich, um nicht zu weinen. Es ist ja zu dumm. Ich weiß doch, das Kind wär' jetzt ein Bengel von dreiundzwanzig Jahren, wär' vielleicht ein Lump oder ein schlechtes Mädel. Oder wär' vielleicht schon tot. Oder es wär' irgendwo draußen in der Welt und wir hätten gar nichts mehr von ihm . . . ja, ja. – Aber einmal hätten wir es doch gehabt, einmal war's doch ein kleines Kind gewesen und hätt' uns gern gehabt. Und . . . Sie kann nicht weiter. Stille.

      Julian weich. Irene, rede dich doch nicht in solche Dinge hinein.

      Irene. Das ist kein Hineinreden.

      Julian. Gräm' dich nicht. Nimm's doch, wie es ist. Du hast anderes erlebt, vielleicht besseres. Dein Leben war reicher, als ein Mutterleben hätte sein können . . . Du warst eine Künstlerin.

      Irene vor sich hin. Ich pfeif drauf.

      Julian. Eine große, eine berühmte – das will doch was heißen. Du hast auch noch mancherlei anderes, sehr schönes erlebt – nach mir. Ich weiß es ja.

      Irene. Was hab' ich davon? Was will das alles bedeuten? Eine Frau, die kein Kind hat, ist gar nie eine Frau gewesen. Aber eine, die einmal eins hätte haben können – haben müssen, und die – Blick. – – nicht Mutter geworden ist, das ist eine . . . ah! Aber das kann ja kein Mann verstehen! Das kann ja keiner verstehen! Der beste von euch ist in diesen Dingen noch immer eine Art von Schuft. Weiß denn einer von euch, wie viele von ihm in der Welt herumlaufen? Ich weiß wenigstens, daß ich keins gehabt hab'. Weißt du's überhaupt?

      Julian. Und wenn ich es selbst wüßte –

      Irene. Wieso? Hast du wirklich eins? – So red' doch. Julian, du kannst mir's schon sagen. Wo lebt's denn? Wie alt ist es denn? Ein Bub'? Ein Mädel?

      Julian. Frag' doch nicht . . . Und wenn ich ein Kind hätte, es würde ja doch nicht mir gehören.

      Irene. Er hat ein Kind! Er hat ein Kind! Pause. Warum läßt du's denn so in der Welt herumlaufen?

      Julian. Du hast's ja selbst gesagt: – Der beste von uns ist in diesen Dingen auch noch eine Art von Schuft. Und ich bin nicht einmal der beste.

      Irene. Warum holst du dir's denn nicht?

      Julian. Was geht's mich denn überhaupt an? Was dürft' es mich angehen? Genug . . . Pause. – Willst du noch eine Tasse Tee?

      Irene. Danke, danke. Nicht mehr. Pause. Es dämmert. Er hat ein Kind, und ich hab's nicht gewußt!

      Lange Pause.

      Vierte Szene

       Inhaltsverzeichnis

      Julian, Irene und Diener. Dann Felix.

      Der Diener tritt ein.

      Julian. Was gibt's?

      Diener. Herr Leutnant Wegrat fragt, ob der gnädige Herr zu Hause sind.

      Julian. Gewiß. Ich lasse bitten.

      Diener hat das Licht eingeschaltet und geht ab.

      Irene. Der junge Wegrat? – Ich dachte, er sei schon wieder fort. – Der arme Junge, er war wie vernichtet.

      Julian. Das denk' ich mir.

      Irene. Du hast ihn in Salzburg besucht?

      Julian. Ja. Im August war ich ein paar Tage СКАЧАТЬ