G. K. Chesterton: Krimis, Aufsätze, Romane und mehr. Гилберт Кит Честертон
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Название: G. K. Chesterton: Krimis, Aufsätze, Romane und mehr

Автор: Гилберт Кит Честертон

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027207428

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СКАЧАТЬ zerkrümelt – wie ‘ne Fliege. Im Rat, da waren wir drei gegen drei, wie jene Römer, die die Brücke hielten. Aber wir sind am schlimmeren dran, weil die andern, erstens einmal, ihre Organisation zu Hilfe rufen können – was wir mit der unserigen nicht tun können – und zweitens einmal, weil – –«

      »Weil einer von jenen drei andern«, sprach der Professor, »kein – Mensch ist.«

      Syme nickte und schwieg für eine Sekunde oder zwei. Dann sprach er:

      »Meine Idee ist diese … Hören Sie .. Wir müssen etwas tun, daß wir den Marquis bis morgen mittag in Calais festhalten. Ich hab schon an die zwanzig Möglichkeiten erwogen. Wir können ihn nicht als Dynamithelden anzeigen, das ist nu mal klar! Wir können ihn nicht einer trivialeren Sache wegen in Haft setzen, denn dazu müßtem wir ihn verklagen, und zum Verklagen müßten wir vor Gericht erscheinen; er kennt uns – und er würde Lunte riechen! Wir können ihn auch nicht in anarchistischen Angelegenheiten zurückhalten wollen; von derartigen Ausreden würde er ja manche fressen, nur nicht diese blödsinnige, daß wir in Calais bleiben müssen, während der Zar wohlbehalten durch Paris gondelt. Wir könnten versuchen, ihn zu stehlen und ihn wo gefangen verstecken; aber er ist zu gut bekannt hier. Er besitzt eine reine Leibwache von Freunden; aber er ist sehr stark und er ist sehr tapfer, und das Ende davon wäre nicht mit Sicherheit vorauszusagen. Das einzige, von dem ich einsehe, daß es zu machen ist – wäre dieses: aus hervorragenden Eigenschaften des Marquis Vorteile zu ziehen. Ich werde mir die Tatsache zunutze machen, daß er ein höchst angesehener Edelmann ist. Ich werde mir die Tatsache zunutze machen, daß er viele Freunde hat und in der besten Gesellschaft verkehrt …«

      »Was zum Teufel quasseln Sie da?« fragte der Professor.

      »Wir Symes – wir sind zum erstenmal im vierzehnten Jahrhundert genannt«, sprach Syme.

      »Aber das ist Tradition, daß einer von uns hinter Bruce ritt zu Bannockburn. Seit 1350 ist der Stammbaum ganz rein.«

      »Der ist übergeschnappt«, sprach der kleine Doktor verwundert.

      »Unsere Wappen«, fuhr Syme mit größter Gemütsrohe fort, »sind allemal Silber mit roten Sparren mit drei gekreuzten Kreuzchen im Feld. Das Motto variiert.«

      Der Professor packte Syme grob am Kragen an. »Wir sind sofort an Land«, sagte er, »sind Sie seekrank oder machen Sie faule Witze am unrechten Platz?«

      »Meine Bemerkungen sind schier peinlich praktisch«, antwortete Syme gemächlich. »Das Haus St. Eustache ist ebenfalls sehr, sehr alt. Der Herr Marquis können nicht leugnen, daß er ein Gentleman sind. Er können aber auch nicht leugnen, daß ich ein Gentleman bin. Und um ihn über meine gesellschaftliche Stellung nicht im geringsten Zweifel zu lassen, bin ich dafür, ihm bei der erstbesten Gelegenheit den Hut vom Kopfe zu wischen. Aber da sind wir im Hafen.«

      Sie gingen an Land. Wie betäubt von der prallen Sonne. Syme, der jetzund die Führung übernahm, so wie sie Bull in London innegehabt, lotste sie durch etwas wie eine Strandpromenade, bis sie an einigen Kaffeehäusern anlangten, die ganz unter lauter Grün versteckt waren und auf das Meer hinaussahen. Er ging vor ihnen einher – renommierend und seinen Stock schwingend wie ein Schwert. Er steuerte augenscheinlich auf das entgegengesetzte Ende dieser Kaffeehäuserallee zu – als er mit einem Male mit einem Ruck stehen blieb … Die beiden andern mit einer einzigen Geste schweigen hieß – und mit einem behandschuhten Finger nach einem Kaffeetisch unter einer Wolke blühenden Laubes hindeutete … an dem der Marquis de St. Eustache saß … mit blitzenden Zähnen hervor aus seinem dichten schwarzen Bart, das kühne, braune Gesicht überschattet von einem hellgelben Strohhut und wirkungsvoll gegen die violette See aufgestellt …

      Das zehnte Kapitel.

       Das Duell

       Inhaltsverzeichnis

      Syme nahm an einem Kaffeetisch mit seinen Gefährten Platz. Seine blauen Augen funkelten wie die lichte See da unten. Und er bestellte eine Flasche Saumur mit einer frohen Ungeduld. Er befand sich mit einigem Grund in einer solchen seltsam heiteren Gemütsverfassung. Sein Genius schwebte schon unnatürlich hoch, und stieg immer noch höher – genau in dem Maße, in dem der Saumur in der Flasche sank; und binnen einer halben Stunde war seine Rede ein reißender Strom des Unsinns. Er erklärte, er arbeite soeben einen vollständigen Plan aus von der Unterhaltung, die zwischen ihm und dem fürchterlichen Marquis vor sich gehen sollte. Und er brachte sie hastend mit einem Bleistift zu Papier. Und sie war arrangiert – wie ein gedruckter Katechismus, mit Frage und Antwort; und da haspelte er sie auch schon laut herunter.

      »Ich komme also auf ihn zu. Eh er noch seinen Hut zieht, hab ich schon den meinigen gezogen. Ich sage: ›Herr Marquis de Saint Eustache, wenn ich mich nicht irre.‹ Er antwortet: ›Der berühmte Mr. Syme, so ich recht sehe.‹ Dann erkundigt er sich in exquisitestem Französisch: ›Wie gehts, wie stehts?‹ Und ich versetzte im reinen Londoner Dialekt: ›Nicht mehr so oft wie früher –‹«

      »Aufhören! Maul halten!« sprach der Mann mit den Brillen. »Nehmen Sie sich doch zusammen – schmeißen Sie den Wisch weg! Und sagen Sie nu mal ernsthaft, was Sie tun werden?«

      »Aber das war doch ein wunderschöner Katechismus!« sprach Syme pathetisch. »Lassen Sie mich ihn vorlesen. Er hat doch nur dreiundvierzig Fragen und Antworten, und einige von den Antworten des Marquis sind wahnsinnig witzig. Ich bin meinem Feind gegenüber stets gerecht.«

      »Aber wozu soll denn das taugen?« fragte Dr. Bull verzweifelt.

      »Zu meiner Herausforderung doch! Verstehen Sie denn nicht?« sprach Syme – und strahlte vor Freude. »Wenn der Marquis die neununddreißigste Antwort gegeben hat, die folgendermaßen lautet –«

      »Ist Ihnen bei alledem niemals – aus purem Zufall etwa – irgendwie der Gedanke gekommen«, fragte der Professor da mit einer erdrückenden Selbstverständlichkeit, »daß der Marquis von den dreiundvierzig Dingern, die Sie ihm zugeschrieben haben, das eine oder andere, sagen wir, nicht mehr wissen, mithin also vergessen haben könnte? In diesem Falle, denke ich, möchten Ihre eigenen Epigramme sich denn doch ein wenig allzu gekünstelt anhören.«

      Syme schlug auf den Tisch und strahlte fast ein wenig zu viel vor Freude. »Wie wahr – ach wie so wahr, so wahr das ist! Und ich hab nicht einen einzigen Augenblick daran gedacht! Mein Herr, Ihr Verstand erhebt sich über das Durchschnittsmaß … Sie werden sich noch einen Namen machen.«

      »Oh – Sie sind besoffen wie ‘n Nachtwächter!« sprach der Doktor.

      »Da bleibt mir nichts anderes übrig«, fuhr Syme unbeirrt fort, »hm – da muß ich nun also eine andere Methode finden, wie das Eis (wenn ich mich so ausdrücken darf) zwischen mir und dem Mann, den ich töten will, zu brechen sein wird. Und da ja der Gang einer Unterhaltung nicht von einer der beiden Parteien allein vorausgesagt werden kann (wie Sie mir ebenso scharfsinnig wie tief gerade dargelegt haben), ist (so vermute ich wenigstens) die einzige Möglichkeit für die eine der beiden Parteien diese: in ihrem vorgefaßten Dialog ihrerseits wenigstens so weit wie möglich zu gehen. Na – und das will ich, beim Heiligen Georg! das will ich –« Und er stand jählings auf, und sein gelbes Haar wehte in der schwachen Brise.

      Eine Künstlerbande spielte in einem Cafe chantant verborgen irgendwo unter den Bäumen; und ein Frauenzimmer hatte just mit Singen aufgehört. In Symes überheiztem Schädel war das Schmettern der Blechinstrumente ganz wie der Singsang der Leierkasten von Leicester Square, zu dessen Lied er einst aufstand СКАЧАТЬ